Sonntag, 31. Dezember 2006

Nächste Woche...
shake baby shake
again!

Ist etwas schon Tradition, wenn man irgendwas 1 Jahr regelmässig macht? Wahrscheinlich gibt es in unserem Land eine DIN-Norm für Tradition, aber das ist mir tatsächlich egal, denn über das Regeltum rege ich mich schon seit Jahrzehnten auf.

Also, trotz allem: traditionell am 1. Samstag des Monats trifft sich der gute Geschmack im Stadtkrug zu Beverungen. Ab 20:30 Uhr sind die Türen dieser Kneipe (seit 1877, also ganz sicher eine Tradition) geöffnet, der Eintritt ist trotz MWSt.-Erhöhung noch immer frei.
Vor Ort werden die beiden shake baby shake Residents Ingolf und R-man für flotte Unterhaltung sorgen, unterstützt von Fruity Mulati und Chrispop, zwei gern gesehenen DJ-Gästen. Bei 4 Plattenlegern bin ich ja für eher kürzere Sets, was sicher auch einem erhöhten Unterhaltungswert/Abwechslungsreichtum zu Gute kommt. Ganz sicher werden wir dem frisch verstorbenen James Brown huldigen, aber auch sonst wird einiges gehen. Da bin ich mir sicher!
Ansonsten wünsche ich einen guten Rutsch, ein positiv-aufregendes 2007 und immer ein Stück Vinyl unter der Nadel! (R-man)
Die Jahres Top-10
des Compilation Mannes...
In 10 Akten!

Jetzt mal was ganz anderes. Nichts für shake baby shake, eher etwas für unrockige Zeiten zu Hause. Um das noch einmal einführend zu erklären, die beiden Serien Back To Mine und LateNightTales (früher: Another Late Night) gaukeln dem potentiellen Käufer gekonnt vor, man würde mit den beiden Jungs von Air (oder den vielen anderen vor ihnen) abends zu ihnen nach Hause gehen, sich vor ihre erhebliche Plattensammlung stellen (Stapel von Flohmarkt-Juwelen überall) und sie würden eine nach der anderen hervorkramen, mit den leuchtenden Augen eines passionierten Sammlers (der zudem gerne sein Wissen teilt) und fragenden Blicken: „Hast Du die schon gehört? Was? Kennst du nicht? Dann pass mal auf...“

In diesem Sinne sind diese CDs zummengestellt und das hat mich bis dato durchweg begeistert. Es gibt keine von den 35-40 Compilationen dieser beiden Serien, die ich missen möchte. Und mit der CD von Air ist vielleicht das Highlight überhaupt gelungen. Und deshalb 2006…

Auf Rang 3.
Air - LateNightTales
Beinahe wie erwartet fällt ihre Sammlung sehr songorientiert aus. Sehr ruhig und sehr gedeckt geht es hier zu, fast nur pechschwarze Balladen von Leftfield-Songwritern (Cat Power, Scott Walker, Robert Wyatt, Lee Hazlewood, Elliott Smith), dazu Lysergsäure-verseuchte Schleicher von den Troggs und Black Sabbath (Planet Caravan – vom ersten Album, nicht zu fassen!), kaum aufgelockert durch tiefhängende Soundtrack-Instrumentals, langsam von Zeitlupe bis zum Fast-Stillstand (Tan Dun, George Delerue, Air/Alessandro Baricco, Nino Rota, Cleveland Orchestra, Sebastien Tellier). Musik von The Cure, The Band (I Shall Be Released), Japan (Ghosts) und Minnie Riperton (Lving You) machen diese Orgie in Moll komplett.

Konsequent auf den Punkt gebracht, im atmosphärisch wundervollem Flow Stimmungen auslösend (traurig-morbide Musik wirkt bei mir immer uplifting) und garantiert das schönste Herbst-Mixtape, das es seit Erfindung des Tonträgers gegeben hat. (R-man)

Samstag, 30. Dezember 2006

Die Jahres Top-10 des Compilation Mannes... In 10 Akten! DJ Samir war mir bis dato nur als Compilant der Planter's Club CDs bekannt, durchaus empfehlenswerten bis großartigen 70er Soul-Schatzkästchen. Als er sich nach vier PC-CDs mit dem namensspendenden Club in Wien überwarf, verlor er auch den internationalen Deal mit Universal und das 5. Volumen der Serie, nun in Believer’s Edition umgetauft, versackte in Samirs Heimat Österreich. Das hatte die CD nicht verdient. Ich habe ihn dann mal angeschrieben und mitbekommen, daß er mit Hot Grits auch in Richtung Funk unterwegs war und das auch diese Compilation das gleiche, territorial begrenzte Schicksal ereilen sollte. Keine Ahnung was das soll, aber für so ein kleines Land und ohne Exportaktivitäten kann man sich die Arbeit eigentlich auch schenken. Drama, sag ich. Ich habe dann in meiner Eigenschaft als Mailorderbesitzer eine Handvoll davon nach D importiert und noch jeder war von dem Ding begeistert. Diverse Hot Grits-Tunes haben sich derweil zu shake baby shake Favoriten entwickelt. Aus diesem Grund, mit kleinem Trommelwirbel: Auf Rang 4. Hot Grits - The Hottest Recipes For Your Funk Kitchen DJ Samir (der sich Maitre des Connaisseurs-Tempels `Zum Schwarzen Gold´ nennt) hat hier nur echte Kracher an Bord, die auch über die JB-Schule hinausgehen. Roher Funk, erdige Rare Grooves, abgeschmeckt mit einer Prise Soul und fertig ist ein Festmahl mit 18 Gängen. Und ich wage jetzt mal zu behaupten, dass es keine bessere Funk-Compilation gibt als diese. Und ich habe da ein paar Meter im Regal, von Labels wie BBE, BGP, Harmless etc. und natürlich die Ausgrabungsteile, bei denen es wichtiger ist, rares Material an den Start zu bringen als wirkliche Qualität. Und obwohl hier James Browns Funky Family (der Meister selbst, Lyn Collins, The J.B.’s, Bobby Byrd und Fred & The New J.B.’s.) gleich mehrfach antritt und alle einen durchaus ähnlichen Teufelsgroove reiten, ist diese Zusammenstellung doch um vieles spannender und abwechslungsreicher als alles was ich sonst kenne. Es ist einfach die Mischung aus perfekten Flow und Überraschungsmomenten, die hier überzeugt. Jede Menge erstklassige Songs helfen natürlich auch: da gibt es Motown-eskes (The Sisters Love, ein Killersong), Swamp-Funk (Crystal Mansion, mit Slide-Gitarre), brodelnder Downtempo (Etta James´ All The Way Down – gloriose 5 1/2 Minuten), Fela-style Percussion (Round Robin Monopoly), Jazziges (Roy Ayers, Blackbyrds), Instrumentales (Jermaine Jackson) und sogar der alte Rufus Thomas (The Funky Bird) geht ab wie Hölle. Als Funk-Liebhaber wird man beim Instrumental-Einsteig von Johnny Pate anfangen zu zucken und das wird erst beim abschließenden Lyn Collins Song aufhören. Der ist Himmel sei dank eine Ballade, die einzige auf dieser Zusammenstellung, die den Fan ganz langsam auf die Erde zurück bringt. Einfach nur geil! (R-man) PS: Laut Samir ist Vol. 2 für das Frühjahr 2007 geplant.

Freitag, 29. Dezember 2006

Jungspung-DJs aufgepasst! Zu Sven Väth, seinen Aktivitäten und seiner Musik mag man stehen wie man will, aber eine kurze Passage aus seinem Jahresrückblick hat mich dann schon beeindruckt. Wenn das tatsächlich so stimmt, ziehe ich (R-man) als alternder Amateur-Plattenleger aber sowas von meinen Hut. Zugetragen hat sich das auf seiner 2006er Worldtour mit Richie Hawtin und Stop in Medellin in Kolumbien: "Wir kamen beide vom Abend vorher in Bogota an und hatten noch immer leichte Schlagseite, da man sich dort wirklich sehr gut um uns gekümmert hatte. Der Gig in Medellin hat aber den vom Vorabend dann getoppt. Richie und ich haben back to back aufgelegt und jeder hat jeweils zur Platte des anderen Stagediving gemacht - bei einer besonders langen Platte sogar beide zusammen. Einmal quer durch den Club getragen werden und zurück!" Respekt! Da wartet man doch förmlich drauf, durch den Stadtkrug getragen zu werden! Zum Klo surfen, eine echte Alternative! (R-man)
Abt.: Exotica Martin Böttcher Gogo With Uschi 23 German Comedy And Thriller Movie Themes Verdammt, als Weihnachtsgeschenk-Tipp kommt diese CD leider zu spät: eignet sie sich doch wie keine andere sowohl für coole Trash-Film-Checker als auch für Tante Erna mit ihren James Last-Swing-Präferenzen. Sehr liebevoll und schick aufgemacht geht es hier um Easy Listening-Orchester-Grooves der richtig cheesigen Sorte, denn Martin Böttcher (of Winnetou-Thema-Fame) ist eben nicht Peter Thomas. Obwohl er durchaus funky kann, auch mondäne Bossa-Lässigkeit hat er im Repertoire. Die allermeisten Tunes sind Instrumental-Nummern, gesungen wird zwischendurch auch, zwar nicht von der das Cover zierenden jungen Uschi Glas, dafür aber vom leibhaftigen Bruder von Harry Valerien (aka Don Blue) – das nenne ich mal Kult. Unter den Arrangeuren finden sich immerhin Größen wie Claus Ogermann, ansonsten geht es hier aber wirklich leichtgewichtig zu – kein Wunder bei Filmtiteln wie "Dr. med. Fabian - Lachen ist die beste Medizin", "Verliebte Ferien in Tirol" oder "Die Ente klingelt um 1/2 8". Das Nürnberger Label Brigade Mondaine leistet damit weiterhin Pionierarbeit, Trash-Kompatibles, oft aber nur einfach Schönes aus den verstaubten Schallarchiven zu zerren. (Whirlyjoe)

Donnerstag, 28. Dezember 2006

Abt.: Entdeckung Fugi Mary, Don’t Take Me On No Bad Trip Ellington Fugi Jordan verfasste Etta James’ Hit I’d Rather Go Blind, ehe er unter seinem Künstlernamen beim Chess-Sublabel Cadet einen Solovertrag unterschrieb. Ende der 60er nahm er dieses Album auf, wozu er Black Merda als Backingband verpflichtete. Die hatten sich in und um Detroit schon einen guten Namen als Funk-Rocker à la Sly Stone erspielt und wussten wohl durch Riesen-Afros auch optisch zu überzeugen. Sie passten perfekt zu Fugi´s düsterer Soundvision. Der als 7“ ausgekoppelte Titeltrack wurde zum lokalen Hit. Eigentlich war er für die Temptations geschrieben worden, aber die verzichteten, weil ihre psychedelische Phase (in die der Track gepasst hätte) erst ein Jahr später begann. Das Fugi Album aber verschwand in den Archiven, weil es den Leuten von Chess zu abgefahren/trippy war. Ein paar Jahre später jagten sie sogar ihre alten Bluesmänner für Exkursionen in Soul/Psych/Rock-Gefilde ins Studio, aber da war Fugi schon vergessen. Ahead of his time, sagt man wohl zu sowas. Erst 1996 wurde das Album auf Vinyl veröffentlicht und schließlich 2004 auf dem Funky Delicacies Label mit einem Bonustrack als CD zugänglich gemacht.

