Dienstag, 17. Oktober 2006

Abt.: Discolegenden Daniele Baldelli & Baia Degli Angeli Man muß sich das ungefähr so vorstellen: Italien, 1976, Gabicce Mare nahe Rimini and der Adriaküste. Dort baute ein reicher Italiener nach einem New York Besuch eine Superdisco, mit fünf Dancefloors (drei innen, zwei aussen), Swimming Pool, Garten, Restaurant etc., damit sich zirka 3.000 der Reichen und Schönen Italiens dort wohl fühlen konnten. Baia Degli Angeli (the Bay Of Angels) war der Name des Discothek. Die beiden DJs hießen Bob Day und Tom Sison und wurden aus New York importiert. Die Legende sagte, sie seien aus dem Studio 54 abgeworben worden, aber in New York kennt sie keiner und sie sind bis heute nicht wieder aufgetaucht. Aber sie waren beeinflusst von David Mancuso’s Loft Parties und hatten alle diese wundervollen Platten im Gepäck, die Mitte der 70er in Italien noch keiner gehört hatte – vor allem Philly Soul und funky Disco. Ihre DJ-Kanzel war zudem ein gläserner Aufzug, mit dem sie durch die Stockwerke fuhren und die Dancefloors im Griff behielten. Alles was nicht zum Jetset gehörte, traf sich auf den Bergen rundum, um dem Sound zu lauschen. Bob und Tom mixten damals schon die Platten (das kannte man in Italien nicht) und hatten ihre Kunst zwei jungen Italienern beigebracht – Daniele Baldelli und Mozart – die ihre Nachfolge antraten, als die Amerikaner sich gen Heimat verabschiedeten. Sowohl Baldelli als auch Mozart (Claudio Rispoli, heute bei Jestofunk) waren absolute Musikfreaks und sie machten praktisch nichts anderes, als nach dem nächsten auflegbaren Song zu suchen. “All day long, I stayed at home, played one record on one turntable and tried maybe 200 on the other one. Until I found the record I liked to mix in. I even made notes for the mixing.“ (Daniele Baldelli) Zirka 1978 öffnete sich der Club auch für das normale Publikum, die nun von den Bergen herunter kamen und in die Disco einfielen. 4.000 Musikfans, Tänzer und Hedonisten sollen dort jeden Samstag gefeiert haben. Noch legte Baldelli Disco, Funk und Philly-Sound auf, war aber immer auf der Suche nach der aufregenden B-Seite und reagierte selten auf Chartswünsche (wahrscheinlich war er in seinem Lift nicht zu packen), zeigte aber bei seinem letzten Tune, wohin die Reise danach bei ihm gehen sollte: „I've been playing the same record for one year to close the night. At six o'clock in the morning, when I saw the sun shine, I've always been playing Ravel's Bolero. While this was playing for 18 minutes, I mixed in Pink Floyd, Malinké chants, effects from Jean Luc Ponty's violin … Everything I could think of. People went mad. They were full of drugs …” 1978 wurde das Baia Degli Angeli eben wegen dieser Drogen geschlossen. Schon ein Jahr später eröffnete ein neuer Club am Gardasee, die Discoteca Cosmic, in der Baldelli seinen ganz eigenen Sound kreieren sollte, der schließlich nach dem Club benannt wird und im Augenblick eine Renaissance erfährt. (R-man) Coming soon: Baldelli im Cosmic. Die italienische Jugend fröhnte dem Heroin und der DJ legte fette Basslinien, in dem er Singles auf 33 rpm abspielte.

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