Donnerstag, 31. August 2006

London/Day Two Notting Hill Carnival Nachdem ich ja nun Freitag früh im Bett war, erwachte ich dann doch mit Kopfschmerzen, weil mein Kissen mit Beton statt Federn gefüllt war. Zumindest konnte ich so mal wieder das Hotel-Frühstück genießen. Also ich gegen 10 Uhr rein in den roten Doppeldecker und Richtung Camden gefahren. Da die beiden Music & Goods Exchange Läden noch nicht geöffnet hatten, bin ich mal wieder über den Camden Market gestromert, aber das ist ja mittlerweile zur kompletten Touristenfalle verkommen. Der eine 2nd Hand Laden machte erst gar nicht auf und der andere verweigerte den Jägern den Zugang zum Bargain Basement. Rausgeworfene Zeit also. Zurück zur Soul & Dance Exchange in Notting Hill Gate, wo der Preiswert-Keller geöffnet hatte und ich zwei Stunden mit zirka 15 armlangen Reihen Vinyl verbrachte – Soul, Funk & Dance – LPs 1 Pfund, 12“-es 50 Cent. Mit Carly Simon’s No Secrets (dieses Cover!) und einem Kid Creole Klassiker wechselten zwei Alben den Besitzer, dazu kamen noch Maxis von Pointer Sisters (rotes Vinyl), Isaac Hayes, Kelis (10“-Trick Me Mash Up), Mavis Staples, Barry White, James Brown, Candi Staton, Rae & Christian, Gwen Guthrie, Donna Summer (1-seitige Mac Arthur Park Suite – 17:33 min.) und einige andere. 10 Pfund legte ich dafür auf den Tisch des Hauses. Ich hatte Beute gemacht. Ich war zufrieden. Zurück zum Hotel und des Gewichts entledigt. Zwischenzeitlich war mein Kumpel Andi aus München eingetroffen und zusammen steuerten wir zielstrebig den Black Lion an. Es war ja schon 14 Uhr. Mit viel Geschnatter machten wir dann die legendäre Berwick Street unsicher, aber auch hier war im 2nd Hand Laden der Billig-Keller geschlossen und bei Selectadisc, Reckless oder Soul Jazz hatte ich dann keine Lust, 8 Pfund für eine 12“ hinzulegen. Die letzten Käufe waren zwei Bücher im erstarkenden HMV-Shop: Hotel California (über den Aufstieg der Laurel Canyon Szene) und die runderneuerte Version (100 Seiten mehr) von Last Night The DJ Saved My Life, der wirklich sehr empfehlenswerten Geschichte des DJ-ing. Dann mussten wir schon wieder ins Hotel zurück (nicht ohne im Black Lion auf ein Pint zu stoppen), denn abends war ja die Norman Jay Crate Diggers Party in der Bar Form in London. Dort sollte ich gegen 8 Uhr auflegen, gefolgt von jeder Menge anderer Musik-Fanatiker. Die Bar Form ist in Enfield, was bedeutet, dass man die Picadilly Line bis zum Ende fährt (und von dem Ticket verkaufenden Ersatz-Jesus verlacht wird), um dann noch ein paar Pfund für ein Taxi auszugeben, um sich noch weiter vom Zentrum Londinums zu entfernen. Letztendlich hat der Trip 2 Stunden gedauert und ich bin 2 Minuten zu spät gekommen. Aber das war egal, Gastgeber Steve Ellis wies mich schnell in die Technik ein und mit der Nonchalance eines Alt-DJs habe die beiden Pioneer CD-Player (Vinyl hatte ich aus logistischen Gründen nicht dabei) mit folgendem gefüttert: Della Reese – I Got The Blues James Brown – People Get Up And Drive Your Funky Soul Aaron Neville - Hercules The Sisters Love – Give Me Your Love Al Green – Love Ritual Nicole Willis – Feeling Free Alder Ray Black – Just Because The Package Has Been Opened Angie Stone – Brotha (Pt. 2) Sidney Barnes – Love In The Moonlight Die Bar Form war echt nett eingerichtet (die Fotos sind bis auf 2 leider nichts geworden), da hat jemand Geld in die Hand genommen. Der DJ saß erhöht unter der Decke, aber irgendjemand hat den Leuten erzählt, dass Bose-Boxen es bringen würden. Tun sie natürlich nicht und so war der Sound schon ziemlich mittig-Scheiße. Dazu gab es Heinecken (auch nicht so doll) und als wir dann gegen 11.30 Uhr abends den letzten Zug nahmen, waren wir auch schon leicht drüber. In weiser Voraussicht hatten wir uns für den Rückweg für die British Rail entschieden, nicht auszudenken, welche Qualen wir wegen gefüllter Blase in der Tube hätten durchleiden müssen. Letztendlich war es ein netter Abend, aber mit definitiv zu viel Reiseaufwand. Da hätte man auch eine der vielen Alternativen wählen können… aber wir wollen ja nicht nachkarten. (R-man) Wie es weiter geht: Carnival Tag 1. Nie hat Green Onions besser geklungen, eine Horde betrunkener Briten zeigt den Jamaikanern wo der Sound System Hammer hängt und R-man & Andi durchleben eine weitere Odyssee. Diesmal durch Süd-London.

Mittwoch, 30. August 2006

Check this out... A House Is Not A Motel ...welch ein Song! Erol Alkan ist DJ ohne Grenzen. Unter dem alias Beyond The Wizards Sleeve fertigt er auch Remixe und Edits an, so auch einen von A House Is Not A Motel, dem vielleicht besten Song auf dem besten Album (Forever Changes), das es je gegeben hat. Eigentlich wollte er den Edit auf einer der nächsten 12"-es veröffentlichen, aber als Arthur Lee nun starb, befand Erol das nicht für richtig. Stattdessen publiziert er den Edit nun über das Internet: "(Giving the edit out over the internet)... seems the simplest way to get the edit out there as a tribute not just to him, but to one of the greatest albums ever made. The biggest joy to doing the BTWS edits is seeing kids absorb this incredible music, some of which was made 40-50 years ago." Und das Ding ist gar nicht so weit weg vom Original, keine House-beats oder so, aber ein echter Killer. Nun zugreifen oder für immer bereuen! (R-man)
London/Day One Notting Hill Carnival Ich werde meinen Reisebericht jetzt mal Häppchenweise unter die Millionen bringen, da ich aus London nicht nur schmerzende Füße sondern auch eine satte Erkältung mitgebracht habe, wie ich gestern im Laufe des Abends schmerzvoll feststellen musste. So ganz viel gibt es vom ersten Tag, dem Freitag, nicht zu erzählen. Nachdem ich um zirka 14 Uhr in meinem Lieblingshotel The Blakemore eingecheckt hatte (und die Rossetti-Bar des Etablissements den gewohnt soliden Eindruck machte), begab ich mich auf meinen ersten Fischzug. Der muß in einer Stadt von der Größe Londons auf das Penibelste geplant werden, denn da alles unglaublich weit auseinander liegt, kann man viel Zeit verplempern. Und wenn man wie ich die Tube eher zu Gunsten der Busse meidet, dann wird man auf der Oxford Street schon mal locker von den Fußgängern stehen gelassen (während man im Bus feststeckt). Mein erster Halt war die Notting Hill Gegend, strategisch günstig zu meinem Hotel gelegen und mit 2-4 Music & Goods Exchange Läden gut bestückt. Und gleich mehrere rote Fäden sollten sich durch diesen Trip ziehen: jeder Laden war seit meinem letzten Besuch umgeräumt worden, ich hatte keine Want-List mitgenommen und wusste nicht wirklich, was ich kaufen sollte. So reichte es tatsächlich nur für die Dirty Diamonds II Compilation (GBP 3), die ich zwar schon im Promo-Pappschuber hatte, aber wegen der Linernotes dann doch nochmal gekauft habe. Bei dem Preis... Rein in den Bus und in Richtung Tottenham Court Road gefahren, die Strasse runter und rein zu Fopp, einem Laden, der mir wegen der moderaten Preise und vielen Sonderangeboten in guter Erinnerung war. Dort war plötzlich das Vinyl fast komplett verschwunden und die magere Beute waren zwei Compis, die Kenny Dope zusammengestellt hatte und die die Aura eines Bootlegs haben. Egal, für je 5 Pfund haben Soul Trippin’ und Roller Boogie 80’s jetzt ein neues zu Hause gefunden. Total: 3 CDs. So wenig habe ich am ersten Tag in London noch nie gekauft. Zeit, um sich zurück zum Basislager zu begeben. Allerdings bin ich nur selten am Black Lion Pub vorbeigekommen, ohne nicht 1-2 Pints zu verklappen. So auch an diesem Freitag. Über den Rest des Tages decke ich mal den Mantel des Schweigens, da ich mich nach einem ausgedehnten Nickerchen einfach auf die andere Seite gedreht und weitergepennt habe. Aber so viel gab das Time Out für den Abend auch nicht her und in Anbetracht der nächsten hektischen Tage war lange Schlafen ohne Hangover eine echte Alternative. (R-man) Wie es weitergeht: Samstag. Ich treffe auf meinen alten Kumpel Andi, ausgedehntes Record-Shopping vorher und nachher und eine nächtliche Odyssee nach Nord-London. PS: In Ermangelung eines aktuellen Tagesbildes bekommt ihr hier schon mal einen Vorgeschmack des sonntäglichen Carnival-Siegers! Gaz Mayall (Sohn von John), Besitzer von zirka 30.000 Ska-Singles und ein echt liebenswerter Verrückter. Unglaublich was da abging! Bei dem Weg: Klickt man auf die Bilder, öffnen sie sich in einem neuen Fenster um einiges größer. Leider kann man auch so nicht die Fragezeichen auf Gaz's grünen Socken sehen.
...nächsten Samstag Shake Baby Shake 02. September Es ist wieder so weit. Die drei sbs-Residents fiebern ihrem Einsatz entgegen. Ingolf hat sich extra Urlaub genommen, um mal in Ruhe einige 12"-es vom Dachboden zu holen und Axel, der ja das letzte mal nicht dabei war, hat einen "möchte-gern-London-Caribik-Carnival-Mix" (O-Ton) zusammen gestellt. Da bin ich ja dann mal gespannt. Ich werde mich an der Auswahl dran lang hangeln, die ich für die Bar Form/London rausgesucht habe. Dazu noch die neuen 12"-es hören und mal sehen, was so passt. Wir werden auf jeden Fall Spass haben. (R-Man)

Dienstag, 29. August 2006

Keep it unreal! Notting Hill Carnival 2006 Howdy, shake baby shake-Massive! Bin zurück aus London. Mit ner Handvoll Platten, ein paar CDs und Büchern, coolen Erinnerungen und vor allem platten Füßen. Ein etwas ausführlicherer Reisebericht folgt, sobald Kumpel Andi die Fotos rübergemailt hat. Der Meister selbst in der DJ-Booth in Nord-London, diverse Boxentürme und andere Plätze, die ich mit Andi B. besuchte. Das macht den Mokka doch erst rund. Oben seht ihr schon mal Norman Jay und seinen Good Times Bus gegen Mittag und darunter dann das gleiche Areal zirka 5 Stunden später, fotografiert vom Bus aus. Ich kann allerdings nur hoffen, dass die Bilder vom Gaz’s Rockin’ Blues Sound System was geworden sind, denn was die Burschen da aufgebaut haben, kann man mit Worten nicht beschreiben. Das war mal wieder einfach unglaublich… Stay tuned. (R-man)

