Nicole Willis And The Soul Investigators – Tortured Soul
Verdammt, warum hat das so lange gedauert?
Sieben Jahre sind seit dem großartigen
Keep Reaching Up vergangen, jetzt ist endlich das neue Album einer der allerbesten Soulsängerinnen der Gegenwart da.
Aber immerhin: das Warten hat sich gelohnt. Nicole Willis singt gewohnt grandios von gemarterten Seelen, das Album hat tatsächlich einen tendenziell dunkleren Vibe als ihre bisherigen Produktionen.
Wie immer spielt sie mit ihren finnischen (!) Musikern, wie wenn sie allesamt aus dem tiefsten amerikanischen Süden stammen würden. Ehemann
Jimi Tenor mischt natürlich auch wieder mit, das Album klingt dennoch nach deepstem Soul der Daptone-Kategorie. Die Bläser bleiben meistens im Hintergrund, dafür setzt eine sehr präsente Orgel Akzente.
Das Beste sind aber die Gitarren: zwischen schlanker Steve Cropper-Slickness und ausufernd-psychedelischem Melvin Ragin-Sound – jeder Ton ein Hochgenuss.
Tortured Soul ist für mich das bislang beste Album von Nicole Willis. Die Songs sind in klassischem Stil gehalten, die Inszenierung perfekt und geschichtsbewusst, die Abwechslung trotzdem erstaunlich groß. Die reicht vom perfekt reproduzierten Sound klassischer Curtis Mayfield-Produktionen der frühen 70er (mit hypnotischen Streichern zu säurehaltiger WahWah-Gitarre) über dampfenden Northern-Style bis zum mitgelittenen Blues („On The East Side“).
Die noch besseren Nummern finden sich dann in der zweiten Albumhälfte: vor allem „Time To Get Business Straight“ mit famos kombiniertem Orgel- und Vibrafon-Zusammenspiel ist ein Hit, und nach einigen Downtempo-Nummern liefern die letzten beiden Tunes dann erst richtig Stoff für den Dancefloor: „Now I Can Fly“ mit elastischem Funk (der Drummer ist der Hammer), „You Get Me Moonwalking“ schließlich als absolutes Highlight mit glitzernden WahWah-Sounds, euphorischen Philly-Streichern und Nicoles Karamellstimme über einem luftig-discoiden Groove – unwiderstehlich!
Erster Album-Kandidat für die Jahres-Top Ten 2013.
(Whirlyjoe)