Und was für ein cooles Stück funky Soul ist das! Die drogigen Sounds der frühen Funkadelic (Revelation) kommen in den Sinn, Sly & The Family Stone und was Norman Whitfield daraus machte, als er die Temptations Cloud Nine aufnehmen ließ (Titelsong). Oder Curtis Mayfield’s Get Down Single auf 33 rpm. Aber auch Jimi Hendrix mit dessen Stimme aber ohne dessen Firepower. Aber mit jeder Menge Feeling. Man höre Can’t You Hear Me Call You, Woman als Beweis. Oder die Originalversion des eingangs erwähnten Etta James-Hits, hier I’d Rather Be A Blind Man betitelt.

Größtenteils bewegt sich das im Midtempobereich, hat aber immer diese geile Funkyness, einen düsteren, psychedelisierten Vibe und exzellente Gitarrenarbeit. Ein echtes Juwel! Superdeep! (R-man)

Die Jahres Top-10 des Compilation Mannes... In 10 Akten! Der Grower unter den Compis dieses Jahres. Von Anfang an gut gefunden, aber mit jedem Hören gewachsen, immer wieder mit eingepackt (Auto, Büro…) und mittlerweile in diesem „die wird mir auch die nächsten Jahre noch Spass machen“ Stadium angedockt: Auf Rang 5. Permanent Vacation Debüt-Release eines neuen Münchner Labels gleichen Namens. Der Untertitel lautet „space disco, balearic and cosmic sound influences” und passte zum Zeitpunkt des Erscheinens (August 06) sowas von in mein Hörschema. Nach einem kurzen Intro hören wir Double (tatsächlich die von Captain Of Your Heart) mit der Instrumental-Version von Woman Of The World, Elle Et Moi von Max Berlin (im Maurice Fulton Remix), Ost & Kjex, den tollen Kelly Polar und die mir unbekannten AN 2 (bei deren Track ich noch jedes Mal mit der Zunge geschnalzt habe). Tommy Seebach’s Bubble Sex ist vielleicht etwas cheesy, aber eigentlich gibt es auch hier nichts auszusetzen. In der Folge kommen noch WhoMadeWho, Manhead, Alexander Robotnik, Six Cups Of Rebel (aka Lindstrom), Antena und andere. Alles im guten kosmischen Flow, leicht psychedelisiert und spacig. Sehr songorientiert, recht elektronisch, mit durchweg absoluten Großartigkeiten. Durchaus tanzbar, aber auch gut im Sessel zu verfolgen. Eigentlich in jeder Lebenslage. Und an jedem Ort. (R-man) PS: Permanent Vacation gibt es nicht auf Vinyl. Vorab wurde eine 4-Track-12“ ausgekoppelt mit Double, Ilya Santana, Tommie Seebach und Ost&Kjex. Die ist mittlerweile aber auch offiziell ausverkauft.

Mittwoch, 27. Dezember 2006

Abt.: Disco-Legenden Hamilton Bohannon: Dance Your Ass Off! Dieser Mann gehört längst mal gewürdigt, denn Bohannon ist ganz klar das Nonplusultra in Sachen Seventies-Style Guitar-Disco. Und dennoch ist Hamilton Bohannon ein weitgehend verkanntes Genie, dessen Platten (viele CDs sind vermutlich gar nie erschienen) oft genug in der Grabbelkiste verramscht werden. Oder gerne auch auf dem Flohmarkt weit unter Wert verkauft werden, also Augen auf R-Man! Alles aus den Siebzigern lohnt sich auf jeden Fall. Der gelernte Drummer Hamilton Frederick Bohannon (Jahrgang 1942) spielte in jungen Jahren sogar mal in einer Band mit Jimi Hendrix und Stevie Wonder, veröffentlichte sein erstes Album „Stop And Go“ dann1973 beim Dakar-Label. Dieses Debüt kenne ich leider nicht, Bohannon erwies sich in der Folge aber als ausgesprochen produktiver Künstler, der in der Regel nicht nur einen Longplayer pro Jahr veröffentlichte. Eine vernünftige Discographie ist leider nicht aufzutreiben gewesen, der ansonsten verlässliche Allmusic Guide liefert hier nur Bruchstücke. Ich besaß mal so rund ein Dutzend Alben, die bis Anfang der Achtziger erschienen waren, habe das Ganze auf fünf wesentliche Scheiben reduziert, alle mit dem typischen Gütesiegel: „All Songs written, arranged, directed and produced by Hamilton Bohannon“. Was genau der Chef auch instrumental zu seinen Produktionen beiträgt, ist oft nicht klar, ich nehme aber mal an, dass er selbst die Songs gesungen hat, und zwar mit einem leicht fisteligen Falsett, was aber kaum störte, da fast immer hypnotische Instrumental-Passagen das Geschehen dominierten oder gleich ganz auf Gesang verzichtet wurde. In späteren Jahren arbeitete er dann zunehmend mit Gastvokalisten wie Carolyn Crawford oder Altrinna Grayson, die man aber wohl nicht kennen muss. Stilistisch bewegte sich Bohannon souverän von eigenwillig stoischem Funk in Richtung Disco, wobei das dominierende Element immer die Gitarren waren. Oft hört man gleich mehrere, die konsequent ihre lässigen Funk-Licks durchspielen, dabei aber niemals eruptiv heavy klingen, wie ja beispielsweise oft genug bei Parliament/Funkadelic. Bohannon setzte konsequent auf das Repetitive, verzichtet fast immer auf Breaks, was die Songs zum Teil fast schon auf der Stelle treten ließ, was eben diesen superhypnotischen Groove erzeugte. Spex-Schreiber Olaf-Karnik nannte dieses Prinzip „Disco-Minimalismus“. 1975 war sein bestes Jahr, Nummern wie „Foot-Stomping Music“, „Disco Stomp“ und der faszinierende Midtempo-Burner „South Africa Man“ sind allesamt ein Muss – simpel gestrickt, repetitiv, ja monoton, stampfend und völlig oldschool instrumentiert, mit echten Drums, Orgel/Fender Rhodes und immer diesen messerscharfen Gitarren, ganz selten auch mal mit ein paar Bläsern aufgepeppt. Dieses Prinzip rettete Bohannon dann zwar auch in die Disco-Epoche, klang Richtung achtziger Jahre dann aber immer kommerzieller und chartskompatibler. Hier also meine fünf Album-Tipps für Jäger und Sammler im Namen des Guitar-Funk: Bohannon - Bohannon (Dakar 1975) Allein der Beginn ist sowas von göttlich: ein schunkelndes, gänzlich unaufgeregtes funky Lick, dann setzt der pumpende Bass ein und der Meister selbst inthronisiert sich mit launig gesungenem “Here Comes Bohannon”. Danach sollte man vor allem auf die Gitarre hören, knappe acht Minuten lang ändert sich nämlich zum Glück fast nichts mehr. Auch der zweite Song „Funky Reggae“ besteht fast nur aus einem Ein-Ton-Funk-Lick der Gitarre, zu mächtig pumpendem Bass und gewohnt unerheblichen Vocals, das Ganze erstaunlicherweise im unteren BPM-Bereich und dennoch absolut floortauglich. Ist übrigens kein Reggae, heißt nur so. Bohannon - Insides Out (EMI 1975) Hier noch fast immer im typischen Midtempo-Groove und extrem repetitiv, dazu mit zwei Hits, an die sich Ältere tatsächlich noch erinnern werden: „Foot-Stomping Music“ und „Disco Stomp“ Bohannon - Dance Your Ass Off (EMI 1976) Lohnt allein schon wegen diesen beiden Songs: “The Groove I Feel”, siebeneinhalb Minuten Guitar-Funk, zwei Gitarren umspielen sich so dermaßen schwerelos, ja psychedelisch, das Ganze auf einem hier schon deutlich schnelleren Conga-verstärkten Funk-Groove – wegen mir dürfte das gerne auch 20 Minuten dauern. Das andere Highlight heißt „Zulu“, ähnliches Prinzip mit pointierterem Beat. Watch out for this Killer-Album, der Titel ist Programm! Bohannon - Summertime Groove (Phonogram 1978) Bei Bohannon sollte man sich übrigens nicht von den fast immer richtig hässlichen Platten-Covern abschrecken lassen, hier hat er sich immerhin für drei Bikini-Schönheiten entschieden und bietet außerdem den Disco-Hit “Let’s Start The Dance”, um den das ganze Album gestrickt ist. Hier sorgen die messerscharfen Gitarren für einen unwiderstehlichen Peitschen-Beat, der Gesang wird von Caroline Crawford bestritten. Bohannon ist im Disco-Zeitalter angekommen, erlaubt sich mit dem Titelsong aber noch einmal einen achtminütigen Trip in die Downtempo-Frühphase und bleibt dabei 100%ig funky. Bohannon - Too Hot To Handle (Phonogram 1979) Für mich sein letztes richtig gelungenes Album, erneut auf ganz eigener Spur durch den immer seichter werdenden Disco-Dschungel pflügend. Die beste Nummer heißt „Stop And Go“, ist uptempo und hat erneut richtig harte und rohe Funk-Gitarren zu bieten, dazu einige epochentypische Streicher, die aber ebenfalls sehr akzentuiert eingesetzt werden. Und das muss auch einmal gesagt werden: als Producer hat sich Bohannon kontinuierlich verbessert, dieses Album hat einen selten druckvollen und wuchtigen Sound. Bleibt die Frage: wer spielt eigentlich diese atemberaubenden Gitarren? Bohannon selbst, beseelt von Jimi Hendrix’ Geist? Die Plattencover verzichten leider konsequent auf Credits. Falls also jemand etwas darüber weiß… (Whirlyjoe) PS: Das Problem können wir gleich an Ort und Stelle lösen. Bohannon war gelernter Drummer (der gerne mit armdicken Stöcken spielte, habe ich mal irgendwo gelesen). Seine Mitt-70er Band bestand aus: Hamilton Bohannon (Drums, Vocals, Percussion), Ricardo Rouse und Leroy Emmanuel (Gitarren), Rod Lumpkin und Mose Davis (Keyboards), Fernando Sauners (Bass) und Lorenzo Brown (Percusssion). PPS: Wer nun nicht auf das Vinyl zurückgreifen will/kann, dem seien zwei Best-Of CDs empfohlen: 1. The Very Best Of Bohannon (schwarzes Cover/Vollpreis) auf Rhino und vom Meister selbst zusammengestellt. Konzentriert sich auf die frühe Phase bis zirka 77. Als zweites dann The Collection (türkises Cover/Midprice) mit 14 Tracks von 77-80. Es gibt lediglich zwei Überschneidungen auf den Discs und ein Teil (aber nicht alle) der von Whirlyjoe empfohlenen Tunes finden sich hier.

