Letzte Woche hatte ich es am Ende des Testify-Posts schon angekündigt: die richtigen Peinlichkeiten heben wir uns für diese Runde auf. Das Motto: erlebte Konzerte, auf die man im Nachhinein nicht ganz so stolz ist – wobei: peinlich ist den meisten von uns ja eigentlich nichts, wie an dieser Stelle schon häufig bekundet wurde. Das will ich jetzt auch bewiesen sehen….
Dabei denke ich nicht an Künstler, die im Prinzip verdiente Helden sind, live aber einfach scheiße waren (Ende der 90er durfte ich mal King Crimson erleben, das war ekligster „Intellektuellen“-Metal vor einem devoten All-Male-Publikum), sondern eher die klassischen Jugendsünden unter dem Motto „ich war jung und hatte das Geld“. Es zählen also keine Begleiteinsätze als Erziehungsberechtigter mit den Kids zu Spice Girls oder so, sondern nur selbst motivierte und finanzierte Einsätze.
Mein Sündenregister liest sich ungefähr so:
Marillion (Mehrfachtäter)
Bap
Tote Hosen
U2 (Mehrfachtäter)
Ärzte
Asche auf mein Haupt. Woran es lag? Ich bin selbst ratlos. Falsche Freunde? Jugendliche Trunkenheit? Wahrscheinlich habe ich auch noch etliche uncoole Namen vergessen, darunter fast alles, was in den frühen 80ern im Metal so unterwegs war – die Schweizer Krokus zum Beispiel. Und Scorpions. Accept! Ich höre jetzt besser auf.
Vielleicht schaffen wir in den Comments ja sogar ein paar Mehrfachnennungen.
Also nur Mut da draußen: bekennt eure Sünden! (Whirlyjoe)
Samstag, 29. November 2008
Abt.: Brandneu
Stay On The Groove
Vol.4/Various Artists
Und noch ne Compilation-Reihe mit traditionsbewussten, aber zeitgenössischen Funk-Goodies. Denn die Funk-Szene erlebt weltweit eine Renaissance, mehr denn je werden scheppernde Funk-Grooves stilecht in schwarzes 7-Inch-Vinyl gepresst, das dann wieder mal nur die coolsten DJs bekommen. Uns bleiben aber zum Glück derartige Zusammenstellungen von kompetenten Menschen, hier dem Chef des britischen Freestyle-Labels, das uns mit 17 Tunes beglückt.
Darunter zwar auch ein paar weniger signifikante Nummern, die Mehrzahl aber hot & raunchy. Meine Favoriten: The Tornados feat. Tyra Hammonds, Glen Anthony Henry (dessen Album an dieser Stelle ja auch schon schwer gelobt wurde), natürlich Quantic Soul Orchestras fetter Tropidelico-Funk „Panama City“, Brand New Rhythm und der mir mal wieder gänzlich unbekannte Mike L. Auch nicht zu verachten: der Kenny Dope-Remix des The New Mastersounds-Hits “Nervous“. Das Funk Movement wächst als weiterhin sowohl mit neuen Bands als auch mit raren, historischen Ausgrabungen – weiß gar nicht, worüber ich mich mehr freuen soll. (Whirlyjoe)
cd
Freitag, 28. November 2008
DM Bob bei ByteFM
Erst gestern bin ich (dank Joe) über die DM Bob's Sonic (Gulf) Stream Sendungen beim Internet-Sender ByteFM gestolpert , laut Eigenaussagen spielt DM Bob dort: "Ass-Kicking to Zydeco and whatever doesn' t cost over $ 2 .98! - almost anything is likely to float in!"
Absolut und 100% Spoonful-kompatibel. Sehr genial. Den Kerl sollte man mal zu einem DJ-Set einladen. Und in diesem Zusammenhang wollte ich mal fragen, ob jemand die Sendungen vielleicht mitgeschnitten hat? Freiwillige vor. (R-Man)
Donnerstag, 27. November 2008
Soul-Girl of the Week:
Freda Payne
Mir begegnete Freda Payne zuletzt in einem Second Hand-Laden in Form ihres Debütalbums beim Deluxe-Jazz-Label Impulse. Damals im Jahr 1963 war Freda Payne nämlich noch eine hoffnungsvolle junge Jazz-Sängerin, die sowohl mit Bigband als auch mit kleiner Combo überzeugen konnte. Sogar der große Duke Ellington wollte sie in seiner Bigband haben, schrieb damals auch extra einen Song für die Aufnahme-Sessions, ein anderer stammt von Ornette Coleman.
Dann wechselte die von der Kritik gelobte Sängerin aber ins Pop-Genre und veröffentlichte unter der Federführung der bei Motown ausgestiegenen Schreiber- und Producer-Crew Holland/Dozier/Holland zwischen 1969 bis 1973 insgesamt drei Alben auf deren Invictus-Label, deren sämtliche Songs nun auf dem vorliegenden prallvollen Doppel-CD-Reissue Unhooked Generation - The Complete Invictus Recordings zu hören sind - übrigens das einzige Album, das bei unserem bevorzugten Mailorder zu haben ist.
Seinerzeit gelang der in Detroit geborenen Sängerin der nicht einfache Spagat zwischen Pop und R&B, was gerade Freda Payne eine lukrative musikalische Nische verschaffte. Denn auch wenn sie in den Staaten nie einen Nummer 1-Hit hatte (Band Of Gold schaffte es nur auf Nummer 3) verkauften sich ihre Platten dank Platzierungen in den Pop- und R&B-Charts ausgezeichnet. Dabei war Freda Payne im Gegensatz zur meisten Girl-Group-Konkurrenz keineswegs ein Spielball ihrer Produzenten, sondern eine eigenständige und durchaus politische Künstlerin, die mit dem Anti-Vietnam-Song "Bring The Boys Back Home" 1971 für einiges Aufsehen sorgte. In den achtziger Jahren arbeitete sie schließlich fürs Fernsehen und hostete ihre eigene Talkshow 'For You Black Woman'.
Die 41 Songs von Unhooked Generation bieten nicht nur alle Hits wie "Deeper & Deeper", "You Brought The Joy", "Band Of Gold" – alle auch in Alternativ- oder Original Single-Versionen, sondern zeigen Freda Payne als versatile Sängerin zwischen Diana Ross/Supremes-Pop und Consciousness-Soul. Im CD-Booklet findet sich dazu ein Interview vom Oktober 2001. (Whirlyjoe)
tune
Mittwoch, 26. November 2008
Testify!
Heute mal was anderes: es geht um erste Konzerterlebnisse. Denn wir alle sind vermutlich nicht als Funkateers vom Himmel gefallen, sondern haben möglicherweise ganz andere Roots, die meisten wohl bei Rock und Pop, schätze ich mal. Und da bin ich neugierig auf euch alle da draußen, hier darf man also via Comments gerne mitmachen.
Außerdem erinnere ich mich gerade an Mr. Hard-To-Handles letztes Neil Young-Rustfest, wo eine gemütliche Runde zum Teil deutlich ergrauter Rock’n’Roll-Veteranen gemütlich auf der Terrasse chillte und Anekdoten austauschte. Da berichtete dann einer von The Who anno 1969, ein anderer Graubart durfte gar Jimi Hendrix auf der Bühne erleben. Die Beatles? Einer hat sie immerhin in natura bei der Deutschlandpremiere des Help-Films gesehen. Hat nur noch jemand gefehlt, der mit Elvis beim Militär war.