Montag, 28. August 2006

Abt.: New classics lb Pop Artificielle Das mußte natürlich mal gemacht werden: Pophits vergangener Epochen im minimalistisch groovenden Elektronik-Format! Der mittlerweile in Chile lebende Uwe Schmidt, der vor allem als Atom Heart schon seit einigen Jahren im Bereich der ambitionierten elektronischen Musik aktiv ist, hat in zweijähriger Programmierarbeit klassische Popsongs in die elektronische Zukunft transformiert - ein gewagt klingendes Projekt, das allerdings auf ganzer Linie überzeugt und zurecht mit enthusiastischen Kritiken bedacht wurde. In Studios zwischen Frankfurt und Santiago hat sich Uwe Schmidt epochalen Songs vorwiegend der Sechziger und Achtziger Jahre gewidmet, denen er am Computer ein minimalistisches Elektro-Outfit verpaßte, das sowohl leicht und fluffig, aber immer auch präzise und funky klingt. Dabei erlitten manche Songs natürlich ein ziemlich radikales Face-Lifting - bei genauerem Hören muß Schmidt jedoch ein durchaus respektvoller Umgang mit den Originalen attestiert werden. Bei der Trackauswahl wird manchem Techno-Puristen das eine oder andere mal der Atem stocken - man denke nur an das süßlich-schnulzige Angie von den Rolling Stones oder das pathostriefende Jealous Guy von John Lennon, das auch noch die erste Single-Auskopplung abgeben wird. Die Kunst von lb liegt in der Fähigkeit, auch durchaus belastete Song-Klassiker auf ihren elektronischen Kern herunterzustrippen und mit lässig verstolperten Maschinen-Beats zum Grooven zu bringen. Dazu nutzt Schmidt seine durch geheimnisvolle Computerprogramme transformierte Stimme, was prächtig funktionierende vocoderähnliche Effekte zur Folge hat. Angefangen mit dem furiosen Opener Superbad von James Brown, über Donovan und die Tremeloes (Silence Is Golden) zu Eighties-Ikonen wie ABC, Prince und David Bowie (Ashes To Ashes) macht Pop Artificielle nicht nur seinem Titel alle Ehre, sondern beweist mit entschlossenem Mut zu Neuem und sicherem Geschmack, wie Pop-Geschichte zukünftig buchstabiert wird. (Whirlyjoe)

Sonntag, 27. August 2006

Die perfekte Sonntag morgen Platte Believers Edition #5 Zugegeben, wenn es im Soul zu schwülstig wird, wenn die Geigen etwas zu dick drauf liegen und vor allem, wenn es dann auch noch fast klinisch produziert wird, dann bin ich da auch nicht so für. Deshalb sind auch die bisherigen 4 Planter’s Club Compilationen nicht für jeden Soulie zu empfehlen, denn die haben sich soundmässig genau dort platziert, was ich mal „Philly und die Folgen“ nennen möchte. Aber Compilant DJ Samir bekommt eigentlich immer die Kurve bevor es zu suppig wird, denn er hat aus dieser Politur-Phase des Soul Stücke ausgewählt, in denen noch genug Blut, Schweiß und Tränen zu finden sind. Und generell fährt er auch eine Stimme auf, die genug Biss hat, um die Message rüber zu bringen. So auch bei Vol. 5 der nun Believers Edition genannten Serie. Das war früher der Untertitel, der nach einem Zwist mit den Betreibern des Wiener Planter`s Club kurzerhand befördert wurde. Ansonsten bleibt alles beim alten. Nicht nur, dass man Vol. 5 wie die anderen vier zu jeder Tages- und Nachtzeit durchlaufen lassen kann, nein, es finden sich auch hier jede Menge Perlen. Allen voran Love In The Moonlight von Sidney Barnes mit einer von einem subtilen Groove getriebenen Killermelodie (mein neuer Lieblinsgsong), oder The Only Thing That Saves Me vom göttlichen O.V. Wright, oder das ultradeepe Sit Down And Hurt Awhile von Denise LaSalle, In The Rain der Dramatics (sooo schön)... Wie auch bei den ersten 4 Planter’s Club Discs streckt man zirka nach dem 5. Durchlauf die Waffen und lässt sich einfach nur warm umspülen von dieser ach so wundervollem Musik. (R-man) hier oder in austria

Samstag, 26. August 2006

Disco Legenden! Teil 1 Nicky Siano The Gallery Loft, Paradise Garage und The Gallery waren die drei wichtigsten Clubs/Discos im New York der 70er. David Mancuso’s Loft war im Prinzip seine Wohnung, die er für die Club-Abende frei räumte. Zu den nur per Empfehlung eingelassenen Gästen zählte ein blutjunger Nicky Siano, der sich von Mancuso dessen noch heute nachhallende Kunst der DJ-Dramaturgie abschaute und von dem dazu ermutigt wurde, seinen eigenen Club zu starten. Siano war erst 18, als er mit seinem Bruder die Gallery eröffnete, die er nach dem damals unter Musik-Afficionados schon legendären Loft gestaltete. Wie Mancuso (der Klipsch-Hörner benutzte) achtete Siano besonders auf das Soundsystem, für das der legendäre Alex Rosner verantwortlich zeichnete (der Sub-Bass muß unglaublich gewesen sein). Siano war auch der DJ (“Nicky Siano was the king of DJs. He was so fierce he could put on a record and people would scream.” - ein Gast), einer der ersten, der Platten ineinander mixte und zu seinen ersten Bewunderern gehörten Larry Levan (der legendäre spätere Paradise Garage DJ) und Frankie Knuckles (der Jahre später in Chicago House Musik (mit)erfand). Levan und Knuckles kannten sich schon seit früher Kindheit, waren schon im Loft unterwegs und in der Gallery unter anderem dafür verantwortlich, die Luftballons aufzupumpen und das Acid in den Punsch zu tun. Fünf Jahre zwischen 72 und 78 war die Gallery geöffnet (nach einem Jahr musste man die Räumlichkeiten wechseln) und Zeitzeugen nach zu urteilen, muß es großartig gewesen sein. Liest man über das Loft, die Gallery und Paradise Garage wird immer wieder der positive Vibe von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit hervorgehoben, stressfreie Oasen von und für Musikliebhaber, die einfach nur Spass haben und tanzen wollten. Während Mancuso auch gerne mal die Steve Miller Band oder einfach nur Regenwald auflegte, regierte bei Siano Soul und Funk. Später experimentierte Siano mit einem 3. Plattenspieler, um den Lärm startender Flugzeuge und ähnliches auf die Tänzer loszulassen. Er soll exzessiv an den EQ’s gedreht haben und spät am Abend wurde dann der Sage nach auch mal mit den Füßen gemixt. Zwischendurch legte Nicky Siano auch in den hippen Uptown-Discos Le Jardin und Studio 54 (an dem Tag, als Bianca Jagger auf dem Schimmel einritt) auf, verlor diesem Job aber 1977 wegen kompromissloser Songauswahl (er soll die erste Seite von Kraftwerk’s Trans Europa Express in der Gänze gespielt haben) und unkontrollierbarem Drogenkonsum. Aus letzterem Grund schloß Nicky’s Bruder `78 auch die Gallery. Siano versetzte alle Platten für Drogenkohle (das Schicksal teilte er mit Larry Levan), tauchte ab und in der Szene hielt man ihn für tot. Erst 1997 traf DJ-Kollege Steve D'Acquisto ihn zufällig in einem AOL-Chatroom, clean und mopsfidel. Er hatte sich der Sozialarbeit gewidmet und alternative Behandlungsformen für AIDS entwickelt. Ab `97 arbeitete er wieder als DJ und spielte z.B. bei der Gallery Party, die das geschätzte Soul Jazz Label zu Veröffentlichung der Compilation veranstaltete. Yours truly ist extra dafür nach London gejettet und hat es nicht bereut. Nicky Siano's legendary The Gallery heißt diese exzellente Zusammenstellung dann auch. Da wir die erste Hälfte der 70er schreiben, kriegen wir hier den psychedelischen Soul von den Temptations und Undisputed Truth zu hören, oder das mit einem unglaublichen Gitarrensolo gesegnte „And They Call That Love“ von Vernon Birch. Dazu die Isley Brothers (Get Into Something – tierische 7:30 Min.), Pointer Sisters (Yes We Can Can), Bar-Kays, Bill Withers (Harlem), Supremes, Bonnie Bramlett, Exuma, Bobby Womack (wundervoll) und einige eher unbekanntere (Gloria Spencer, Zulema) mit ebenso mitreissendem Songmaterial. Natürlich hören wir auch Ausflüge in Philly Soul Gefilde und bekommen die ersten Anzeichen von Disco mit, aber keine Angst, es handelt sich hier um astreine Soul-Musik, die meilenweit von dem entfernt ist, was die Bee Gees daraus gemacht haben. Hier ist alles vernünftig geerdet, jeder aber auch jeder Track hat einen tierischen Groove und wer auch nur entfernt auf so was steht, der bekommt hier eine der besten Compilationen mit schwarzer Tanzmusik dieser Zeit. (R-man) bei interesse

Mittwoch, 23. August 2006

Ein Funk-Festmahl mit 18 Gängen! Hot Grits, Vol. 1 Dass der Wiener DJ Samir Koeck (der sich Maitre des Connaisseurs-Tempels `Zum Schwarzen Gold´ nennt) auch eine härtere Gangart fahren kann, als auf den Planter`s Club/Believers Edition CD’s (alle 5 hier noch einmal nachhaltig empfohlen), beweist er mit Hot Grits (Untertitel: The Hottest Recipes For Your Funk Kitchen/Volume 1) aufs Beste. Roher Funk, erdige Rare Grooves, abgeschmeckt mit einer Prise Soul und fertig ist ein Festmahl mit 18 Gängen. Und ich wage jetzt mal zu behaupten, dass es keine bessere Funk-Compilation gibt als diese. Und ich habe da ein paar Meter im Regal, von Labels wie BBE, BGP, Harmless etc. und natürlich die Ausgrabungsteile, bei denen es wichtiger ist, rares material an den Start zu bringen als wirkliche Qualität. Und obwohl hier die James Brown-Familie (der Meister selbst, Lyn Collins, The J.B.’s, Bobby Byrd und Fred & The New J.B.’s.) gleich mehrfach antritt und einen durchaus ähnlichen Teufelsgroove reiten, ist diese Zusammenstellung doch um vieles spannender und abwechslungsreicher als alles was ich sonst kenne. Es ist einfach die Mischung aus perfekten Flow und Überraschungsmomenten, die hier überzeugen. Jede Menge erstklassige Songs helfen natürlichauch: da gibt es Motown-eskes (The Sisters Love, ein Killersong), Swamp-Funk (Crystal Mansion, mit Slide-Gitarre), brodelnder Downtempo (Etta James´ All The Way Down – gloriose 5 1/2 Minuten), Fela-style Percussion (Round Robin Monopoly), Jazziges (Roy Ayers, Blackbyrds), Instrumentales (Jermaine Jackson) und sogar der alte Rufus Thomas (The Funky Bird) geht ab wie Hölle. Als Funk-Liebhaber wird man beim Instrumental-Einsteig von Johnny Pate anfangen zu zucken und das wird erst beim abschließenden Lyn Collins Song aufhören. Der ist dem Himmel sei dank eine Ballade, die einzige auf dieser Zusammenstellung, die den Fan ganz langsam auf die Erde zurück bringt. Einfach nur geil! (R-man) hier

