Southern Soul From
The Chitlin’ Circuit
Die nächste Compilation vom Trikont-Label, auch diesmal wieder etwas ganz Besonderes. Musikjournalist Jonathan Fischer führt uns diesmal in den zeitgenössischen Southern Soul – ein Thema, an das ich mich so wohl eher nicht herangewagt hätte. Denn allein schon die Cover neuerer Produktionen von Bobby Rush, Marvin Sease, Willie Clayton oder Denise Lasalle sehen mal richtig abschreckend aus: trashig-kitschig-farbenfroh. Und auch die Produktionsstandards sind heutzutage eher bescheiden geworden: die Bläser kommen oft aus dem Computer und auch sonst leiern im Hintergrund zum Teil problematische Billig-Keyboards herum. Ist eben eine sehr spezielle Szene geworden, rund um das zentrale Label Malaco, die in den Südstaaten eine eigene Subkultur abseits des glatten und HipHop-lastigen US-R&B-Markts bildet.
Trotzdem ist der Chitlin’ Circuit eine höchst vitale Szene (Chitlins sind fettig gebratene Eingeweide vom Schwein, Soul Food also), die Musik ist formal und produktionstechnisch abgespeckt, die Inhalte aber klassisch bis sleazy (hier nennt man textliche Schweinereien „Risque“), der Geist des Ganzen aber ganz alte Schule zwischen Al Green und Ann Peebles. Neben den genannten Veteranen in fortgeschrittenem Alter hören wir hier diverse neue Acts (die besten sind Floyd Taylor, O.B. Buchanan und Bill Coday) und erstaunlicherweise stört man sich nach etwas Einhören überhaupt nicht mehr an den teils billigen Arrangements. Denn ein guter Song bleibt ein guter Song und eine deepe Stimme die Essenz des Soul. Dies ist gewollt oberflächliche Gebrauchsmusik für verrauchte Juke Joints, Party-Songs für die Friday-Night-Party.
Das Compilation-Konzept geht dann auch bestens auf, denn man erfreut sich in kürzester Zeit an Musik, die man sonst garantiert ignoriert hätte. Das Album kommt wie gewohnt mit dickem Booklet (deutsch/englisch) und tollen Abbildungen der bizarr-scheußlichen Platten-Cover. (Joe Whirlypop)
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