Aber zurück zu den ersten eigenen Konzerterlebnissen: während R-man sich aufgrund seines hohen Alters tatsächlich nicht mehr genau erinnern kann, weiß ich alles noch ganz genau: mit meinem Kumpel Stefan bei Thin Lizzy am 24. Januar 1981 in der Sindelfinger Messehalle. Lustigerweise findet man im Netz leicht Bilder von Original-Ticket und Tourplakat.
Das Konzert war überzeugend, Phil Lynott in full effect, wenige Jahre später war er ja dann leider tot. Es war die „China Town“-Tour zu einem eher durchschnittlichen Album, live dann aber doch exakt wie die Bilder vom legendären „Live & Dangerous“-Album versprachen. Viel erinnere ich allerdings nicht mehr, nur dass die scheußliche Funktionshalle gut gefüllt war, dürften über 3000 Leute gewesen sein, darunter damals noch reichlich amerikanische Soldaten, denen man mit vorsichtigem Respekt begegnete, weil bei denen die Fäuste ja immer locker saßen. Und dann hing da noch überall dieser süßliche Duft von Sportzigaretten in der Luft.
Also: was waren eure ersten Konzerte? Bitte keine Angst vor Peinlichkeiten – mit Thin Lizzy fühle ich mich ja halbwegs seriös repräsentiert, das zweite Konzert war dann allerdings von Eloy. Falls wir ein paar Comments kriegen, lässt sich dies unter dem Motto „Testify“ gerne Fortsetzen, am liebsten natürlich mit den peinlichsten Konzerten ever. Also erst mal nicht zu viel verraten. (Whirlyjoe)
Dienstag, 25. November 2008
Abt.: Brandneu
Souljazz Orchestra
Manifesto
Absolut originalgetreuer Fela-Style Afrobeat ca. Mid-Seventies, von einer vielköpfigen, multikulturellen Truppe aus Ottawa, Kanada. Dies ist das zweite Album des Souljazz Orchestras, der Vorgänger Freedom No Go Die konnte letztes Jahr bei allen maßgeblichen Freestyle-DJs punkten. Bislang hielt ich ja das Antibalas-Kollektiv aus Brooklyn für die Besten der Branche, während mir Fela-Drummer Tony Allen und sein Sohn Femi manchmal zu freigeistig mit dem Erbe des Meisters umgingen. Hier klingt aber alles – eben wie bei Antibalas – absolut authentisch, von den mächtigen Bläsern bis zu den antikapitalistischen Songinhalten. Das alles zu extrem hypnotischen Grooves auf Gitarrenbasis, das Tempo oft angenehm gedrosselt, der Groove dafür umso deeper. Die sieben längeren Songs lassen auch reichlich Platz für suggestive Soli, vor allem die Bläser können sich hier entfalten, ohne dass es auch nur ansatzweise nach Jazz-Daddeligkeit klingt. Und sogar die Vocals kommen dem großen Fela auf recht unangestrengte Weise nahe. So schafft man es dann auch völlig zurecht, sich die Bühnen der Welt mit Acts wie Femi Kuti, Etta James und Sharon Jones & The Dap-Kings zu teilen. Selbst das Cover-Artwork ist angemessen großartig. (Whirlyjoe)
Montag, 24. November 2008
Ein Meisterwerk des Contemporary Album Designs!
Eigentlich wollte ich heute einen Soulboy posten, aber da ich heute morgen schon in aller Frühe über die Scheußlichkeit gestolpert bin, konnte ich nicht umhin, euch alle auch mal gleich schlecht drauf zu bringen. Da fragt man sich wirklich, was sich die Truppe um den versierten Telecaster-Meister Redd Volkaert dabei gedacht hat, als sie dieses wundervolle Artwork absegnete? (rh)
Sonntag, 23. November 2008
Samstag, 22. November 2008
Musikwünsche
Da das Thema Musikwünsche und DJ-ing neulich in den Comments mal erwähnt wurde, habe ich noch einmal einen alten Text ausgegraben. Das ist eine Leseprobe aus dem wundervoll-empfehlenswerten Buch Plus Minus Acht von Hans Nieswandt. Sein Zweitwerk Disko Ramallah ist ebenso gut und auch Nicht-DJs zu empfehlen. Abgetippt, damit man als DJ besser auf seine Kundschaft eingestellt ist.
Here it goes:
Es gibt verschiedene Phänotypen des Musikwünschenden. Mindestens einer von ihnen meldet sich in jeder Nacht.Da wäre zunächst der Typus des banalen Ignoranten. Er ignoriert einfach den Fakt, dass jeder DJ ein gewisses Programm verfolgt und ein Rahmen existiert, und wünscht sich einfach, was ihm privat gefällt, sagen wir: Die Toten Hosen oder Jimi Hendrix. Ser oft fordert dieser Mensch es generalistisch „härter“, „schneller“ oder „Techno“. Oder er wünscht sich „weiß auch nicht, ganz andere Musik“ oder „normale Hits“. Er nimmt überhaupt nicht wahr, dass da eine vielleicht volle, geschäftige oder sogar hysterische Tanzfläche ist und alle ausser ihm mit der Musik sehr zufrieden sind. Diese Jungs und Mädchen sind zum Glück häufig recht nett und trollen sich oft schon nach einem freundlichen „Nö“.
Unangenehmer sind die Kandidaten, die sich bereits mehrere Alternativen zurechtgelegt haben oder an Ort und Stelle anfangen, darüber nachzudenken. Für den Fall, dass man die erste Wahl nicht hat:„Kannst du mal `Lalala-lalalala-Laaa´ von Kylie Minogue spielen?“„Meinst Du `Cant Get You Out Of My Head´?”
“Jaja, genau.”
“Hab ich doch schon gespielt.”
„Ist doch egal.“
„Na hör mal, nichts ist egal.“
Stirnrunzeln, Grübeln. Der DJ klemmt sich schnell den Köpfhörer zwischen Schulter und Ohr.
„Dann Armand Van Helden.“
„Ja welches denn?“
„You Don’t Know Me.“
„Das ist doch alt.“
„Na und?“
„Ich habe das seit zwei Jahren nicht mehr dabei.“
„Echt? Was bist du denn für ein DJ?“
Kritisches Kopfschütteln. Tiefes Grübeln.
„Hast Du denn dann wenigstens `Lady´ von Modjo?“
Worum es in Wirklichkeit geht: mit irgendwas durchzukommen. Gestaltungsmöglichkeit. Einflussnahme. Manche Menschen haben keine gute Ausgehnacht, wenn sie nicht mindestens ein Lied pro Disco selbst bestimmt haben. Vielleicht ist das eine Form der Selbstvergewisserung. Dadurch fühlen sie sich ins Nachtleben integriert. Das halten diese Leute im Eintrittspreis mit inbegriffen.
Eine konsequente Steigerung dieses Verhaltens bedeutet der Wunsch, „mal die Kiste durchzusehen“. Manche fragen auch gar nicht erst, sondern fangen schon mal damit an, während man ihnen den Rücken zudreht. Ertappt man sie dabei, werden sogleich schlüpfrige Vorschläge gemacht und zur Krönung das Angebot, selbst ein paar Scheiben aufzulegen:„Ich bin nämlich auch DJ.“ Aber `meine Kiste´ gehört eindeutig zu meinem Intimbereich. Sie `mal durchsehen´ zu dürfen ist eine äußerst unsittliche Bitte.