Dienstag, 26. Dezember 2006

James Brown ist tot! "At 1:45 am Monday, the legendary Godfather of Soul, James Brown, passed away." Das Herz des Soul hat aufgehört zu schlagen. Ich stand gestern abend im Stadtkrug und als mein shake baby shake Mix gerade bei Stone To The Bone angekommen war, überbrachte ein Kumpel die Nachricht vom Tode des Großmeisters. Da haben wir das Stück leicht betreten zu Ende gehört, aber als Rembert dann sowas in der Richtung sagte, er hätte sicher ein erfülltes Leben gehabt und mehr Pussy als wir alle zusammen, waren wir wieder etwas beruhigt. So wird es gewesen sein. Zum Geburtstag (ich habe immer am 25.) haben mir die lieben Kollegen nach einem kurzen Zaunfahlwink von mir auch noch die Startime 4er CD-Box von JB geschenkt, wenn das mal nicht ein seltsames Ding ist?!? Egal, Nachrufe wird es reichlich geben. Musik auch. Zwei schöne Videos hier (die paar Minuten sollte man sich nehmen) und beim nächsten shake baby shake am 6. Januar werden wir sicher ein paar Tracks von James Brown und seinen Funky People auf den Teller bringen. Nuff said! (R-man)
Optimo Essential Mix Optimo sind JD Twitch und JG Wilkes aus Glasgow und ein wagemutiges DJ-Duo. Die halbstündigen Mixes, die sie über die Jahre auf ihrer Homepage veröffentlichten, zeugten von bizarren Sammlertum und grenzenlosen Musikgeschmack. Zudem famos gemixt. Als ich sie dann das erste Mal live auflegen sah, erwartete ich, dass das Vinyl nur so durch die Gegend fliegen würde. Das Gegenteil war der Fall, Wilkes manikürte sich die Fingernägel und Twitch hatte ständig the hands in the air. Das Geheimis war ein Mac Powerbook und die Ableton Live Software. Aber egal. Seit mittlerweile 9 Jahren veranstalten sie in Glasgow jeden Sonntag abend die Optimo Party. Die erste Stunde legen sie ganz wilden Stoff auf (Soundtracks, Cluster etc.), dann spielt eine Band und danach übernehmen Twitch und Wilkes. Und am Montag gehen 100 Glasgower nicht zur Arbeit. Und hier etwas Hoffnung für jeden Clubmacher/DJ-Abend-Veranstalter: “There was no pressure - nobody comes out on a Sunday - so we figured if we could get even 50 people, it'd be great." In fact, they consistently drew as many as 100 for about 18 months, until one night, inexplicably, Optimo's turnout tripled. "We thought it was a crazy one-off, and then the next week we got 400, then 500, and it's been like that ever since," Twitch says. "It was as if people suddenly got it." Also: durchhalten. Nun haben die Optimos in der BBC Essential Mix Serie einen astreinen 2-Stunden Set hingelegt, den man sich bei DFA oder Pitchfork holen kann. Checkt doch einfach mal das Tracklisting, ob das was für euch ist… DFA-Fans müssen zugreifen. (R-man) Optimo Essential Mix BBC Radio 1, November 12, 2006 Jesse Jackson: "Intro" The Jellies: "Jive Baby on a Saturday Night" (Marathon) Prinzhorn Dance School: "You Are the Space Invader" (DFA) The Bar Kays: "Holy Ghost" (Stax) The Staple Singers: "Slippery People" (Epic) Chic: "Good Times" (Atlantic Records) Troublefunk: "Drop the Bomb" (Sugarhill Records) Prince: "Sign 'O' the Times" (WEA/Paisley Park) LCD Soundsytem: "45.33 part 1" (DFA) Altz: "Max Motion" (Zi-Koo) UnknownmiX: "The Siren (Lo Soul's Hot Edit)" (Playhouse) Dondolo: "Dragon (Shit Robot Firebreathing Remix)" (Tiny Sticks Records) The Gossip: "Standing In The Way of Control (Playgroup Dub)" (Back Yard) Depeche Mode: "The Sinner in Me (Ricardo Villalobos Conclace Remix)" (Mute) Ricardo Villalobos: "Fizheuer Zieheuer" (Playhouse) Hansepferd: "BismarkE" (Nobistor) Saint Ibot: "White Night" (Tendenzen Freier Entfaltung) Marc Houle: "Bay of Figs" (M-nus) Paul Johnson: "Rubber Band" (Dust Traxx) Sparks: "Beat the Clock" (12 Inch Stars) Kenlou: "Sensational Beats" (MAW) Bumblebee Unlimited: "Lady Bug" (Red Greg/Unidisc) Lindstrom: "The Contemporary Fix" (Feedelity) Hot Chip: "No Fit State" (DFA/EMI) The Rapture: "Get Myself Into It" (Vertigo) X Vectors: "Your Love" Love Is All: "Busy Doing Nothing (An Optimo (Espacio) Remix)" (Parlophone) Divine: "Shake It Up" (Break Records) Bobby O: "She Has a Way (Glimmers Edit)" (O Records) Yello: "Bostich (Reese Uptempo Mix)" (Mercury) Mala: "Left Leg Out" (DMZ) Neu!: "Hallogallo (Mary Hill Rework)" (Brain) Grauzone: "Eisbar" (Welt-Rekord) Crass: "Bloody Revolutions" (Crass Records) The Celestial Choir: "Stand on the Word" (Larry)

Montag, 25. Dezember 2006

2006 is almost over! Best of the rest... Nachdem ich den ganzen Tag damit verbracht habe, Batterien in die neuen Spielzeuge meiner Kids einzubauen, noch eben ein paar Sätze an die sbs-Massive. Nun habe ich noch eine Stunde, bevor ich im Stadtkrug einen heben werde. Weihnachten, Wiedersehen, mein Geburtstag - Gründe gibt es genug. Zur Einstimmung hören ich gerade Crockett´s Theme als 12", immer wieder gut. Vielleicht sollte ich meine Knarren mitnehmen? Oder ohne Socken gehen? Oder doch lieber den Ferrari aus der Garage holen? Schon zu Ende, mal die Klein & MBO Mini-LP nachlegen... Egal, ich wollte nur kurz darauf hinweisen, dass bis zum Jahresende kräftig weitergepostet wird. Es gibt da eine Optimo-Geschichte mit Link zum Supermix, Whirlyjoe und ich arbeiten gerade an einer neuen Folge des DJ-Handbuchs ("Wie kaufe ich 2nd Hand Platten?"), dann gibt es ja auch noch die 6 ersten Plätze der Compilation-Jahres-Top-10, Chromeo haben einen neuen Vocoder-Disco-Mix gemacht und gerade eben lieferte Whirlyjoe eine schön ausführliche und tatsächlich längst fällige Würdigung an Hamilton Bohannon ab. So, bisschen Deo unter die Achseln und raus ins Beverunger Nightlife. Stay in the groove! (R-man)

Sonntag, 24. Dezember 2006

Frohes Fest & so... Soul Deep Vol. 1 A Selection Of CountrySoul & FunkyBlues Nachdem ich den Soul Deep Mix einige Monate in diesem Blog angekündigt habe, ist er nun endlich zum Download fertig. Unter dem Link unten gibt es eine zip-Datei mit dem mp3-Mix (192 kpbs) und einem ausdruckbaren Cover und Traycard. Es geht wie vorgestern schon geschrieben eher im gemässigten Tempo voran, aber immer seelenvoll und funky. In den 63 Minuten könnt ihr folgendes hören: Shelby Lynne – Leaving >von ihrer ersten Platte nach der musikalischen Wiedergeburt. Deep Soul der Extraklasse! Den Song hat sie tatsächlich mal bei Geld Oder Liebe gesungen. Van Morrison – I’ll Take Care Of You >auch diesen Song habe ich zuerst im TV gehört (ein Film mit Dietmar Bär). Es gibt viele erstklassige Versionen dieses Tunes, Van’s gehört auf jeden Fall dazu. Staples/King/Cropper – Tupelo >drei der ganz Großen mit einem 6-minütigen Bluesfest. Mit dem guten Pops an den Vocals. Little Milton – Tupelo Honey >eine wie ich finde gelungene Version eines meiner Alltime-Faves. Von der Vanthology CD. Bobbie Gentry – He Made A Woman Out Of Me >mit ganz feinem Country-Soul wird das Tempo etwas angezogen. Johnny Otis Show – Country Girl >um dann wieder runterzuschalten. Funky wie Hölle mit einem ganz jungen Shuggie Otis, der von seinem Daddy hier zu einem heißen Solo ermuntert wird. Albert King – The Pinch Paid Off 1 >von The Blues Don’t Change, eins von mehreren richtig guten King-Alben auf Stax. Robert Palmer – Work To Make It Work >einer meiner Helden. Tatsache. Die beiden ersten Soloplatten lege ich immer wieder auf. Als Backingband im Studio: Little Feat. Pops Staples – Farther Farther >von seinem zweiten Soloalbum (da war er schon 78!). Von erhabener Größe! Beide Solowerke sind kürzlich feinst remastert wiederveröffentlicht worden. Gregg Allman – Midnight Rider >die vielleicht größte weiße Soulstimme ever. Mit einer schön düsteren Version des Allman Klassikers von seinem 73er Solo Debüt. Al Green – I’m A Ram >jaja, die Hi-Studio-Band. Welch ein Groove! Sharon Jones & The Dap Kings – This Land Is Your Land >ein Woody Guthrie Song. Natürlich. In absoluter Killerversion von einer neuen Soulband. Booker T. & The MGs – Soul Clap ‘69 >habe ich auf der von Elvis Costello kompilierten Stax Profiles entdeckt. Ein kleines Juwel. Bobby Blue Bland – Aint No Love In The Heart Of The City >ein shake baby shake Klassiker. Nuff said. George Soulé – Get Involved >auf der empfehlenswerten Country Got Soul CD der Sieger. Albert King – The Pinch Paid Off 2 >Mr. King und seine Gitarre im Reprise. Viel Spass damit! (R-man)

Samstag, 23. Dezember 2006

Muss das wirklich sein? Relativ coole Weihnachtslieder. Okay, es muss nicht wirklich sein, gebe ich ja zu. Aber wenn man sich das Blog-Wesen der letzten Tage und Woche vornimmt, führt kein Weg daran vorbei, jeder scheint auf der Suche nach halbwegs erträglichen, womöglich sogar richtig coolen Christmas-Songs zu sein. Also habe ich mich auch ein wenig umgehört und folgende kleine Liste von Songs zusammengestellt – alles Tunes, die ich nicht scheuen werde, über die Feiertage öffentlich zu spielen. Neueres Zeug wie die Weihnachtssammlung von Sufjan Stevens oder die wirklich schönen Lider von Aimee Mann will ich hier mal außen vor lassen, Weihnachtszeit ist schließlich Oldschool-Nostalgie angesagt, da darf man schon mal etwas sentimental werden. 1. Brenda Lee - Jingle Bell Rock Das Nonplusultra in Sachen Zeitlosigkeit, exakt zwischen cheesy Easy Listening und (beinahe) Rockabilly, absolute unverwüstlich und bis heute partytauglich 2. The Soulful Strings - Sleigh Ride Diese Schlittenfahrt gibt es in ziemlich vielen Versionen, diese groovy Streicher/Vibraphon-Variante ist aber wirklich unschlagbar und definitiv upliftend 3. Dean Martin - Let It Snow Dino ist genau der richtige für sentimentale Weihnachtslieder, hier zeigt er sich von seiner besten Seite - Musik von ansteckender Beschwingtheit 4. Elvis Presley - Here Comes Santa Claus Der King hier noch weitgehend schmalzfrei, dafür mit Schwung in Stimme und Hüfte, Weihnachten zum Tanzen 5. James Brown - Funky Christmas Saucooler JB-Funk, eigentlich nur textlich an den Feiertagen orientiert – Good Lord, Uh! 6. Frank Sinatra - Have Yourself A Merry Little Christmas Ganz klar mein liebster Weihnachtssong, liegt auch in endlos vielen Versionen vor: A true Classic. Sinatra ist für sowas natürlich der Richtige. 7. The Crystals - Santa Claus Is Comin’ To Town Die große Phil Spector-Oper, hier darf er mal richtig fett in die Breite produzieren, die Mädels sind trotzdem stimmgewaltig genug, sich gegen den Wall-Of-Sound durchzusetzen 8. Nat King Cole - The Christmas Song What a Voice! Mit Karamell in der Kehle croont sich der Meister des zart-souligen Schmelzes durch diesen wunderbaren und immer wieder herzergreifenden Klassiker der alten Schule 9. Gene Autry - Rudolph The Red Nosed Reindeer Natürlich hat sich auch die Country-Music ausgiebig dieses kassenträchtigen Themas angenommen. Neben unendlich viel Schrott gibt es aber auch sehr liebevolle Aufnahmen von Loretta Lynn, Johnny Cash, Hank Thompson und dieser hier 10. Claudine Longet - Snow Die betörende Französin mit wackligem Englisch und ebensolcher Intonation, was dieses einfach schöne Lied aber locker verträgt Ist wie gesagt alles Geschmackssache, aber mir hat diese Exkursion dann doch großen Spaß gemacht. Demnächst singen wir dann ja alle unterm Christbaum… (Whirlyjoe)

