Part 2: Rose Royce
Schon länger im Gespräch bei shake baby shake: Producer und Songwriter Norman Whitfield, der bei Motown vor allem als Temptations-Produzent, aber auch als Songwriter (u.a. „I Heard It Through The Grapevine“) agierte und im Zeichen des Psychedelic Soul fast im Alleingang ein eigenes Genre kreierte. Die zweite Runde der Whitfield Files beschäftigt sich mit den eher discoiden Rose Royce.
Die vielköpfige Truppe aus L.A. trat erstmals mit dem Soundtrack zu Car Wash in Erscheinung, was dann anno 1976 auch gleich ein Millionenseller wurde. Rose Royce starteten als Backing Band für Edwin Starr und spielten im Studio für Undisputed Truth und Temptations. Starr war dann auch die Connection zu Producer Norman Whitfield, der die Songs für den Soundtrack bereits in der Tasche hatte und nur noch die passenden Interpreten suchte. Insbesondere der Titelsong ist auch heute noch ein Instant Disco-Classic, über die raffinierten Handclaps freue ich mich bei jedem neuen Hören. Der Film ist übrigens eine glatte Enttäuschung, vielleicht lags am Script des grässlichen Joel Schumacher, der später ja auch Batman 3 & 4 so verhunzt hat. Das auf MCA erschienen Doppelalbum findet man übrigens leicht auf dem Flohmarkt, man sollte dann nicht lange zögern, denn neben dem Titelsong gibt es hier weitere coole Funk-Disco-Tunes zu hören: „Put Your Money Where Your Mouth Is“, „Daddy Rich“ und „Keep On Keepin’ On“.
Nach dem Megaerfolg nahm Whitfield die Band für sein eigenen Label Whitfield Records unter Vertrag und schob mit In Full Bloom ein Jahr später einen zweiten Longplayer nach, der aus meiner Sicht auch der beste von Rose Royce ist.
Schon das Gatefold-Vinyl liegt gut in der Hand, und Sängerin Rose Norwalt kann mit der schönen Ballade „Wishing On A Star“ punkten, wobei die schnulzigen Downtempo-Soul-Tunes ansonsten nicht unbedingt die Stärke von Rose Royce sind. Denn großartig sind nun mal die Whitfield-typischen Psychedelic-Disco-Nummern wie „Do Your Dance“ (9:15) und „It Makes You Feel Like Dancing“ (8:45) mit spacy Instrumental-Parts zu fettem Disco-Hi-Hat. Auch nicht zu überhören: Studio-Crack Wah Wah Watson an der Gitarre, auf so gut wie allen Whitfield-Produktionen beteiligt.
Album Nummer drei Strikes Again kam wieder im zeittypischen Klappcover, Sängerin Norwalt allerdings durch die ebenfalls stimmgewaltige Gwen Dickey ersetzt. Herausragende Songs sind „Love Don’t Live Here Anymore“ (später auch von Madonna auf ihrem ersten Album gar nicht mal schlecht gecovert), sowie „First Come, First Serve“, ein Whitfield-untypisch kompakter Dreiminüter mit Pluckerbeat und satten Bläsern. Insgesamt aber ein eher durchschnittliches Album.
Deutlich besser geriet Longplayer Nummer 4 Rainbow Connection, neben einigem Unerheblichem mit zwei echten Granaten gesegnet: “Is It Love Your After” ist nicht nur die Sample-Vorlage für das unverwüstliche “Theme From S-Express”, das RR-Original ist aber viel schöner mit diesem upliftenden Beat, euphorischen Streichern und knackigen Bläsern - eine rundum perfekte Disco-Nummer. Wie auch der abgespacte Neunminüter „What You Waitin’ For“, wo Whitfield alle Effektmaschinen aufdreht und ein gewaltig blubberndes, brodelndes Disco-Funk-Monster mit Slap-Bass und Conga-Groove zaubert – shake baby shake kann man da nur sagen!
Das 81er Album Golden Touch kenne ich leider nicht, dafür aber das im selben Jahr erschienene Jump Street, das dann allerdings auch das letzte auf Whitfield Records und unter Federführung des Meisters war. Insgesamt war hier die Luft schon ziemlich raus, wäre da nicht das epische „R.R. Express“ – 12 Minuten Disco-Peitsche a la Whitfield mit reichlich Gebläse zu einem superhypnotischen Disco-Beat. Nicht mehr so psychedelisch, dafür aber extrem funktional, sprich mitreißend. Das unterschätze Spätwerk also.
In den 80ern erschienen noch einige mutmaßlich unerhebliche Alben bei verschiedenen Labels, anno 2003 gab es sogar ein Comeback-Live-Album der scheinbar bis heute aktiven Band.
Beim Plattenkauf auf dem Flohmarkt also immer auf diese Gütesiegel achten: „All Selections written, arranged and produced by Norman Whitfield“. (Whirlyjoe)
Schon länger im Gespräch bei shake baby shake: Producer und Songwriter Norman Whitfield, der bei Motown vor allem als Temptations-Produzent, aber auch als Songwriter (u.a. „I Heard It Through The Grapevine“) agierte und im Zeichen des Psychedelic Soul fast im Alleingang ein eigenes Genre kreierte. Die zweite Runde der Whitfield Files beschäftigt sich mit den eher discoiden Rose Royce.