Als Nächstes wäre da der klassische Besserwisser und Geschmackshuber. Er wünscht nur feinste Spezialitäten und will entweder wissen, ob du sie vorweisen kannst, oder sich im Gefühl aalen, dass das unmöglich ist: der illegale Bootleg von Madonna. Obskure 2-Step-White-Label aus Stoke-On-Trent, die man dort privat geschenkt bekommen hat. Oder den nie erschienenen Neil–Young-Remix, den Roger Sanchez neulich in New York als Dub Plate gespielt hat. Diese Kandidaten wünschen sich im Prinzip keine Musik, sondern Respekt. Man soll denken: Wow, was ist das denn für eine coole Person, die sich solche abgedrehten Platten wünscht? Respekt! Davon habe ja noch nicht mal ich was gehört!Es versteht sich, dass es sich dabei fast immer um Jungs handelt.
Dann gibt es jene, die sich die Platte wünschen, die gerade läuft (hatte ich auch schon – R-man):
„Spielst du mal `From: Disco To: Disco´?”
“Aber das mache ich doch gerade.”
„Oh. Echt? Stiiimmt. Naja.“
Moment, vielleicht ist das gar kein Wunsch. Vielleicht geht es um etwas ganz anderes. Wünsche können auch ein Vorwand sein, um mit dem DJ privat ins Gespräch zu kommen oder ihn anzubaggern.
„Kann ich mir trotzdem noch was anderes wünschen?“
„Du kannst es ja probieren.“
„Na gut: Ich wünsche mir ein Kind von dir.“
Ob das ein charmanter Scherz oder gefährlicher Ernst ist, kann der DJ jetzt unmöglich beurteilen und blockt. Er muss plötzlich dringend Bässe killen. Als er sie irgendwann wieder zurückbringt, ist die irritierende Erscheinung verschwunden.
Entsetzlich die enttäuschten Augen, wenn man mitteilen muss, Stevie Wonders `Happy Birthday´ leider nicht dabeizuhaben.Verständnislose Blicke, dass man dem Geburtstagskind auch nicht mit `My Way´ von Frank Sinatra oder `Somewhere Over The Rainbow´ von Marusha eine Freude machen kann.
„Du hast ja gar nichts.“
Freitag, 21. November 2008
Abt.: Brandneu
Funkshone
Shining
“Best funk band in the UK” – wer immer das gesagt hat, könnte durchaus recht haben, trotz beachtlicher Konkurrenz. Jedenfalls gelingt es Funkshone, einen authentisch dreckigen Deep Funk-Sound zu kreieren, der so gar nicht nach chartstauglichem Neo-Funk-Zeitgeist klingt. Sondern vintage, scheppernd, schwitzend. Vor allem der Drummer hat es mir angetan, was sind das für grandiose Grooves, die der Mann da aus seiner Bude rausholt. Darüber Gitarren, Orgel, Gebläse, auch Flöten, gelegentlich auch die tiefschwarze Soulröhre von Natasha Watts. Genreprägende Klassiker wie J.B. stehen hier natürlich auch Modell, Funkshone orientieren sich insgesamt aber eher an Bands, die man ansonsten nur auf Rare Funk-Compilations mit obskuren Garagenfunkern aus der zweiten Reihe findet. Weshalb dieses Debütalbum nach mehreren stilechten 7-Inch-Singles eben deutlich mehr mit naturbelassenen Compilations à la „Natural Funk Killers“ oder „Soul Patrol“, als mit dem perfekten Hochglanz-Funk der Bamboos oder New Mastersounds zu tun hat. Geschmackssicher gecovert wird “Hot Wheels (The Chase)” vom “Gordon’s War”-Blaxploitation-Soundtrack und “Panama” von The Roy Porter Sound Machine Band. (Whirlyjoe)
Donnerstag, 20. November 2008
The Story Of Stag-O-Lee
Dass die Release-Party unseres neuen Lieblings-Labels ein voller Erfolg war dürfte sich ja inzwischen rumgesprochen haben. Zwei Fragen tauchten aber auch an diesem Wochenende des Öfteren auf: Wer oder was ist denn Stag-O-Lee? …und wie heißt denn jetzt nun das DJ-Team?
Zu Punkt eins:
Die Geschichte des Stagger Lee (ebenso bekannt als Stag-O-Lee, Stacker Lee, Stack O‘ Lee, Stack-A-Lee, usw.) beruht auf einem real existierenden Fall, der sich an Heiligabend 1895 in St. Louis, Missouri zutrug. Die befreundeten Männer Lee Shelton (Stagger Lee) und William (Billy) Lyons gerieten in einen Streit, in dessen Verlauf Lee auf Billy schoss. Ob diese Schüsse tatsächlich tödlich waren, bleibt ebenso wenig gesichert wie die Ursache des Streits. Da gibt es Versionen über hitzige politische Diskussionen, Würfel- und Karten-Spiele und einen heruntergeworfenen Stetson-Hut. Allen gleich ist der Ausgang: Lee holt seine Waffe (fourty-four) und durchlöchert seinen Freund. Im Laufe der Zeit wurde aus der Figur in zahlreichen Songs entweder der Prototyp des Pimps, ein Badman oder ein schwarzer Held. Shelton verstarb 1912 an Tuberkulose. Die erste veröffentlichte Aufnahme eines Stagger Lee-Songs stammt aus dem Jahr 1910 (John Lomax), der bekannteste Stag-Song ist sicherlich Stagger Lee von Lloyd Price. Dieser Song wurde mehrere dutzende male gecovert.
Wer sich für dieses Thema weiter interessiert wird hier fündig:
http://www.stackolee.net/
http://www.stagolee.org/
http://www.tlmorgan.com/
http://www.prewarblues.org/
Zu Punkt zwei:
Ich habe einfach mal ein wenig recherchiert und dabei entdeckt, dass stag „Hirsch“ bedeutet. Mein Lieblings-Vorschlag „Stag-Team“ wird damit genau so hinfällig wie Joes Vorschlag „Stag-Attack“. Zudem ist eine „Stag-Night“ ein klassischer britischer Junggesellen-Abschied mit dem üblichen zünftigen Besäufnis. Ob man da in London die geeigneten Gäste anlockt, darf bezweifelt werden. „Stag-O-Lee“ sollte also auf jeden Fall komplett im Namen vorkommen.
Da rücken doch R-mans Erst-Vorschlag „Stag-O-Lee Allstars“ und FFs schön einfaches „The Stag-O-Lees“ wieder ganz nach vorne, oder? …oder doch die „Stag-O-Lee-Spinners“, die „Sons Of Stag-O-Lee“ oder gar die „Disciples Of Stag-O-Lee“?
Die comments stehen nach wie vor für Eure Ideen offen! (k-nut)
Mittwoch, 19. November 2008
Soul-Boy of the Week:
Howard Tate
Gerade erst hat sich Howard Tate mit seinem Kult-Falsett auf dem ganz neuen und absolut empfehlenswerten Album Blue Day wieder zurückgemeldet, da wollte ich endlich auch mal wieder in sein historisches Atlantic-Album von 1972 reinhören, um gleich festzustellen, dass sich wie bei echten Größen à la Al Green oder Solomon Burke eigentlich kaum etwas im Sound verändert hat.
Denn auch hier klang Tate nach bluesgrundiertem, gospelgetränktem Southern Soul, nachdem er bereits in den 60ern zahlreiche R&B-Hits hatte. Zuvor sang er Doo-Wop mit den Gainors, war Frontmann bei Bill Doggett, dann wurde Producer Jerry Ragovoy auf ihn aufmerksam, der einige Singles mit ihm für Verve und Lloyd Price's Turntable-Label aufnahm.