Dienstag, 22. August 2006

Abt.: Deep Soul George Soulé Coming soon... Der Tag wird kommen und ich werde an dieser Stelle meine ausserordentliche Liebe zum Southern Soul zum Ausdruck bringen, der ja trotz ziemlicher Rassenprobleme Ende der 60er/Anfang der 70er sowohl von weißen als auch farbigen Musiern funktionierte. Oder auch zusammen, wie Booker T & The MGs damals in Memphis bewiesen (jedenfalls bis zum Martin Luther King Attentat). Den weißen Teil der Geschichte beleuchteten die beiden Country Got Soul-Compilations vor einiger Zeit nahezu perfekt (nahezu, weil ich nie genug bekommen kann von dem Zeug), mit Tracks von Tony Joe White, Donnie Fritts, Dan Penn, Larry John Wilson, Razzy (mit I Hate Hate, welch ein Hit!) und anderen. Der absolute Sieger auf CGS war für mich George Soulé mit Get Involved (das es auf Darker Than Blue auch von Freddie McGregor gibt), einem absoluten Killer-Groove, den die Southern-Soul-Randfigur (die es nur auf eine Handvoll 45`s brachte) damals mit einem Druck raushaute, dass ich mich vor Lachen kringeln mußte, als ich dann später ein aktuelles Bild des Mannes sah. Ein Southern Gentleman zwar, aber auch dünn wie ein Strich. Man konnte kaum glauben, daß aus diesem Körper je diese Stimme kommen konnte. Durch die beiden Compilations erlebte die Szene ein kurzes Revival und das Causal Records Label aus London finanzierte neue Aufnahmen, die unter der Firmierung Country Soul Revue letztes Jahr als Testifying Album erschien. Die Herren White, Fritts, Penn, Wilson und Soulé, sowie Bonnie Bramlett als Southern Belle, lieferten ein mehr als ordentliches Album nach altem, unverschnittenen Grundrezept ab. Und auch hier zeichnete sich George Soulé schnell als der klare Sieger ab... Casual wollte die Band dann so als eine Art Buena Vista Social Club aufbauen, was aber nicht funktionierte, weil mit Dan Penn und Tony Joe White die wichtigsten Leute nicht touren wollten. Also schickte man die zweite Besetzung, sicher musikalisch großartig, aber beim Hauptrennen muß man halt in Bestbesetzung antreten... Mittlerweile hat Casual wohl auch das Interesse verloren und setzt mehr auf four-to-the-floor Dancefloor Kracher. Das geschätzte Mojo-Magazin nun, das auch in Musik machen wollte, schickte Soulé nach Nashvile zu Mark Nevers (der bei Candi Staton ja schon ganze Arbeit geleistet hat) zur Albumaufnahme. Das Mojo-Label liegt aber erstmal auf Eis und letztendlich ist die Platte beim kleinen, aber feinen Zane-Label (Eddie Hinton etc.) untergekommen. Natürlich ist Take A Ride super geworden, der Mann hat noch immer eine geniale Deep Soul-Stimme und Mark Nevers als Produzent beweist mal wieder, dass solche Leute bei ihm in guten Händen sind. Natürlich gibt es auch eine kochende Neufassung von Get Involved... und ein rundes Review, wenn sie draussen ist. Zumindest ist es nicht übertrieben, wenn das Label von "deep soul ballads, floor filling funk, and slow burning country soul" spricht. Ohren auf! (R-man)

Montag, 21. August 2006

Abt.: New classics Hardkandy Last To Leave Zwar erst vom April 2006, aber wahrscheinlich schon untergegangen. Deshalb hier ein Nachruf und zur Exumierung freigegeben: Das zweite Hardkandy Album ist ein mit soviel Liebe, Können und Kompetenz geschaffenes Album, das muss einfach nochmal mit Nachdruck gesagt werden. Dieses Songalbum, das seine Kraft aus Soul und Funk, aus Reggae und Rock, aus Folk und Blues zieht, das aber in jedem seiner 10 Songs völlig zweitrangig macht, zu welchem Stil das nun zählt, ist schlicht ein Ausnahme-Album! Seine Macher sind, vielleicht nur dieses eine Mal - dafür aber richtig - von der Muse geküsst worden. Man taumelt von einer Verzückung in die nächste, einfach weil das Songmaterial so gut ausgegoren ist. Sei es Terry Callier, der den Song Advice zur Alltime Ballade adelt, oder ein Zauberbass (Richard Brittain) den Funk in State Of You zum pulsieren bringt. Hardkandys Stimme ist ansonsten – etatmässig sozusagen – Sean Clarke, erstaunlich, der klingt wie eine junge Ausgabe des Seniors Callier. Wie auch schon vom Quantic Soul Orchestra bekannt, bildet sich um den Namen Hardkandy eine feste, vielköpfige Band mit ausgezeichneten Musikern, die nicht nur dieses Material auf die Bühne bringen, sondern auch schon von anderen Stars gebucht werden. Das Album ist durchdrungen vom Willen, reine Schönheit in Songs zu malen. Nach vielen Hördurchgängen mag man kaum einen der Songs herausheben, obwohl der sanfte Dub-Folk Triage schon etwas besonderes ist, auch der einfach-akustische Abschluss Alright – gesungen von Marne Hollis (!?), ist glänzend gemacht. Zwar hat das Hardkandy Duo bei uns noch kein Bein auf die Erde bekommen, das heisst mal gar nichts, Simon Little und Tim Bidwell sind als Songschreiber und Produzenten in der ganz feinen britischen Musikgesellschaft verankert. Als Freunde (aus Brighton vor allem) und nicht als Gäste sind zum Beispiel Will „Quantic“ Holland oder Russ Porter von den Limp Twins dabei, dazu einige andere. Das ist mit grosser Sicherheit eine Bande, die noch eine wichtige Rolle im Musikgeschehen spielen wird. Dieses ist jedenfalls eines der Alben des Jahres 2006, wird ganz gewiss auf meiner Jahresabschlussliste stehen. Das Album muss man mögen! (Ingolf)

Sonntag, 20. August 2006

Help wanted! Bar Form, London shake baby shake goes international! Jetzt ist es amtlich. Ich werde nächsten Samstag (26.08.) in der Bar Form in Enfield/Nord-London ein paar Records spinnen. Dort findet die Carnival Warm-Up Party des Crate Digger Forums von Norman Jay statt. Durchweg Freizeit-DJs mit Residencies, Radio-Shows und Wissen bis zum Anschlag. Ich habe mich jetzt mal für einen frühen Slot angemeldet (45 Minuten), zum einen weil mir das Aufwärmen besser liegt als spät am Abend funky House zu pumpen. Zum anderen weil ich mich ja dann gerne auch mal stressfrei abfüllen will. Schließlich ist um 1 Uhr Schluß. Jetzt stellt sich die Frage: was nehme ich an Musik mit? Wirklich beeindrucken werde ich die Burschen nicht können, denke ein funky Soul Set im Midtempo-Bereich sollte passen. Man will ja nicht gleich bpm-mässig überdrehen. Folgendes habe ich schon mal zur Seite gelegt, könnte den einen oder anderen Tipp von den Music-Lovern und Teilzeit-DJs unter euch aber noch brauchen (siehe unten): Bobby Blue Bland – Ain’t No Love In The Heart Of The City (funky) John Legend – I Can Change Joe Cocker – Woman to Woman Jamie Lidell – Multiply Bobby Byrd – I Know You Got Soul Whispers – And The Beat Goes On (wenn’s schneller und discoider werden soll, worauf es wahrscheinlich hinauslaufen wird) Fleetwood Mac – World Turning Chaka Khan – Ain’t Nobody (Frankie Knuckles Remix) Alder Ray Black – Just Because The Package... (funky Soul) Aaron Neville – Hercules (der ist gesetzt, mein Favorit) Laura Lee – I Need It Just As Bad… (FONK!) Lovin’ Spoonful – Summer In The City (zu sehr leftfield? Traue ich mich sowieso nicht) Young Disciples – Apparantly Nothin’ Timmy Thomas – Why Can’t We Live Together (Rmx, oder gleich von Mark Anthony) Sidney Barnes – Love In The Moonlight (Killer Melodie) Flaming Ember – I’m Not My Brother’s Keeper The Sisters Love - Give Me Your Love Eddie Kendricks - Keep On Truckin Roxy Music - Love Is The Drug Und zum Abschluß entweder Joan Jett (I Love Rock’n’Roll) oder Ram Jam (Black Betty). Natürlich hat jetzt jeder 2-8 Titel, die ihm sofort in den Kopf kommen. Und wenn ihr mir die per E-Mail schicken oder in den Comments notieren würdet, dann wäre ich ja so was von dankbar… ich berichte euch dann wie es war. Mit Fotos, Tracklisting und allem drum und dran... (R-man)

Samstag, 19. August 2006

Was geht? Alan Parsons Project Herrje, da habe ich mich ja mal auf was eingelassen. Alan Parsons gut zu finden, ist ja schon irgendwie uncool und höchstens generationsbedingt zu erklären, aber man will ja nicht wirklich vor geschmacklichen Peinlichkeiten zurückschrecken… Also stelle ich zunächst mal fest, dass man in Bezug auf die Alben allemal sagen kann, dass diese seit dem 76er Debüt Tales Of Mystery And Imagination und den beiden direkten Nachfolgern I Robot (1977) und Pyramid (1978) kontinuierlich schlechter wurden. Das sind die drei, die man braucht. Sympathiepunkte kriegt von den späteren nur noch Ammonia Avenue von 1984, generell war bei Parsons dann aber die Luft raus und er wurde ein williges Opfer des Formatradios. Nun aber zu den Songs – kann man da als DJ wirklich was auflegen? Nach einem verregneten Wochenende und erneutem Reinhören ins Gesamtwerk bin ich doch skeptisch geworden, empfehle der SBS-Crew aus sicherer Entfernung aber mal zwei Songs, die man mit deutlichem Pitch und aufgedrehtem Bass einem fröhlich alkoholisierten Publikum mal unterjubeln könnte: I Robot, der instrumentale Titelsong, der dann tatsächlich einen funky Maschinen-Groove entwickelt. der andere wäre Mammagamma vom ansonsten unerheblichen 81er Album Eye In The Sky, den man in beschleunigter Form vielleicht tatsächlich irgendwo zwischen Space- und Italo-Disco einbauen könnte. Für den DJ also schwieriges Terrain, zum gemütlichen Zuhausehören aber immer wieder ein nostalgisches Erlebnis, hier meine Top 5: A Dream Within A Dream / The Raven (von Tales Of Mystery And Imagination 1976) Voyager / What Goes Up (von Pyramid 1978) Genesis CH.V.32 (von I Robot 1977) Damned If I Do (von Eve 1979) Prime Time (von Ammonia Avenue 1984) Da bin ich doch mal gespannt, ob jemand eine Alternativ-Meinung wagt - sooo peinlich ist das doch nicht? (Whirlyjoe) PS.: Whirlyjoe hat einen ähnlichen Einblick in das Schaffen von Pink Floyd angekündigt. Da kommt Freude auf.