Freitag, 22. Dezember 2006

Die Jahres Top-10 des Compilation Mannes... In 10 Akten! Das Jahr stand für mich eindeutig für die Entdeckung von Cosmic. Es begann eigentlich Anfang 2006, als ich das gleichnamige (im November 2005 erschienene) Album von Lindstrom & Prins Thomas (zugegeben langsam) lieben gelernt habe. Das war Musik für einen Dancefloor, so wie ich ihn mir vorstelle. Tanzbar, aber nicht so gnadenlos hart oder stumpf four-to-the-floor. Cosmic-Space-Disco waren die Begriffe, die immer wieder fielen und als ich dann im www eine paar Mixe der auch als DJ tätigen Herren (und ähnlich gelagerter Künstler) auftreiben konnte, war ich ganz schnell davon überzeugt, dass das meine Musik ist. Wie man nämlich Tracks von Robin Trower, Blind Faith oder Joe Walsh unter das eigene Zeug mixen konnte, und so ganz nebenbei auch noch 20 Jahre Obskur-Disco im Handstreich nahm, noch dazu mit so einem Spaßfaktor, daß hat mich einfach glücklich gemacht und mir dieses Jahr unendlich viel gute (alte und neue) Musik gebracht. Irgendwann bin ich mal dahinter gekommen, daß Cosmic jetzt nicht für die leicht drogig-psychedelischen Effekte dieser Musik steht, sondern als eigenes Genre gehandelt wird. Und das es Anfang der 80er in der Discoteca Cosmic in Lazise am Gardasee in Italien einen DJ namens Daniele Baldelli gab, der hinsichtlich Trackauswahl und Mixtechnik allen anderen (inklusive den hippen New Yorker DJs) weit voraus gewesen sein soll „Not only he´s beat-mixing Funk, Soul and early Disco - Baldelli´s sytle is unique: songs are mixed perfectly in a superslow tempo of 80-105 BPM. Cosmic is like a wild LSD trip: Afro mixed with German electronics, percussion solos, Bolero with delay effects, 12“s on 33 instead of 45, 70s Krautrock, Industrial...” (DJ Mooner). Das ist aber auch erst seit ein paar Jahren bekannt und erfährt eben seit anfangs erwähntem Album eine Art Mini-Hype. Ich schrob ja schon des Öfteren über diese Szene... Auf Rang 6. Elaste – Vol. 1 Ein gewisser DJ Mooner hat nun für diese Compilation elf Originals From The Cosmic Era zusammengestellt und sie recht treffend Slow Motion Disco untertitelt. Und was hat Mooner aufgefahren? Eine Handvoll heute leicht cheesy klingender Synthie-Tunes wie Electric Fling (The Rah Band) oder Oriental (Peru), ein paar britische Wave-Klassiker (Heaven 17 und Chris & Cosey) und die großartig-deepen Logic System (deren Platten langsam reissued werden dürften). Dazu echte Entdeckungen wie das hymnische Mystery Man (Clive Stevens & Brainchild) oder der absolute Dancefloor Hammer Dance On The Groove (And Do The Funk) von Love International. Offensichtlich hat Daniele Baldelli diese Tunes damals in der Discoteca Cosmic aufgelegt, allerdings in jeder Hinsicht schwerst bearbeitet, mit Effekten versehen und im Tempo heftig variiert. Hier kommen sie ungemixt. Aber trotzdem funktioniert Elaste Vol. 1 von vorne bis hinten. Ich bin einfach reif für diesen Sound. Und das Unglaubliche wird wahr: in diesem Zusammenhang gefällt mir sogar Horizon von Eloy (fucking Eloy!), ein Stück wabbernder Electro-Prog. Zugegeben, man sollte schon so weit drin sein wie ich im Cosmic-Sound, um Elaste Vol. 1 so gut finden zu können wie ich. Aber ich bins eben (und ich bin wirklich glücklich drüber) und warte schon heute auf Volume 2. (R-man) PS.: Elaste war übrigens der Titel eines deutschen Lifestyle-Magazins, als es noch garkeine lifestyle Magazine gab. Damals herausgegeben von Michael Reinboth, der dann das Compost Label gründetete, auf dem diese CD/2-LP auch erscheint. Es wird demnächste nach Jahren der Abstinenz eine neue/alte Elaste Nummer geben. PPS: Wenn ich das richtig sehe, dann muß man um die Elaste CD komplett auf Vinyl zu haben, die zuvor veröffentlichte Elaste-EP 12“ und die Elaste Vol. 1 Do-LP kaufen.
Fertig! Geschafft! Soul Deep, Vol. 1 Mit diesem Mix im Kopf bin ich schon lange unterwegs, habe ihn immer wieder umgestellt, verschoben, spontan einige andere vorgezogen etc. Zuletzt war ich mit den Schlußtracks nie zufrieden, aber ich wollte das Ding Weihnachten unbedingt im shake baby shake Blog zum Download anbieten. Und gestern abend habe ich mich dann endlich hingesetzt und den Mix aufgenommen. Und nun ist er fertig. Und ich bin ganz zufrieden. Vor einiger Zeit hatte ich schon geschrieben, daß es mir nicht darum geht, die Tiefe meiner Plattensammlung vorzuführen, sondern eher einen gut durchhörbaren Mix abzuliefern, der wie mein Kumpel Andi zu sagen pflegt, "dich im Auto gut von A nach B bringt". Relativ dunkel und downtempo ist er geworden, nur gegen Ende zieht das Tempo etwas an, aber auch dann rockt es nicht wirklich. Er bluest, countried, soult und funkt dezent, denn der Untertitel lautet A Selection Of CountrySoul & FunkyBlues. In den knapp 62 Minuten finden sich in dieser Reihenfolge Tracks von: Shelby Lynne, Van Morrison, Staples/King/Cropper, Little Milton, Bobbie Gentry, Johnny Otis Show, Albert King, Robert Palmer, Pops Staples, Gregg Allman, Al Green, Sharon Jones & The Dap Kings, Booker T. & The MGs, Bobby Blue Bland, George Soulé und zum Schluß noch einmal Albert King. Also ziemlich Old School, aber ich bin ja auch ein alter Mann. Dazu habe ich ein wie ich finde hübsches Cover gebastelt, welches ich zusammen mit der mp3 in eine zip-Datei packe. Wer am Heiligabend hier reinschaut, der wird hier dann das komplette Tracklisting und den Download-Link vorfinden. Sozusagen mein Weihnachtsgeschenk für Euch! (R-man)

Donnerstag, 21. Dezember 2006

shake baby shake Box #1 Shameless self-promotion, Teil 3. Das Foto rechts zeigt die 1. shake baby shake Box im sogenannten Packshot und sagt doch mehr über die Wertigkeit dieser von uns mundgeblasenen Schönheit aus, als Worte es können. Das Ding oben ist eine Weißblechdose, darunter die drei CDs, darunter die jeweiligen Karten mit den Tracklistings. Mehr (im Prinzip: viel mehr) dazu findet sich in meiner Post vom 5. Dezember (einfach runterscrollen, wie man so schön sagt). Wie gesagt, die Box war auf 100 Stück limitiert und 10 haben wir noch. Geordert werden kann sie hier oder direkt hier. (R-man)
Abt.: DJ At Work DJ-Handbuch, Teil 4. Musikwünsche Pt. 2. Hinsichtlich der Musikwünsche beim DJ-ing kommt es natürlich darauf an, ob man für die Fans überhaupt erreichbar ist. Daniele Baldelli in seinem gläsernen Aufzug im Baia Degli Angeli dürfte sich wegen so was keine Sorgen gemacht haben. Ein Mann wie sbs-Blog-Mitstreiter Whirlyjoe, der in Stuttgart im Palast Der Republik auflegt, kann den Wünschen nicht entgehen. Denn was sich jetzt recht pompös anhört, ist eigentlich ein ehemaliges Toilettenhäuschen, welches anständig zu einer Bar/Kneipe umgebaut wurde. Im Sommer tummeln sich auf dem beschallten Platz um den Palast Hundertschaften, um eine gute Zeit zu haben, im Winter dürfte der Laden mit 30 Leuten gut gefüllt sein. Und da wo Whirlyjoe mit seinen beiden Plattenspielern steht, ist er allem und jedem ausgeliefert (wie er damit umgeht, erfahrt ihr morgen…). Im Stadtkrug (oben rechts seht ihr sbs-Resident Ingolf bei der Arbeit) trennen uns zumindest die beiden soliden, knapp 120 cm hohen und 2 Zentner schweren Tische von der Meute und die Tatsache, dass sich ein Speaker zirka 1 Meter vom Arbeitsplatz entfernt befindet, erleichtert die Kommunikation nicht gerade. Wir haben es dahinter eigentlich recht kommod, aber natürlich ist das nichts gegen die DJ-Booth, die sich Sven Väth in seinem Superclub Cocoon eingerichtet hat. Da spricht man von drei verschiedenen Set-Ups (Plattenspieler, CD-Player, Mixer, Effekte), einer großzügigen Sitzlandschaft, Riesenkühlschrank, Bar, Dusche und WC. Alles über dem Dancefloor trohnend. Nicht schlecht. Sowas ähnliches habe ich schon mal woanders gesehen, da hing der DJ auch unerreichbar unter der Decke, hatte sich aber ein Transparent mit seiner Handynummer drucken lassen und der Aufforderung, ihm die Musikwünsche doch per SMS zukommen zu lassen. Dass man als DJ unter der Decke trotz allem nicht sicher ist, habe ich allerdings schon in meiner frühen Jugend gelernt. In der Kreisstadt Höxter gab es die BB (Abkürzung für Beau Brummel), eine ziemlich erstklassige 3-Raum-Örtlichkeit, vorne Kneipe/Cafe, im Nebenraum Disco, daneben der Kicker. Dort hatte man die DJ-Kanzel wie eine Art Hochsitz in 2,50 Meter Höhe auf vier Kanthölzer montiert, die mitten im Raum standen und natürlich unten und oben befestigt waren. Wegen der mittleren Raumhöhe von zirka 3,50 Meter verrichtete der DJ seine Arbeit im sitzen. Wollte man ihn um einen Song bitten, musste man die Leiter hochklettern und einen sackähnlichen Vorhang beiseite schieben. Das habe ich mich natürlich nicht getraut, denn ich war noch so jung und die DJs waren natürlich so was wie unantastbar-coole Halbgötter! So wie z.B. DJ Walter Leineweber, der später lange Jahre in der 3. Kreisklasse als Trainer arbeitete und bei jedem (!) Wetter in seltsamen Schlappen/Badelatschen rumlief. Im Winter wurden nur die Socken dicker. Da stand er nun an der Seitenlinie, der Mann zu dem ich einst aufgeschaut hatte, schimpfte wie ein Rohrspatz, weil sein VfB Bruchhausen gerade von Lauenfördes 2. Mannschaft eingedost wurde. Im Schneematsch, mit Skisocken in Badelatschen.... Zurück zur BB: Nur wenn Gerdchen Weinhold kam, dann wurde die DJ-Kanzel zur Falle. Der kam immer komplett in Jeans, mit Westernstiefeln und Südstaaten-Hosenträgern. Manchmal hatte er gar eine blöde Konföderierten-Kappe auf. Gerdchen stellte sich an eins der Kanthölzer, brüllte „Skynyrd“ oder „Outlaws“ oder so nach oben und brachte die Kanzel zum vibrieren. Gerdchen war Terror pur. So breit wie hoch (zirka 1,90 x 1,90), schon von Natur aus, aber er war einer der ersten, der per Muckibude und allerlei Mittelchen nachgeholfen und wirklich beängstigende Muskelberge aufgebaut hatte. Im Hirn spielte sich dafür nicht viel ab. Und keiner hat sich getraut was dagegen zu unternehmen. Der DJ spielte 3 x hintereinander Free Bird, wenn Gerdchen es wollte und wenn ihm langweilig wurde, stellte er sich in den Durchgang von Kneipe zu Disco und verteilte Watschen. Ein Problem hatte man, wenn man in der Disco festsaß, denn Bar und Klo befanden sich jenseits des Durchgangs. Nur die Frauen, die ließ er in Ruhe. Später ging er dann ein paar Mal in den Knast (und wir hatten Ruhe) und irgendwann hörte man, dass er sich beim Bäume fällen ungünstig positioniert hatte. Das war das Ende von Gerdchen, aber da war die BB schon lange geschlossen und in Höxter ging man in den Felsenkeller, den BB-Wirt Uwe Linsdorf anschließend eröffnete. Und der ja neulich abgebrannt ist. Und dieser Uwe Linsdorf tauchte doch tatsächlich beim November shake baby shake auf und war äusserst begeistert, dass es so was noch gibt… so ein Abend völlig ohne „Stressmusik“, wie er sich ausdrückte… da spielte Axel gerade Use Me von Bill Withers Live…. Aber ich schweife ab. Aber da gerade Bayern – Aachen im TV angepfiffen wird, werde ich den Kreis auch nicht mehr schließen… (R-man)