Die Songs klingen nach tiefstem Memphis, obwohl Howard Tate den größten Teil seines Lebens in Philadelphia und New York verbracht hat. Die Musik lebt von wunderbar minimalistischen Gitarren-Sounds und superknackigen Bläsern in bester Muscle Shoals-Tradition, klingt enorm erdig und downhome, fest verwurzelt in Blues- und Gospel-Traditionen. Einen spannenden Kontrast geben die beiden Cover-Versionen des Albums ab: Girl Of The North Country (Bob Dylan) und Jemima Surrender (The Band) fügen sich dennoch nahtlos in Tates stimmiges Programm ein. (Whirlyjoe)
cd
Dienstag, 18. November 2008
Abt.: Brandnew
Eccentric Soul -
Vol.10/The Yodi Label
Nach den letzten Ausgrabungen bei den fast vergessenen US-Soul-Labels Tragar und Note widmet sich die feine Eccentric Soul-Reihe des Numero-Labels mit Volume 10 nun einer obskuren Soul-Schmiede namens Yodi, zuhause fernab der großen Metropolen in St. Louis. Gegen Ende der 60er Jahre fanden dort Acts wie LaVel Moore, Third Flight, The Debonettes, Sharon Clark & The Product Of Time oder DeDe Turner eine Heimat, die – da muss man den Titel der Reihe dann doch korrigieren – ganz und gar nicht exzentrisch, sondern durch und durch klassisch klangen – eher nach Motown als nach Stax. Label-Boss Allen Merry arbeitete früher bereits mit Ike Turner und Ray Charles und sah sich mit seiner Firma auch als Sozialarbeiter, der den Kids künstlerische Alternativen zum trostlosen Streetlife gerade der Afroamerikaner aufzeigen wollte. Im Zentrum des Labels stand die nach einer Straßengang benannte Truppe The Young Disciples, aber auch viele andere Acts erweisen sich hier als echte Entdeckungen, sei es Bobby McNutt im Country-Got-Soul-Modus oder Ames Harris Desert Water Bag Company mit hypnotischem Psychedelic Soul. Wie gesagt: was ein finanzstarkes Groß-Label wie Motown konnte, hatte Yodi im Prinzip auch drauf, auch wenn die großen Hits ausblieben, was vielleicht nur am fehlenden Werbebudget und dem damit korrespondierenden Glamour-Faktor gelegen haben könnte. Die 21 Tunes bieten jedenfalls große Kunst in Sachen Classic Soul. (Whirlyjoe)
cd oder 2-lp
Montag, 17. November 2008
Stag Stuttgart - Die Clubnacht.
Die Ereignisse der ersten Tage des Stag-O-Lee Weekenders in Stuttgart habt ihr ja schon via Comments mitgekriegt, fehlt noch der Bericht zum offiziellen Teil des Events, die Samstagnacht im Club 1. Stock in Downtown Stuttgart.
Der Laden ist seit mittlerweile acht Jahren eine kleine Bar-Oase im schwäbischen Nightlife, von Chef Klaus mit ruhiger Hand und ganz ohne Stress geführt. Die im Vorfeld geäußerten Zweifel an der mangelnden Quadratmeterzahl erwiesen sich als Panikmache, denn letztlich hat das alles exakt gepasst. Schon kurz nach Öffnung drängten die Leute herein, bekannte Gesichter und auch erfreulich viele junge Clubgänger.
Die Räumlichkeiten sahen leer (beim Soundcheck) schon etwas ernüchternd aus, später mit Gästen und effektiver Minimalbeleuchtung aber umso cooler, ja sogar gemütlich (gell, Heike?), wie man ja auch auf den Fotos von K-Nut erkennen kann.
Den Abend über war es dann richtig voll, trotzdem musste niemand draußen in der Kälte stehen, weshalb sich die beiden verantwortlichen Entscheider für die Location später am Abend mit berechtigtem Stolz auf die Schulter klopfen konnten: das haben wir gut gemacht, Betti!
Von Anfang an wurde in wechselnden DJ-Besetzungen fetter, authentischer Spoonful-Sound gespielt, eher die funky Variante, aber kaum gängige Party-Tunes. Um elf standen dann Michael J. Sheehy und (nicht nur Soul-) Brother Patrick McCarthy auf der kleinen Bühne und sorgten zunächst für leise Töne („our Hangover-Set“), um dann aber doch wieder wie am Vortag mächtig laut zu werden und einem zum Teil ganz neuen Publikum Highlights wie ihre furiose „Staggerlee“-Variation und auch den „Pissed Apostle“ um die Ohren zu hauen. Das kam hervorragend an und überhaupt haben die Jungs auch diesmal wieder mit lässiger Basisnähe, souveräner Trinkroutine und immer bester Laune neue Freunde gewonnen. Und später auch wieder als Show-DJs reichlich coole Tunes gedropt.
Wie natürlich auch der R-Man und K-Nut, mit dem ich die letzten beiden Stunden ganz und gar ungehetzt an den Decks verbringen durfte – und nur selten spielten wir die sicheren Hits aus dem Spoonful-Universum. Das macht einfach großen Spaß, wenn die Leute begeistert zu seltsamen Songs von Little Richard tanzen und dann wissen wollen, was das denn war („Do The Jerk“). Um vier mussten wir Schluss machen und hatten den Laden bei weitem noch nicht leergespielt.
Wer jetzt traurig ist, den Abend woanders verbracht zu haben, darf sich freuen: es wird schon recht bald eine Fortsetzung geben: wieder mit einer tollen Band und routinierten DJs, dafür aber in einer anderen, noch besseren, gerade erst in Stuttgart eröffneten Location, die wir am Samstag mit Begeisterung inspiziert haben. Bald mehr dazu an dieser Stelle.
Ein Extragruß geht an sbs-Alumni Black Caesar, den ihr aus den Comments kennt: schön, dass wir uns jetzt auch im nichtvirtuellen Raum kennen gelernt haben. Dramatische Danksagungen will ich vermeiden, daher nur meinen größten Respekt an Peter-Hard to Handle, der das alles möglich gemacht hat, und seine Rock’n’Roll-Familie – ihr wisst wie man feiert! – an den umtriebigen R-Man, Mr. Cool K-Nut (auch für die Fotos und die edle Staggerlee-Compilation), den endlos gelassenen Club-Chef Klaus und an alle Gäste, die zum Teil aus Berlin, ja sogar aus Spanien angereist sind. Selten so viele nette und partytaugliche Leute auf einem Haufen gesehen.
Stag-O-Lee! (Whirlyjoe)
Donnerstag, 13. November 2008
Three Days Of Pain
"You are entering a world of pain", sagt mein Lieblings-Walter im Big Lebowski. Und genau das tun wir heute. Für drei Tage begeben wir uns in die Vorhölle, sprich: wir fahren nach Stuttgart. Am Donnerstag lassen wie uns von 9 Japanern namens Osaka Monaurail vorgaukeln, wir wären bei einer James Brown Revue zirka 1966. Am Freitag ist dann Privatparty mit großangelegter Tannenzäpfle-Vernichtung. Am Samstag schließlich findet die 1. Stag-O-Lee Night im 1. Stock in Stuttgart statt. Michael J. Sheehy & Patrick McCarthy werden einen 45-minütigen Set spielen, unter anderem mit Saint Silas Intercession Songs, davor und danach legen die versammelten Spoonful Spinners (die erstmal wieder so heißen) eben den Sound auf, der langsam dabei ist, die Welt zu erobern. Mit geschätzten 50 Personen werden wir den 1. Stock entern, der für 30 (bequem stehen) ausgelegt ist. Und die ganze Zeit frage ich mich, warum wir 5.000 Flyer verteilt haben?