Freitag, 18. August 2006

Begeisternd! Air Latenighttales Gerade läuft die Vorab-CD der Latenighttales von Air. Und da wollte ich mal eben meine Begeisterung teilen. Um das vorab einführend zu erklären, die beiden Serien Back To Mine und LateNightTales (früher: Another Late Night) gaukeln dem potentiellen Käufer gekonnt vor, man würde mit den beiden Jungs von Air (oder den vielen anderen vor ihnen) abends zu ihnen nach Hause gehen, sich vor ihre erhebliche Plattensammlung stellen (Stapel von Flohmarkt-Juwelen überall) und sie würden eine nach der anderen hervorkramen, mit den leuchtenden Augen eines passionierten Sammlers (der zudem gerne sein Wissen teilt) und fragenden Blicken: „Hast Du die schon gehört? Was? Kennst du nicht? Dann pass mal auf...“ In diesem Sinne sind diese CDs zummengestellt und das hat mich bis dato durchweg begeistert. Es gibt keine von den 35-40 Compilationen dieser beiden Serien, die ich missen möchte. Und mit der CD von Air ist ein weiteres echtes Highlight gelungen. Nichts DJ-kompatibles zwar, es sei denn man will seine Gäste am frühen Morgen Chill-out-mässig in den Massensuizid treiben, aber ein lange nachhallendes Erlebnis. Denn sehr ruhig und sehr gedeckt geht es hier zu, fast nur pechschwarze Balladen von abseitigen Songwritern, Lysergsäure-verseuchte Schleicher von den Troggs und Black Sabbath, kaum aufgelockert durch tiefhängende Soundtrack-Instrumentals, langsam von Zeitlupe bis zum Fast-Stillstand. Aber auch im perfekten Flow, unglaublich deep und wunder-wunderschön (die Geigen des Lee Hazlewood Stücks lösen gerade einen Melancholie-Anfall aus). Eine Orgie in Moll und die passende Platte für die dunklen Stunden des Lebens. Bemerkenswert ist dabei, das sich traurig-morbide Musik in diesen Phasen bei mir generell uplifting auswirkt. Hier mal das Tracklisting, ist ja Platz genug: 1. The Cure – All Cats Are Grey 2. Black Sabbath - Planet Caravan 3. Nino Rota - O’ Venezia Venaga Venusia 4. The Band – I Shall Be Released 5. Georges Delerue - Theme De Camille 6. Japan - Ghosts 7. Scott Walker – The Old Man’s Back Again 8. Jeff Alexander – Come Wander With Me 9. Cat Power – Metal Heart 10. Minnie Riperton – Loving You 11. Tan Dun – For The World 12. Sebastien Tellier – Le Long de la Riviere Tendre 13. Lee Hazelwood – My Autumn’s Done Come 14. Robert Wyatt – P.L.A. 15. Elliot Smith – Let’s Get Lost 16. The Troggs – Cousin Jane 17. Air/Alessandro Baricco - Musica 18. The Cleveland Orchestra – Ravel, Pavane Pour Une Enfante Défunte Das Werk erscheint am 4. September. Lohnt sich! (R-man)
Abt.: Latin & Boogaloo Ray Barretto Que Viva La Musica The Man And His Music Hier haben wir das nächste Kleinod aus der Reihe der aktuell wiederveröffentlichten Fania-Klassiker, diesmal eine umfassende Werkschau des Percussionisten, Komponisten und Bandleaders Ray Barretto als fette Doppel-CD im Digipak plus dickem Booklet. Der 1929 geborene Barretto hatte schon vor seiner großen Zeit bei Fania Ende der Sechziger eine reichhaltige Karriere als Conga-Spieler für latin-affine Jazzer von Dizzy Gillespie bis Cannonball Adderley zu bieten, veröffentlichte dann zwischen 1967 und 75 neun Alben beim Nu Yurica-Label Fania, deren Highlights hier zusammengefasst wurden. Und vor allem seine Aufnahmen aus den Sechzigern erweisen sich auch heute noch als enorm kraftvolle, eigenständige und funky Latin-Nummern. Getrieben von den feurigen Barretto-Congas sind Songs wie Acid, Soul Drummers, El Watusi oder Hard Hands heute Klassiker des Genres mit sattem Groove, übrigens auch als Samplequelle der jüngeren Generation beliebt – man höre nur Right On, nicht nur die Vorlage für Deee-Lites Groove Is In The Heart. Dazu ist dieses Zeug extrem druckvoll und transparent produziert, obwohl doch ziemlich große instrumentale Vielfalt herrscht, von Bläsern bis Streichern, die coolsten Tracks wie 007 verzichten übrigens auf Vocals. Dies ist der heiße Scheiß, den man vor einigen Jahren auch schon auf den souveränen Soul Jazz-Compilations wie Barrio Nuevo oder Nu Yorica fand, der auch notorische Salsa-Skeptiker zu überzeugen weiß. Dies gelingt Barretto allerdings nicht mehr mit seinen 70er-Aufnahmen, die dann doch eine deutliche Spur slicker und jazziger ausfielen und dafür den großen Grammy-Segen brachten. Anfang diesen Jahres verstarb der King of the Congas im Alter von 76 Jahren. (Whirlyjoe)

Donnerstag, 17. August 2006

Revolutionär! Der 45 Twister „Beatjuggling, contest scratching - no problem anymore!” Dieses merkwürdige Ding wird gerade im www beworben, damit soll der grobmotorisch veranlagte DJ endlich in der Lage sein, auch kleine 7-Inches besser zu handeln, also Scratches und Rewinds zu platzieren. Was wiederum den R-Man zu folgender spontanen Rede verführte: „…nichts ist unwürdiger und beschissener als scratchen. weil das ja auch so ist wie Saxophon spielen - es nimmt immer überhand.“ Unabhängig davon, dass man sich DJ-Helden wie Keb Darge oder Pete Rock kaum vorstellen kann wie mit diesem gelben Plastikding hantieren, wirft das ja schon die Frage auf, wie man es auch als Gelegenheits-DJ mit dem Scratchen hält. Mit 7-Inches geht es kaum, man hat einfach zu wenig Trefferfläche, weshalb es ja aber nun den coolen 45 Twister gibt. Wobei man gerade ja alte Funk-45s doch lieber unbehelligt durchspielen lassern sollte, wie ich meine. Aber über einen freistehenden HipHop-Beat in gemächlicherem Tempo kann man durchaus mal mit den Fingern über die andere Platte scratchen und ein bisschen Rumtesten. Die eigentliche Kunst liegt halt darin, mit der anderen Hand am Mixer den Kanal gut getimed auf und zu machen - was ich leider nicht auf die Reihe kriege. Es gibt aber durchaus versierte DJs, die so was sehr dezent und effektiv machen. Minimalismus sollte auch hier das Zauberwort sein. Die Stereo MC’s machen so was doch sehr gut. Muss ja nicht gleich irrer HipHop-Turntablism sein, was oft tatsächlich wie beknackter Jazzrock klingt. Früher gab es doch auch noch diese DJ-Weltmeisterschaften, wo junge Menschen in Trainingsanzügen mit den Füssen oder der Zunge gemixt und gescratcht haben – gibt es so was noch? Wer will das denn hören? Also: falls jemand den 45 Twister braucht, hierlang: Compost Records webshop. Auch customized mit eigenem Logo! Das Vinyl muss leben, auch das kleine! (Whirlyjoe) PS: Ich bin ja mehr old school. Wenn ich mal eine 45 auflege, dann läuft sie auch bis zum Ende durch. Ganz in der Tradition von David Mancuso, der anfangs beim Auflegen zwischen den Tracks noch Pausen gelassen hat, damit die Loft Besucher klatschen konnten. (R-man)
...und heute Candi Staton His Hands Nach der Werkschau mit den 70er Aufnahmen aus Rick Hall´s Fame Studio hat das Londoner Honest Jons Label (in das Blur Damon Albarn dankenswerter Weise sein Geld versenkt) die Soul Dame im Jahre 2005 nach Nashville in das Studio von Lambchop Mark Nevers geschickt. Und der hat hier 12 Songs auf Tape gebannt, bei denen einem der Atem still steht. Nach den Fame-Aufnahmen verwandelte sie sich Mitte der Siebziger in eine Disco-Diva (Young Hearts Run Free), um sich Anfang der 80er wegen mangelndem Interesse der Warner Brüder in das Gospel-Genre zurück zu ziehen. Nun ist sie zurück im Deep Soul Himmel und singt mit einer Stimme, die reifer und noch stärker geworden ist, einem Organ, dass einem das Feeling direkt ins Herz bläst. Und Nevers geht als Produzent einen ähnlichen Weg wie Joe Henry bei seinen Soulexkursionen, er beachtet das Reinheitsgebot und benutzt nur die richtigen Zutaten. Das ist natürlich die Memphis-Saat von Stax und Goldwax, die bei Hi, Fame und den Muscle Shoals Studios aufging. Diesem Sound wurden nun einige Teile Country beigemischt, komplett mit Pedal Steel und prächtigen Tunes von Merle Haggard, Charlie Rich und Will Oldham (das ultradeepe Titelstück!). Und das funktioniert mindestens so gut wie damals bei Al Green. His Hands ist ein Soulabum, welches keinen Vergleich scheuen muss. Nicht alt, nicht neu - zeitlos hat selten besser gepasst als hier. Und von allen aktuellen Reaktivierungen hält nur Solomon Burke´s Don´t Give Up On Me mit (gibt es ein höheres Lob? Nein, gibt es nicht!), alle anderen sind dagegen 2. Liga. (R-man) Haben wollen

Mittwoch, 16. August 2006

Damals... Candi Staton The Sweetheart Of Soul Obacht Soulfreunde: Candi Staton sollte man keinesfalls an ihrem Mittsiebziger-Charts-Pop messen, Ende der Sechziger war diese Southern Belle (geboren 1943 in Alabama) eine grandiose, selbstredend aus der Gospelschule entstammende Southern Soul-Sängerin, durchaus vom Format einer Ann Peebles. In jungen Jahren brannte sie mit Lou Rawls nach L.A. durch, spätere heiratete sie Clarence Carter und nahm beim legendären Soul-Label Fame in Muscle Shoals zwischen 69 und 72 drei vorzügliche Alben auf. Aus diesem Material besteht nun diese Kollektion von 26 Soul-Perlen, angefangen bei ihrem frühen Hit I’m Just A Prisoner, auch heute noch ein echter Bringer im klassischen Orgel + Gitarre + Bläser-Sound. Kommerziell erfolgreich war Candi Staton lustigerweise mit einem aus meiner Sicht wirklich scheußlichen Cover von Tammy Wynettes Stand By Your Man – die Grenzen zwischen Soul und Country sind ja gerade im Süden bekanntlich ziemlich fließend. Und noch ein interessantes Cover gibt es hier zu hören: Elvissens Edelschnulze In The Ghetto, das sie dann auch sehr angemessen interpretiert. Ansonsten bietet diese vorbildliche Edition auf Honest Jon’s neben ausführlichen Linernotes fast ausschließlich klassischen Southern Soul, uptempo, funky, „roughvoiced“ und bodenständig, dazu einige angegospelte Balladen, fast durchweg auch mit diesen tollen Gitarrensounds ausgestattet, die man oft erst beim zweiten Hören richtig wahrnimmt. (Whirlyjoe) hier

