The Cinematic Orchestra
Ma Fleur
Das nächste Level, ganz klar. Was Jason Swinscoe hier geschaffen hat, spielt in einer eigenen Klasse, ist konkurrenzlos und atemberaubend schön. An der Schnittstelle von Soul, Jazz und irgendwie auch Gospel verwirklicht der Brite konsequent seine musikalische Vision – und glaubt mir, der Mann hat tatsächlich eine. Auf diesem dritten echten Longplayer (2002 gab es noch die Stummfilmvertonung Man With A Movie Camera) gibt es keine schnellen Töne, so gut wie keine Beats (wenn, dann impressionistische Jazz-Drums), auch nur wenige klare Songstrukturen. Das meiste ist ein langsames, majestätisches Dahinfließen im Geist des denkbar deepsten Soul.
Extrem spartanisch und außerordentlich kunstvoll arrangiert, erreicht Swinscoe allein mit akustischer Gitarre, etwas Upright Bass, Piano oder Fender Rhodes, am liebsten aber mit einem klassischen Cello-Ensemble und immer ganz viel Luft zwischen den einzelnen Tönen einen Grad von Intensität, der für dauerhaftes Gänsehaut-Feeling sorgt. Die Songstrukturen sind offen, finden aber auch wieder zusammen – vor allem, wenn die edlen Soul-Voices von Lou Rhodes, Patrick Watson und erneut der großen Fontella Bass erklingen. Zumeist entrümpelt Swinscoe sein früher ja etwas üppigeres Soundbild ganz konsequent. Hier tropfen Töne und Akkorde einzeln, setzen minimale (aber umso effektivere) Space-Effekte ganz gezielte Akzente, öffnen sich die sprichwörtlichen „wide open spaces“. Der Vibe erinnert (wenn überhaupt an etwas schon Gehörtes) an die mystischen Soundscapes von Alice Coltrane, die sanftesten Momente von 4Hero und die melancholischsten Soundtracks von Michael Nyman. Ein ergreifender Zeitlupentrip in die Abgründe des Soul. (Whirlyjoe)
1 Kommentar:
Yep, mich hat vor allem der zweite Track 'Familiar Ground' umgehauen - denn hatte ich wieder Mal zuerst bei der Compost Radio Show auf Samurai FM gehört. Monsterplatte! Schöne Grüße vom busch-Män
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