Isaac Hayes
Vol. 1
Hot Buttered Soul
im Kettenhemd
Isaac Hayes, ein dankbares Thema. Ein guter Typ, eine wechselhafte Karriere und optisch macht er ja wohl auch was her, oder Ladies?
Ich bin jedenfalls langjähriger Fan, habe hier auch etliche Tonträger angesammelt, die ich jetzt mal wieder in Ruhe durchhören werde, um dann an dieser Stelle einen kleinen Fortsetzungsroman zu platzieren. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, ohne langatmige Fakten aus dem Rocklexikon, vielmehr ganz subjektiv.
Vor geschätzten zehn Jahren durfte ich den Meister auch mal live erleben, das Konzert war aber dann leider nicht so prickelnd, eher so eine Las Vegas-Show mit Riesenband, zu vielen Keyboards und Hits im Medley-Format – beeindruckend war er aber schon.
Hayes begann seine Karriere als Songwriter, der im Team mit David Porter Klassiker wie "Hold On I'm Coming" und "Soul Man" für Stars wie Sam & Dave und Otis Redding schrieb. 1968 erschien sein noch erfolgloses Debütalbum, ein Jahr später schlug dann aber Hot Buttered Soul auch kommerziell ein und Hayes entwickelte sich zu einem Topseller für das auch dank ihm expandierende Stax-Label. Bestanden Soul-Alben damals Ende der Sechziger noch fast ausschließlich aus knackigen Zweieinhalbminuten-Hits, arrangierte Hayes psychedelische Mini-Symphonien von epischer Länge, er selbst inszenierte sich dabei gekonnt als kraftstrotzender Macho in afrikanischen Designer-Klamotten.
Sein Produktionsoutput geriet später in den Achtzigern etwas unübersichtlich und stark discolastig, in den Neunzigern ließ er es dann deutlich ruhiger angehen – das letzte reguläre (und ziemlich gute) Studioalbum Branded stammt von 1995. Aber Isaac Hayes ist noch immer around, zuletzt eher als Schauspieler und natürlich als Stimme des "Chef"-Kochs in South Park, die ihn sogar wieder an die Spitze der britischen und amerikanischen Single-Charts gebracht hat ("Chocolate Salty Balls").
Das 1967er Debütalbum Presenting Isaac Hayes ist mir überhaupt noch nie begegnet, der eigentliche Durchbruch erfolgte aber sowieso erst zwei Jahre später mit Hot Buttered Soul, ein wahrer Stax-Klassiker mit nur vier (über-) langen Songs, darunter „By The Time I Get To Phoenix“ von Jim Webb (18 Minuten) und Burt Bacharachs „Walk On By“(12 Minuten), die das Genre der epischen Soul-Oper begründeten. Der eigentliche Hit ist aber "Hyperbolicsyllabicsequedalymistic", eine stampfend-groovende Funk-Nummer reinsten Wassers, mit einer grandiosen WahWah-Gitarre und einem langen, psychedelischen Pianosolo von Hayes. Nicht nur wegen dieses Geniestreichs (mit knapp zehn Minuten Länge auch noch halbwegs DJ-kompatibel) ein klares Must-Have in der Isaac Hayes-Discographie.
Zum 1970er Album Enterprise fällt weder mir noch dem All Music Guide etwas ein – kennt das jemand da draußen?
Im gleichen Jahr folgte dann aber …To Be Continued, das das Hot Buttered-Erfolgsrezept konsequent fortsetzte. Außerdem gab es hier erstmals die legendären „Monologues“ zu hören, die zum Teil als Rap-Vorläufer gehandelt werden, was ich aber für übertrieben halte. Vielmehr wollte Hayes wohl nur seinen sonoren Bariton zur Geltung und die Ladies in Stimmung bringen – was ihm zweifellos gelang. Und erneut coverte er Bacharach, diesmal „The Look Of Love“ als sinfonischen Elfminüter und bis heute eindrucksvolles Sounderlebnis: diese satten Bläser! diese elegischen Streicher! – allein das orchestrierte Intro ist schlicht sagenhaft. Dann schmeichelt sich die smoothe Stimme vor die grandiose Orchestrierung und die zweite Songhälfte besteht fast nur aus einem Gitarrensolo zu Streicher-Background. Wer die messerscharfe Gitarre spielt, wird auf dem Cover leider verschwiegen, es dürfte aber einer seiner langjährigen Gitarrenzauberer Michael Toles oder Charles Pitts sein.
Es kommt aber noch besser: „Ike’s Mood 1“, das Intro eines umfänglichen Medleys mit der Righteous Brothers-Edelschnulze "You've Lost That Loving Feeling" ist produktionstechnisch der wohl größte Wurf in Hayes’ Karriere als Produzent und Arrangeur: ein kristallklares, extrem in die Breite und Tiefe des Raumes platziertes Instrumentalstück mit großem Orchester zu einem stoischen Bassriff. Finde ich auch beim hundertsten Hören schlicht atemberaubend. Nie klangen Flöten, Oboen und mächtige Hörner im Black Music-Kontext besser als hier.
Bei den drei restlichen Songs des Albums machen sich dann aber die ersten konzeptionellen Verschleißerscheinungen breit, was in mildes Liebesgeflüster wie "Ike's Rap" und eine gewisse musikalische Seichtheit mündet, der man einen Easy Listening-Approach nicht absprechen kann. Trotzdem ein ganz großer Wurf.
Soviel fürs erste Kapitel - und schaut euch unbedingt das Video an – ist der Mann cool oder was? (Whirlyjoe)
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