Mittwoch, 3. Juni 2009
Orange Blossom Special 13 - The Stadtkrug Files
Was waren das wieder für drei herrliche Tage & Nächte in Beverungen. Ich sage das keineswegs leichtfertig, aber für mich war es auch dieses Jahr wieder das beste OBS überhaupt – ist doch optimal, wenn man es jedes Jahr so empfindet.
Zu den wunderbaren Bands im Glitterhouse-Firmengarten schreibt uns der liebe Peter Felkel wieder einen herzerwärmenden Bericht (demnächst hier), ich fange jetzt einfach mal mit der Partyberichterstattung an. Denn wie ihr ja wisst, ist mit Livemusik im Freien um Mitternacht Schluss, weshalb sich das Geschehen später in der Nacht nach einem gemütlichen 15-minütigen Spaziergang der Weser entlang ins Beverunger Dorfzentrum in den Stadtkrug verlagert.
Dort wartet Wirt Lothar mit seiner unschlagbaren Theken-Task-Force auf durstige Tänzer und tanzfreudige Trinker, die auch dieses Jahr wieder in Massen strömten. Am Freitag ging es noch einigermaßen überschaubar zu, als ich gegen eins einlief, heizte Chef R-man gerade mit einem lupenreinen Funk-Set ein, von da an wurde durchgetanzt. Wie immer zu wechselnden DJs in ebenso abwechslungsreichen Ping-Pong-Kombinationen. Schnell war der Laden dann richtig voll, K-Nut und ich spielten uns die Bälle zu, Chrispop gab ein erstes forsches Soloset (selbstredend mit integriertem, aber weitgehend unbemerktem Howard Carpendale) und es zeigte sich schnell, dass die herrlich gemischte OBS/SBS/Local Heroes-Posse auch tänzerisch überzeugen kann. Und zwar nicht nur zu den sicheren Classics, die natürlich auch über die Abende gestreut wurden, sondern auch zu rarem bis seltsamem Zeug von Funk bis Rock’n’Roll. Um fünf Uhr übernahm dann Lokalmatador und SBS-Resident Axel die Decks – der Mann kennt seine Crowd.
Der Samstag sprengte dann alle Grenzen: platzmäßig wie auch in Sachen Getränkeumsatz. Der Stadtkrug war restlos überfüllt, es entstand bei rundum erfreulichem Wetter ein lustiger Outdoorbereich im Herzen von Beverungen, die Tür war offen und auch draußen wurde zeitweise getanzt. An dieser Stelle mal ganz heißen Dank an die gelassenen Beverunger Mitbürger. Was die an Lärm klaglos hinnahmen ist schon bewundernswert. Rock’n’Roll City.
Richtig explosiv wurde die Stimmung so ab zwei Uhr, als Fabulous Penetrators-Rampensau Liam sein fettes 7-Inch-Case in den Stadtkrug zwängte. Der Mann ist eine Schau, auf der Bühne wie auch als DJ. In beidem ein Profi, der mit einem kühnen Programm zwischen Klassikern, Trash und zum Teil fiesen Stimmungshits gnadenlos abräumte. Der Stadtkrug bebte, die Biergläser gingen aus und alle waren bester Laune. Gäste halfen beim Gläsersammeln, Lothar zauberte Plastikbecher hervor und das Bier floss weiterhin Strömen. Draußen war es auch lustig, allerdings kam man kaum mehr in den Laden rein. Als ich es nach einer längeren Frischluftpause dann doch geschafft hatte, standen K-Nut und Peter HtH tanzend hinter den Decks – auch ein erfreulicher Anblick. Wie am Vortag besorgte der als einziger immer ausgeschlafene Axel nach fünf Uhr den Ausklang eines doch arg erschöpfenden Tages. Wir auswärtige DJs durften ja generöserweise direkt über dem Stadtkrug wohnen und erfreuten uns in unserem lustigen Schlafsaal mit Schullandheimatmosphäre an Santanas „Samba Pa Ti“ – ein seltsam-schöner Ausklang.
Sonntag dann noch mal richtig Spektakel: die Gäste kamen etwas später, da ja im Festivalgarten wehmütig OBS-Abschied gefeiert wurde, ab zwei Uhr wurde es dann aber wieder richtig voll. Und auch Liam gab wieder mächtig Gas, schon bewundernswert, wie der Typ das macht. Vor allem wenn man gesehen hat, was nach (und wohl auch schon vor) dem eruptiven Penetrators-Konzert am Nachmittag an Alkohol konsumiert wurde. Und den Burschen bringt beim Auflegen nichts aus der Ruhe, auch nicht eine eng an ihm klebende und leicht beschwipste schwedische Blondine von einer feinen Glitterhouse Band – Respekt!