Anyway, ob hier vor Montag etwas gepostet wird steht in den Sternen. Könnte aber durchaus sein, denn der gesamte shake baby shake Blog-Vorstand ist vor Ort vertreten. Wie schmerzvoll es wirklich wird, erfahrt ihr dann hier. (R-man)
Mittwoch, 12. November 2008
Abt.: Brandneu
Roll Your Moneymaker
Early Black Rock’n’Roll 1948-1958/Various Artists
Die aktuelle Compilation des umtriebigen Trikont-Labels trifft mal wieder exakt auf den Punkt – zumindest hinsichtlich dessen, was wir hier so treiben und als Spoonful-Spinners mittlerweile nicht nur im Beverunger Stadtkrug auflegen. Der wie immer verlässliche Journalist und DJ Jonathan Fischer hat für Roll Your Moneymaker nämlich den Rock’n’Roll genau dort gesucht, wo er auch herkommt: nämlich in der schwarzen Blues- und R&B-Hexenküche zwischen Mississippi-Delta und Chicago, in der es bereits heftig brodelte, bevor Elvis sein Becken kreisen ließ. Kenner der Materie sehen den Ursprung des Genres ja mit Ike Turners „Rocket 88“ amtlich verbürgt, aber es ging schon früher los. Nicht sortenrein, aber doch zielstrebig in die richtige Richtung, den R&B-, Blues-, Country- und Gospel-Roots rasant entwachsend, mit schnelleren Beats und dreckigeren Inhalten, neu entdeckten Soundeffekten und elektrifiziertem Equipment. Fischer schenkt uns zu diesem pophistorisch mehr als spannenden Thema insgesamt 24 Songs aus den Nachkriegsjahren, von denen einige auch schon von der Spoonful-Posse wiederentdeckt wurden. Dabei hat der Kompilateur (und gewohnt kompetente Linernotes-Schreiber) auf bekante Hits verzichtet und bringt stattdessen weitgehend unverbrauchte Perlen von Helden wie Ike Turner, Howlin’ Wolf, Etta James, Ruth Brown, Rufus Thomas, Big Maybelle, Otis Rush, Johnny Guitar Watson, Andre Williams, Slim Harpo, Sister Rosetta Tharpe, Magic Sam, Joe Tex, Chuck Berry (mit der untypischen Hawaii-Nummer „Deep Feeling“) und dem eigentlichen Godfather Bo Diddley („Heart-O-Matic Love“), aber auch weitgehend unbekannten Künstlern wie Shakey Jake, John J. Moses, Billy The Kid Emerson oder Ann Cole with The Suburbans – ihre „Got My Mojo Working“-Interpratation rockt! (Whirlyjoe)
PS: Gibt es bis dato nur auf CD, aber ein junges aufstrebendes Label bemüht sich um die Vinylrechte.
Dienstag, 11. November 2008
Abt.: Brandneu
German Funk Fieber
Vol. 2/Various Artists
Das Sequel zum letztjährigen ersten Streich, gestrickt nach gleichem Muster (Infectious Rare Grooves & Krauty Schlager Wonders 1969-78), in Sachen Trefferquote aber fast noch stärker als die erste Ausgabe. Funky In-Krauts unter den shake baby shake-Freunden dürfen sich diesmal über folgende Highlights freuen: „Get Up Stand Up“ in einer von Peter Herbolzheimer produzierten Version des Les Humphries- und Boney M.-Sängers Malcolm Magaron (Pure Funk statt Roots), Joy Fleming covert Otis Reddings bzw. Arethas „Respect“, das obskure Memphis Black-Projekt von Jazzorgler Ingfried Hoffmann bearbeitet Parliamentschen P-Funk und Crooner Manfred Krug steckt eh wieder alle in die Tasche. Dazu gibt es zwei erstaunlich coole DDR-Combos zu hören (Lift, Panta Rhei), eine sehr schöne „Sunny“-Version des Jochen Brauer Sextetts zu bewundern und eine bislang unveröffentlichte moody Library-Nummer von Trash-Gott Peter Thomas zu bestaunen. Das Ganze angemessen stylish verpackt und mit einem vorbildlichen Booklet versehen, das zu jedem Song Infos über Herkunft und Geschichte liefert. (Whirlyjoe)
hier
Montag, 10. November 2008
Soul-Girl of the Week:
Candi Staton
Diese Woche haben wir mit Candi Staton sogar das authentische „Sweetheart Of Soul“ zu bieten – so jedenfalls der Titel einer rundum perfekten Compilation mit allem Wichtigen, erschienen 2004.
Candi Staton sollte man keinesfalls an ihrem Mittsiebziger-Charts-Pop messen, Ende der Sechziger war diese Southern Belle (geboren 1943 in Alabama) eine grandiose, selbstredend der Gospelschule entstammende Southern Soul-Sängerin, durchaus vom Format einer Ann Peebles. In jungen Jahren brannte sie mit Lou Rawls nach L.A. durch, spätere heiratete sie Clarence Carter und nahm beim legendären Soul-Label Fame in Muscle Shoals zwischen 69 und 72 drei vorzügliche Alben auf. Aus diesem Material besteht nun diese Kollektion von 26 Soul-Perlen, angefangen bei ihrem frühen Hit I’m Just A Prisoner, auch heute noch ein echter Bringer im klassischen Orgel + Gitarre + Bläser-Sound. Kommerziell erfolgreich war Candi Staton lustigerweise mit einem aus meiner Sicht wirklich scheußlichen Cover von Tammy Wynettes „Stand By Your Man“ – die Grenzen zwischen Soul und Country sind ja gerade im Süden bekanntlich ziemlich fließend. Und noch ein interessantes Cover gibt es hier zu hören: Elvissens Edelschnulze „In The Ghetto“, das sie dann auch sehr angemessen interpretiert. Ansonsten bietet diese vorbildliche Edition neben ausführlichen Linernotes fast ausschließlich klassischen Southern Soul, uptempo, funky, „roughvoiced“ und bodenständig, dazu einige angegospelte Balladen, fast durchweg auch mit diesen tollen Gitarrensounds ausgestattet, die man oft erst beim zweiten Hören richtig wahrnimmt. (Whirlyjoe)
Sonntag, 9. November 2008
A trip to London!
Am Donnerstag Morgen um 5 Uhr machte sich die Glitterhouse Chefetage auf den Weg nach London, um das schwedische Schwester-Trio Baskery (siehe oben) live zu bewundern.
Da wir gegen 8 Uhr in King’s Cross ankamen, gingen wir direkt die 800 Meter zum Lexington, dem Club, in dem am 31. Januar die erste Londoner Stag-O-Lee Party stattfindet. Einfach nur mal so von außen anschauen und den Vibe einfangen, das war der Gedanke. Aber eine männliche Putzfrau ließ uns ohne Zögern ein! Da der eigentliche Live-Venue im 1. Stock liegt, stiegen wir eine dieser typisch-englischen hier-kommt-keiner-lebend-raus Treppen hoch und standen direkt im wirklich coolen Laden. Der Raum ist recht quadratisch und eher breit als lang. Links ist gleich die Theke, gegenüber rechts die Bühne. Dazwischen eine halbhohe Mauer (zum drauflümmeln und Bier abstellen) und mittig ein paar Stufen nach unten in eine Art tiefer gelegte, große Tanzfläche. Man kann also von allen Plätzen prima auf die Bühne schauen. Der Arbeitsplatz für die DJs liegt links von der Bühne, noch etwas erhöhter. Zwei Technics, zwei fette Pioneer CD-Player und ein 4-Kanal-Mischpult werden auch den Teilzeit-DJ nicht vor allzu große Probleme stellen. Sehr cool das Ganze, aber mit 250 Personen definitiv überfüllt.
