Donnerstag, 17. August 2006
Revolutionär!
Der 45 Twister
„Beatjuggling, contest scratching - no problem anymore!” Dieses merkwürdige Ding wird gerade im www beworben, damit soll der grobmotorisch veranlagte DJ endlich in der Lage sein, auch kleine 7-Inches besser zu handeln, also Scratches und Rewinds zu platzieren. Was wiederum den R-Man zu folgender spontanen Rede verführte: „…nichts ist unwürdiger und beschissener als scratchen. weil das ja auch so ist wie Saxophon spielen - es nimmt immer überhand.“
Unabhängig davon, dass man sich DJ-Helden wie Keb Darge oder Pete Rock kaum vorstellen kann wie mit diesem gelben Plastikding hantieren, wirft das ja schon die Frage auf, wie man es auch als Gelegenheits-DJ mit dem Scratchen hält. Mit 7-Inches geht es kaum, man hat einfach zu wenig Trefferfläche, weshalb es ja aber nun den coolen 45 Twister gibt.
Wobei man gerade ja alte Funk-45s doch lieber unbehelligt durchspielen lassern sollte, wie ich meine. Aber über einen freistehenden HipHop-Beat in gemächlicherem Tempo kann man durchaus mal mit den Fingern über die andere Platte scratchen und ein bisschen Rumtesten. Die eigentliche Kunst liegt halt darin, mit der anderen Hand am Mixer den Kanal gut getimed auf und zu machen - was ich leider nicht auf die Reihe kriege. Es gibt aber durchaus versierte DJs, die so was sehr dezent und effektiv machen. Minimalismus sollte auch hier das Zauberwort sein. Die Stereo MC’s machen so was doch sehr gut.
Muss ja nicht gleich irrer HipHop-Turntablism sein, was oft tatsächlich wie beknackter Jazzrock klingt. Früher gab es doch auch noch diese DJ-Weltmeisterschaften, wo junge Menschen in Trainingsanzügen mit den Füssen oder der Zunge gemixt und gescratcht haben – gibt es so was noch? Wer will das denn hören?
Also: falls jemand den 45 Twister braucht, hierlang: Compost Records webshop. Auch customized mit eigenem Logo!
Das Vinyl muss leben, auch das kleine! (Whirlyjoe)
PS: Ich bin ja mehr old school. Wenn ich mal eine 45 auflege, dann läuft sie auch bis zum Ende durch. Ganz in der Tradition von David Mancuso, der anfangs beim Auflegen zwischen den Tracks noch Pausen gelassen hat, damit die Loft Besucher klatschen konnten. (R-man)
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