Der Knappe hat Don Quixotes Kampf gegen die Musikmühlen fast schadlos überstanden. Lediglich das Zipperlein in den alten Knochen erinnert mich, dass ich eigentlich viel zu alt bin um solche Strapazen freiwillig durchmachen zu müssen. Dafür sind die Nach"wehen" (sic!) übermässigen Bohnengenusses izwischen auch überstanden. Der Bauch hat sich durch Mutters gutdeutsche Kochkunst wieder besänftigen lassen.
Was ist hängenbeblieben von 10 Tagen exzessiven Livemusik Genusses in Austin? Musikalischer Höhepunkt war für mich eindeutig Eli "Paperboy" Reed & The True Loves, von denen wir uns gleich 2 Shows angeschaut haben. Ich kannte seine Platte "Roll With You" schon vorher, fand sie auch ganz passabel aber erst durch den Besuch einer Live Show ist mir klar geworden welche Soul Power dieser unscheinbare weisse Jüngling in sich hat. Die Jungs sind Anfang Mai auf Deutschland Tour - unbedingt hingehen !
Meine Neuentdeckungen hab ich im besten schlechtesten Club in Austin gemacht, im Room 710. Bester Club deshalb, weil man da rauchen kann. Es gibt da wohl neuerdings ein Gesetz in USA, das besagt, dass bei einem Verstoss gegen das Rauchverbot nicht der Club zu blechen hat, sondern der Raucher. Falls die Pozilei da aufgetaucht wäre hätte ich auf "ich nix värstehe änglisch, Ich deitsch" gemacht. Ob´s geholfen hätte ? Schlechtester Club deshalb, weil verraucht, düster, 70% voll tätowierte rauhbeinige Punker und die mit Abstand versiffteste Toilette Austins. Und genau da spielten Mr. Lewis and the Funeral 5. Der leicht schräge Sound erinnerte mich an Tav Falco, wenn er nur besser singen und Gitarre spielen könnte. Meine zweite Entdeckung fand auch dort statt: The Jungle Rockers, eine "Rockabilly" Truppe, bei der das Wort (Garagen-) Rock das Rockabilly-Geschmäckle (wie der Schwabe sagen würde) wettmacht. Power pur ! Von beiden Bands hab ich CD Muster mitgenommen und Kontaktadressen, mal schaun, was Stag-O-Lee damit anfangen kann.
Bei der Listung meiner grössten Enttäuschungen möchte ich nicht auf Tony Joe White verweisen. Mir hat es gereicht meinem Idol ganz nah zu sein und seine frühere Grösse zu erahnen. Nein, ich möchte da die Felice Brothers listen. Der Don und ich waren auf der anderen Strassenseite im Habana Club und gegenüber im Zelt spielten die Felice Brothers. Mich zog es die paar Schritte rüber, aber als ich die lange Schlange vor dem überfüllten Zelt sah, hab ich mir sie zunächst mal von aussen anhören wollen. Die dünnen Zeltwände hatten das ermöglicht und einen schmalen Blick zur Bühne hatte ich auch. Das war allerdings völlig belanglos, was sich da abspielte. Saft- und kraftloses Gedudel. Ich war froh, mich nicht da reingequetscht zu haben um nachher enttäuscht zu sein.
Fürs Auge am schönsten waren die She Creators (Bild siehe blog vom 20.März). Da hatte man überhaupt kein Ohr um die Musik kritisch zu hören. Ich weiss nur noch, dass mich die Musik beim Anblick dieser spacig abgefahrenen Babes nicht gestört hatte.
Den nachhaltigsten Eindruck hinterliessen die zahlreichen Plattenläden und second hand Shops. Ich hab mir ca. 50 Seven Inches mitgebracht und 10 LPs. Wobei mich die 7 Inches alle zusammen maximal 50 Dollar gekostet haben. Da sind Original Stax Ausgaben dabei, sogar ein "Stagger Lee" von Tommy Roe und ganz abgefahren "Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett" von Bill Ramsey. Aber auch das Duett von Juglio Iglesias mit Willie Nelson "To all the girls I loved before" ist echt abgefahren. Meine liebste mitgebrachte LP ist eindeutig "The Animals - Ark". Die hab ich mir gestern abend gleich zweimal hintereinander angehört. Diesen Eric Burdon hätt ich sooo gerne bei Stag-O-Lee, aber wahrscheinlich wär´s eine ähnliche Fehlentscheidung wie Tony Joe White.
Ob ich nochmal diesen Trip machen würde? Ich glaub eher nicht. Es war eine schöne und interessante Zeit, aber der Aufwand, die Mühe und die Übersättigung bleiben eher negativ in Erinnerung. Weniger wäre mehr gewesen und das nächste Mal gehe ich lieber zu einem 2 Tage Festival nach Memphis mit 10 Bands oder zum OBS.
Momentan häng ich noch voll im jet-lag, am meisten freue ich mich nun auf eine lange bohnenlose Zeit .... (Peter HtH)
2 Kommentare:
auf jeden Fall schön zu lesen,
zwei mussten da durch - für
Tausende zum nachschlagen ...
mir kommen die Bohnen beim lesen
schon wieder hoch ...
und die Essenz kennen wir jetzt
auch - vielen Dank - axel
fehlt noch King Khan im Bericht,
aber den kennen und schätzen wir
ja bereits ...
Schöne füsse! aber von dem cabrio bin ich doch etwas enttäuscht! gabs nix klassisches? einen alten mustang oder so...
BadaBing!
Kommentar veröffentlichen