Dienstag, 15. August 2006

Yacht-Rock News Am Montag noch angekündigt, nimmt der Yacht-Rock Set eine unglaubliche Eigendynamik an. Here Comes The Night, der Möchtegern-Disco-Klassiker der Beach Boys gehört ganz sicher nicht ins Genre, dafür aber ihr Hit Kokomo, der schon alleine wegen des Schleimfaktors alle Genre-Ansprüche erfüllt. Ob ich meine Pablo Cruise LPs nun finde oder nicht ist auch egal, denn die Goodies gibt es hier auch äusserst preiswert zu erstehen. Da lohnt sich ja kaum das suchen. Bei Toto kenne ich mich nun gar nicht aus, da muß ich mich noch reinfuchsen. Aus dem Yacht-Rock-Underground kommt aktuell noch ein echtes Juwel: auf Wounded Bird erscheint dieser Tage das 80er Debüt von Robbie Dupree, zu dem der All Music Guide folgendes zu sagen hat: "This release features the hit Steal Away. Dupree was heavily influenced by Michael McDonald-era Doobie Brothers. " Das sind noch Einflüße! Schlechter Geschmack galore! Da sollte doch eine Stunde guter Musik zusammen kommen... zur Not haben wir ja reichlich Kenny Loggins (mit und ohne Jim Messina in der Hinterhand) ... wir halten Euch auf dem Laufenden. (R-man)
Die Geschichte von Shake Baby Shake & dem Stadtkrug …ist eigentlich gar nicht so lang. Aber sie sollte mal erzählt werden, sozusagen als Hintergrund Information für die ortsfremden Blog-Besucher. Der Stadtkrug in Beverungen (meiner Heimatstadt) hat sicher die längere Geschichte, kämpft er doch laut Logo seit 1877 (eins-acht-sieben-sieben) gegen den Durst und ist seit den Anfangstagen im Besitz der Familie Richter. Ich (R-man) war in meiner Jugend mal als DJ tätig, zum einem im Dieu Donne (auch Tanne genannt) in Höxter, zum anderen im Zwischendeck in Beverungen. Ist beides mindestens 25 Jahre her und ich kann mich ums Verrecken nicht erinnern, warum ich damals mit dem Auflegen aufgehört habe. Vor 3-4 Jahren begann mich das DJ-ing wieder zu interessieren, inklusive der Hintergrundgeschichte (mit den Büchern: Last Night A DJ Saved My Life, Love Saves A Day etc.), und auch meine Musik kaufte ich mir zumindest zum Teil mit dem Hintergedanken, was man so auflegen würde, wenn einen mal jemand ranlassen würde. Das „ranlassen“ erwies sich aber als schwierig, da es hier im ländlichen Gebiet einfach zu wenig Clubs und Discos gibt. Schon mal gar nicht, wenn man sich musikalisch nicht allzu sehr verbiegen will. Einige Überlegungen gab es, aber letztendlich verlief alles im Sande… Lothar, der Spross der Richter-Familie hatte während dessen (Mitte 2005) nach langjährigem und schließlich abgeschlossenem Studium den Stadtkrug übernommen (frei nach dem Motto: wer nichts wird, wird Wirt), der lange verpachtet war und jahrelang eigentlich nur von Radwanderern spärlich frequentiert und von Einheimischen eher gemieden wurde. Der Stadtkrug ist nun keine Lounge oder ein Club, sondern eher eine normale, kleine Kneipe. In der man sich aber wohl fühlen kann (die Bilder geben die Atmo nicht wirklich wieder) und die auch mangels vernünftiger Alternativen von unserem Freundeskreis schnell als Stammkneipe angenommen wurde. Schließlich war Lothar (oder kurz: Lollo) ja schon immer ein Teil dieses Kreises. Eine letzte Bewerbung (schon als shake baby shake Clubnight) im S.Presso in Höxter („Zwei Zimmer. Chill-Out Bar“), einem wirklich nett eingerichteten Laden in der Kreisstadt, ging auch in die Hose, weil der Wirt nach musikalischer Klangtapete („Chill-Out, und nicht zu laut“) fragte und es sowieso nicht nötig hatte, den Umsatz durch zusätzlichen DJ-Einsatz zu steigern (vielleicht sah ich aber einfach nur zu alt und unhip aus?!?). Mittlerweile legen dort die Horny Phunk Brothers stramm funky House auf… Dann kam der Abend, an dem der Knoten platzen sollte. Ein Samstag, zirka September 2005. Deutschland spielte gegen China und mein Freund Rudolf und ich gingen nach dem Spiel noch in den Stadtkrug auf ein Bier (natürlich wurden wie immer mehrere draus). Es war 22.30 Uhr und wir waren die einzigen Gäste. Und blieben es auch für lange Zeit. Am Samstag Abend! Schließlich verfielen wir gemeinsam in eine Art Klagegesang (es hörte uns ja keiner), weil Lothar wohl auch unter der Woche unter akutem Gästeschwund zu leiden hatte. O-Ton: „Hier kannste dir hinter der Theke einen runterholen, das kriegt keiner mit!“ Natürlich war das nur hypothetisch gemeint… Als ich dann meine vergeblichen Bemühungen von wegen Partynacht und DJ-ing kundtat, ließ sich Lothar zu der folgenschweren Bemerkung hinreissen: „Ey, eine Discokugel ist schnell aufgehängt!“ Das war um einiges spontaner, als ich es von ihm erwartet hätte und setzte bei mir einen Denkprozess in Gang, der noch beschleunigt wurde, als ich meine Einstellung, Beverungen sei für so was zu klein, endlich verwarf. Also machte ich Pläne für meine eigene Clubnacht, einen Namen hatte ich ja schon. Der Laden müsste natürlich optisch etwas aufgemotzt werden und ein paar DJs zur Unterstützung brauchte ich auch. Die fanden sich recht schnell in Axel und Ingolf, deren Profile hier links zu lesen sind und dem ich auch nichts hinzufügen will. Für 35 Euro wurde eine 30 cm Discokugel gekauft und später folgt noch ein weiteres, farbige Punkte durch die Weite des Raumes jagendes, Effektgerät. Als besonderen Clou habe ich ein 2 Meter 20 Baumarkt Brett mit dem shake baby shake Schriftzug besprüht und mit zirka 15 Barbie-Puppen behängt, die es billig bei e-bay gab. Mittlerweile habe ich beim Kinder-Flohmarkt noch etwas aufgestockt, sodaß vor unserem Mischpult seit einigen Monaten zwei echte Schlampen und ein leicht schwuler Ken sitzen. Und so bauen wir jetzt jeden 1. Samstag im Monat meine Anlage auf. Für die Nerds: die besteht aus 600 Watt HK-Audio Power, einem Pioneer DJM-300 Mischpult, zwei Pioneer CD-J 200 CD-Playern und zwei Technics 1210ern. Dafür stellt uns Lollo immer zwei seiner zentnerschweren Stehtische hin, die gleich mehrere Vorteile haben: sie passen von der Breite perfekt, haben eine Rücken schonende Höhe und sind so schwer, dass selbst Vollstrunkene keine Gefahr für das Gerät und DJs darstellen. In meiner Planung sollte shake baby shake eine reine Soul & Funk-Nacht sein, aber das ist in einem Kaff wie Beverungen zu speziell und funktioniert ja auch in größeren Städten nicht unbedingt. Zum anderen wollte ich meinen Mit-DJs nicht ständig auf die Finger schauen müssen und letztendlich ergibt sich mittlerweile der Reiz aus dieser anything-goes-as-long-as-it-sounds-good Haltung. Und was sich gut anhört, bestimmt jeder DJ selbst. Natürlich muß er sich hin und wieder mal einen Spruch gefallen lassen, wenn 30 Minuten türkische Ethno-Beats laufen… So war der erste Samstag im Dezember 2005 das shake baby shake Debüt und die Sache entwickelt sich seither ganz gut. Das DJ-Team kommt sich musikalisch und menschlich näher und natürlich hilft es, dass der Stadtkrug auch bei 30 Leuten nicht mehr leer aussieht, aber wir hatten auch schon das 4-fache drin. Wir haben unseren Spass und Lothar´s Laden etabliert sich langsam als Hotspot in unserer verschlafenen kleinen Stadt. Wir sind froh, dass wir ein wenig dazu beitragen konnnten. Auf das wir das baby noch lange shaken! (R-man)

Montag, 14. August 2006

Abt.: Brandneu Alice Russell Under The Munka Moon II So zementiert man seinen Ruf als die wohl beste zeitgenössische Soul-Stimme des Königreichs. Und was diese Frau für eine Discographie aufweisen kann: unzählige Projekte mit Quantic/Will Holland, Nostalgia 77 und der verzweigten Tru Thoughts-Label-Familie, Bah Samba, Kushti, Atjazz, TM Juke, dazu ein eigenes Album (My Favourite Letters) und die erste Under The Munka Moon-Zusammenstellung mit verstreuten Beiträgen, unveröffentlichen Live-Aufnahmen und Remixen. Dazu nun also die Fortsetzung, erneut stilistisch sehr offen zwischen (Neo-) Soul, Jazz, Reggae, Gospel, Downbeat, Drum’n’Bass und deepstem Funk oszillierend und doch in sich absolut stimmig und geschlossen. Zu Alice Russells warmer, voluminöser und sehr klassischer schwarzer Soulstimme (tatsächlich irgendwo zwischen Joss & Angie Stone, Nina Simone und Aretha Franklin – und das als weiße Engländerin!) hören wir hier Musiker wie Bugz In The Attic, Bonobo, DJ Vadim, TM Juke und die großartigen Nostalgia 77, hier noch einmal mit dem unschlagbaren Seven Nation Army-Cover (White Stripes) – ein definitives Must-Have. Der besondere Thrill dieses Albums liegt darin, dass bei gleichbleibend hohem gesanglichem Niveau die Styles doch sehr in Bewegung bleiben. So beginnt es mit ultradeepem Fender Rhodes-Blues, landet zwischenzeitlich beim Reggae – Hurry On Now ist eine Art elektronisch upgedatetes Uptown Top Ranking, landet zwischenzeitlich beim Latenight-Jazz in seiner psychedelischsten Variante (To Know This) mit losgelösten Piano-Akkorden, leiser Jazz-Gitarre und einer Geige, um dann zurück zum Funk zu finden, sowohl in zeitgemäß-electroider Form, als auch konsequent deep und oldschool. Und auch kühne Stilfusionen sind für Alice Russell kein Problem: I Don’t Need This Trouble beginnt mit lupenreinem Gospel, mutiert dann aber schnell in einen alt und neu vermischenden Funk-Stomper mit selten trickreichem Beat. Ja, hier ist tatsächlich fast jeder Track etwas für den Funk- und Soul-Connaisseur. Wer Alice Russel also beim letzten Quantic-Album vermisst hat: hier zuhören und staunen. (Whirlyjoe)
Demnächst hier zu lesen, hören & sehen… Yacht-Rock Ein Genre wird geboren! Zwischen Loggins & Messina, späten Doobie Brothers und Michael McDonald wird gerade ein DJ-Set erarbeitet. Fragen über Fragen: Wird das Beverunger Publikum das verkraften? Wo sind meine Pablo Cruise LP’s? Passt Here Comes The Night, der 11-minütige Disco-Versuch der Beach Boys (vom L.A. Album) in das Yacht-Rock Genre oder nicht? shake baby shake vs. Stadtkrug Alternder DJ sucht Wirkungskreis. Eine Beverunger Kneipe leidet unter Besucherschwund. Die Geschichte einer wundervollen Vereinigung. Wie alles begann! Und: erschütternde Enthüllungen des Stadtkrug Wirts! Alan Parsons Project sbs-Blog-Korrespondent Whirlyjoe ist mit seiner Alan Parsons Project Sammlung in Medias Res gegangen (gute Reise!) und wir sich demnächst äussern, welche APP Stücke man auch im Jahre 2006 noch gefahrlos auflegen kann. Notting Hill Carnival Ein Reisebericht. Record-Shopping (von Fopp bis in die Keller diverser Records & Tape Exchange Läden), DJ-ing (Samstag abend @ Bar Form), After Parties (abwarten!) und zwei Tage in den Strassen tanzen. Dieses Mal mit Kumpel und Digital-Kamera! 99% CountrySoul Ein Mix. In der noch recht frischen Tradition der Country Got Soul Compilations legt SBS-DJ R-man gerade Platten für einen Mix zur Seite. Boz Scaggs, Solomon Burke, Lonnie Mack, Shelby Lynne, Area Code 615, Tony Joe White, Johnny Jenkins, Van Morrison (das unveröffentlicht Grits Ain’t Groceries) und einige andere (wir werden uns nicht auf weiße Künstler beschränken) warten auf den richtigen Zeitpunkt der kunstvollen Verbindung. Den Mix gibt es dann hier als Download, inklusive ausdruckbarem Cover. Hiho! …und natürlich jede Menge Reviews, Netzfunde, shake baby shake-News und was immer uns mitteilenswert erscheint. Also, am Blog bleiben lohnt sich... (R-man)