DJ-Profi Chrispop schickte die Promis dann gerade noch rechtzeitig zurück auf den Dancefloor, da die Unfallneigung hinter den Decks doch spürbar anstieg. Ich durfte dann zusammen mit ihm das Finale bestreiten, diesmal mehr beat- und rocklastig. Ich denke, das hatten wir recht gut im Griff. Selbst zen-buddhistisch in sich ruhende Van Morrison-Forscher sah man zu den Doors über den Floor fegen. Um sechs Uhr drehte uns das wunderbare Thekenteam den Saft ab, zuvor mussten wir auf vielfachen GH-Praktikantenwunsch (die waren inzwischen auch in bester Stimmung eingetrudelt) den klassischen OBS-Showdown bieten: Nirvanas „Smells Like Teen Spirit“, was bei offen stehender Stadtkrugtür garantiert halb Beverungen mitgehört hat. Aber die Anwohner wissen ja mittlerweile aus Erfahrung, dass es damit dann endgültig vorüber ist und die Ruhe langsam wieder ins Weserbergland einkehrt.
Fazit: es war mal wieder eine fantastische Party-Crowd im Stadtkrug, was auch ein Club-Profi wie Chrispop mehrfach betont hat. Und es ist halt auch ein gutes Zeichen, wenn sich diverse Bands nach ihren Konzerten bei unserer kleinen Party einfinden, die Promi-Dichte war jedenfalls so hoch wie nie, von den Fabulous Penetrators (Crispin und John stehen garantiert jetzt noch vor dem Laden, falls sie keiner eingesammelt hat) über die komplette Band Of Heathens bis zu den Baskery-Mädels, Benedicte Braenden mit Band, Joseph Parsons (diesmal nur als Gast) und Chris Eckman.
Ganz herzlichen Dank an alle Gäste, Tänzer & DJs, Maximum Respect für Lothar, Barbara, Eva und die Stadtkrug-Crew und ihren fleißigen Bierlieferanten, sowie einen Extra-Trommelwirbel für Frau Richter, die uns täglich mit dem besten Frühstück versorgt hat.
Ihr seid die Besten.
(Die scharfen Fotos sind wie immer von K-Nut.) (Whirlyjoe)
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5 Kommentare:
Toller Bericht, Whirlyjoe! Wie gerne wäre ich dabei gewesen...aber hat nicht sollen sein dieses Jahr! Leider! Aber während der Lektüre deiner Zeilen ist wenigstens nachträglich noch ein wenig Festivalstimmung aufgekommen in meiner kleinen Bude hier...besten Dank dafür!
Die liebsten Grüße aus dem Schwabenland,
baszdy
...das "Knappen-Kostüm" hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt!
wenn er es konsequent getragen hätte, wäre es wenigstens knapp gewesen.....
...aber den Twister hat er schon sehr gut drauf!
Ich hatte in der Nacht von Samstag auf Sonntag, als wir vom Festival kommend endlich in der Burgstraße eintrudelten, ein klares Bild vor Augen (trotz Absinth-Genusses): Genau so war's damals vorm CBGBs. Hunderte Feierfreudige Menschen, leere Flaschen und Gläser, so weit das Auge reichte. Echt, genau´so war's - bis auf die Kleidung vielleicht. Dann mit größter Mühe in den Krug gezwängt. Alles tanzte, alles war so überdreht, gut drauf und glücklich, dass ich eine Erscheinung hatte (eher wegen als trotz des Absinths): Der Stadtkrug mitsamt allen Gästen hob ab. Die Energie im Raum setzte sich in Schub um, der das uralte Gemäuer erst langsam, dann immer schneller, in den Orbit wuchtete. Ein mit glücklichen, lachenden, tanzenden Menschen gefülltes Fachwerkhaus mit Düsenantrieb. Völlig losgelöst von der Erde, sozusagen. Wahnsinn. Schlaf wird überschätzt, hedonistische Glückseligkeit ist für den Augenblick nicht nur völlig okay, sondern zwingend. Ganz, ganz großer Sport, das Wochenende.
Schade, dass man von solcher Stimmung auch irgendwann wieder runterkommen muss. Ach, und wer die beiden Tabu-Absinth-Werbebanner aus dem Backstage-Bereich (Cateringzelt) des OBS-Vorgartens geklaut hat, möge sich bitte reumütig bei mir melden. Der Verlust kommt uns nämlich teuer zu stehen.
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