Gegen 9 Uhr früh waren wir dann in der Innenstadt und warteten darauf, dass die Plattenläden in der Berwick Street Gegend ihre Tore öffneten. Die Indie-Shops taten das eher ungern, dafür war der HMV und Music & Goods Exchange (wie er jetzt firmiert) begehbar. Aus letzterem ging eine Clarence Carter LP (Patches) und diverses Kleinvinyl (u.a. Joe Simon) in meinen Besitz über.
GH Sidekick Rembert meinte dann, wir sollten doch gegen Mittag im Hotel einchecken. Kein Problem, denn das Handgepäck (2 Kilo Flyer, diverse Stag-O-Lee 7“-es) zog bereits eine tiefe Furche in meine Schulter. Im Hotel Blakemore angekommen, meinte die unnette Russin an der Rezeption, einchecken ginge erst ab 15 Uhr, die Zimmer wären noch nicht fertig. Was mich ziemlich in Rage brachte, weil es ja auch jede Menge Leute gibt, die schon um 5 oder 7 oder um 10 auschecken. Und wie das ihre Putzfrauen machen würden, dass alle Zimmer genau um 14.59 Uhr fertig seien? Mit der Sturheit eines T-34 Panzers bestand die Concierge auf 15 Uhr.
Neben dem Foyer schließt sich im Blakemore die Rossetti Bar an, in der wir uns fortan nieder ließen. Da Fosters erst nach dem dritten Bier schmeckt, haben wir die ersten 3 Pints ziemlich rasant hinter die Binde gekippt. Als schließlich Peter und Lutz unsere Reisegruppe komplettierten und Michael Sheehy zu uns stieß, mussten natürlich noch ein paar Runden bestellt werden. Schon nach seinem dritten San Miguel setzt bei Michael der Verlust der Muttersprache ein, was später noch böse Folgen haben sollte.
Gegen 16:30 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Shepherds Bush Empire, dem Ort des Konzerts. Der erste Gang führte in einen Pub gegenüber, in dem wir alle möglichen Manager, Presse-, Radio- und Tourtypen zum munteren Plausch trafen. Und weiter Bier tranken.
Danach ging es ins Empire, einem wirklich schönen Live-Venue, der mit seiner üppig angelegten, dreifachen Balkonreihe etwas wie der Ballsaal im Schloss Neuschwanstein aussah. Oder so, wie sich das unsereins eben vorstellt. Baskery hatten schließlich nur 35 Minuten im Vorprogramm von Seth Lakeman (einem Indie-Folkie), leider zu wenig, um uns komplett mitzureißen. In den letzten 10 Minuten deuteten sie ihre Klasse allerdings mehr als an.
Patrick McCarthy war mittlerweile aufgetaucht, hatte sich aber mit seinem Bruder schnell wieder in den Pub zurückgezogen. In den Peter und ich nach einem kurzen Plausch mit der Band folgten. Die Freude meinen Soulbrother Patrick zu sehen war wie immer sehr groß, sein Bruder Michael allerdings ging mir ab dem Zeitpunkt nur noch auf den Nerv. In seiner Jugend hatte er wohl mal geboxt und so tänzelte er die ganz Zeit vor mir rum und deutete irgendwelche linken Geraden oder Jabs an. Die Muttersprache war fast ganz verschwunden. Irgendwann redete Patrick und ich über die 1. Stag-Nacht in London, über die Fabulous Penetrators und wie das nun so alles wird. Fortan zog Michael über die Penetrators (die er gar nicht kannte) her und meinte, seine Band Saint Silas Intercession müsste die erste Nacht spielen. Nach einer Stunde Nerverei und nachdem ich ihn mehrfach bat, mich doch endlich in Ruhe zu lassen, habe ich ihn stehen lassen und bin ins Hotel gefahren. Nach einem Abschlussbier mit Peter in der Rossetti Bar hatte ich auch genug von dem Tag.
Der Freitag begann mit einem reumütigen Anruf von Michael, er habe den ganzen Tag nichts gegessen, und der Alkohol und so… naja… vergeben und vergessen. Der erste Trip führte uns nach Notting Hill, wo wir die beiden Gebrauchtläden inspizierten. Zirka zwanzig 7“-es und fünf Elvis-10“-es wanderten in meine immer schwerer werdende Tasche.
Für 13 Uhr hatten wir uns mit den Fabulous Penetrators verabredet und Michael und Patrick kurzerhand dazubestellt. Ins tiefste Londoner East End fuhr das Taxi und als er vor dem Royal Oak stoppte, erklärte mir der Fahrer noch, das hier wäre Alt-London pur und dieser Boozer wäre der beste in der ganzen Gegend. Mehr Pub-Tradition würde es in London nicht geben. Das Royal Oak war dann tatsächlich eine schön angeranzte Kneipe völlig ohne den ganzen Mahagoni-Overkill, den man heutzutage so auffährt. Gefüllt war er mit lokalen Trinkern, Lebenskünstlern, einer ständig über den Tresen wandernden Hauskatze und vier von fünf Penetrators. Sänger Liam (hier Foto rechts) stand hinter der Theke und bot mit seinen Einsneunzig, dem Cowboyhemd und Mega-Koteletten einen mehr als imposanten Anblick. Als wir den Prototypen des Stag-O-Lee 7“-Sterns auspackten, machte er sich als Singles-DJ vor Freude fast in die Hose.
Eine offensichtliche Sympathie unter allen Beteiligten führte schnell zu angeregten Gesprächen, das Bier floß in Strömen, der Koch im Royal Oak leistete ganze Arbeit (Cumberland Sausages für Rembert) und Liam sorgte mit 50´s Rock`n´Roll, Elvis und Captain Beefheart (um 15 Uhr!) für Stimmung. Sogar Michael musste zugeben, dass die Penetrators absolute Pfundskerle sind und ich denke, an diesem Nachmittag wurden echte Freundschaften geschlossen. Schließlich gab es noch zwei Flaschen Sekt, die die Penetrators am Vorabend haben mitgehen lassen. Dort spielten sie auf einer Privatparty für den Guardian, einer großen Londoner Tageszeitung. Nach dem 3. Song bat man sie, etwas leiser weiter zu spielen und nach dem 4. Song, doch besser direkt aufzuhören! Spinal Tap pur.
Als wir gegen 16 Uhr zum Flughafen aufbrechen mußten, hatten wir uns gemeinsam in ein Paralleluniversum geschwatzt und getrunken, das wir nur sehr ungern verließen. Michael und Patrick blieben noch „a couple of hours“. Ich denke, mit den Fabulous Penetrators werden wir noch viel Freude haben! (R-man)
Samstag, 8. November 2008
Der Spoonful Plattenleger!
Nachdem die Diskussion bereits im kleinen Kreis in den Comments geführt wird, wollen wir sie hier mal in die große Öffentlichkeit bringen... es geht um den Namen für das Stag-O-Lee/Spoonful DJ-Team.
Bis dato hieß diese lose Truppe ja The Spoonful Spinners, aber weder Patrick noch ich sind wirklich zufrieden mit dem Namen. Nach einigem Brainstorming (Brotherhood? Association? Spoonful Gun Club) bin ich vom Namen Spoonful abgekommen und bei Stag-O-Lee gelandet. Weil das ja eigentlich der Name ist, der in die Welt hinaus getragen werden soll. Soviel Business Sense muß sein.