Sonntag, 13. August 2006

Abt.: Afrobeat Antibalas Talkatif Zuletzt wurde an dieser Stelle ja das feine El Niño Y El Sol-Album von Ocote Soul Sounds gelobt, deren Martin Perna ansonsten ja bei der großartigen New Yorker Afro-Beat-Band Antibalas aktiv ist – Grund genug, deren 2002er Opus Talkatif neu zu hören. AfroBeat als dernier cri der Clubszene ist nach der Hausse der letzten Jahre inzwischen ja wieder etwas abgeklungen, obwohl der schweißtreibend-synkopierte Sound zweifellos seine Spuren hinterlassen hat – und zwar von Block 16 über Jazzanova bis zu Masters At Work. Inzwischen werden auch die echten Connaisseure mit Vinyl-Reissues von Fela Kuti bis Tony Allen bedient, da droht ein lupenreines AfroBeat-Album einer zeitgenössischen Band wie Antibalas beinahe unterzugehen. Ich möchte sogar behaupten, dass auch ausgewiesene Afro-Experten beim Blindtest auf authentisch Afrikanisches aus den Siebzigern getippt hätten, wenn nicht sogar auf Echtes aus der Fela-Sippe. Denn absolut stilecht groovt die Hammondorgel, knacken die messerscharfen Bläsersätze und rollt die unwiderstehliche Percussion. Ob der geneigte AfroBeat-Anhänger derart unverfälschte Klänge ausgerechnet beim Freistil-HipHop-Label Ninja Tune vermutet hätte, wage ich zu bezweifeln. Dort erschien aber 2001 schon das vorzügliche Antibalas-Debüt Liberation Afro Beat Vol.1, nach dem zu suchen sich wirklich lohnt. Allein der knapp 10minütige Titelsong von Talkatif ist ein treibender Parforce-Ritt mit einem trotz allem lockeren Groove, der auch Tony Allen mit Stolz erfüllen würde. Über dieser unwiderstehlichen rhythmischen Basis sorgen Bass und Gitarre für lässigen Funk-Flow, während als Lead-Instrumente vor allem die extrem saftigen Bläser und manchmal auch die oldschoolige Orgel sorgen. Gesungen wird fast gar nicht, auch auf elektronische Modernismen und Produktionstricks (wie Tony Allen mit Psyco On Da Bus) und Gast-Rapper (wie bei Femi Kuti) wird konsequent verzichtet. Man vertraue mir: jeder Ton ist hier eine demütige Verneigung vor King Fela, in dessen legendären Shrine man sich beim Hören umgehend per Zeitmaschine versetzt fühlt. (Whirlyjoe)
Deep & o.o.p. Funk Spectrum III Real Funk For Real People war der Untertitel dieser 3. Zusammenstellung vom Deep Funk Vorsitzenden Keb Darge, der sich hier die Arbeit mit Pete Rock teilt. Während Darge 10 x gewohnt tief in die Rari-Kiste greift (Soulsistics, The Blender, Seeburg Spotlite Band - ???) steuert Mr. Rock 12 Tracks von zumindest teilweise bekannteren Künstlern bei. So z.B. Betty Lavette (Let Me Down Easy), B.B. King, Grand Funk Railroad (funky!), Vicky Anderson oder Lee Dorsey. Insgesamt eine wirklich feine Funk-Compilation mit reichlich Juwelen, die das Genre schön breit ausleuchten. Das Werk ist wie seine beiden Vorgänger auf BBE Records erschienen und alle drei sind out of print. Also rein in den 2nd Hand Laden oder mal hier schauen. (R-man)

Samstag, 12. August 2006

Abt.: neu & hot Jan Delay Mercedes-Dance In deutschen Gefilden läuft ja jetzt nicht soo viel in Sachen Soul und Funk, wenn man mal Mr. Mousse T. als nicht beachtenswert betrachtet (was ich empfehle!) und Joy Denalane, King Khan und Frank Popp als löbliche Ausnahmen auf ein Séparée schickt. Doch nun kommt aus dem Im- und Exportbüro Hamburgcity das neue Solo-Oeuvre von Jan Delay, seines Zeichens Vorsteher der Beginner und Meister der Pseudonyme (ein Auszug: Delay Lama, Eizi Eiz, Captain Raveheart,…). Mercedes-Dance nennt der Nasalvokalist die Platte, und er groovt und hip-hopst sich hier, begleitet durch seine frisch rekrutierten Funkrecken Disco No1, durch die 11 Tracks. Extremst dancefloor-tauglich und weit weg vom Muckerfunk spastelt er vor sich hin, schmeißt mit Discokugeln um sich und behauptet sich als Chefstyler. Darf er auch! Textauszüge gefällig? „Ich bin halb B-Boy und halb Boheme Ich rocke Lacoste und Ralph Lauren Und immer fresh Und ohne Fleck Der Scheiß muss strahlen wie Halogen Du siehst mich nie in nem verdrecktem Shirt Eher mache ich nem Track mit Björk Der McDaddy In Fred Perry Und Unstyler werden weggeburnt“ (aus Klar) Auch sehr schön seine Bearbeitung des Themas Deutschsein: „Ich bin ne Kartoffel und bin cool damit Ich nehm das Thema her und schreib noch `n Superhit Über dieses öde Gemüse und seine Eigenschaft Stärke zu besitzen aber keinen Geschmack“ (aus Kartoffeln) Nebenbei gibt’s dann noch ein geglücktes Rio Reiser Cover (Für immer und Dich), 80er Prince-Synthie-Funk (Plastik) bevor es dann zum Gipfeltreffen der eigenwilligsten deutschen Stimmen ever kommt: Im Arsch feat. Udo Lindenberg. Hab ich zwar nie gemocht, den Mann, aber in diesem mellow Ding bekommt man nicht nur die schönsten Rhodes- und B3-Sounds dieser Tage, sondern auch einen Text über verpasste Chancen aber nichts Bereuen, der die Tränendrüsen jucken lässt. Give it up for Udo: „Der ganze Traum ging in Rauch auf Ende. Aus. Für immer. Wenigstens wurd ich da schlau draus Auch Seifenblasen hinterlassen Trümmer Ich kratz die Reste von der Wand ab Doch sage nie: „Ich bereue es.“ Ich steh zwar wieder ganz am Anfang Doch hab die Birne frei für neues“ Da darf man auch mal kurz Stehblues tanzen. (Fruity Mulati) PS: Fruity Mulati ist Freund des Hauses und zweimaliger shake baby shake Gast-DJ. Des weiteren wandert er mit seinem Twist-n-Shout DJ-Team´"from punk to funk". Und: sehr wahrscheinlich wird er beim shake baby shake Geburtstag im Dezember (notieren!) mit seiner Band Pretty Flamingo im Stadtkrug mächtig einheizen.
Was macht blöde Katze da? Eigentlich soll dies ja ein reiner Musikblog bleiben, aber gestern bin ich im Glitterhouse Blog über etwas gestolpert, das ich meiner Gemeinde nicht vorenthalten will. Schließlich kann ich mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so lange und befreit gelacht habe… Ich schau also in den GH Blog (wo Tiere eins der Hauptthemen sind) und sehe diese Katze. Drüber steht „Manchmal kommen sie wieder…“ und drunter „Die Arschlochkatze. Also ich finde das unheimlich.” Mehr nicht. Ich denke mir, was macht die blöde Katze da, schließlich bin ich doch eher ein Hunde-Mann (meiner heißt Elvis). Dann schaue ich in die Comments und finde heraus, dass es in den USA eine Website gibt für Katzen, die aussehen wie Adolf Hitler. Die nennt man dann Kitler (Kitten – Hitler, get it?). Dann habe ich die Comments wieder geschlossen und plötzlich schaute mich die Katze mit ganz anderen Augen an… und ich bin erstmal unter den Tisch gefallen. (R-man)