Mittwoch, 20. Dezember 2006

Abt.: DJ At Work DJ-Handbuch, Teil 3. Musikwünsche … und wie damit umgehen?!? Ein heikles Kapitel. Gehen wir tatsächlich mal davon aus, dass man als DJ einen Plan hat, ein paar Stücke im Voraus denkt und mit seinem Set (egal wie lange er dauert) eine gewisse Richtung verfolgen will. Natürlich darf das nicht Track für Track geplant sein (womöglich nach nummerierter Liste) , es muß Raum zur Improvisation/Kurskorrektur da sein oder gar zum kompletten Richtungswechsel, wenn das, was man zu Hause angedacht hat, im Club/in der Bar nicht entsprechend funktioniert. Aber gleich auf jeden Musikwunsch eingehen? Vier Beispiele aus meiner kurzen DJ-Karriere: 1. Ich lege 70er Jahre Funk auf. Ziemlich straight. Kommt einer und fragt: „Hast du Randy Pie?“ „Wo soll ich die denn jetzt her holen? Ausserdem spiele ich hier Funk!“ „Das ist auch Funk!“ Ich meine Randy Pie! Meines Wissens nach eine obskure 70er Kapelle aus Hamburg um zwei ex-Rattles. Soll tatsächlich funky sein (weiß ich heute), aber wie soll ich so was dabei haben? 2. Soul, Funk und Reggae kommt auf den Teller. Um Mitternacht kommt ein Bursche: „Meine Freundin hat Geburtstag. Sie würde gerne BAP hören.“ „Habe ich nicht dabei!“ „Habe ich im Auto, kann ich holen…“ Brrrr. 3. Ein betrunkener Russland-Deutscher betritt unaufgefordert unsere Gartenparty und will „Rock“ und (tatsächlich!) „Shocking Blue“. Hatte ich nicht, wollte ich auch nicht. Daraufhin wollte er mich verprügeln und nur durch Extrem-Diplomatie meinerseits ist er an einer Tracht vorbeigeschrammt. Mit ihm hätte ich es aufgenommen (obwohl er größer war, ich war nur unheimlich sauer). Mit seinem Clan nicht. 4. Zu Zeiten des letzen Eurovison Song Contest brüllte mir eine Dame während eines astreinen Disco-Sets im Stadtkrug wiederholt „No No Never“ ins Ohr. Was will die denn, dachte ich? „Was?“ „No No Never.“ „Ich versteh’ nicht!“ „No No Never! Texas Lightning!“ Alles Situationen, in denen man, wenn man sich nicht geschickt aus der Situation herauswindet, als arrogantes Arschloch abgestempelt wird. Letztendlich sollte man den Tipp des How To DJ Right Buches beherzigen: Wenn Du das gewünschte Stück dabei hast, dann leg es auch innerhalb der nächsten 3 Tracks auf. Denn warum hast du es überhaupt eingepackt? (R-man) Zum guten Schluß der längsten Post in der shake baby shake Blog-Historie habe ich mir die Mühe gemacht, eine Leseprobe aus dem wundervoll-empfehlenswerten Buch Plus Minus Acht von Hans Nieswandt abzutippen. Sein Zweitwerk Disko Ramallah ist ebenso gut und auch Nicht-DJs zu empfehlen. Abgetippt, damit man als DJ besser auf seine Kundschaft eingestellt ist. Here it goes: Es gibt verschiedene Phänotypen des Musikwünschenden. Mindestens einer von ihnen meldet sich in jeder Nacht. Da wäre zunächst der Typus des banalen Ignoranten. Er ignoriert einfach den Fakt, dass jeder DJ ein gewisses Programm verfolgt und ein Rahmen existiert, und wünscht sich einfach, was ihm privat gefällt, sagen wir: Die Toten Hosen oder Jimi Hendrix. Ser oft fordert dieser Mensch es generalistisch „härter“, „schneller“ oder „Techno“. Oder er wünscht sich „weiß auch nicht, ganz andere Musik“ oder „normale Hits“. Er nimmt überhaupt nicht wahr, dass da eine vielleicht volle, geschäftige oder sogar hysterische Tanzfläche ist und alle ausser ihm mit der Musik sehr zufrieden sind. Diese Jungs und Mädchen sind zum Glück häufig recht nett und trollen sich oft schon nach einem freundlichen „Nö“. Unangenehmer sind die Kandidaten, die sich bereits mehrere Alternativen zurechtgelegt haben oder an Ort und Stelle anfangen, darüber nachzudenken. Für den Fall, dass man die erste Wahl nicht hat: „Kannst du mal `Lalala-lalalala-Laaa´ von Kylie Minogue spielen?“ „Meinst Du `Cant Get You Out Of My Head´?” “Jaja, genau.” “Hab ich doch schon gespielt.” „Ist doch egal.“ „Na hör mal, nichts ist egal.“ Stirnrunzeln, Grübeln. Der DJ klemmt sich schnell den Köpfhörer zwischen Schulter und Ohr. „Dann Armand Van Helden.“ „Ja welches denn?“ „You Don’t Know Me.“ „Das ist doch alt.“ „Na und?“ „Ich habe das seit zwei Jahren nicht mehr dabei.“ „Echt? Was bist du denn für ein DJ?“ Kritisches Kopfschütteln. Tiefes Grübeln. „Hast Du denn dann wenigstens `Lady´ von Modjo?“ Worum es in Wirklichkeit geht: mit irgendwas durchzukommen. Gestaltungsmöglichkeit. Einflussnahme. Manche Menschen haben keine gute Ausgehnacht, wenn sie nicht mindestens ein Lied pro Disco selbst bestimmt haben. Vielleicht ist das eine Form der Selbstvergewisserung. Dadurch fühlen sie sich ins Nachtleben integriert. Das halten diese Leute im Eintrittspreis mit inbegriffen. Eine konsequente Steigerung dieses Verhaltens bedeutet der Wunsch, „mal die Kiste durchzusehen“. Manche fragen auch gar nicht erst, sondern fangen schon mal damit an, während man ihnen den Rücken zudreht. Ertappt man sie dabei, werden sogleich schlüpfrige Vorschläge gemacht und zur Krönung das Angebot, selbst ein paar Scheiben aufzulegen: „Ich bin nämlich auch DJ.“ Aber `meine Kiste´ gehört eindeutig zu meinem Intimbereich. Sie `mal durchsehen´ zu dürfen ist eine äußerst unsittliche Bitte. Als Nächstes wäre da der klassische Besserwisser und Geschmackshuber. Er wünscht nur feinste Spezialitäten und will entweder wissen, ob du sie vorweisen kannst, oder sich im Gefühl aalen, dass das unmöglich ist: der illegale Bootleg von Madonna. Obskure 2-Step-White-Label aus Stoke-On-Trent, die man dort privat geschenkt bekommen hat. Oder den nie erschienenen Neil–Young-Remix, den Roger Sanchez neulich in New York als Dub Plate gespielt hat. Diese Kandidaten wünschen sich im Prinzip keine Musik, sondern Respekt. Man soll denken: Wow, was ist das denn für eine coole Person, die sich solche abgedrehten Platten wünscht? Respekt! Davon habe ja noch nicht mal ich was gehört! Es versteht sich, dass es sich dabei fast immer um Jungs handelt. Dann gibt es jene, die sich die Platte wünschen, die gerade läuft (hatte ich auch schon – R-man): „Spielst du mal `From: Disco To: Disco´?” “Aber das mache ich doch gerade.” „Oh. Echt? Stiiimmt. Naja.“ Moment, vielleicht ist das gar kein Wunsch. Vielleicht geht es um etwas ganz anderes. Wünsche können auch ein Vorwand sein, um mit dem DJ privat ins Gespräch zu kommen oder ihn anzubaggern. „Kann ich mir trotzdem noch was anderes wünschen?“ „Du kannst es ja probieren.“ „Na gut: Ich wünsche mir ein Kind von dir.“ Ob das ein charmanter Scherz oder gefährlicher Ernst ist, kann der DJ jetzt unmöglich beurteilen und blockt. Er muss plötzlich dringend Bässe killen. Als er sie irgendwann wieder zurückbringt, ist die irritierende Erscheinung verschwunden. Entsetzlich die enttäuschten Augen, wenn man mitteilen muss, Stevie Wonders `Happy Birthday´ leider nicht dabeizuhaben. Verständnislose Blicke, dass man dem Geburtstagskind auch nicht mit `My Way´ von Frank Sinatra oder `Somewhere Over The Rainbow´ von Marusha eine Freude machen kann. „Du hast ja gar nichts.“