Der aktuelle Stand der Dinge ist Stag-O-Lee Allstars, was Patrick aber an Basketball erinnert. Und irgendwie kommen wir nicht weiter... Bevor ich nun morgen den ausführlichen London Reisebericht poste (und da gibt es einiges zu erzählen), bitte ich um pralle Füllung der Comments... Meinungen und Namensvorschläge sind willkommen. Sollte jemand mit einem 100 %igen Treffer rüberkommen, spende ich eine Stag-O-Lee Slipmat oder ein T-Shirt, je nach Wahl. (R-man)
Freitag, 7. November 2008
London, 31. Januar 2009.
Stag-O-Lee meets The Beaver!
Vor ein paar Tagen kündigte ich die Beaver Party und die erste Stag-O-Lee Sause in London als zwei verschiedene, Ende Januar stattfindende, Events an. Der Saturday Night Beaver wird unregelmässig von den Fabulous Penetrators (mit frischer 7" auf Stag-O-Lee) in London veranstaltet, am frischen Stag-Fest werkeln Patrick und ich.
Als ich im August einer Beaver-Party im Workingman’s Club beiwohnen durfte, konnte ich festestellen, daß die Fabulous Penetrators über eine angenehme und ordentliche Fangemeinde verfügen. Da der Ort der Stag-O-Lee-Party gut 250 Leute fasst lag es nahe, hier die Kräfte zu bündeln und gemeinsame Sache zu machen.
Und voila: Stag-O-Lee meets The Beaver. Am Samstag, den 31. Januar 2009, Beginn 20 Uhr! Ort der Handlung: The Lexington, 96-98 Pentonville Road, London. Das ist gefühlte 500 Meter vom King’s Cross Bahnhof entfernt.
Headliner sind The Fabulous Penetrators – und da könnt ihr euch schon mal auf was gefasst machen. Kick-ass-rock`n´roll! Die Supportband darf leider nicht genannt werden, aber ich denke, mittlerweile weiß jeder, wer das sein wird. Da die Bands aus Nachbarschaftsgründen schon um 23 Uhr aufhören müssen, bleibt davor, dazwischen und vor allem danach reichlich Zeit für DJ-Action. Hinter den Wheels Of Steel dabei: The Bear Family und natürlich die Stag-O-Lee Allstars (der Name Spoonful Spinners wurde wegen des schlechten German Beigeschmacks aufgegeben).
Zu verkehrsgünstig gelegenen und zudem preiswerten Hotels hatte ich vor ein paar Tagen schon was geschrieben. See you there! (R-man)
Donnerstag, 6. November 2008
Abt.: Brandneu
Soulshaker
Vol. 5/Various Artists
Die bereits fünfte Ausgabe dieser Compilation-Reihe mit “Explosive Sound Of Today’s Deep Funk & Soul Scene” – kann da noch wirklich Aufregendes passieren? Und wie! Wir hören satte 16 Tunes (die Mehrzahl bisher nicht auf CD zu haben) von zeitgenössischen Funkateers aus aller Welt, die überwiegend dermaßen retro klingen, dass man ohne besseres Wissen auf verschollene Raritäten aus den späten 60ern tippen könnte. Hier gibt es also keine cleanen Mark Ronson-Formate, sondern the real shit.
Das Sequencing der Tunes ist ziemlich raffiniert – die ersten paar Nummern dokumentieren routinierte Klasse auf den Spuren von Northern Soul und Keb Darge (Kings Go Forth, Shaolin Temple Defenders, Eli „Paperboy“ Reed als JB-Wiedergeburt), aus dem Rahmen fällt dabei das lustige Duran Duran-Cover von den New Yorkern Kokolo in karibisch-afrikanisch angehauchtem Stil. Wir hören außerdem Größen wie The New Mastersounds im Lack Of Afro-Remix und Unity feat. Lizzy Parks im Nostalgia 77 Remix.
Die zweite Albumhälfte liefert dann aber einen fetten Knaller nach dem anderen. Die besten: Sharon Jones & The Dap Kings im druckvoll angedubten Kenny Dope-Remix (“Keep On Looking“) und Zamali aus Brüssel exakt auf den Spuren von Martha Reeves & The Vandellas. Einen Hammertune liefert der gute Andy Lewis ab, er sampelt eine rare Orgel-Jazz-Perle und lässt darüber die unglaubliche Loleatta Holloway singen, was hat die Frau für ein Organ! Auch super: Baby Charles mit der bläserlastigen 45-only-Nummer „Time Warning“ und Diplomats Of Solid Ground mit den Oldschool-R&B-Vocals der Diplomettes. Meister aller Klassen ist hier aber das Breakestra aus L.A. mit einer brennenden Funk-Nummer vom kommenden Album. Nicht zu glauben, dass diese Musik tatsächlich 2008 entstanden ist. (Whirlyjoe)
cd
Mittwoch, 5. November 2008
Bohannon kompakt
Ende 2006 ging es im shake baby shake-Blog bereits ausführlich um Funk-Legende Hamilton Bohannon und seinen umfassenden Backkatalog aus den 70ern und frühen 80ern, von dem so gut wie nichts auf CD zu finden ist - dafür muss man schon die Flohmärkte nach Vinyl abgrasen. Jetzt haben wir aber doch zwei kompakte Compilations aufgetan, anhand derer Bohannon wiederentdeckt werden kann.
Denn gewürdigt gehört der Mann längst, schließlich ist Bohannon ganz klar das Nonplusultra in Sachen Seventies-Style Guitar-Disco. Der gelernte Drummer Hamilton Frederick Bohannon (Jahrgang 1942, geboren in den Südstaaten) spielte in jungen Jahren sogar mal in einer Band mit Jimi Hendrix, veröffentlichte sein erstes Album „Stop And Go“ dann 1973 beim Dakar-Label. Bohannon erwies sich in der Folge als ausgesprochen produktiver Künstler, der in der Regel nicht nur einen Longplayer pro Jahr veröffentlichte. Eine vernünftige Discographie ist leider nicht aufzutreiben gewesen, der ansonsten verlässliche Allmusic Guide liefert hier nur Bruchstücke.
„All Songs written, arranged, directed and produced by Hamilton Bohannon“ war einst das Gütesiegel auf all seinen Releases, weshalb er heute übrigens bequem von den Tantiemen leben kann. Was genau der Chef auch instrumental zu seinen Produktionen beiträgt, ist oft nicht klar, sicher ist aber, dass er selbst die Songs gesungen hat, und zwar mit einem leicht fisteligen Falsett, was aber kaum störte, da fast immer hypnotische Instrumental-Passagen das Geschehen dominierten oder gleich ganz auf Gesang verzichtet wurde. In späteren Jahren arbeitete er dann zunehmend mit Gastvokalisten wie Carolyn Crawford oder Altrinna Grayson, die man aber wohl nicht kennen muss.
Stilistisch bewegte sich Bohannon souverän von eigenwillig stoischem Funk in Richtung Disco, wobei das dominierende Element immer die Gitarren waren. Oft hört man gleich mehrere, die konsequent ihre lässigen Funk-Licks durchspielen, dabei aber niemals eruptiv heavy klingen, wie ja beispielsweise oft genug bei Parliament/Funkadelic. Bohannon setzte konsequent auf das Repetitive, verzichtet fast immer auf Breaks, was die Songs zum Teil fast schon auf der Stelle treten ließ, was eben diesen superhypnotischen Groove erzeugte. Spex-Schreiber Olaf-Karnik nannte dieses Prinzip „Disco-Minimalismus“.
