Mittwoch, 11. Oktober 2006

Thunder Thumbs And Lightnin’ Licks Im Fokus des Flohmarkt-Jägers: The Brothers Johnson Da gab der R-Man zuletzt aber ganz schön an, was er für Schnäppchen auf den Flohmärkten zwischen Albaxen und Buxtehude gemacht hat. Weshalb ich (nicht nur) seine Aufmerksamkeit auf eine Band lenken will, deren beste Platten man durchaus auch aus staubigen Flohmarktkisten ziehen kann. Wer zu faul zum Suchen ist: Profi-Händler haben das eine oder andere Vinyl auch unter Soul/Funk/Disco stehen. Meine verbliebenen vier Johnson Brothers-Longplayer habe ich jedenfalls allesamt gebraucht gekauft, zwischenzeitlich gab es noch zwei weitere aus der Spätphase, die aber nichts mehr taugten. Wer die beiden Burschen nicht kennt: Louis spielt Bass und George Gitarre, singen tun sie beide, fast genauso wichtig ist aber Quincy Jones, der alle guten BJ-Platten arrangiert und produziert hat. Und was wohl auch der Grund dafür ist, dass die Brüder in der Soul History kein allzu hohes Ansehen genießen. In jungen Jahren spielten sie in den Backing Bands von Bobby Womack, Billy Preston und den (späten) Supremes, bevor sie dann von Quincy Jones gesignt wurden, der 1976 auch den für beide Seiten sehr erfolgreichen Deal mit A&M einfädelte. Ich wage mal zu behaupten, dass die Johnson Brothers weit mehr als Marionetten des großen Zampanos Quincy Jones waren, was sich am besten mit der kontinuierlichen Qualität ihrer Veröffentlichungen dokumentieren lässt. Im Übrigen schrieben sie den überwiegenden Teil ihrer Songs selbst und konnten durchgehend auf exzellente Studio-Cracks wie Larry Carlton, Michael Brecker, Richard Tee, Greg Phillinganes oder Paulinho DaCosta zurückgreifen, was ihren Sound zwar eindeutig slick, aber fast nie richtig seicht und kantenlos machte. Look Out For #1 (1976) Das Debüt, knackig und funky, mit dem aus heutiger Sicht nicht ganz so aufregenden Charts-Erfolg I’ll Be Good To You, vor allem aber der genialen Disco-Funk-Instrumental-Nummer Thunder Thumbs And Lightnin’ Licks - was für ein programmatischer Titel, supertrocken produziert, allein der Bass-Sound ist unglaublich. Nicht so toll ist das Beatles-Cover Come Together, ein Geheimtipp ist aber das finale The Devil, ein sumpfig-psychedelischer Burner mit deutlichen Dr. John-Anklängen. Wurde in den Staaten mit Platin dekoriert. Right On Time (1977) Ebenfalls Platin gab es für den Nachfolger, der Hit hieß dabei Strawberry Letter 23, natürlich aus der Feder des genialen Shuggie Otis und später von Mr. Cool Quentin Tarantino für den Jackie Brown-Soundtrack standesgemäß verwertet. Insgesamt ein etwas seichtes Werk, dessen Cover ich aber ganz fantastisch finde: die beiden coolen Typen in ihren goldenen Anzügen im Abendlicht, das ist kaum zu toppen. Von Village Voice-Großkritiker Robert Christgau seinerzeit nicht ganz zu Unrecht in die Nähe von Earth, Wind & Fire gerückt. Blam! (1978) Jetzt lief es richtig gut für die Brüder: eine knackige Single reichte, um das dazugehörige Album glänzend zu verkaufen. Und natürlich ist Ain’t We Funkin’ Now auch heute noch ein Knaller, extrem transparent und druckvoll produziert, allein der Bass-Sound setzt auch hier wieder Standards. Und auch wieder ein großartiges Plattencover, Gatefold zum Aufklappen, im knallbunten Late-Seventies-Stil. Light Up The Night (1980) Hier sieht das Cover zur Abwechslung mal richtig scheiße aus, dafür finden sich noch immerhin zwei herausragende Tracks: Smilin' On Ya ist wieder knarztrockener Funk, Stomp entwickelte sich zu einer Party-Hymne klassischen Zuschnitts, zu recht zigmal auf diversen Dance Classics-Compilations verbraten. Fazit: wer die großen Hits sucht, nimmt die beiden letzten Alben, der Connaisseur braucht die beiden ersten. (Whirlyjoe) PS: Whirlyjoe hat neulich in aller Ruhe seinen 40. gefeiert. Gratulation und Danke dafür, daß ich jetzt 4 weitere Scheiben auf der Wantlist habe.

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