Dienstag, 19. Dezember 2006

Abt.: Kaufrausch! Fette Beute in Dortmund! Es wird langsam unüberschaubar. Noch habe ich in keinen meiner Wochenend-Flohmarkt-Einkäufe reingehört und schon wieder zappeln 50 neue/alte Tonträger im Netz. Heute (also gestern) habe ich mit meiner Frau in Dortmund die nötigen Weihnachtseinkäufe getätigt, oder besser, ich habe sie erstmal alleine losgeschickt und die ersten Stunden damit verbracht, die Innenstadt nach Musik zu durchforsten. Ich hatte mich vorher im Internet informiert, denn trotz relativer Nähe gehörte Dortmund bis dato nicht zu meinem Jagdgebiet. Aus Zeitgründen mußte ich so vielversprechende Adressen wie den Amsterdam Record Shop (Erfahrungswerte und Info bitte!?!? Was gibt es noch?) unbesucht lassen und mich auf die Fußgängerzone beschränken. Dort hatte Andrä der CD-Markt neu eröffnet. Den kannte ich schon aus Münster und das geräumige neue Ladenlokal machte einen vielversprechenden Eindruck. Im Keller gab es Vinyl und ich habe mich auf die 7"- und 12"-Singles konzentriert, die mit 50 Cent pro Stück erstaunlich preiswert waren für einen 2nd Hand Laden. So gehören mir jetzt 7"-es der Eagles (One Of The Nights), Chicago (Feeling Stronger Every Day), Cozy Powell, Dead Or Alive (You Spin Me Round), Pet Shop Boys (mit Dusty Springfield), Harry Thuman (Underwater - ein Volltreffer), Yello, Supermax, Edwin Hawkins Singers, Grace Jones, Orlando Riva Sound, The Magic Disco Machine (auf Tamla Motown), Greg Kihn Band (Jeopardy), Chilly etc. - total 29 Stück. Da die Maxis ebenso billig waren, habe ich die Pet Shop Boys auch als 12" eingepackt (dann kann man sich überlegen, ob man den Single-Edit, die Extended Version oder den Disco Mix auflegt), sowie T. Rex (Hot Love + Jeepster im Tony Visconto Remix), Big Audio Dynamite, Errol Brown (gleich 3x - ich mag die Hot Chocolate Stimme einfach), Sylvester (Band Of Gold) und ein paar andere. Der alte Andrä Laden hatte Räumungsverkauf und verscherbelte die CD-Single für 33 Cent und die normale CD für 1 Euro. Vinyl gab es nicht. Beim eher oberflächlichen Durchschauen blieb eine CD von Arthur Baker und Singles von Simon Bonney, Jamelia, A Certain Ratio (im Remix), Everything But The Girl (Missing), Black Grape, Morphine und Rod Stewart (Motown Song) hängen. Zuguterletzt besuchte ich die alte Bastion Last Chance am Hauptbahnhof. Da fand ich schließlich aber nur noch zwei 7"-es: Trussel (79er Funk auf Elektra) und Black Betty von Ram Jam (mal wieder, dieses Mal im Picture Sleeve. Für 1 Euro kann ich sowas einfach nicht stehen lassen). Da ich mal davon ausgehe, dass am nächsten Wochenende kein Flohmarkt ist, werde ich mich jetzt mal dem Hören widmen. Am 26.12. ist übrigens Plattenbörse in der Westfalenhalle Dortmund. Welch ein beschissenes Datum... (R-man)

Montag, 18. Dezember 2006

Wochenende! Und was tun? Flohmarkt natürlich. Noch hält die Sucht unvermindert an und ich habe den Samstag genutzt, mich mal wieder ins Nordhessische vorzukämpfen. In eine alte muffige Turnhalle in Hofgeismar, in der ich aber 2 Monate zuvor ganz ordentlich zugeschlagen hatte. Vor der Tür zockte ich einem fahrenden Händler eben 5 Maxis (Sheila E. etc) ab und als ich die heiligen Hallen betrat, sah ich auch schon den Dealer vom letzten Mal. Der hatte in U-Form aufgebaut und zeigt mir die Flanke und zwei Kästen mit der magischen Aufschrift: "Maxis. 50 Cent!" Da habe ich dann mal eben 16 Stück mit allerlei Wave/Disco/Soul/Pop rausgefischt und mich dann rechts um die Kurve zum Ende hin vorgearbeitet. Schließlich gab ich ihm 15 Euro für 16 Maxis, 8 LPs und 5 Singles. Die erste Kris Kristofferson auf Monument in vg+ konnte ich für 1 Euro nicht stehen lassen. Da war ich eigentlich schon befriedigt und wollte fast schon gehen. Schließlich hatte ich mich schon durch jede Menge Mist gewühlt und auch wenn der ganz große Treffer nicht dabei war, ich konnte den Tag bereits als gelungen verbuchen. Bis ich einen Tisch sah, auf dem ein geschätzt 60-jähriger mit ganz ungesunder Gesichtsfarbe kistenweise Singles aufgebaut hatte. Er hatte auch eine dem Äußeren entsprechende, ganz scharfe Schnaps-Fackel, aber eben auch seiner Angabe nach "800 Singles, habe ich heute zum ersten Mal dabei, ist noch nix ausgesucht, die habe ich mir vorher alle auf Cassette überspielt!" Aha. Hätte man nun die Geschäftsidee gehabt, als mobiler DJ nur deutschen Schlager auf 7"-Vinyl aufzulegen, hätte man hier für 100 Euro so knapp vierhundert 45's wegschleppen und sich einen feinen Grundstock aufbauen können. Man hätte ihn auf 25 Cent runtergekriegt, ich habe 30 Cent bezahlt. Jedenfalls war da alles dabei von Cindy & Bert über Michael Holm und Adamo bis hin zu Klaus & Klaus. Also Karneval wäre auf jeden Fall auch mit abgedeckt gewesen. Und: alles im Superzustand. Ich habe mir dann die Soul- und Pop-Perlen zwischen Barry White, Rose Royce, Abba etc. rausgefischt und für 30 Cent mußte ich gut erhaltene Exemplare von Cum On Feel The Noize, Loco-Motion und Hells Bells auch einsacken. Und einen deutschen Klassiker, der aussah wie frisch gepresst: Er Gehört Zu Mir von Marianne Rosenberg. Alles in allem 37 Singles für 10 Euro. Ein guter Tag. (R-man)

Sonntag, 17. Dezember 2006

Die Jahres Top-10 des Compilation Mannes... In 10 Akten! Eine ganz heisse Sache finden wir auf Platz 7. Das Doppelteil ist mir richtig ans Herz gewachsen über die letzten Wochen. Musiker in goldenen Anzügen und Cover mit fliegenden Untertassen, dazu mehr oder weniger stumpfe Maschinenrhythmen. Geil! Auf Rang 7. Salsoul Presents… Disco Trance & Cosmic Flavas Der Salsoul Output ist nicht Jedermann's Sache. Wahrscheinlich muß man wirklich in der Paradise Garage gestanden haben, um den Sound vollkommen zu verstehen, am besten mittelschwer berauscht, latent homosexuell und mitgerissen vom Sound der (Zeugenaussagen zufolge) genialen Anlage. Bestes Beispiel für dieses Statement sind die beiden Doppel-CDs, die neulich anlässlich des 30. Geburtstages des Labels veröffentlicht wurden. Da durften jede Menge auch von mir geliebte Top-DJs ihren Salsoul-Lieblingstrack auswählen. Garant für Qualität, sollte man meinen, aber irgendwie war das doch eine ziemliche Enttäuschung. Zu wenig Substanz. Aber vielleicht liegt es auch an mir und die Zeit kommt noch... Und jetzt Disco Trance & Cosmic Flavas. Im Zuge der augenblicklichen, langsam dahin schwappenden Cosmic Welle hat man sich in die Archive begeben und das wirklich obskure Zeug an die Oberfläche geholt. Und da sind Sachen dabei, die haben es wirklich in sich! Zum großen Teil aufgenommen zwischen Mitte der 70er und Anfang der 80er, kroch die Elektronik damals langsam in die Disco, mit für heutige Begriffe wirklich seltsam-skurrilen Ergebnissen. So zB The Twins mit einer wirklich eigenwilligen Version von In The Year 2525 (Neil Young Trans-style), oder die vollen 14 Minuten von Bolero von Kebelektrik im Tom Moulton Mix - 5 Minuten stoisches Bumm-Bumm bis das Thema erstmals langsam zu erkennen ist. Das muß man sich erstmal trauen. Oder die deutsche Retortengruppe Orlando Riva Sound mit Indian Reserveration. Oder die Rockets (aus Frankreich), die tatsächlich dem Canned Heat-Klassiker On The Road Again 8:32 Minuten lang elektronisch zu Leibe rücken. Oder die Version von Magic Fly, angedickt von Mc Lane Explosion, die auch ein ordentliches Oxygene (Jean Micahel Jaree) drauf haben. Neben 39 Sekunden Salsoul Orchestra, einem First Choice Tune und einer raren spanischen Version von Blondie’s Call Me finden sich hier tatsächlich nur spacig-elektronische Discotunes von Acts, deren Namen höchstens discophil-veranlagten Kennern was sagen. Casanova, Do It, Native Love - ?. Aber egal wie angestaubt so manches Synthesizer-Riff hier auch klingt, egal, wie simpel die Maschinenrhythmen auch dahin grooven, diese 150 Minuten üben eine seltsame Faszination auf mich aus. Die sich noch erhöht, wenn man das Booklet durchstöbert. Alleine die Coverabbildungen… goldene Anzüge, recht futuristisch. Und garantiert mehr als nur Novelty. Ich kann nur nicht erklären, warum das so ist… (R-man)

Samstag, 16. Dezember 2006

Abt.: DJ At Work DJ-Handbuch, Teil 2. Wie erweitere ich meine Plattensammlung?! ? Da haben wir einen diskussionswürdigen Tipp von dem DJ, der seit Jahren zu den absoluten Großverdienern gehört: Norman Cook a.k.a. Fatboy Slim. „I look for hair styles and beards on a band. If they’ve got long hair and beards, they’re likely to make better records. Especially those big seventies bands with eight of them in – half white, half black and they look like they all take acid.” Nun überlege ich die ganze Zeit, welche Bands er meint?!? Ich bitte um Hilfe und stelle folgendes Suchrätsel: mindestens 7 Bandmitglieder, mindestens 2 von einer Rasse (also ein Quoten-Whitey wie bei War zählt nicht) und mindestens 3 Musiker sehr haarig (Rauschebart, Schnorres, oder Afro. Am besten alles). Bitte um Wortmeldungen, die Comments sind immer offen... (R-man)