1975 war sein bestes Jahr, Nummern wie „Foot-Stomping Music“und der faszinierende Midtempo-Burner „South Africa Man“ sind allesamt ein Muss – simpel gestrickt, repetitiv, ja monoton, stampfend und völlig oldschool instrumentiert, mit echten Drums, Orgel/Fender Rhodes und immer diesen messerscharfen Gitarren, ganz selten auch mal mit ein paar Bläsern aufgepeppt. Dieses Prinzip rettete Bohannon dann zwar auch in die Disco-Epoche, klang Richtung achtziger Jahre dann aber immer kommerzieller und chartskompatibler.
Diese beiden essenziellen Tunes finden sich auch auf der Rhino-Compilation The Very Best Of Bohannon - Funky, Wicked & Smooth von 1995 mit insgesamt 14 Tracks ein geeigneter Einstieg in sein Oeuvre. Nummern wie „Let’s Start II Dance Again“ und vor allem „Take The Country To N.Y. City“ sind jedenfalls prototypischer Bohannon-Sound: ekstatisch, funky, guitardriven. Auch klasse: „Funky Reggae“ besteht fast nur aus einem Ein-Ton-Funk-Lick der Gitarre, zu mächtig pumpendem Bass und gewohnt unerheblichen Vocals, das Ganze erstaunlicherweise im unteren BPM-Bereich und dennoch absolut floortauglich. Ist übrigens kein Reggae, heißt nur so. Manko dieser Zusammenstellung ist aber der „Smooth“-Part mit einigen unerträglich seichten Cheesy-Tunes der Marke Soft-Jazz von spektakulärer Abgründigkeit – um das Phänomen Bohannon in Gänze zu verstehen vielleicht ja unabdingbar. Dafür taugen die recht ausführlichen Linernotes von Journo David Nathan und erst recht die coolen Bilder im Booklet.
Etwas raffinierter fällt dagegen Bohannon - The Collection (Spectrum 2004) aus, mit ebenfalls 14 Tunes, überwiegend aus der mittleren Phase und ohne die ganz frühen Hits. Eher spartanisch aufgemacht, reihen sich hier die Funk-Burner aneinander, darunter unschlagbar upliftende Floorfiller wie „Let’s Start The Dance“ - hier sorgen die messerscharfen Gitarren für einen unwiderstehlichen Peitschen-Beat, der Gesang wird von Caroline Crawford bestritten. Bohannon ist im Disco-Zeitalter angekommen, erlaubt sich aber noch einmal einen achtminütigen Trip in die Downtempo-Frühphase und bleibt dabei 100%ig funky. Dazu kommt das ebenso merkwürdige wie geniale „Summertime Groove“, das mit einer erstaunlich niedrigen BPM-Zahl vor sich hin brodelt - Bohannon at his best. Einige Tunes stammen dagegen aus der zweiten Reihe späterer Produktionsjahre, passen aber in Vibe und Funkiness vorzüglich zueinander.
Ich wage zu behaupten, dass sich aus den beiden Compilation ein 60-minütiges Hammeralbum fabrizieren ließe, immerhin gibt es nur minimale Überschneidungen – man sollte sich also beide besorgen. (Whirlyjoe)
Bohannon
Dienstag, 4. November 2008
Soul-Boy of the Week:
William Bell
In diese Woche starten wir mit dem Debütalbum The Soul Of A Bell von William Bell, einem Klassiker der Stax-History.
Erschienen ist The Soul Of A Bell ursprünglich 1967, es war eines der ersten Alben, das Stax überhaupt veröffentlichte, davor konzentrierte man sich in Memphis weitestgehend auf das Geschäft mit den sehr gut laufenden und damals weniger riskanten Singles. William Bell war zwar keiner der ganz großen Stax-Stars, für das Label aber über Jahre ein sicherer Garant für hohe Platzierungen in den R&B-Charts. Mit den ersten Singles "You Don't Miss Your Water" und "Any Other Way" hatte Bell schon in den frühen Sechzigern kommerzielle Erfolge, natürlich fanden sie sich dann auch alle auf dem erst 1967 erschienen Debütalbum.
William Bell war ein eher ruhiger Typ mit einem soliden Gospel-Background, stimmlich irgendwo zwischen Otis Redding und Sam Cooke angesiedelt, der wie fast alle Stax-Acts mit der grandiosen Hausband unter der Regie von Booker T. Jones arbeiten konnte. Auf The Soul Of A Bell sind dies außerdem Isaac Hayes, Steve Cropper, Donald 'Duck' Dunn und Al Jackson Jr., dazu kamen noch die immer knackigen Memphis Horns.
Ein atemberaubendes Allstar-Treffen also, wobei ich den Sound des Albums auch aus heutiger Sicht als produktionstechnisch ziemlich sensationell bezeichnen möchte. Diese warme Klarheit und Transparenz der Instrumente klingt einfach wunderbar, und niemand spielt auch nur einen Ton zu viel.
Die meisten Songs stammen entweder von Bell allein oder sind gemeinsam mit Booker T. entstanden, aber auch legendäre Typen wie David Porter, Isaac Hayes und Dan Penn haben Songmaterial beigesteuert, dazu kommt noch ein Cover von Otis Reddings "I've Been Loving You Too Long". Klassischer geht es in Sachen Southern Soul also kaum, dazu kommt die grundsolide Reissue-CD mit einem ausführlichen Kommentar von Rob Bowman, sowie mit zwei Alternativ-Versionen von Bells größten Hits als Bonus. Dazu noch das wunderschöne Cover, macht insgesamt eine unverzichtbare Lehrstunde mit süchtigmachenden Songs für die wahren Soul-Boys und -Girls unter euch. (Whirlyjoe)
tune und cd
Montag, 3. November 2008
Abt.: Brandneu
Fujiya & Miyagi
Lightbulbs
Ein Knaller mit Ansage, denn schon der Vorgänger Electro Karaoke In The Negative Style und Transparent Things, eine Compilation mit EP-Tracks, versprachen einiges. Gestartet sind die Briten aus Brighton als Duo, jetzt sind sie schon zu viert, haben dabei ihren sehr spezifischen Sound weiter kultiviert. Blueprint für ihren treibenden, hypnotischen und absolut soulfreien Funk ist meines Erachtens genau ein Song: nämlich „I Want More“ von Can. Mit trockenem, stoischem Groove und tonlosen Vocals, daher auch ohne jeden Black Music- oder auch Rock-Appeal. Minimalistisch strukturiert, der stoische Bass ist das wichtigste Instrument, darüber ein paar Analogkeyboards, magere Gitarren und dezente Samples, mehr ist da nicht. Und trotzdem haben die Songs Drive und Charme, gerade der Flüstergesang verleiht der Musik einen hohen Wiedererkennungswert. Stereolab haben in jungen Jahren ganz ähnlich geklungen, auch der zeitgemäße New Yorker DFA-Groove befeuert manchen Song, allerdings ohne den Dreck unter James Murphys Fingernägeln. Die Midtempo-Songs haben etwas Beruhigendes an sich, die Uptempo-Nummern sind perfekt zum Tanzen – vor allem der Opener „Knickerbocker“, ein unwiderstehlicher Hit. Größtes Plus ist aber die wohlgeordnete Übersichtlichkeit, die klare, schlanke Strukturiertheit dieser Musik, die zumindest in dieser Hinsicht auf Kraftwerk verweist, die ja zumindest latent den Funk hatten. Dem kommerziellen Durchbruch von Fujiya & Miyagi steht damit nichts mehr im Weg. (Whirlyjoe)
cd lp
Sonntag, 2. November 2008
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