Die vielköpfige Truppe aus L.A. trat erstmals mit dem Soundtrack zu Car Wash in Erscheinung, was dann anno 1976 auch gleich ein Millionenseller wurde. Rose Royce starteten als Backing Band für Edwin Starr und spielten im Studio für Undisputed Truth und Temptations. Starr war dann auch die Connection zu Producer Norman Whitfield, der die Songs für den Soundtrack bereits in der Tasche hatte und nur noch die passenden Interpreten suchte. Insbesondere der Titelsong ist auch heute noch ein Instant Disco-Classic, über die raffinierten Handclaps freue ich mich bei jedem neuen Hören. Der Film ist übrigens eine glatte Enttäuschung, vielleicht lags am Script des grässlichen Joel Schumacher, der später ja auch Batman 3 & 4 so verhunzt hat. Das auf MCA erschienen Doppelalbum findet man übrigens leicht auf dem Flohmarkt, man sollte dann nicht lange zögern, denn neben dem Titelsong gibt es hier weitere coole Funk-Disco-Tunes zu hören: „Put Your Money Where Your Mouth Is“, „Daddy Rich“ und „Keep On Keepin’ On“.
Nach dem Megaerfolg nahm Whitfield die Band für sein eigenen Label Whitfield Records unter Vertrag und schob mit In Full Bloom ein Jahr später einen zweiten Longplayer nach, der aus meiner Sicht auch der beste von Rose Royce ist.
Schon das Gatefold-Vinyl liegt gut in der Hand, und Sängerin Rose Norwalt kann mit der schönen Ballade „Wishing On A Star“ punkten, wobei die schnulzigen Downtempo-Soul-Tunes ansonsten nicht unbedingt die Stärke von Rose Royce sind. Denn großartig sind nun mal die Whitfield-typischen Psychedelic-Disco-Nummern wie „Do Your Dance“ (9:15) und „It Makes You Feel Like Dancing“ (8:45) mit spacy Instrumental-Parts zu fettem Disco-Hi-Hat. Auch nicht zu überhören: Studio-Crack Wah Wah Watson an der Gitarre, auf so gut wie allen Whitfield-Produktionen beteiligt.
Album Nummer drei Strikes Again kam wieder im zeittypischen Klappcover, Sängerin Norwalt allerdings durch die ebenfalls stimmgewaltige Gwen Dickey ersetzt. Herausragende Songs sind „Love Don’t Live Here Anymore“ (später auch von Madonna auf ihrem ersten Album gar nicht mal schlecht gecovert), sowie „First Come, First Serve“, ein Whitfield-untypisch kompakter Dreiminüter mit Pluckerbeat und satten Bläsern. Insgesamt aber ein eher durchschnittliches Album.
Deutlich besser geriet Longplayer Nummer 4 Rainbow Connection, neben einigem Unerheblichem mit zwei echten Granaten gesegnet: “Is It Love Your After” ist nicht nur die Sample-Vorlage für das unverwüstliche “Theme From S-Express”, das RR-Original ist aber viel schöner mit diesem upliftenden Beat, euphorischen Streichern und knackigen Bläsern - eine rundum perfekte Disco-Nummer. Wie auch der abgespacte Neunminüter „What You Waitin’ For“, wo Whitfield alle Effektmaschinen aufdreht und ein gewaltig blubberndes, brodelndes Disco-Funk-Monster mit Slap-Bass und Conga-Groove zaubert – shake baby shake kann man da nur sagen!
Das 81er Album Golden Touch kenne ich leider nicht, dafür aber das im selben Jahr erschienene Jump Street, das dann allerdings auch das letzte auf Whitfield Records und unter Federführung des Meisters war. Insgesamt war hier die Luft schon ziemlich raus, wäre da nicht das epische „R.R. Express“ – 12 Minuten Disco-Peitsche a la Whitfield mit reichlich Gebläse zu einem superhypnotischen Disco-Beat. Nicht mehr so psychedelisch, dafür aber extrem funktional, sprich mitreißend. Das unterschätze Spätwerk also.
In den 80ern erschienen noch einige mutmaßlich unerhebliche Alben bei verschiedenen Labels, anno 2003 gab es sogar ein Comeback-Live-Album der scheinbar bis heute aktiven Band.
Beim Plattenkauf auf dem Flohmarkt also immer auf diese Gütesiegel achten: „All Selections written, arranged and produced by Norman Whitfield“. (Whirlyjoe)
2 Kommentare:
Es gibt eine total geile Live-Version von 'Magic Touch' auf 'ner Recht billig gemachten Compilation von Air. Der Song ist ja in der Studioversion reichlich blutarm, aber was die Band hier in epischer Länge von fast 14 Minuten [sic!] veranstaltet ist wirklich geil. Das Stück habe ich schon oft zum eingrooven bei Partys aufgelegt ...
Passt zwar nicht hierhin, aber anlässlich des Aufstandes der Lesenden wurde die Frage nach dem Simon Reynolds-Buch gestellt. Habe ich noch nicht gelesen, ist auch ziemlich teuer. Simon Reynolds ist aber nächsten Sonntag Studiogast bei Klaus Walter in "Der Ball ist rund".
Jürgen
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