Dienstag, 12. Dezember 2006
Pink Floyd
Fit für den
Dancefloor?
Well, nach Alan Parsons Project aus DJ-Perspektive nun also Pink Floyd – nächstes mal vielleicht Grateful Dead gefällig? Just kidding…
Bei Pink Floyd gehen die Meinungen ja weit auseinander, von Psychedelic-Pionieren bis größenwahnsinnigen Geldsäcken reicht das Meinungsbild, vermutlich waren sie beides. Ich bin mit den Platten jedenfalls aufgewachsen und liebe die meisten bis heute. Vor allem die allgemein gering geschätzte Animals von 1977 hat es mir angetan, kaum ein Album hatte ich in meinem Leben öfter auf dem Plattenteller.
Was legt aber nun der nervenstarke Freistil-DJ auf? Womöglich noch zum Tanzen?? Da muss man das Pink Floyd-Ouevre schon genauer unter die Lupe nehmen. Natürlich scheidet das Spätwerk ab The Wall aus, wer will schon Operetten auf dem Dancefloor hören… Und Another Brick In The Wall bleibt auch außen vor, das ist einfach zu abgenudelt und Kinderchöre sind eh nur selten cool.
Animals und Wish You were Here sind auch eher was fürs Homelistening, konzentrieren wir uns also auf die eher jungen Bandjahre, als die Mannen noch halbwegs frisch und unverbraucht klangen, auch noch nicht so manieristisch ihren eigenen Stil plagiierten.
Nach einigem Rein-, Quer- und Durcheinanderhören stelle ich mal folgende sechs Songs zur Disposition:
1. Obscured By Clouds (von „Obscured By Clouds“ 1972)
Der Soundtrack zum doch recht obskuren La Vallée von Barbet Schroeder beginnt mit dem wirklich genialen Titelsong, einer extrem suggestiven Instrumental-Nummer, die für meinen Geschmack so klingt, als wäre sie das direkte Vorbild der besten Air-Songs von heute. Untergründig tuckernder Beat, schwellender Moog-Synthie und darüber die schneidende Gitarre von David Gilmour – dummerweise wird der Song nach drei Minuten ausgeblendet, um dann mit einem mächtigen Rock-Riff noch einmal durchzustarten
2. One Of These Days (von „Meddle” 1971)
Der Opener des Albums mit dem klassischen 23-Minuten-Trip Echoes ist fast schon funky – okay, im psychedelischen Sinn. Hier dominiert der wirklich gewaltige Bass von Roger Waters, mittendrin gibt es ein paar Tape-Schnipsel, danach greift Gilmour zur Bratzgitarre, auch Rick Wright greift beherzt in die Tasten seiner Hammond Orgel. Doch, das rockt recht heftig und eignet sich bestens zum Matteschütteln
3. Breathe (von „Dark Side Of The Moon“ 1973)
Okay, einer von den Millionensellern muss sein. Der Opener Breathe ist so wunderbar lazy und laidback, Drummer Mason beweist sein lässiges Jazz-Feeling, darüber die nun wirklich schwebende Slide Guitar von Gilmour, alles unglaublich relaxed und ausgeruht. Dazu eine einfache und gradlinige Melodie, auch der Gesang dazu ist angemessen unaufgeregt und herzerwärmend. Für mich ja das glatte Gegenteil von all dem aufgeblasenen The Wall-Brimborium, das noch kommen sollte.
4. Lucifer Sam (von „The Piper At The Gates Of Dawn“ 1967)
Eine Syd Barrett-Komposition muss hier natürlich dazu gehören: dieser Song vom 67er Debütalbum ist für Barrett-Verhältnisse ein wirklich satter und gradliniger Rocker mit wuchtigem Beat und wieder einmal einem alles voran treibende Bass. Die Nummer passt meines Erachtens problemlos in jedes Beatschuppen-kompatible Set.
5. Dramatic Theme (von „More“ 1969)
More war der erste Barbet Schroeder-Film, für den Pink Floyd die Musik gemacht hatten. Zum Abschluss des ohnehin guten Albums kommt dieser erneut instrumentale Song mit einem lockeren aber treibenden, beckenlastig-jazzigen Beat von Nick Mason, darüber die wiederum recht abgehobene Gitarre Gilmours, wobei das tragende Element auch hier Roger Waters pointiert pumpender Bass ist, der ebenfalls dieses Air-Feeling transportiert. Mit 2:12 Minuten Länge leider viel zu kurz
6. Let There Be More Light (von „A Saucerful Of Secrets“ 1968)
Psychedelischer Sixties-Beat mit eruptiver Orgel, Kopfnicker-Mittelteil und doch ziemlich mitreißendem Gesang – okay, ist wegen der Tempowechsel natürlich untanzbar. Immerhin eine frisch gebliebener und unverbrauchte Pink Floyd-Nummer.
Fazit: so richtig tanzbar wird der Psychedelic Prog von Pink Floyd nicht wirklich, über die Sixties-Beat-Schiene und das cineastische Air-Feeling gibt es aber immerhin viel versprechende Ansatzpunkte. Am beeindruckendsten fällt beim retrospektiven Nachhören jedenfalls Roger Waters Bass-Arbeit aus – da muss man dann doch zugeben, dass der Typ, der mit seinem Solo-Spätwerk so dermaßen abgesoffen ist, zumindest bis in die frühen Siebziger ein ganz Großer war.
Ansonsten gilt wie immer: Alternativmeinungen zum Thema bitte hier abgeben. (Whirlyjoe)
PS: Whirlyjoe is back! Nach einer umzugsbedingten Pause ist mein liebster Blog-Mitstreiter endlich neu verkabelt und surft nun statt mit Analog-Modem mit DSL-Geschwindigkeit durch das www. Ob der ungeahnten Möglichkeiten beginnt jeder Tag mit einem: „Mon Dieu! Wie rasant!“
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3 Kommentare:
Mal ne Frage: Wie wärs mit Hörproben, das müsste doch gehen??
ach, da bewegen wir uns dann ja in einem rechtsunsicheren feld. die gema an die hacken zu kriegen ist dann tatsächlich nicht unbedingt ein spass. ruckzuck haben die sich irgendwas hochgerechnet, was dann richtig kostet. zudem ist es halt auch saumässig viel arbeit.
natürlich wäre es irgendwie schöner... aber so nebenher nicht wirklich zu machen. - r-man
also zumindest bei den remastered
Scheiben gibt es teilweise ein paar
Bruchstücke zum reinhören unter
amazon.de ... echte best of
Scheibe müsste dann wohl mal von
whirly joe gemixt werden ...
konnte mit den Jungs, bisher zumindest nix anfangen ... axel
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