Freitag, 11. August 2006

Abt.: New classics Fat Freddys Drop Based On A True Story Es begann alles mit der Midnight Marauders 12“ von Joe Dukie & DJ Fitchie, noch immer ein Stück für die Insel. Es folgte This Room, auch nicht viel schlechter, und die Nachricht, dass Dukie und Fitchie Teil des 7-köpfigen neuseeländischen Ensembles Fat Freddys Drop sind. Und dessen volle Länge Debüt Based On A True Story gehörte von Anfang an zu meinen Privat-Highlights und hat sich nun 13 Monate nach Release in den Klassikerstatus vorgearbeitet. Die Jungs nehmen sich reichlich Zeit für die feine Ausbalancierung des Grooves und jammen die Songs dann auch gerne gen 7 Minuten Grenze. Oft ist purer Reggae die Basis, gerne unterfüttert von ein paar Ska/Rocksteady Bläsern, umschmeichelt von warmen Orgeltönen oder perlendem E-Piano und gebettet in federweiche Downbeat-Rhythmik. Magisch-fette Bassläufe sorgen für absolutes Wohlgefühl und gezielt gesetzte Dubeffekte steigern das fast bis zur Ekstase. Die setzt vollends ein, wenn Sänger Dallas (a.k.a. Joe Dukie) seine Stimmbänder zur Vibration bringt. Der hat nämlich eine dieser Stimmen, die mich sofort in ihren Bann schlagen – so die Art Willie Hutch meets Cornell Campbell meets Bill Withers. Soul pur! Auch auf der Bühne sind sie eine Attraktion (und die beste Band, die ich 2005 gesehen habe). Die extrem spielfreudigen Bläser sind hier die halbe Miete und natürlich wickelt einen diese Stimme sofort ein, wenn man nur einen Funken Seele hat. Dazu steht hinten rechts DJ Fitchie, ein Samoaner von der Größe eines mittleren Möbelwagens und lässt knackig-feet Beats aus einer Maschine, dass es eine echte Freude ist. Grosse, grosse Band. Zur Zeit basteln sie an ihrem Zweitwerk. Bis dahin wird Based On A True Story noch gute Dienste leisten. Klassiker halt. (R-man) CD oder Doppel-Vinyl. PS.: Zum Auflegen empfehlen sich eher die gestraffteren Remixe, die man auch relativ preiswert und sozusagen Stück für Stück beim Online Shop des Sonar Kollektivs als Download bekommen kann.
Neues vom Compilation Mann Teil 3 Mehr Stoff für den Freund der gut gemachten Compilation... Permanent Vacation Von zwei Müncher Scenesters frisch gegründetes (gleichnamiges) Label mit volle Länge Compilation, die einiges an obskurem (Italo-)Disco ausgräbt (Tommie Seebach, Antena) und das mit aktuellen Space-/Cosmic-/Balearic-Sounds mixt (Kelley Polar, Who Made Who, Six Cups Of Rebel). Äusserst gelungen und eine echte Zierde für jede Sammlung! Jamaica To Toronto Soul, Funk & Reggae 1967-1974 In Toronto gestrandete Jamaikaner zwischen glasklarem Reggae, funky Stuff und Northern Soul Gebolze. In saugut natürlich. Und ein Booklet, und eine Verpackung… Francois K. Frequencies Dass der Altmeister noch immer den Finger am Puls der aktuellen Tanzmusik hat beweist sich hier. Für einen alten Mann wie mich fast schon ein wenig zu heftig und elektronisch. Party Keller Vol. 2 Zweite Ausgrabung des Münchner DJs Florian Keller. Nach dem ersten Hören noch nicht wirklich überzeugend. Und eins ist sicher: insgesanmt zu kurz. Kay-Dee Records Vol. 1 Deep Funk Gott Keb Darge und Master At Work Kenny Dope haben zusammen ein kleines Label für Funk-Pretiosen. Hier haben sie einige 7"-es, B-Seiten und Dope-Edits zu einer knackigen Compilations verpackt. Für Funk Fans essentiell. Über die eine oder andere (garantiert: Jamaica To Toronto. Wahrscheinlich: Permanent Vacation) demnächst mehr auf diesem Blog... (R-man)

Donnerstag, 10. August 2006

1965, the Strip and Arthur Lee Doors-Drummer John Densmore erinnert sich an Arthur Lee. August 7, 2006 It was 1965 when I rushed down to the Whisky a Go-Go to stand out front and listen to a group called Love. My band, the Doors, was playing in a dumpy club up the street, and we were on a break. I craned my neck past Mario, the doorman, to get a glimpse of a band that was so far ahead of its time, the public still hasn't caught up. The first time I saw Love, I was shocked. They were bizarre. Arthur Lee, the African American lead singer, wore rose-tinted granny glasses, and they had a guitar player whose pants were so tight, it looked like he had a sock stuffed inside his crotch. It was a racially mixed group who seemed to be friends. After experiencing Love, I knew I had a ways to go before being hip. Wearing leather capes and pin-striped pants, suede moccasins, paisley shirts and jackets with fringe everywhere, I wondered if they went out on the street like that. Not that they were fashion without substance; as Lee told us all: "And the things that I must do consist of more than style." This was a revolutionary band, way before Jimi Hendrix. No black man had crossed over from "soul music" into rock before Arthur. I desperately wanted to be in this band. Arthur clearly had tons of talent and charisma, a quality that our singer, Jim Morrison, hadn't developed yet. When we finally became the house band at the Whisky, Arthur graciously suggested to Jac Holzman, the president of Love's record company, that Jac check out the Doors. Due to Arthur's jump-starting, we got a record deal. Jim and I would drive down from Laurel Canyon to the Chinese restaurant next to Greenblatt's Deli to get egg fried rice for breakfast. On one of those excursions My Little Red Book came on the radio, Love's cover of the Burt Bacharach-Hal David song. "If we could make a record as good as that," Jim said, "I'd be happy." Love went on to make several albums for Elektra Records, one of which, Forever Changes, is a masterpiece (and, it should be noted, was produced and engineered by the vital Bruce Botnick). This album defined the '60s and is the Sgt. Pepper's of the West Coast, the Pet Sounds of psychedelia. One title from that album, Maybe the People Would Be the Times, or Between Clark and Hilldale, reflects the street life on the Strip, the Whisky being located on Sunset Boulevard "between Clark and Hilldale."
Shaolin Soul Classic Soul as sampled by the Wu-Tang Clan Yo man, was machen denn die hier? Nicht viel, außer das die Wu-Tang Posse offensichtlich einen guten Geschmack hatte bei der Auswahl ihrer Samples. Denn Anfang 2.000 erschienen nur in Frankreich (of all places) mit Shaolin Soul zwei randvoll gepackte (21 und 20 Cuts) Compilations mit klassischen Soul-Songs, die laut Booklet als Vorlage für so manchen Wu-Tang Tune herhalten mussten. Da findet sich vor allem fast der gesamte Hi-Records-Stall gleich mehrfach (Ann Peebles, O.V. Wright, Syl Johnson, Al Green, Willie Mitchell). Kein Wunder, denn der Groove aus Willie Mitchell's Studio war einfach einzigartig. Dazu eine feine Auswahl weiterer Perlen mit z.B. Donny Hathaway, Gladys Knight, Barry White, George Jackson, Lyn Collins und Baby Huey. Da beide Volumen out of print sind und ein wahnsinnger Frenchman bei amazon.fr für seine gebrauchten CDs 200 und 250 Euro verlangt, offeriere ich hier mal eine preisweitere Gelegenheit, an Shaolin Soul Episode One und Episode Two zu kommen. Komplettes Tracklisting in den Comments. (R-man)

Mittwoch, 9. August 2006

Nicht neu aber frisch entdeckt Beatschuppen Vom Februar 2005 und bei Veröffentlichung für gut befunden aber schnell absortiert, nahm ich die CD aus was auch immer für einem Grund neulich mit ins Auto. Und dort blieb sie für Wochen auch die einzige, was ja selten passiert. So habe ich das feine Ding von Grund auf kennen- und lieben gelernt. Der Beatschuppen ist eigentlich ein Partyabend aus dem Atomic Café zu München, der sich ganz dem knackigen Sixties-Beat verschrieben hat – „Essential Club Music from the 60s“ eben. Und was Resident DJ Weyssi in München samstags auf den Decks dreht, lässt auf echte Liebe zur Materie schließen: knorke Sixties-Beats aus unterschiedlichen Genres bringen die Crowd in Schwung, überwiegend soulful und heftig tanzbar, hören wir größtenteils weniger bekannte, dafür aber zündende Songs von Acts wie Georgie Fame, The Left Banke, Terry Reid, The Remo Four, Guess Who, dem ganz jungen David Bowie und den Sonics. Dass Beat-Freunde notorische Raritätenjäger sind, beweist die zum Glück ungemixte Zusammenstellung ebenfalls, denn Namen wie D.R. Hooker (ein psychedelisches Balladen-Juwel sondergleichen), The Village Callers, T.C. Atlantic oder The Tower werden wohl nur Eingeweihte kennen. Für stilistische Abwechslung ist auch gesorgt, sei es mit kleinen Latin-Einlagen von Bobby Valentin und Ray Baretto oder deepem Jazz-Funk vom Young Holt Trio. Und zu Schmunzeln gibt es auch etwas: wer die legendäre Cindy & Bert-Version von Black Sabbaths Paranoid noch nicht kennt, kommt hier ebenfalls auf seine Kosten. Am Schluß gibt es dann noch When A Woman Calls My Name von den Miracle Workers, das zwar von 1987 stammt, den Geist des Beatschuppens aber perfekt repräsentiert. (R-man & Whirlyjoe)
Band wanted! Shake Shake Baby will feiern... ... und zwar den 1. Geburtstag unserer kleinen monatlichen Party. Der ist am 2. Dezember, wie gewohnt dem ersten Samstag im Monat. An diesem Abend wollen wir ein Fass aufmachen und überlegen uns zur Zeit, wie wir das Dezember-Shake Baby Shake so orgiastisch wie möglich gestalten können. Natürlich werden die drei Residents (Ingolf, Axel, R-Man) und möglicherweise ein paar Gäste auflegen (Musikexpress Mann und SBS-Gast-DJ Peter Felkel hat sein Kommen angekündigt), aber zu den DJ's suchen wir eine Band, die im Clubraum spielen soll. Der liegt im Prinzip direkt neben dem Gastraum und da der ganze Laden recht klein ist, suchen wir ein Trio oder Quartett der Marke jung-und-ungestüm. So ein Art Garage-Punk-Soul-Funk-Pop-Beat-Band, die am besten I Heard It Thru The Grapevine auf Zuruf spielen kann. Natürlich darf es nicht viel kosten, da wir weiterhin keinen Eintritt nehmen wollen und der Stadtkrug Wirt nicht unbedingt auf Rosen gebettet ist. Aber bisschen was geht immer... Kost und Logis ist natürlich Teil des Deals und auch hinsichtlich der Backline (Amps, Drums) können wir aushelfen. Für Hinweise und Tipps sind wir äusserst dankbar. Entweder in den Comments oder per E-Mail! Danke! (R-man)