Freitag, 15. Dezember 2006

Soon come... shake baby shake 6. Januar 2007 Mit Blick auf die Feiertage scheint es verfrüht, auf den nächsten shake baby shake Date hinzuweisen. Aber es gibt Neuigkeiten, die unter das Volk gebracht werden sollten. sbs-Resident Axel wird nicht zugegen sein, da er wie jedes Jahr über Weihnachten/Sylvester in ein fernes Land reist. Letztes Jahr hatte er eine Bar in seinem Hotelpool, warten wir mal ab, ob er in Goa auch zu seinem Bier schwimmen kann... Diesen Top-DJ werden wir versuchsweise mit gleich zwei hoffnungsvollen jungen Talenten ersetzen, die sich schon beim 1. sbs-Geburtstag prächtig geschlagen haben: Marci und Chrispop vom Twist-n-Shout Team. Natürlich kann zur Zeit niemand ahnen, was nun tatsächlich am ersten Wochenende des Jahres im Stadtkrug zu Beverungen los sein wird, aber eins ist sicher, die DJs sind gerüstet. Wie gewohnt ab 21 Uhr, Eintritt natürlich frei. Das Bier kostet übrigens trotz 3 % mehr MWSt. und Brauerei-Preiserhöhung auch keinen Cent mehr als sonst (keine Ahnung wieviel, ich saufe bei shake baby shake immer auf lau). See you there... (R-man)
Die Jahres Top-10 des Compilation Mannes... In 10 Akten! Vor 5 Minuten sind die letzten Takte der auf Platz 8 rangierenden Secret Love Compilation verklungen (ichb rauchte heute abend was zum Chillen) und wieder einmal war ich schwerst begeistert. Wie die ersten beiden Volumen wird auch Vol. 3 von hohem Langzeit- und Gebrauchswert sein, Organspender für viele songorientierte Mixtapes und eigentlich sollte das Werk weiter oben stehen... Auf Rang 8. Secret Love - Not A Secret Anymore/Vol. 3 Wie auch bei den beiden Vorgängern (jedes Jahr im Herbst) liegt der Sound an der Schnittstelle von Folk und Electronica, wobei die Tendenz zum richtigen Instrument geht. Es gibt zwar 2-3 vollelektronische Tracks, aber sonst wird der Computer nur dazu verwendet, den Song vorsichtig atmosphärisch zu verdichten. Und was sind das für Songs! Das hat klassischen Zuschnitt und vieles hier reicht nahe ran an die (auch meine) heilige Dreifaltigkeit Drake-Hardin-Buckley. Großes Lob, ist mir klar. Ist aber angebracht. Interessant ist auch, das mir hier mehr als die Hälfte der angetretenen Künstler und Bands unbekannt sind, dabei habe ich mir immer eingebildet mich da doch auszukennen. Noch interessanter, dass hier kein Song auch nur ansatzweise enttäuscht oder durchhängt und das es Highlights en masse gibt. Gleich der Opener von Dalschaert mit Nylon-String-Guitar, Holzgeklöppel und Kornett, oder die unter die Haut gehende Version von Everybody Loves The Sunshine von Soul Village. Holding On von Beauty Room natürlich, das uns schon seit Big Chill 2006 verzaubert. Oder Max And Harvey, Andre Zimma (welch ein Song!) oder Thief (dessen Album sehnsüchtig erwartet wird). Jose Gonzalez liefert ebenso gewohnte Qualität ab wie Tuung und mein neuer Held Fink, der sein Pretty Little Thing schwerst reduziert als exklusiven Sonar Mix beisteuert. Eine echte Entdeckung sind Fujiya & Miyagi, dessen Kraut-Wave hier vielleicht etwas deplaziert ist, aber klasse ist er trotzdem. Ich könnte über jeden Track eine kleine Lobeshymne ablassen, will aber mal besser zum Fazit kommen: durchweg erstklassige Songs, innovativ-traditionelle Umsetzung und zum perfekten Flow aneinander gereiht. Das haut dem Folk den Muff aus den Noten. Möge diese Quelle nie versiegen. Quiet is the new loud! (R-man) CD, 2-LP oder mp3

Donnerstag, 14. Dezember 2006

Kleiner Tipp! Little Axe Ride On als 10" EP Das Little Axe Projekt von Skip McDonald hat es mittlerweile auf 5 Alben gebracht und steht mit seiner Dub-Blues-Fusion noch immer ziemlich alleine da. Stone Cold Ohio, das letzte Album, habe ich an dieser Stelle gebührend abgefeiert. Mußte sein. Das Cover oben rechts ist das des Debüt-Albums The Wolf That House Built, damals '94 erschienen, als Adrian Sherwood und seine On-U Sound-Jungs mich sowieso schwer beeindruckten. Und der mischt ja hier kräftig an den Reglern mit und sorgt für die nötige Schräglage. Es geht aber nicht um das Album, sondern um eine 10"-Auskopplung, die ich neulich bei einem 2nd-Hand-Online-Händler für EUR 5,49 entdeckt habe. Nagelneu noch dazu und stilecht in ein altes Okeh-Cover verpackt. Davon scheinen die noch ein paar mehr zu haben... Die A-Seite hat mit Ride On den besten Track und Opener des Albums und mit Another Sinful Day einen weiteren Tune von Wolf.... Besonders angetan aber hat es mir der knapp 7-minütige Fluke Mid-Fi Suprise-Mix von Ride On, der den Track etwas beschleunigt und mit einem schön swingenden Drumpattern vorantreibt, ohne jetzt zu nerven. Ganz im Gegenteil, äusserst geschmackvoll das Ganze. Das dürfte ein zukünftiger shake baby shake-Klassiker werden! Laut discogs gibt es jede Menge Auskopplungen mit Ride On als A-Seite und auch einiges an Remixvarianten über die Maxis verteilt. Falls sich unter den Trillionen von sbs-Blog-Lesern ein Little Axe Fan findet, der das 2. Album Slow Fuse als Doppel-CD hat, der melde sich doch bitte. Ich bräuchte eine Kopie der 2. Disc mit den Dubversionen. (R-man)
Die Jahres Top-10 des Compilation Mannes... In 10 Akten! Ein wenig Reggae muß schon sein in der Jahres-Endabrechnung. Vor allem, wenn so erstklassig verpackt ist wie hier... Auf Rang 9. Jamaica To Toronto - Soul Funk & Reggae 1967-1974 Reggae-got-Soul Compilations gibt es mittlerweile eine ganze Handvoll. Und die meißten sind phänomenal oder zumindest sehr gut. Natürlich hilft es hier wie auch in anderen Lebenslagen, wenn man richtig heiß ist auf diesen Sound. So wie ich. Da brechen bei Jamaica To Toronto auch gleich alle Dämme, da ich lange keine CD mehr gesehen habe, die so liebevoll und wertig verpackt ist wie diese. Sie erinnert in seiner Haptik an das gute alte Vinyl-Klappcover (also Pappe pur) und drin steckt ein fettes, exzellent gestaltetes und informatives Booklet. Dort lernt man, dass ab Mitte der Sechziger jede Menge Jamaikaner nach Kanada ausgewandert sind und viele Toronto als neue Heimat wählten. Die Integration war schon alleine der Temperaturen wegen nicht einfach und ihre Musik und Culture sollte ihnen ein Stück alte Heimat erhalten. So begannen sie, ihre Wurzeln in den aktuellen Soul-Sound einzubringen, aus denen ein begeisternder Soul/Funk/Reggae-Crossover erwuchs, der hier dokumentiert wird. Jackie Opel, Johnny More, Alton Ellis, Lloyd Delpratt und Johnny (aka Johnnie) Osbourne waren einige der schillernden Figuren der Szene, die allerdings vom Gitarristen Wayne McGhie überschattet wurden, der hier in mindestens 7 Songs seine Finger hatte. Und dann war da noch Studio One Bandleader/Organist Jackie Mittoo, der vor Ort mit Lord Tanamo gar einen Plattenladen besaß und ebenfalls oft im Studio gesehen wurde. Wie Perlen an der Schnur sind die 16 Tracks aufgereiht und jede schillert in einer anderen Farbe, von deepen Instrumentals zu Roots-Reggae (Noel Ellis, Alton’s Sohn), von Coverversionen (groß: The Cougars mit I Wish It Would Rain) zu mitreissenden Northern Soul Stompern, von James Brown-style Funk (jo-Jo And The Fugitives) zu Sly Stone-style Ravern (Ram). Ob nun Reggae, Funk oder Soul - der Groove ist immer da. Und gerade dieser Abwechslunsgreichtum macht diese Zusammenstellung so wertvoll. Respect! (R-man) CD oder (nicht ganz billiges) Doppel-Vinyl.

Mittwoch, 13. Dezember 2006

Die Jahres Top-10 des Compilation Mannes... In 10 Akten! Sozusagen aus gegebenem Anlass! Zeit für ein Fazit! Ich habe mich ja immer wieder als Compilation-Mann geoutet, auch wenn ich langsam zum billig-Flohmarkt-Vinyl-Mann mutiere. Weil dieses Jahr in der Richtung nichts mehr kommt, hier meine 2006er-Endabrechnung: Auf Rang 10: Tom Moulton - A Tom Moulton Mix Tom Moulton ist einer der wichtigsten Männer in der Geschichte der Dancemusic. Er begann als Promoter für King Records und arbeitete in den späten 60ern als Model. Anfang der 70er besuchte er regelmässig die New Yorker Discotheken und sah, wie sich die DJ´s mit 3–minütigen 7“-Singles abmühten. Und da damals noch nicht gemixt wurde, ergaben sich zwischen den Stücken immer Brüche und die Tänzer wanderten zur Bar ab. Moulton, der weder Musiker noch DJ war, überspielte sich die angesagten Hits auf Bandmaschine und schnitt die Tracks mittels Rasierklinge zu einem halbstündigen, durchgängigen Mix zusammen. Das Geschnipsel dauerte 2 Tage, war aber die Mühen wert, denn das Publikum feierte den Mix frenetisch. Mittels dieser Technik bearbeitete er dann einzelne Stücke, doppelte/verlängerte einfach die guten Phasen und schnitt lahmere Passagen ganz raus, immer mit dem speziellen Blick für das, was auf dem Dancefloor funktioniert. Die Plattenfirmen merkten schnell, dass hier was am köcheln war und engagierten den Mann, um die Tracks der Stars für den Tanzboden fit zu machen. Dabei entstanden ureigene Versionen, nicht immer zur Freude der Künstler. So sagte Gloria Gaynor erbost „I don´t sing much“ zu einem 18-Minuten Mix, aus dem Moulton den Gesang fast völlig entfernt hatte. Von den Mixen fertigte er direkt Acetate an, die er DJ-Legenden wie Larry Levan, Tony Humphries und Steve Aquisto persönlich vorbei brachte, um sie vor Ort auf Tauglichkeit zu testen. So erfand er nebenbei auch die 12“-Single, denn der Überlieferung nach waren die 7“-Matritzen aus und man schnitt dann eine 10“. Nur um festzustellen, dass sie natürlich durch den größeren Raum mörderisch gut klang. Über die Jahre bearbeitete er gut 4.000 Tracks und A Tom Moulton Mix wurde zum Gütesiegel. Nun durfte das so großartige Soul Jazz Label als erstes in die Archive greifen und 16 seiner besten Tracks veröffentlichen. Wir hören absolute Knaller zwischen Funk, Soul, Philly & Disco von und mit Eddie Kendricks (Keep On Truckin), BT Express, Patti Jo, Andrea True Connection, MFSB (Love Is The Message), Isaac Hayes, Grace Jones, Detroit Emeralds etc. – alles von den Original-Bändern fettest gemastert. Das geht so was von ins Wohlfühlzentrum, da kann man nur ergebenst dankbar sein. Ganz großartig! (R-man) Yo: Auf vielfachen Wunsche eines einzelnen Lesers: auf Doppel-CD und jede CD verteilt auf 4 Plattenseiten bzw. Doppel-LP 1 undDoppel-LP 2. Des besseren Klanges wegen.

