Re-issue des Jahres:
DARONDO: Listen to My Song - The Music City Sessions.
Vor etwa 4/5 jahren hat die Berliner Plattendealerin meines Vertrauens (Dagmars Laden gibt es leider nicht mehr) Darondo ans Herz gelegt: Die sensationelle Veröffentlichung „Let My People Go“ auf Luv’n’Haight, eine Ansammlung von verschollenen Singles und Outtakes des Funk & Soul Stars aus der Bay Area Ende der 60er. Bevor seine Karriere richtig durchstarten konnte, hat sich der Eigenwillige komplett zurückgezogen, sich mit obskuren Jobs über Wasser gehalten und war mehr oder weniger unauffindbar.
Doch über die letzten Jahre setzte der Hype ein, der mit diesem Album seine Rechtfertigung findet. Die „Music City Sessions“ sind das Album, was Darondo seinen Worten nach damals veröffentlichen wollte. „Listen to My Song“ enthält tatsächlich überwiegend „neues“ Material, das – obwohl nicht richtig fertig – trotzdem fast schon überproduziert klingt. Es ist umwerfend schön geworden, vielleicht das „Smile“ des West Coast Funk.
Darondo schließt quasi die Lücke zwischen James Brown und Prince, ein Crooner vor dem Herrn, der sich nicht scheut, mit Kopfstimme und Sweet Soul die Grenzen das machbaren Kitschs auszuloten „(Didn’t I?“), um dann wieder fast knochentrockenen (Afro-) Funk in die weite Welt zu predigen („Get Up Off Your Butt“). Ansonsten regieren opulente Rhythms irgendwo zwischen Curtis, Isleys und Parliament („I Don’t Understand It“). Die oft zuckersüßen Arrangements sind fast schon verschwenderisch angelegt, er packt meist mehrere Ideen in einen Song, sodass der Hörer (und Tänzer) auf Entdeckungsreise stets mit einer wohligen Überraschung rechnen kann und mit Dauerlächeln (oder offener Kinnlade) zurückgelassen wird.
Die spannenste Re-Edition des Jahres kommt in brown(sic!)-coloured Vinyl, digital gibt‘s wohl noch extra Tracks. „Let My People Go“ und die dazugehörige „Legs EP“ von 2006 sind auch noch zu haben. Unfassbar gut.
(An-Dréad)
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