Dienstag, 8. August 2006

Das Fazit! Shake Baby Shake im August Trotz ungefähr 5 Gegenveranstaltungen (Geburtstag, Hochzeit, Batzefest, Großkirmes, Ferien) war der Stadtkrug am Samstag einigermassen gut gefüllt. Ich habe den Abend tatsächlich mit Vangelis (der Herr hier rechts) eröffnet (das hätte mir mal einer vor 12 Monaten prophezeien sollen...) und noch ein paar mittelschnelle Soulies nachgelegt - Quiet Village Project, Paul Weller, Take It Slow von Boozoo Bajou (im Mousse T Mix), diverse Stücke von Juke Joint II usw. Dann das Tempo recht früh etwas angezogen und ein paar Klassiker von Bill Withers, Undisputed Truth, Temptations und Aaron Neville (Hercules) gespielt (wir hatten eine Handvoll Frühgroover im Publikum, die danach verlangten). Die beiden letzten Platten des ersten Sets waren Stayin' Alive (Richard Ace - coole Reggaeversion) und Money (von Rosebud, eine französische Spät-70er Funkband, die mal eine ganze Platte mit Pink Floyd Covern aufgenommen hat). Dann übernahm Ingolf die Kommandozentrale (und jetzt das Wort): Der Abend war eine gute Gelegenheit, mal wieder dem Anspruch gerecht zu werden, etwas ausser der Reihe zu präsentieren. Gnadenlos hat sich also der graue Boysenpanther in Brazilectro gesuhlt. Natürlich war da eher mit gespannter Unaufmerksamkeit der Massive zu rechnen, obwohl Kyoto Jazz Massive's Mix von Sob O Mar von Jaime Alem ja nicht von schlechten Eltern ist. Den habe ich von der Misturada Compilation ausgesucht, die das Far Out Label Anno 2000 veröffentlichte. Back to R-man: Meinen 2. Set habe ich dann mehr für mich als für die Leute gespielt, was man eigentlich nicht machen sollte, was letztendlich aber auch egal war, weil so schlecht war's dann auch wieder nicht... Also so richtig bunt durcheinander gewürfelt lag ungefähr das auf dem Teller: Wooden Ships (CS&N), Turkish Delight (Lindstrom & Prins Thomas), Everybody's Got To Live (Love), Can't Find My Way Home (Blind Faith), Pluto (Manfred Mann's Earthband), Tupelo (Staples/King/Cropper) und zum guten Abschluß die gloriosen 10 Minuten von Coldcut's Walk A Mile im Henrik Schwarz Mix. Ingolf beschloß dann den Abend: Für Begeisterung sorgte das Fundstück We Can Work It Out von Emanuel Santarromana - ein Beatles Cover, dem selbst Anti-Käfer R-man was abgewinnen konnte (Fab4Ever, ist komplett den Beatles gewidmet). Den eher ruhigen Abend liess der Spätschichtler gegen 3 Uhr (recht früh für Stadtkrug Verhältnisse) mit J. Blackfoots Taxi ausklingen, davor noch Lollos (so heißt der Wirt) Lieblings-Suff-Ballade, das 8-minütige Summertime des Australiers Gentle Ben, dann noch Marianne Faithful's Version von Sister Morphine - und dann Gute Nacht. See you next time! (R-man & Ingolf) PS.: Völlig abgefahren, was sich dann gegen 2:30 Uhr morgens zu Hause abspielte: TV an und neben diversen Damen, die einem nackt Telefonnummern zuflüsterten, gab es auf den 3. Programmen reichlich exzellente Musik: Al De Loner & Band im Rockpalast, frühe Kraftwerk mit richtigem Drummer, ein Mitt-Sechziger Tom Jones, ziemlich druckvolle Birth Control etc. Weird! (R-man)
Die James Gang reitet wieder! 35 Jahre nach dem Split findet sich die definitive Besetzung des spät-60er Hardrock-Trios wieder zusammen. Joe Walsh (Vocals/Guitar), Jim Fox (Drums) and Dale Peters (Bass) gehen ab dem 10. August auf eine 17-Date-US-Tour. Möglicherweise wird danach eine DVD veröffentlicht, vielleicht auch nicht. Ausserdem wurde vor kurzen ein Tape eines 70er Konzerts aus Holland entdeckt. Auch hier gibt es nichts genaues zu hören. Aber zumindest einer von dreien hat keine Geldsorgen, sodaß diese Sache hier vielleicht eine reine Spassangelegenheit sein könnte. Was das auf dem Shake Baby Shake-Blog zu suchen hat? Dann hört euch mal wieder Funk #49 an... (R-man)

Montag, 7. August 2006

Aufsatteln! Baltic Soul Weekender In guter alter britischer Tradition findet vom 23.-25. März 2007 ein Soul-Weekender statt. Wie es sich gehört in einem Seebad - und zwar am Weissenhäuser Strand an der Ostsee. Dort hat man wohl wie in Southport einen ganzen Ferienpark geblockt, inklusive Wellness-Bad, Apartments/Bungalows und vier Dancefloors. Kinderbetreuung soll es auch geben, aber die lassen wir doch besser zu Hause... Denn das Thema ist Allnighter (also, wie Lionel Richie so schön sagt: All Night Long) und das Line-Up scheint schon fest gebucht: mit Marva Whitney, Ann Sexton, Soulounge und Leroy Hutson gibt es vier erstklassige Live-Acts, die allerdings mit einer echten Armada von DJs konkurrieren müssen. Auf 4 Floors (Dance, Disco & Konzert Floor; 70s, Modern & Nu Soul Floor; 60s, Rare Soul & Northern Soul Floor; Funk & Modern R 'n' B Floor) wechseln sich über 30 DJs an den Wheels Of Steel ab, von denen ich jetzt mal nur die bekanntesten nennen will: Norman Jay, Mousse T, Keb Darge, Disco Boys, Soulciety, Mojo Club Crew, Eddie Piller und Henry Storch. Da ist Kondition gefragt! Mehr Information auf der tollen Baltic Soul Website. (R-man)

Sonntag, 6. August 2006

Flohmarktgold Boney M. vs. Alan Parsons Ein kleiner Ausflug mit der Familie führte uns heute morgen ins benachbarte Holzminden zum Flohmarkt. Beim Erblicken von 10 Kisten Vinyl („alles 1 Euro“) habe ich meine Familie zu McDonalds geschickt und mich mal für kleines Geld schick eingedeckt. Reinhören konnte ich noch nicht (meine Plattenspieler stehen noch im Stadtkrug), aber mein Herz schlägt höher beim Anblick von gleich vier Boney M. Alben (freue mich schon auf ihre Version von Heart Of Gold), gleich 5 x Alan Parsons Project (ist ja wieder hip), Circle Of Love der Steve Miller Band (mit 15 Minuten Macho City), Robert Palmer (Some People, mit Little Feat Leuten), Was (Not Was), Demis Roussos, Herbie Hancock (mit Rockit), dem Saturday Night Fever Soundtrack und dem Killerfund schlechthin – das Album von Richard Ace (u.a. Stayin Alive in verschärfter Reggae-Version). Dazu Maxis von Jimmy Bo Horne, Bootsy Collins, Donna Summer, Candi Staton, Edwin Starr und Sydney Youngblood. 29 Scheiben für 22 Euro. Da ist ganz sicher der eine oder andere neue Shake Baby Shake Klassiker dabei. (R-man)
Out Now! Boozoo Bajou Juke Joint II. Alles wird gut! Endlich ist er da, der Maybach unter den Mix-Compilations! Hier ging es nicht drum, seine Jugendeinflüsse oder ein Genre aufzuarbeiten, hier ist ein Mixtape entstanden, wie man es früher (oder noch immer) für seine Kumpel oder seine Liebste gemacht hat. Einfach tief rein in die Plattensammlung und darauf hoffen, dass es am Ende zusammenpasst. Die großen Meister auf diesem Gebiet sind Boozoo Bajou (das haben sie schon bei Vol. 1 bewiesen), die hier mal eben 20 Songs und 10 unvereinbar scheinende Stile zu einer Einheit vermixt haben. Man glaubt es kaum, aber es funktioniert. Swamp-Blues, Soul, Singer/Songwriter, Electronica, Reggae, Afrika-Funk und Dub beißen sich nicht. Vielmehr gleiten sie langsam ineinander, als wären sie füreinander bestimmt. Alleine die erste Hälfte der CD ist ein Meisterwerk der entschleunigten Lässigkeit mit Tony Joe White (Rainy Night In Georgia im Boozoo-Dub), DJ Day (Hymne!), Alice Russel & TM Juke, Urbs & Cutex und den Meters (eine unübliche Ballade). Soul, Songs, Seele. Auf die bezaubernden El Michels Affair (instrumentales Isaac Hayes-Cover) folgt mit Rowing von Dennis Bovell eines der mitreissendsten Reggae/Dub-Stücke ever. Nach den Blend Crafters (Hillbilly-HipHop) kommt der großartige Mark Rae mit dem noch großartigeren Medicine (Electro-Soul), bevor Boozoo Bajou einen ihrer fetten Grooves vom Stapel lassen und mit Back Up einen neuen Tune beisteuern. Nicole Willis gleitet gekonnt durch Stax/Motown-Gefilde (geiler Song), bevor der geschätzte Mulatu Astatque den Juke Joint mit einer Prise psychedelischen 70er Afro-Funk beglückt. Headtric ist dann Düster-Downbeat in Breitwand-Cinemascope (und Black City der Troublemakers recht ähnlich), Boozoo Bajou's Pflug ein typisches BB-Kurzinstrumental und Rechenzentrum gar Mininmal-Elektronik… aber keine Angst, es läuft noch, alles richtige Songs, die jede Scheuklappe penetrieren. Hanne Hukkelberg flüstert sich durch ihren sanften Folk-Pop-Tune und die Bajou-Jungs verpassen einem zuvor unveröffentlichten Gecko Turner Song ihren reduzierten Schaufelrad-Sound. Mit dem phänomenalen Lambs Bread Collie von Credric Im Brooks’ Lights Of Saba und John Holt versüßen uns die beiden Nürnberger das nahende Ende noch einmal mit zwei außerordentlichen Reggae-Tunes und mit Comeback von Josh Rouse fahren sie zum Abschluß noch eine Granaten-Basslinie von höchster Ansteckungsgefahr auf…. Warum kann das nicht ewig so weiter gehen? Champions League! Ach was sage ich, Champions League-Gewinner! (R-man) PS: Die limitierte Pappkisten-Edition (schon unter B eingereiht) kann allerdings gegen die Holzkiste des (genauso guten) Vol. 1 nicht anstinken!
Zum Tode von Arthur Lee ...again... Im Online Teil des Spiegel gibt es einen mittelkurzen Nachruf zum Tode von Arthur Lee zu lesen. Natürlich wurde das Forever Changes Album lobend erwähnt, welches „regelmäßig zu den wichtigsten Rockplatten aller Zeiten gezählt“ wird. Und: „Nach diversen mediokren Love-Alben veröffentlichte er 1972 das hervorragende Solo-Album Vindicator…“ – interessantes Statement, welches man nicht so einfach nachprüfen kann, wenn man das Werk nicht in seiner Sammlung hat. Denn das Original-Vinyl wird heutzutage auf um die 100 Euro taxiert und der offensichtlich mal erschienene CD-Reissue (ich kann mich nicht erinnern den je gesehen zu haben) ist ebenfalls rar und out of print. Etwaige Interessenten dieses recht gitarrenlastigen Albums können hier ihre Neugier befriedigen und obiges Statement auf den Wahrheitsgehalt prüfen. Passwort in den Comments... (R-man).

Samstag, 5. August 2006

Neues vom Compilation-Mann Teil 2 Ich bin ein Compilation-Mann! Früher war ich mal ein Artist-Album-Mann! Oder in der Jugend: Live-Album-Mann! Jetzt mag ich es, wenn Leute die mehr Zeit und Geld haben als ich, ihre frisch (oder weniger frisch) erstandenen Pretiosen auf einem Tonträger versammeln. Gerne Genre-spezifisch, aber fast noch lieber Mixtape-style. Hier einige News: Discotheque Vol. 1/The Hacienda The Soundtrack to the World’s Greatest Clubs – der Beginn einer großen Freundschaft? Linernotes von Tim Lawrence (Love Saves The Day), der in London übrigens regelmäßig Loft-Parties feiert - mit David Mancuso an den Decks und Klipsch-Anlage. Discotheque Vol. 2/Paradise Garage Mit Larry Levan’s Wirkungsstätte wurde ein würdiger Nachfolger der Serie gefunden. Noch kein Tracklisting gesehen, könnte aber äußerst interessant werden. Action Speaks Louder Than Words The Best Of SSS International Group Of Labels (1967-19070) “No ballads here! 24 uptempo dancehall fillers and funky soul stompers...” sagt der Sticker. 24 Cuts auf Vampisoul. Kommt auch als 20-Song-10 x 7"-Box. 45 Kings Vol. 3 “...an obscure folk funk psychedelic breaktastic mix of rarities” aus der Fat City Schmiede. Beim erstmaligen Hören etwas vorbei gerauscht, mit knapp über 40 Minuten aber definitiv zu kurz. Confuzed Disco A Retrospective Of Italian Records Nicht gleich zusammenzucken: Italo-Disco ist weit besser als sein Ruf. Originale Klassiker und Bearbeitungen von Space Disco-Meistern wie Morgan Geist, Lindstrom & Prins Thomas, Radio Slave etc. Ausführlichere Empfehlungen wenn ich mich durchgekämpft habe. (R-man)