vs. Race 61
In aller Kürze ein Bericht über das letzte Wochenende. Am Freitag bin ich nach einem langen Trek durch den Osten der Republik in Dessau aufgeschlagen, um mir beim This Is Ska Festival eine Überdosis Ska zu verpassen. Die Location, eine alte Burg perfekt für Mittelaltermärkte, bot auch für die Ska- und Reggae-Gemeinde eine mehr als ansprechende Umgebung. Eine gute Auswahl an Futter- und anderen Ständen, sowie der Pausensound des Rude Boy Soundsystems sorgten direkt für eine angenehme Wohlfühlatmosphäre, die allerdings auch nötig war, denn die zahlreich angereisten Skins sorgten auf der anderen Seite auch für Unbehagen. Musikalisch begann es recht durchwachsen, ging dann nach unten (Sondaschule) und dann wieder etwas nach oben (Pauline Black von Selecter). Den Abend gerettet haben dann die schlichtweg grandiosen Moon Invaders, die den seit Studio One-Zeiten aktiven Pat Kelly ganz wundervoll begleiteten. Mr. Kelly dürfte so an die 70 Jahre alt sein, hat sich aber gut gehalten, sodaß einer guten Stunde mit allerfeinstem, sehr soulvollem Rocksteady nichts mehr im Wege stand. Es hatte sich gelohnt, die Stellung zu halten.
Am nächsten Morgen ging es dann nach Finowfurt, einem Kaff nördlich von Berlin. Am Ortsrand hatten die Russen mal einen Militärflugplatz, der mittlerweile als Museum genutzt wird und wo neben vergammelnden Mig’s auch die eine oder andere Party stattfindet. Das Gelände und die monumentalen, mit Gras bewachsenen Hangars eignen sich dafür hervorragend. An diesem Wochenende hat der Roadrunners Paradise Club aus Berlin (in dem ich Ostern Kitty, Daisy & Lewis gesehen habe) das Gelände gemietet, um unter dem Titel Race 61 ein klassisches 1/8-Meilenrennen zu veranstalten. Motorräder und Automobile bis Baujahr 1961 fuhren reine Beschleunigungsrennen gegeneinander, dazu gab es einen Starter Girl Contest und wer ein wenig Benzin im Blut hat, dem wird ob der heißen Chevy Bel Airs oder runtergestrippten Hot Rods das Herz höher geschlagen haben.
Aber auch das Rahmenprogramm konnte sich sehen lassen. Auf einer Open Air Bühne spielten u.a. The Nomads und Ray Collins Hot Club, dazu gab es jede Menge Stände und reichlich Motorräder und (vor allem) US-Cars zu bestaunen. Auf der engen Strasse, die gestopft voll war mit Fans, flanierten die heissen Kisten wie bei einer Art Schaulaufen im Schritttempo, wobei eine etwaige Lücke auch mal dazu genutzt wurde, ein Rennmotorrad aus den Vierzigern aufzureissen oder einen fetten Burnout hinzulegen. Was da an Fahrzeugen cruiste war Mad Max pur, die wildesten Umbauten, fett blubbernde Big Blocks, quasi-Badewannen mit Rädern und 450 PS, Kinder in Rasenmähermotor getriebenen Rods oder auch mal ein Irrer auf einem 50 cm hohen Moped. Im Prinzip pure Anarchie, völlig unkontrolliert das Ganze, aber eben auch vielleicht deshalb so unglaublich cool. Dazu jede Menge Freigeister zwischen Outlaw, Rock`n´Rollern, Rockabilly-Fans, Lowrider, Harley-Drivern und Bewahrern der 50s-US-Kultur. Natürlich alle in Levi’s oder Leder und satt tätowiert.
Man brauchte sich nur auf eine Bank zu setzen und dem Treiben zuzuschauen. Es war einfach nur großartig, was sich dem Auge bot. Und schön zu sehen, wie entspannt und gut gelaunt der ganze Event ablief. Hier hätte ich gerne ein paar Skinheads durchgeschickt, ich bin ganz sicher, sie hätten sich (anders als beim This Is Ska) extrem vorgesehen, bloß niemanden anzurempeln.
Beide Events wurden natürlich zur Stag-O-Lee Shakedown Promo und als Ideenpool genutzt. (R-man)
1 Kommentar:
als radfahrer vermute ich zu solchen anlässen ja eher benzin im kopf, aber ray collins hot club sind grossartig.
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