Montag, 28. August 2006
Abt.: New classics
lb
Pop Artificielle
Das mußte natürlich mal gemacht werden: Pophits vergangener Epochen im minimalistisch groovenden Elektronik-Format! Der mittlerweile in Chile lebende Uwe Schmidt, der vor allem als Atom Heart schon seit einigen Jahren im Bereich der ambitionierten elektronischen Musik aktiv ist, hat in zweijähriger Programmierarbeit klassische Popsongs in die elektronische Zukunft transformiert - ein gewagt klingendes Projekt, das allerdings auf ganzer Linie überzeugt und zurecht mit enthusiastischen Kritiken bedacht wurde.
In Studios zwischen Frankfurt und Santiago hat sich Uwe Schmidt epochalen Songs vorwiegend der Sechziger und Achtziger Jahre gewidmet, denen er am Computer ein minimalistisches Elektro-Outfit verpaßte, das sowohl leicht und fluffig, aber immer auch präzise und funky klingt. Dabei erlitten manche Songs natürlich ein ziemlich radikales Face-Lifting - bei genauerem Hören muß Schmidt jedoch ein durchaus respektvoller Umgang mit den Originalen attestiert werden. Bei der Trackauswahl wird manchem Techno-Puristen das eine oder andere mal der Atem stocken - man denke nur an das süßlich-schnulzige Angie von den Rolling Stones oder das pathostriefende Jealous Guy von John Lennon, das auch noch die erste Single-Auskopplung abgeben wird.
Die Kunst von lb liegt in der Fähigkeit, auch durchaus belastete Song-Klassiker auf ihren elektronischen Kern herunterzustrippen und mit lässig verstolperten Maschinen-Beats zum Grooven zu bringen. Dazu nutzt Schmidt seine durch geheimnisvolle Computerprogramme transformierte Stimme, was prächtig funktionierende vocoderähnliche Effekte zur Folge hat.
Angefangen mit dem furiosen Opener Superbad von James Brown, über Donovan und die Tremeloes (Silence Is Golden) zu Eighties-Ikonen wie ABC, Prince und David Bowie (Ashes To Ashes) macht Pop Artificielle nicht nur seinem Titel alle Ehre, sondern beweist mit entschlossenem Mut zu Neuem und sicherem Geschmack, wie Pop-Geschichte zukünftig buchstabiert wird. (Whirlyjoe)
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