Charles Bradley -
Victim Of Love
Endlich. Zwei Jahre nach seinem sehr
späten Debütalbum ist jetzt das zweite Album des größten lebenden Soul-Sängers
da. Wieder auf Daptone, wieder mit Producer Thomas Brenneck und der famosen
Menahan Street Band eingespielt.
Nur zur Erinnerung: 2011 erschien mit „No Time For Dreaming” das tatsächlich erste echte Album des damals
schon 63-jährigen vom Leben gebeutelten Soulshouters, der sich u.a. als James
Brown-Imitator durchschlagen musste. Er ließ sich aber nicht unterkriegen und
schaffte via Daptone doch noch den späten Karrieresprung.
Seither tourt er
triumphal durch die Welt und jeder liebt Charles Bradley – ein Mann mit riesigem
Herz und ganz viel Seele. Ich durfte ihn letztes Jahr live erleben, ganz klar
mein Konzert des Jahres.
Jetzt also das neue Album. Stimmlich ist er
tatsächlich noch besser geworden. Was für eine raue Deepness, Dramatik, rohe
Kraft – ganz unglaublich. Damit rettet er auch die ersten Nummern des Albums,
die mich noch nicht so ganz packen wollen. Zur Albummitte kommt dann aber etwas
Neues (Altes) ins Spiel, nämlich Psychedelic Soul im authentischen Curtis
Mayfield- und Norman Whitfield-Stil, wie einst bei den Temptations oder
Undisputed Truth. Wow, das klappt hervorragend!
Bleibt aber auch nur eine
Episode, bis dann in der zweiten Albumhälfte ein Highlight das andere jagt. „Love
Bug Blues“ mit Chormädels und Flöte und im supertighten und ultratransparenten
Menahan Street-Sound – was für eine sagenhafte Band! – auch im feinen kleinen
„Dusty Blue“-Instrumental.
Noch besser sind dann „Where Do We Go From Here“:
dunkel-dräuend, mit schwerer Acid-WahWah im Hintergrund, dann kommen zum Break
diese verehrungswürdigen Bläser und Mister Charles Bradley ins Spiel –
Gänsehaut pur. Und erst „Hurricane“ – im unwiderstehlichen unteren
Midtempo-Groove, diesen magischen Gitarrenlicks namenloser James
Brown-Gitarristen, inbrünstigem Gospel-Vibe und Handclaps.
Victim Of Love” ist das erhoffte wie erwartete Meisterwerk, an dem sich jedes Soulalbum in diesem Jahr messen lassen wird.
(Whirlyjoe)
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