Chicago Soul
Electric Blues, Funk and Soul :
The New Sound of Chicago
Wo ich doch neulich kurz die Funkphase von Bo, Muddy und Chester streifte und Whirl-man heute die Klassiker des Mr. Diddley empfohlen hat, möchte ich dieses feine Werk hier nicht unerwähnt lassen (der Coverstar ist übrigens Bo Diddley. Welch ein Outfit, da wird selbst Isaac Hayes blass):
Vier Labels bestimmten in den 60ern die R&B-Charts in den USA: Atlantic (NY), Stax (Memphis), Motown (Detroit) und Chess Records aus Chicago. In den Archiven von Chess und deren Sub-Labels durfte sich nun das renommierte Soul Jazz-Label umsehen und stellte wie nicht anders erwartet eine aufregende Compilation zusammen. Der pure Blues der frühen Jahre wird aussen vor gelassen, Chicago Soul zeigt ein Label in Aufbruchstimmung, das sich stilistisch kaum noch festlegen lässt. Da sind zum einen die Jazzer wie der großartige Ramsey Lewis (Party Time) oder das intensive Baltimore Oriole von Lorez Alexandria.
Als Motown, Atlantic und Stax den Soul in den Mainstream katapultierten, zog Chess mit Etta James, Fontella Bass, Gene Chandler, Laura Lee (alle hier vertreten) und anderen nach. Bands wie die Soulful Strings und Rotary Connection (mit Minnie Riperton) brachten in der zweiten Hälfte der 60er frischen Wind in den Chess-Sound. Deren Produzenten-Team Richard Evans und Charles Stepney experimentierte erfolgreich an Verbindungen von Soul/Funk mit Psychedelik-Rock und Avantgarde-Jazz. Davon profitierten auch Künstler wie Phil Upchurch oder die Harfinistin Dorothy Ashby (Soul Vibrations“), in deren Songs plötzlich Theremins, Moogs, opulent arangierte Orchester oder schwelgende Chöre integriert wurden.
Altgediente Chess-Blueser suchten Ende der 60er einen neuen Sound (oder er wurde ihnen angedient), den sie mit Hilfe von Marshall Chess (Sohn von Chess-Gründer Leonard) und dessen Cadet Concept Label fanden. Marshall war schon für Rotary Connection verantwortlich und führte die erste Chess-Generation unter Einbindung von Soul und Funk-Elementen zu einem neuen Zwischenhoch. Evil (Howlin´ Wolf), Another Sugar Daddy (Bo Diddley), More And More (Little Milton) und She Suits Me To A Tee (Buddy Guy) sind exzellente Beispiele dafür und öffneten den alten Meistern neue Fanpotentiale.
Gerade durch die bunte Stil-Mixtur bleibt das Album bis zum 20. Track spannend, bei jedem Durchlauf findet man neue Highlights und natürlich geht das Zeug direkt in die Beine. Bei mir als Über-Fan auch direkt ins Blut. So gehört Chicago Soul neben Chess Club Rhythm & Soul (Ace) und Blues & Soul Power (WSM) zu den Top-Compilations des Genres. Und in jede Sammlung! (R-man)
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