Gestern war mal so ein Tag nach meinem Geschmack. Punkt zwei Uhr sind wir bei Sonny's Vintage aufgeschlagen und wurden von den She Creatures begrüsst, drei perfekt gestylten Frauen (siehe Bild oben), die coolen primitiven Garage-Punk vom Stapel liessen. In diesem Stil ging es mit The Urges weiter, allerdings härter und wilder mit voller Sixties-Garage Breitseite.
Irgendwann standen dann Powersolo auf der kleinen Bühne des Klamottenladens, ein zwei Gitarren/Drums Trio, wobei die beiden Gitarristen zwei schwer tätowierte Hungerhaken waren (sechzigkiloaufeinsneunzig). Sie gaben sich wie Vater und Onkel des Banjo-spielenden Jungen aus Deliverance und so mancher ging einen Schritt zurück, ob des heftigen Billy-Punks und der schrägen Typen. Mit "that was a decent show" verabschiedeten sie sich dann nach eine halben Stunde. Indeed. Schließlich fand ich noch raus, daß es sich bei den Schacken um Dänen handelte.
Die Right Ons aus Madrid legten dann einen hoch energetischen Garage-Soul-Set auf die Bretter, inklusive mitreissender Bühnenshow. Absolut erstklassig, was das Quintett da ablieferte. Mit einer Mörderversion von Waiting For My Man, wilden Tanz-Einlagen und im Publikum verteilten Plastiktambourinen sorgten sie abends um 6 Uhr für Megastimmung.
Im Antone's Plattenladen nebenan bin ich schließlich noch über ein paar 7"-Pretiosen in der Rock-Abteilung gestolpert, die jeden Spoonful DJ-Set noch etwas besser machen werden. Da kann man dann einfach nicht dran vorbei.
Als letzter quetschte sich Eli Paperboy Reed und seine 6-köpfigen True Loves auf die kleine Bühne. Eli sieht aus wie ein Plattensammler-Nerd, der hauptberuflich Versicherungen verkauft, aber boy, wenn er auf der Bühne steht, dann transformiert er zum Soul Brother No. 1. Mit Killerstimme und knappem Gitarrenspiel führte er die True Loves durch eine Handvoll absoluter Hits. Meine Fresse, welch eine Band! Das war der erste Gig von 11 in 4 Tagen Austin. Und nicht der letzte, den ich gesehen habe.
Die Zeit wurde knapp, also machten wir uns auf in Richtung Abendprogramm. Den Abend wollten wir im Parish verbringen und als wir den Laden betraten, machte sich Doug Kershaw gerade zum Affen. Danach kam eine von Black Keys Dan Auerbach protegierte Songwriterin, deren Namen ich gerade vergessen habe. Ihr Auftritt inklusive Ausdrucksgitarrist war nicht mal schlecht, aber irgendwie hat er auch nicht gezündet. Der Funke ist auch bei Holly Golightly & The Broke-Offs nicht übergesprungen. Durchaus nett und auch eigen und symphatisch, aber auch nicht viel mehr.
Dan Auerbach, der Black Keys Gitarrist, gesellte eine 5-köpfige Band um sich, wobei die beiden Drummer und der tolle Bassist für mächtig Vorschub sorgten. Bluesrock für junge Leute in sehr laut. Hat mir gefallen.
Nicht gefallen dagegen hat mir der Auftritt von Tony Joe White. Demenz, Alkohol oder irgendeine andere Krankheit haben den Homo Swampus dahin gerafft. Er gehört definitiv nicht mehr auf die Bühne. Dort sitzt er auf einem Stuhl von dem er aber ständig herunter zu fallen droht. Das Gitarrespiel ist nur selten von der Qualität, die man erwartet und so richtig wussten die beiden Begleiter auch nicht, wie man einen Song beendet. Also eierte man um die gloriosen Riffs herum und bekam Tränen in die Augen, weil eines meiner großen Vorbilder einfach am Ende war. Er sollte es finanziell eigentlich nicht mehr nötig haben, also sollte ihn jemand auf der Veranda seines Hauses festbinden.
Ein trauriges Ende eines grossen Tages, aber ich hatte es eigentlich nicht anders erwartet. (R-man)
5 Kommentare:
indeed: perfekt gestylt für jeden anlass. die dame im hintergrund hat offensichtlich prinzessin leias skalp erbeutet und dezent umgefärbt.
da meinst du doch sicher die junge jessica lea mayfield. album ist ziemlich klasse. und tj white wirklich so übel? hab ihn zuletzt vor drei jahren gesehen, da wars ziemlich klasse
Ich muss ja im Prinzip Reinhard Recht geben bzgl Tony Joe White. Ich hatte auch meinen Photoaparat ständig griffbereit um festzuhalten wenn er dann vom Stuhl kippt.
Und doch hat mich etwas gepackt dabei und mir die Tränen in die Augen getrieben. Diese Stimme ! Tief und sonorig, so kommt sie nur live rüber. Die Gitarrenarbeit war "spärlich" , man kann aber auch sagen "akzentuiert". Es kommt ja nicht immer auf die Anzahl der Töne an. Natürlich hatte er nicht den drive von früher drauf, es wirkte immer hart an der Grenze, war immer knapp am Abkippen. Dennoch: es war unverwechselbar Tony Joe White. Ich hätte ihn unter Hunderten wiedererkannt.
Und dann dieses abgeklärte Grinsen, das er ständig im Gesicht hatte. Er war einfach nicht mehr auf dieser Welt. Muss er aber auch nicht mehr sein.
Am Ende kam jemand auf die Bühne und flüsterte ihm wohl ins Ohr, dass seine Zeit vorüber sei. Dann folgte mit ca. 1 Minute das kürzeste "polk salad Annie" das man sich vorstellen kann.
Eli Paperboy Reed sieht live übrigends aus wie unserem Chrispop aus dem Gesicht geschnitten. Vielleicht kommt er ja mal zu einer unseren Stag-O-Lee parties und legt mit Chrispop im Duett auf. Das wäre ein Photeo !
Bis morgen
Peter HtH
Ja, Jessica Lea Mayfield. Das Album ist richtig gut. Würde ich mir gerne mal ansehen.
genau, jessica lea mayfield. sie wurde an dme tag eben am dem gemessen, was man so erlebt hat. und da war sie halt hinten anzusiedeln.
gerade um 1 uhr mittags andre williams gesehen. ein blick in die vorhölle. so geil. -r-man
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