Dienstag, 12. Dezember 2006

F***ing hell! Comments-Fieber bei shake baby shake So lieb' ich mir das. In den letzten Wochen hat sich in den Comments richtig was getan und glaubt mir, auch wenn es nur eine kurze Zeile ist, ich sehe es als ein Zeichen, daß da draussen noch jemand lebt! Also bitte weiter so. Coming up im shake baby shake Blog: Little Axe auf 10", die shake baby shake Crew auf dem Weg zum Baltic Soul Weekender, die Jahrescharts des Compilation-Mannes in 10 Akten, die Bombers, Fugi und andere, dazu The Glimmers und Chromeo im Mix. Und Soul Deep... und jede Menge mehr. Stay tuned! Schau rein! Sag was! (R-man) NP: Space - Carry On, Turn Me On; Space - Magic Fly
Pink Floyd Fit für den Dancefloor? Well, nach Alan Parsons Project aus DJ-Perspektive nun also Pink Floyd – nächstes mal vielleicht Grateful Dead gefällig? Just kidding… Bei Pink Floyd gehen die Meinungen ja weit auseinander, von Psychedelic-Pionieren bis größenwahnsinnigen Geldsäcken reicht das Meinungsbild, vermutlich waren sie beides. Ich bin mit den Platten jedenfalls aufgewachsen und liebe die meisten bis heute. Vor allem die allgemein gering geschätzte Animals von 1977 hat es mir angetan, kaum ein Album hatte ich in meinem Leben öfter auf dem Plattenteller. Was legt aber nun der nervenstarke Freistil-DJ auf? Womöglich noch zum Tanzen?? Da muss man das Pink Floyd-Ouevre schon genauer unter die Lupe nehmen. Natürlich scheidet das Spätwerk ab The Wall aus, wer will schon Operetten auf dem Dancefloor hören… Und Another Brick In The Wall bleibt auch außen vor, das ist einfach zu abgenudelt und Kinderchöre sind eh nur selten cool. Animals und Wish You were Here sind auch eher was fürs Homelistening, konzentrieren wir uns also auf die eher jungen Bandjahre, als die Mannen noch halbwegs frisch und unverbraucht klangen, auch noch nicht so manieristisch ihren eigenen Stil plagiierten. Nach einigem Rein-, Quer- und Durcheinanderhören stelle ich mal folgende sechs Songs zur Disposition: 1. Obscured By Clouds (von „Obscured By Clouds“ 1972) Der Soundtrack zum doch recht obskuren La Vallée von Barbet Schroeder beginnt mit dem wirklich genialen Titelsong, einer extrem suggestiven Instrumental-Nummer, die für meinen Geschmack so klingt, als wäre sie das direkte Vorbild der besten Air-Songs von heute. Untergründig tuckernder Beat, schwellender Moog-Synthie und darüber die schneidende Gitarre von David Gilmour – dummerweise wird der Song nach drei Minuten ausgeblendet, um dann mit einem mächtigen Rock-Riff noch einmal durchzustarten 2. One Of These Days (von „Meddle” 1971) Der Opener des Albums mit dem klassischen 23-Minuten-Trip Echoes ist fast schon funky – okay, im psychedelischen Sinn. Hier dominiert der wirklich gewaltige Bass von Roger Waters, mittendrin gibt es ein paar Tape-Schnipsel, danach greift Gilmour zur Bratzgitarre, auch Rick Wright greift beherzt in die Tasten seiner Hammond Orgel. Doch, das rockt recht heftig und eignet sich bestens zum Matteschütteln 3. Breathe (von „Dark Side Of The Moon“ 1973) Okay, einer von den Millionensellern muss sein. Der Opener Breathe ist so wunderbar lazy und laidback, Drummer Mason beweist sein lässiges Jazz-Feeling, darüber die nun wirklich schwebende Slide Guitar von Gilmour, alles unglaublich relaxed und ausgeruht. Dazu eine einfache und gradlinige Melodie, auch der Gesang dazu ist angemessen unaufgeregt und herzerwärmend. Für mich ja das glatte Gegenteil von all dem aufgeblasenen The Wall-Brimborium, das noch kommen sollte. 4. Lucifer Sam (von „The Piper At The Gates Of Dawn“ 1967) Eine Syd Barrett-Komposition muss hier natürlich dazu gehören: dieser Song vom 67er Debütalbum ist für Barrett-Verhältnisse ein wirklich satter und gradliniger Rocker mit wuchtigem Beat und wieder einmal einem alles voran treibende Bass. Die Nummer passt meines Erachtens problemlos in jedes Beatschuppen-kompatible Set. 5. Dramatic Theme (von „More“ 1969) More war der erste Barbet Schroeder-Film, für den Pink Floyd die Musik gemacht hatten. Zum Abschluss des ohnehin guten Albums kommt dieser erneut instrumentale Song mit einem lockeren aber treibenden, beckenlastig-jazzigen Beat von Nick Mason, darüber die wiederum recht abgehobene Gitarre Gilmours, wobei das tragende Element auch hier Roger Waters pointiert pumpender Bass ist, der ebenfalls dieses Air-Feeling transportiert. Mit 2:12 Minuten Länge leider viel zu kurz 6. Let There Be More Light (von „A Saucerful Of Secrets“ 1968) Psychedelischer Sixties-Beat mit eruptiver Orgel, Kopfnicker-Mittelteil und doch ziemlich mitreißendem Gesang – okay, ist wegen der Tempowechsel natürlich untanzbar. Immerhin eine frisch gebliebener und unverbrauchte Pink Floyd-Nummer. Fazit: so richtig tanzbar wird der Psychedelic Prog von Pink Floyd nicht wirklich, über die Sixties-Beat-Schiene und das cineastische Air-Feeling gibt es aber immerhin viel versprechende Ansatzpunkte. Am beeindruckendsten fällt beim retrospektiven Nachhören jedenfalls Roger Waters Bass-Arbeit aus – da muss man dann doch zugeben, dass der Typ, der mit seinem Solo-Spätwerk so dermaßen abgesoffen ist, zumindest bis in die frühen Siebziger ein ganz Großer war. Ansonsten gilt wie immer: Alternativmeinungen zum Thema bitte hier abgeben. (Whirlyjoe) PS: Whirlyjoe is back! Nach einer umzugsbedingten Pause ist mein liebster Blog-Mitstreiter endlich neu verkabelt und surft nun statt mit Analog-Modem mit DSL-Geschwindigkeit durch das www. Ob der ungeahnten Möglichkeiten beginnt jeder Tag mit einem: „Mon Dieu! Wie rasant!“

Montag, 11. Dezember 2006

Ein Drama... Lindstrom It’s A Feedelity Affair Hans-Peter Lindstrom (mit nem Strich durch das o) ist Norweger, Country & Western Fan, Musiker und eigentlich eher durch Zufall beim DJ-ing, Remixen und Produzieren gelandet. Sein Album mit Prins Thomas gehört beinahe zu meiner Inselausstattung, selten so fluffige Cosmic-Disco gehört. Im Alleingang geht er etwas härter zur Sache, wie hart, das kann man auf diesem Album nachverfolgen, das die zwischen 2003 und 2006 auf seinem Feedelity Label erschienenen 12“-es auf einer CD vereinigt. Ich hätte sie ja gerne genauer besprochen, aber der traurige deutsche Vertrieb kann das Album seit dem Release vor 5 Wochen nicht liefern!?!? Völliger Schwachsinn. (R-man) „Wie das so klingt, daran könnte man sich schön gewöhnt haben: butterweich abgefederter Bass, in dem der Funk-Gott persönlich zu wohnen scheint, allerlei Percusssion Schabernack, durchs Universum driftende Synthies, die eine oder andere käsige Rock-Reminiszenz and die wilden 80er. Moroder trifft Toto…“ (Spex) "Sublime nordic disco. For those who haven`t been near a dancefloor recently, Feedelity`s succintly collects the best bits from the first nine EPs by Norwegian producer Lindstrom. Performing a balancing act that features sloppy, unquantized beats and live bass lines (Can It For The Original Whities), freeform funk freakouts (There Is A Drink In My Bedroom..) with squelchy Italo grooves (I Feel Space), Lindstrom really excels when he combines these space disco elements on Arp She Said. It`s a midtempo track of such exquisite beauty that it sends shivers down my spine everytime I hear it. If it can have that effect on a cynical hack, just think what it could do to you." (5/5, DJ Magazine)

Sonntag, 10. Dezember 2006

Sa., 09.12. Flohmarkt Warburg Ich war zwar erst vor geschätzten 2 Wochen in Warburg auf dem Flohmarkt, aber noch ist der Drang stark genug. Letztendlich hat sich der Trip auch gelohnt, obwohl es mehr Masse als Klasse gab. Auf der Hinfahrt hörte ich noch die Faith Presents T.K. Disco CD und schwor mir, ab sofort alles zu kaufen, wo das T.K. Logo drauf ist. Das Ehepaar mit dem Wohnmobil, dem ich letztens noch Sunshine Reggae von Laidback als 12" (wegen der B-Seite) abgeluchst hatte, hatte dann tatsächlich eine Betty Wright LP (auf Allston, mit T.K. Innersleeve) für 1 Euro da stehen und dann nahm ich die 12" von Connie (auf Henry T.K. Stone's 80er Label Sunnyview) auch gleich mit. Der Bauer aus Körbecke war auch wieder da und während er sich mit einem Rentner über die Lage der Nation unterhielt, fischte ich zehn 7"-es (Housemartins, Thompson Twins, Bronski Beat, Falco) aus seinen Stapeln und sagte ihm: "Die kleinen kosten doch 50, oder? War jedenfalls letztes Mal so." Da krümmte er sich etwas, aber als ich mich über seine LPs beugte, meinte er: "Die grossen heute auch für 50! Dann ist die Kiste nachher leichter!" Eine Coldcut Maxi in Pink hatte ich das letzte Mal stehen lassen und dazu packte ich noch großzügig ein paar seiner Dance Classics, Original 1990 Dancefloor Hits und -man glaubt es kaum- ein paar sehr gut erhaltene Ronny's Pop Show Doppelalben. Für 50 Cent (pro Do-LP) konnte ich da nicht wiederstehen, vor allem da Ingolf und ich im Januar das Vergnügen haben, beim Beverunger Kulturball den neu geschaffenen Culture Club musikalisch zu beschallen. Davor habe ich jetzt schon etwas Bammel und da kam der Mann aus Körbecke gerade recht, denn diese Phase (Anfang der 90er) ist bei mir hittechnisch ein einziges großes Vakuum. Ich hoffe, das nun wenigstens teilweise gefüllt zu haben. Zwischen 100 Klassikalben fand ich dann noch Pop Muzik von M als Super Sound Single 12", das ich wieder lieben gelernt habe, seitdem Ingolf es regelmässig auflegt. Dazu gab es noch eine 12" von Barbara Joyce (Salsoul) mit dem verheißungsvollen Titel Do It Till You`re Satisfied. 'N Euro dasStück. Schließlich traf ich auf eine nette Dame, deren Mann sich von seiner Sammlung trennen wollte. Ihrer Preisvorstellung nach war da noch etwas Restliebe drin, aber schließlich legte ich 20 Euro für fünfzehn 7"-Singles hin. Zu viel eigentlich, aber die Dinger sind alle sowas von penibel gepflegt, da kann man auch schon mal etwas mehr zahlen. Darunter Klassiker von Jonathan Richman (Egyptian Reggae), Grauzone (Eisbaer), Plastic Bertrand (Ca Plane...), Jane Birkin (Je T'aime), Donna Summer, Chi-Lites, Chic etc. Und oben drauf eine pristine Version von Magic Fly von Space (meine 3.), sowie deren Nachfolgehit Carry On, Turn Me On gleich mit. Das Cover oben nimmt Daft Punk gleich mal 25 Jahre vorweg. Am nachmittag habe ich dann meine Plattenwaschmaschine in der Küche aufgebaut. Das mag jetzt sehr Nerd-ig klingen aber gerade an den ungeliebten Scheiben klebt doch oft der Dreck und Staub von mehr als drei Jahrzehnten. Und um den Hörgenuß zu optimieren, muß halt runter was runter geht. Die Waschung ist ein mittlerweile liebgewonnenes Ritual. Nach der Trocknung bekommen die 12"-es neue Innenhüllen und die Singles ein frisches Plastik-Aussengewand spendiert. So mache ich sie endgültig mein und gebe ihnen ihre Würde zurück. Könnten sie reden, sie würden sicher "Danke!" sagen. (R-man)