Abt.: More Bass!
Lee “Scratch” Perry & Friends
Disco Devil/The Jamaican Disco Mixes
Wie das Leben so spielt. Ohne meine tägliche Dosis an jamaikanischer Musik gehe ich nicht ins Bett. Am liebsten natürlich Rocksteady und early Reggae bis zirka 1972. Als ich neulich aber an einem Ikea Möbelstück schraubte, habe ich die Studio One Disco Mix CD reingeschoben, die Soul Jazz vor Jahren veröffentlichte, und mich am Erfindungsreichtum jamaikanischer Produzenten erfreut. Und keine 12 Stunden später stolperte ich im www über die Lee Perry Doppel-CD-Sammlung, die offensichtlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit frisch erschienen ist. Und zwar auf Trojan, das nun im Hause Universal vor sich hindümpelt und scheinbar nur noch ein 1-Mann-Unternehmen ohne jegliche Promotionhilfe ist. So kann‘s gehen. Jedenfalls: Disco Devil (eine Version von Max Romeo’s gigantischen Chase The Devil), der Titeltrack von Lee „Scratch“ Perry ist dabei einer meiner absoluten Favoriten, also war die Freude groß!
Und jetzt
mal keine Angst vor dem Wort Disco! Im Prinzip haben die Jamaikaner in der
zweiten 70er Hälfte nur die Erfindung der 12“-Maxi aufgegriffen, um die
ursprünglichen 3-Minuten Tracks mit der Version auf eine 12“ zu pressen, damit
beim Soundsystem stramm durchgetanzt werden konnte. Die Version war meistens
der Dub, der zuvor auf 7“-B-Seite zu finden war, manchmal gepaart mit
DJ-Toasting. Auf jeden Fall sehr oft sehr abgefahren und weit davon entfernt,
irgendeinen Rhythmuspart endlos zu wiederholen (wie bei den US Maxis). Die
Pressungen hielten sich im überschaubaren Rahmen, wahrscheinlich wurden
größtenteils Kleinauflagen für die Sound Systems und Dancehalls gefertigt. Yep!
Und nun zu
Disco Devil: Bombe! Bässe! Roots Reggae durch den Discowolf gedreht! 18 lange
Tunes, die Lee Perry zwischen 1977 und `79 für den Tanz hinschraubte. Und Lee
Perry war der Meister dieses Fachs, wobei der spezielle Sound seines Black Ark
Studios zur Einzigartigkeit beitrug. Was der Mann dort mit minimaler Ausrüstung
zauberte war so radikal, dass Lloyd „Bass Culture“ Bradley ihn den „Salvatore
Dali des Dub“ taufte. Scratch sagte selbst über sein Equipment: „It was only
four tracks written on the machine, but I was picking up twenty from the
extraterrestral squad...“. Ob nun Max Romeo, Junior Murvin, The Congos oder die
Heptones ist egal. Das hier ist ein durchgängiger Trip in eine ganz eigene
musikalische Sphäre. Auf Basssssswellen wirst du dorthin transportiert und
verbringst 140 wunderbare Minuten an einem anderen Ort. Und wenn die vorbei
sind, dann werden deine Augen leuchten und die ersten Worte werden sein: „Mehr
Bass!“ (R-man)
PS: Ist wie
gesagt unter dem Radar veröffentlicht worden und als Doppel-CD nicht mal teuer!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen