Sonntag, 30. Oktober 2011

El Rego – El Rego
Zehn Jahre Daptone: Part 3

10 Jahre Daptone Records, home of  Sharon Jones & The Dapkings, Charles Bradley und weiterer famoser Soul-Acts. Anlässlich der Feierlichkeiten kommen wir nun in den Genuss dieser erstaunlichen Ausgrabung: die Daptone-Verantwortlichen taten sich mit dem kundigen DJ und Afrika-Feldforscher Frank Gossner zusammen, um Theophile Do Rego (aka El Rego) ein musikalisches Denkmal zu setzen.



Den kennen zwar nur Eingeweihte des Afro-Soul, beim Hören dieser Compilation merkt man aber schnell, dass El Rego ein ganz Großer ist. Der Mann aus Benin fusioniert auf souveräne Weise Afro-Beat, Funk im klassischen JB-Style und amerikanischen Soul zu einem eigenen, fett groovenden und herrlich gitarrenlastigen Sound. Die Songs wurden komplett geremastered und klingen hervorragend, das Album kommt dazu mit einem 20-seitigen Hardcover-Bookcase mit reichlich Text und Bildern zu El Regos Lebensgeschichte.

Und damit wir uns richtig verstehen: dieses Album ist natürlich auch für ethnologisch orientierte Musikforscher von Interesse, in erster Linie bietet es aber fetten, schwitzigen Funk direkt für den brodelnden Dancefloor!

(Whirlyjoe)

Samstag, 29. Oktober 2011

Sharon Jones & The Dap-Kings - Soul Time
Zehn Jahre Daptone: Part 2

Zehn Jahre Daptone Records, zweifellos das beste und wichtigste zeitgenössische US-Soul-Label. Und Soul meint hier alten Soul, classic, retro - und gerade deshalb so zeitlos modern. 

Das Aushängeschild der amerikanischen Soul-Szene sind bekanntlich Sharon Jones & The Dap-Kings, die eindeutig schärfste Stimme kombiniert mit der sensationellsten Band. 
Hier lebt der Geist von James Brown und seinem vielköpfigen Clan weiter. 

„Soul Time“ ist zwar nur bedingt ein neues Album, ist aber dennoch ein Muss für alle Soul-Girls und-Boys. Die Songs sind nicht neu, fanden sich bislang aber auf keinem Album. Es handelt sich um zum Teil neu eingespielte Singles, Live-Klassiker und ein schönes Cover von Shuggie Otis‘ „Inspiration Information“, also erstklassiges und bewährtes Material, wie zum Beispiel der deep groovende Hit „Genuine“, das bläserfette „He Said I Can“ und vor allem „What If We All Stopped Paying Taxes“ – eine überragende Funk-Nummer in klassischer JB-Tradition, mit mächtigem Gebläse und einer ganz wunderbaren Gitarre (inkl. Solo!), für mich eine ihrer allerbesten Nummern. 
Wie auch der Weihnachtssong „Ain’t No Chimneys In The Projects“, das auch dem unsentimentalsten X-Mas-Verweigerer zu weichen Knien verhelfen wird – Lieblingssong!

„Soul Time” ist also wie gesagt weder ein echter neuer Longplayer, noch eine schnöde Best Of-Collection, sondern eine Sammlung all der essentiellen Tunes, die man von Sharon Jones & The Dap-Kings neben den regulären Alben im Schrank haben muss.

(Whirlyjoe)

Freitag, 28. Oktober 2011

“Delivering the New Sound of Old Soul”
Zehn Jahre Daptone: Part 1

Ein Jubiläum, über das man sich freuen kann: seit mittlerweile zehn Jahren versüßt uns das New Yorker Soul-Label das Leben. Gabriel Roth und Neal Sugarman haben dabei ein einzigartiges Programm veröffentlicht – und das strictly independent.
Charakteristisch ist der authentische Sixties-Sound, analog, knackig, handgespielt – ungefähr auf halbem Weg zwischen Stax und Motown. Künstler wie Sharon Jones And The Dap-Kings, Charles Bradley, Antibalas oder Menahan Street Band bilden die Champions League des aktuellen Soul- und Funk-Geschehens und es ist auch kein Wunder, dass Amy Winehouse ihr Erfolgsalbum „Back To Black“ mit maßgeblicher Unterstützung der Daptone-Crew aufgenommen hat.
Zum Zehnjährigen werden einige besonders schöne Tonträger veröffentlicht, vorab empfehlen wir aber das hier:



Der große Charles Bradley - legitimer Nachfolger von James Brown - hat Nirvanas „Stay Away“ gecovert. Und wie. Mit Herz, Seele und der Kraft der psychedelischen Sägegitarre. Das SPIN-Mag hat anlässlich des 20sten Jubiläums des Nirvana-Evergreens “Nevermind” ein Tribute-Album zum kostenlosen Download bereitgestellt, auf welchem unterschiedliche Acts die Songs des Albums covern (u.a. Meat Puppets, Amanda Palmer…).

Das ganze Album gibt es zum kostenlosen Download (gegen eine E-Mail-Adresse) hier.

Den einzelnen Charles Bradley-Song kann man ohne Aufwand hier abholen.

(Whirlyjoe)

Mittwoch, 26. Oktober 2011


Feiner Voodoo Mix vor Halloween!

Die Jungs von Fort Knox Five haben sich den Klassiker It's Your Voodoo Working von Charles Sheffield vorgenommen, im Original ja locker unter 2 Minuten lang, aber eben sehr genial und wahrscheinlich in grösseren Clubs bereits etwas overplayed, im Stadtkrug geht er aber noch immer. Provinz halt.

Ob Fort Knox Five das dürfen oder ob man besser die Finger von sowas lassen sollte, dass könnt ihr ja mal in den Comments hinterlassen. Hier kann man an das Werk gelangen, es sich anhören und gegen Eintragung der E-Mail Adresse auch in 320er Bitrate runterladen. Wohl bekomms. (R-man)

Freitag, 21. Oktober 2011


Bestialement jamesbondesque!!

Lakester nennt man scheinbar die Rods, mit denen man Salzseen umpflügt oder auf zugefrorenen Seen fährt. Wusste ich auch noch nicht. Hier ein besonders beeindruckendes Exemplar. Und dazu eine zünftige Spoonful CD im Car-Player...

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Montags in Stuttgart 

Der Schwabenmetropole eilt ja immer gerne der Ruf des Provinziellen voraus, aber ich liebe meine Stadt, die außerdem die schönste der Welt ist. Und man kann durchaus was erleben, nehmen wir nur den vergangenen Montag, eigentlich ja kein Tag zum mögen.

Als arbeitsscheuer Gammler in Teilzeit schwinge ich mich nachmittags aufs Rad, um dem besten Plattenladen der Stadt (Second Hand Records, Leuschnerstraße) einen ausgiebigen Besuch abzustatten. Die Beute: frisches Vinyl von Roots Manuva, die 2008 verpasste Strut-Compilation „Disco Not Disco“, sowie die essentielle Singles-Compilation „Snap“ von The Jam, zu der der All Muisc Guide schreibt: "one of the greatest greatest-hits albums of all time“. – ha!

Um 18 Uhr trifft sich der denkende Teil Stuttgarts bekanntlich vor dem Bahnhof, diese Woche zum 95. Mal. Das muss man sich mal vorstellen: seit zwei Jahren demonstrieren – jeden Montag – mehrere tausend Menschen aus allen Schichten und jeglichen Alters gegen ein komplett idiotisches Bauprojekt, das viele Milliarden verschlingt und im Vergleich zum Jetzt keinerlei Nutzen bringt, dafür aber jahrzehntelanges Bauchaos. Und es ist tatsächlich so: jeder, der sich halbwegs über Stuttgart 21 informiert, lehnt das Projekt ab. Zurück bleiben die IHK, der unfähige Bahnvorstand und einige treudoofe Parteisoldaten von CDU, FDP und einige bemitleidenswerte Sozis. Aber keine Angst: wir werden S21 verhindern.

Zur Erfrischung dann das traditionelle Warm-up-Bier im nahe gelegenen Palast der Republik, danach gleich zum seit 26 Jahren existierenden Club Röhre, tatsächlich eine nie fertig gebaute Tunnelröhre, die im Zug von S21 aber auch verschwinden soll. Dort spielen an diesem Abend die furiosen norwegischen Newcomer Kakkmaddafakka – was für ein Spaß!



Die Band ist fast noch jünger als das ebenso jugendliche wie überwiegend weibliche Publikum und spielt einen mitreißenden, unbeschwert geschichtslosen Indie-Disco-Sound. Das meiste Pulver haben die Schützlinge von Erlend Oye zwar nach einer halben Stunde verschossen, dennoch prophezeie ich der Band eine große Zukunft. Allein schon wegen des Luxus, mit acht Leuten die Bühne zu bevölkern, darunter allein drei grandiose choreographierte Tänzer und Chorsänger. Mehr gute Laune mit wildem Bühnentanz, enthemmtem Herumhopsen und sich nackig machen geht ganz sicher nicht. Bitte auch hier bei Gig-Blog nachlesen – die haben auch wieder die allerschönsten Fotos.

Da man für die jungen Leute schon kurz vor neun begonnen hat, fahre ich auf dem Heimweg noch schnell am Schocken vorbei – dort spielen Dub Trio aus New York, von denen ich dann auch noch eine knappe Stunde mitkriege. Deren Auftritt ist dann in fast jeder Hinsicht das exakte Gegenteil von Kakkmaddafakka: unter den knapp 50 Anwesenden fast keine Frau, dazu ernstes Schweigen, keine Ansagen und auch sonst eine eher sakrale Stimmung. Das könnte aber auch an der enormen Lautstärke der Instrumental-Band liegen. Der Drummer – mindestens der technisch Beste, den ich je sah, hatte aus gutem Grund ein schweres Beton-Fundament vor seiner Bassdrum platziert, denn angesichts des Lärms geriet im Schocken wirklich alles ins Vibrieren.



Der Sound war dann leider wesentlich mehr Heavy-Prog in Slow Motion als Dub, aber trotz der unnötigen Emotionslosigkeit auf der Bühne und im Publikum saugt einen dieser mächtige Wall of Sound doch ganz schön ein.

Insgesamt ein kontrastreicher Abend, der hoffentlich beweist, dass man in Stuttgart doch allerhand erleben kann – sogar montags. Zu machen ist ein solches Kulturprogramm natürlich nur dank eines schamlos ausgenutzten Gästelisten- und Freibierwesens, von dem man als unterbezahlter shake baby shake-Reporter zu leben gelernt hat.

(Whirlyjoe)

Sonntag, 16. Oktober 2011

Spoonful Woche bei shake baby shake
Out now: Spoonful #52 - Sin City Jukebox 5

Schlechte Nachrichten vorab. Herb Franklin ist krank und das könnte das jehe Ende der Sin City Jukebox Serie bedeuten. Sechs Jahre habe ich gebraucht, um Herb davon zu überzeugen, die 45er, die er seit den 50er Jahren aus der Jukebox seiner Sin City Bar direkt ins Archiv hat wandern lassen, zu digitalisieren. Oder besser, digitalisieren zu lassen. Nun ist der 81-jährige ziemlich krank und ich denke, ich sollte ihn erst mal in Ruhe lassen.

Über die frühen Jahre der Bar inklusive einiger Anekdoten und über mein Treffen mit Herb Franklin zirka 2004 hatte ich ja schon in den Linernotes der ersten vier Sin City Jukebox CDs berichtet. Als Mitte der Sechziger der Druck der Mafia zunahm und Herb finanziell ausgebeutet und gar physisch bedroht wurde, schloss er die Türen von Sin City im Herbst 1967 für immer. Vom Barbetrieb ermüdet, zog er an die Westküste nach San Diego und eröffnete dort Herb’s Chop Shop, schließlich hatte er Automechaniker gelernt und immer einen Faible für donnernde V8-Motoren. An der mexikanischen Grenze schraubte er fortan an Hot Rods und Mopars, inklusive Customizing – vom Air Ride bis zum Pinstriping. Das Geschäft lief gut und Mitte der Neunziger war Herb ein wohlhabender Mann, verkaufte den Chop Shop und zog nach Biloxi zurück. Er erwarb ein kleines Haus direkt am Golf von Mexiko, kaufte sich ein Boot und einen 67er Camaro. Eher aus Langeweile und der Lust an der Kommunikation mit Menschen begann er, in New Orleans Taxi zu fahren. Seine Arbeitszeit konnte er selbst bestimmen und rückblickend war es ein riesiger Zufall, dass ich damals ausgerechnet in sein Taxi gestiegen bin.

Am 29. August 2005 zog der Hurrikan Katrina über Biloxi und machte 90% der Stadt dem Erdboden gleich. Der Gouverneur von Mississippi sagte damals, Biloxi sei nicht zerstört, es existiere nicht mehr. Von Herb’s Haus am Meer blieb nichts übrig, aber er konnte sich vorher in Sicherheit bringen und seine 7“-Sammlung war sowieso in Kartons verpackt in einem Storage Depot im Landesinneren.

O-Ton Herb: „Alles lag in Trümmern. Monatelang passierte nichts. Es war deprimierend. Ich musste da weg und zog zurück in meinen Geburtsort Wiggins, Mississippi. Full circle sozusagen: Wiggins-Biloxi-San Diego-Biloxi-Wiggins. Ich habe mir ein ordentliches Haus gemietet und neben meinem Camaro steht nun ein `31er Chevy 3 Window Coupe Street Rod mit einem 400 CID Chevy Small Block in der Einfahrt. Ich habe mir wieder einen Plattenspieler gekauft und meine 7“-Sammlung aus dem Lager geholt. Rock & Roll und Hot Rods. Ich bin zufrieden.“

Das schrieb mir Herb noch letztes Jahr. Zumindest hat er noch diese erstklassige Sammlung aus seinen Archiven verschickt, die jede Menge erstklassige 50s R&B Tracks, hier und da etwas weissen Rock  Roll/Rockabilly und einige brandheisse Instrumentals bietet. Mit Curtis Knight, A.C. Reed, Sandy Nelson, Eddie Fontaine, Dean Carter, Jimmy Lloyd, Ike Turner & His Kings Of Rhythm und noch 27 mehr. Hot Blues & Rhythm! (R-man)

Gibt es
  hier oder etwas preiswerter hier!

Freitag, 14. Oktober 2011


Ganz frisch: The Fabulous Penetrators am 22.10. in Bonn

Stag-O-Lee Recording Artist The Fabulous Penetrators (UK), die GarageBluesMariachiRock Giganten aus London werden am Samstag, 22.10.11 im Rahmen des WDR Rockpalast Crossroads Festivals die Harmonie in Bonn ganz unharmonisch aufmischen. Sozusagen als kurzfristiger Ersatz. Das Konzert wird vom WDR Rockpalast aufgenommen und von WDR und 3Sat im November ausgestrahlt werden.

Die Türen öffnen sich bereits um 19.15 Uhr, dementsprechend früh wird die Band beginnen. Danach spielen Hundred Seventy Split - die Ten Years After-Männer Joe Gooch (Voc/Guitar) und Leo Lyons (Bass) – unterstützt von Drummer Damon Sawyer spielen harten Bluesrock. Na, das liest sich doch vielversprechend! (R-man)

Donnerstag, 13. Oktober 2011

 Fink in der Kulturkirche Köln 
"...da sitzt Du wahrscheinlich alleine da und langweilst Dich" sprach der R-man als ich ihm erzählte, dass ich Karten für das Kölner Fink-Konzert hätte. In beiden Punkten sollte er sich irren.

Die Anfahrt war eine Qual; in Köln bedeutet die Kombination Feierabendverkehr, Dämmerung und Nieselregen zuverlässig komplettes Verkehrs-Chaos. So brauchten wir für 14 KM Anfahrt eine gute Stunde, waren aber noch früh genug da um dreissig Minuten im Regen zu stehen und auf die Öffnung des Portals zu warten. Dafür gab's dann einen Platz in vorderster Reihe, näher dran ging nicht. Die Kulturkirche Köln war für mich eine komplett unbekannte Konzert-Location, es handelt sich dabei um eine klassische evangelische Kirche (also kein Beton-Neubau), die auch als solche noch genutzt wird. Das Publikum sitzt auf Kirchenbänken und nur ein paar blaue Boden-Spots sorgen für eine etwas weniger religiöse Anmutung. Der Altarbereich wird für Konzerte zur Bühne umgebaut, alles sehr souverain gelöst.
Das Kirchenschiff füllte sich dann recht zügig, der Gig war komplett ausverkauft. 

Das Vorprogram bestritt die reizende Rachel Sermanni, die mich allerdings hauptsächlich mit ihrem Äusseren und niedlichen Kommentaren begeistern konnte. Auch musikalisch war das zwar ganz angenehm (ich rufe mal vorsichtig "Joni Mitchell" in die Runde), aber nicht wirklich meins.  

Dann bestieg ein Herr mit Vollbart und langem Haupthaar die Bühne, begrüßte das Publikum, bat um Nichtrauchen ("dafür dürft Ihr kräftig trinken!"), dankte der Früh-Kölsch-Brauerei für den Support, versprach ein tolles Konzert und stellte sich zwischendurch als Gemeindepfarrer vor. Sehr sympathisch!
Fink spielen in bewährter Drei-Mann-Besetzung, wobei der Schlagzeuger auch zu Gitarre und Cajones wechselte und bewies, dass man Instrumentenwechsel auch ohne große Pausen, Umräum- und Stimm-Aktionen bewältigen kann. Die Alben haben ja durch ihre etwas eintönige Grundfarbe durchaus etwas gleichförmiges, dieses trat aber live deutlich in den Hintergrund. Das Set bestand vorwiegend aus den etwas "schnelleren" Songs aller vier Alben, trotz der oft konstant durchgetretenen Bassdrum überaus spannend.
Die Bühne wurde durch eine tolle Lightshow, bestehend aus einer Menge Ikea-Schreibtisch-Leuchten, und Video-Projektionen beleuchtet.



Die Musiker waren über das restlos begeisterte Publikum offensichtlich sehr erfreut. Nach "Standing Ovations" (nach der letzten Nummer erhob sich das erfreulich laberarme Publikum von den Kirchenbänken) gab's noch eine tolle Zugabe unter Einsatz aller Gitarren-Effektgeräte und einer letzten Solo-Nummer.
Fazit: großartiger Abend!
Wer noch Karten bekommen kann: absolute Empfehlung!

(K-Nut)

Dienstag, 11. Oktober 2011


Stag-O-Lee Shakedown welcomes the Juke Joint Pimps!

Wir unterbrechen die Spoonful Berichterstattung für einen wichtigen Veranstaltungshinweis:

Seit einigen Jahren sind wir im Stadtkrug als DJ’s aktiv - erst als shake baby shake und seit zwei Jahren als Stag-O-Lee Shakedown - und im Dezember feiern wir wie gewohnt standesgemäß unseren Geburtstag. Letztes Jahr hatten wir dort Miraculous Mule zu Gast, in diesem Dezember freuen wir uns außerordentlich, die Juke Joint Pimps begrüßen zu dürfen. Mitreissenden Garage Blues kann keiner besser als das sympathische Duo aus Köln, noch dazu Voodoo Rhythm Recording Artists und absolute Rampensäue. Wer weiß, vielleicht bekommen wir sie auch aus Gospel Pimps zu sehen?

Für das Rahmenprogramm sorgen die Stag-O-Lee Allstars an den Plattentellern, expect only the best in 50s Rhythm `n´Blues, early Soul, wild Rock & Roll, rockin‘ Blues, primitive Rockabilly, Garage-Punk, Exotica and then some.

Wann: Samstag, den 03. Dezember ab 21 Uhr bis in die frühen Morgenstunden.
Wo: Stadtkrug Beverungen (es darf geraucht werden)

Montag, 10. Oktober 2011


Spoonful Woche bei shake baby shake
Out now: Spoonful #51 / Boss Reggae

Im Sommer war er fertig, mein Boss Reggae Mix, aber da war ich wohl in einer anderen Umlaufbahn. Dann soll er euch eben den gerade heftig einsetzenden Herbst erwärmen. Ska, Rocksteady und early Reggae gehören ja schon seit dem legendären DJ-Gig von Michael und Patrick zum Spoonful Repertoire. Ich erinnere mich noch gut, wie ich mich damals in völliger Ekstaste dazwischen gedrängt habe, um Artibella von Ken Boothe zu droppen. Und wie gut das funktioniert hat.
Mit Spoonful 16, 25 und 38 haben wir ja bereits drei Jamaica-spezifische Spoonful-Comps auf die massive losgelassen und immer wieder mal einen Offbeat-Tune in die anderen Selections eingebaut, nicht zu vergessen von diversen Soundcruiser Einsätzen.

Es wurde also Zeit für Boss Reggae – eine Comp mit early Reggae aus der Zeit von 1968 bis 1972. Nach dem Ende des Rocksteady kam das, was man heute Early Reggae (oder auch Skinhead Reggae) nennt. Big In Britain – Double Barrel ging bis auf #1. Das Tempo wurde wieder angezogen und der vorwiegend von Bass und Gitarre getragene Rhythmus stand im Vordergrund. Der Sound war rau und geprägt von der schlechten wirtschaftlichen Lage Jamaicas. By the way – die ersten Skinheads dieser Zeit, eine Abspaltung der Mods mit eigenem Dresscode aber ähnlicher Musik, hatten mit Rassismus nichts im Sinn. Ganz im Gegenteil, sie verbrüderten sich mit der westindischen Einwandererjugend in Britannia.

Also Stoff, den man gerade wegen des Grooves (oft wird stur ein Riff durchgehalten) und des Tempos in einen Spoonful-Set in bereits bestehende Sounds und Genres einbasteln kann. Das hat mir bis dato oft Probleme bereitet, da die Tunage entweder zu hektisch (Ska) oder zu schluffig (Rocksteady) war. Und wie es so war in Jamaica – Zeit und Aufnahmeband muss es im Überfluss gegeben haben, denn offensichtlich durfte jeder Mal einen Riddim voicen. Dann wurden die Rückläufer einfach mit dem Papierlabel wieder eingeschmolzen und neue 7“-es gepresst, egal ob der Holzgehalt immer höher wurde oder nicht. Und natürlich veröffentlicht.

Don’t get me wrong, ich liebe diesen Sound. Aber eine gewisse Qualitätskontrolle hätte nicht geschadet. Seltsamerweise sind meine Favoriten der Selection eher von der mittelschnellen Variante – Rough Rider von Prince Buster, Heartbeat von Ernest Ranglin oder The Ethiopians mit The Whip. Hope you dig!


Hier oder hier! (R-man)

Samstag, 8. Oktober 2011


Spoonful Woche bei shake baby shake
Out now: Spoonful 50/Duke Jens-O-Matic's Jim Jam Gems

Was macht man beim Jubiläum? Man feiert und lädt sich einen Spitzenkünstler ein, der für die Musik zuständig ist. Und so haben wir das auch gemacht. Schnell hatten wir uns den Duke Jens-O-Matic ausgeguckt, der in Stuttgart und über die Grenzen hinaus bekannt ist: als mit allem Wassern gewaschener DJ, als Radiomoderator, als genialer Grafiker und vor allem als Super-Sympath.

Er ließ sich auch nicht lange bitten und lieferte diese 30-Track Bombe, die wie nicht anders erwartet durch das grosse 50s Feld des Rock & Roll und Rockabilly marodiert und dabei im Handstreich noch ein paar R&B Cuts mitnimmt. The Robins, Howlin' Wolf, Cosmo, Steve Carl, Guitar Junior, Wayne Walker sind nur einige, die den Hörer in die Knie zwingen. Und gibt es einen besseren Tune als You Need to Fall In Love von Little Jimmy Ray? Kaum. Sowieso sind hier ein paar dieser schmachtenden Rockabilly-Western Tunes drauf, die auch einen Popcorn-Dancefloor aufmischen und für die es noch gar keine Genre-Bezeichnung gibt.

Und natürlich liefert der Duke das Artwork der Extraklasse gleich mit. Hammer! (R-man)

Hier oder hier (preiswerter).

Freitag, 7. Oktober 2011

Spoonful Woche bei shake baby shake
Out now: Spoonful 49/Sin City Jukebox 4

Das geht ja wie beim Brezel backen... Auch das 4. Volumen dieser so genialen Reihe strotz nur so vor grossartig tanzbaren Rhythm & Blues, Popcorn-Rockabilly, Rock & Roll, Monster Intros und ähnlich bezwingenden Tunes. Alles ziemlich rar und was damals in der Jukebox in der Bar in Biloxi lief, hatte schon grosse Klasse.

Aber lassen wir den Inhaber Herbert H. Franklin erzählen, so wie ich ihn in New Orleans erlebt habe:
„Oh ja, die Rock-Ola Tempo II 200 (die Jukebox auf dem Cover), das war eine Maschine. Die kam Ende 1959 auf den Markt und ich habe direkt die mit den 200 Selections bestellt. Eine echte Schönheit und vor allem unglaublich zuverlässig. Allerdings für unseren Laden zu leise. Aber wir hatten unsere Maschinen schon vorher per Extra-Verstärker mit mehr Power versehen und als die neue Tempo II kam, hatten wir schon eine feste P.A. installiert und ließen die Jukebox darüber laufen. Da konnten die Gäste so laut sein wie sie wollten, wir konnten immer lauter.

Und wir haben großartige Parties gefeiert. Ike Turner hing dauernd bei uns ab. Schon als er Anfang der 50er mit den Bihari Brüdern als Talentscout im Cadillac durch den Süden fuhr und vor jeder Lehmhütte stoppte, war er bekannt wie ein bunter Hund. Er und seine Kings Of Rhythm haben oft bei uns gespielt, welch eine grandiose Band. Da war er schon mit Tina verheiratet. Und manchmal, wenn er einen Gig in New Orleans hatte, kam er einfach so vorbei, mit Tina und den Ikettes im Schlepptau. Nur so zum Trinken. Wenn Ike Turner plötzlich in der Bar stand, stieg die Stimmung mal gleich um ein Vielfaches.

Irgendwann Anfang der 60er – da war er schon ein echter Star – kam er im knöchellangen Nerzmantel. Das werde ich nie vergessen. Ganz heiß! Schwarz und weiß zusammen war selten ein Problem im Sin City, nur einmal stellte sich ein besoffener Texas-Hick Mr. Turner in den Weg und wollte Zoff machen. Ike schlug lässig seinen Nerz zurück und drunter hatte er einen Gürtel wie die Jungs bei High Noon einen hatten, zog die beiden Riesenknarren und ballerte ein paar mal in die Decke. Und ließ sie zurück in den Holster gleiten, als hätte er nie was anderes gemacht. Der Hick war ganz schnell weg und am nächsten Tag war die Spende für die Polizei-Pensionskasse etwas größer als sonst.

Zahlen musste ich sowieso. Aus allen Ecken kamen sie und wollten kassieren. Um ordentlich Schnaps zu verkaufen, musste man jedes Jahr die Liquor Control Commission schmieren, normalerweise hätten wir um 1 Uhr morgens schliessen müssen, also hielt bei der Stadt jemand die Hand auf. Und natürlich die Cops, die immer mal wieder reinschauten, um den einen oder anderen Schein abzugreifen. Die Cops wollten plötzlich ab Anfang der Sechziger kein Geld mehr, dafür kamen zwei schmierige Spaghettifresser, die mir unmissverständlich klar machten, dass sie ab jetzt für meinen Schutz zuständig waren. Und damit stiegen auch die Preise. Sowieso wurden alle immer gieriger. Das war der Zeitpunkt, an dem der Spass auf der Strecke blieb."


Gibt es hier und (etwas preiswerter) hier. (R-man)

Donnerstag, 6. Oktober 2011


Spoonful Woche bei shake baby shake
Out now: Spoonful #48 – Sin City Jukebox Vol. Three

Weiter geht es mit dem 3. Volumen der Jukebox… hier die Linernotes:

Lassen wir ihn erzählen: „Mein Name ist Herbert H. Franklin, ich bin 74 Jahre alt und wurde in Wiggins, Mississippi, geboren. Meine Eltern zogen kurz nach meiner Geburt nach Biloxi, 30 Meilen südlich. Biloxi liegt direkt am Golf von Mexiko zwischen New Orleans und Florida. Eine tolle Stadt zum Aufwachsen, alles sehr entspannt und immer scheint die Sonne. In meiner Jugend habe ich es dort richtig krachen lassen. Jeden Scheiß habe ich mitgemacht, von illegalen Strassenrennen bis zum völligen Absturz in den Bars am Strip. Zu unserer Gang gehörten auch ein paar schwarze Geezer, coole Typen, aber das wurde nicht gerne gesehen. Schließlich waren das die späten 40er Jahre im Süden. Ich machte eine Ausbildung zum Automechaniker und ich hatte es schnell satt, dass meine Flossen immer voller Wagenschmiere waren. Die Mädchen mochten es nicht, wenn deine Fingernägel aussahen, als hättest du gerade eine Katze vergraben, you know?

Also machte ich das, was mir am ehesten Spaß machte: ich stellte mich an einen Tresen. Allerdings auf die andere Seite und heuerte als Barmann im Smithwick’s an, einem Wasserloch in Biloxi. Die Bar lag im Grand View Drive, links ab vom Beach Boulevard, also quasi direkt am Wasser. Das war zirka 1950 und ich war 20 Jahre alt.

Fünf Jahre arbeitete ich praktisch Tag und Nacht, 7 Tage die Woche für meinen Boss und als der sich 1955 zur Ruhe setzen wollte, übernahm ich den Laden. Ich hatte in den Jahren reichlich Geld zur Seite gelegt, schließlich hatte ich keine Zeit es auszugeben. Getränke waren im Kühlschrank und für das Essen war unser Koch zuständig – den werde ich nie vergessen: James Cook – einer der seinen Namen zum Beruf gemacht hatte und bis zum bitteren Ende im Sin City arbeitete.

Nachdem der Laden renoviert und in Sin City umbenannt wurde, lief es von Anfang an richtig gut. Um die Stadtväter zu beruhigen hatten wir draußen nur ein Neon mit der Aufschrift `Liquor´ hängen, aber drinnen ging die Post ab. Es wurde reichlich gesündigt, das kannst du mir glauben.

Jede Woche standen 2-3 Bands auf unserer Bühne, ich hatte schnell gute Kontakte aufgebaut und Biloxi lag strategisch günstig auf der Fahrt nach New Orleans oder Florida. Also warum nicht im Sin City spielen? Solomon Burke, Tarheel Slim, Ike Turner, Lee Dorsey und viele, viele andere kamen immer wieder gerne in unsere Bar und sorgten für sündige Abende.

Im Sin City war ich Mädchen für alles. Bands und Tänzerinnen buchen, die Jukebox am Laufen halten, hinter der Bar stehen, verstopfte Klos wieder gängig machen, Schlägereien schlichten, Sleazeballs rausschmeißen, Stockkeeping, Buchhalter usw. – der Tag hatte 26 Stunden.

Aber zumindest für den Barbetrieb hatte ich Verstärkung – da habe ich nur die schönsten Frauen engagiert! Die Mischung aus Jane Russell, Jayne Mansfield und Marilyn Monroe war damals die Idealbesetzung. Da habe ich immer gerne etwas besser bezahlt, das hat sich schnell amortisiert. Das war eine Lektion, die ich damals gelernt habe: stell sexy Frauen hinter die Theke und dein Laden brummt.“

Mit The Masonics, Silas Hogan, Wayne Walker, Jimmy McCracklin, Wynone Carr und vielen anderen. Sogar ein Moondog Track hat sich unter die 33 Cuts geschlichen. Wie sagt die Traycard so schön: „Some of the wildest and sexiest beats ever recorded!“

Hier oder etwas preiswerter hier.

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Spoonful Woche bei shake baby shake
Out now: Spoonful #47 – Sin City Jukebox Vol. Two

Irgendwann Mitte Mai kündigte ich das erste Volumen dieser glückseligen Zusammenarbeit an. Aber da sich außer mir keiner mehr dran erinnern kann, die die Details noch einmal in der Nussschale, wie der Engländer sagt.

Als ich 2004 nach New Orleans reiste, traf ich dort per Zufall einen alten Herren (meinen Taxifahrer) namens Herbert H. Franklin. Wir kamen ins quatschen und aus recht belanglosen Touri-Infos entwickelte sich über die nächsten Tage echte Sympathie oder gar Freundschaft. Herb hätte locker mein Vater sein können, aber ich kann mich ja auch mit Leuten gut unterhalten, die meine Kinder sein könnten, also war das Alter kein Problem. Denn wir hatten zwei gemeinsame Interessen: Musik aus den 50ern und Hot Rods.

Eine Woche war ich in New Orleans und wir trafen uns täglich. Mal fuhr er mich von Plattenladen zu Plattenladen, mal trafen wir uns zum Lunch oder abends auf ein Bier. Herb hatte das Taxifahren eigentlich nicht nötig, er fuhr die alte Droschke nur, um eine Aufgabe zu haben und nicht zu vereinsamen. Kohle hatte er offenbar genug, sodass er es sich leisten konnte, mal einen Tag frei zu nehmen und mich durch das Umland dieser damals noch tollen Stadt (das war vor Katrina) zu kutschieren.

Der zirka 70-jährige Herb hatte jede Menge Geschichten zu erzählen, unter anderem war er zwischen 1955 und 1967  der Inhaber eine Bar in Biloxi, ungefähr eine Stunde westlich von New Orleans gelegen, auf dem Weg nach Florida. Die Bar hieß Sin City und Herb hat dort Anfang der 50er dort als Barmann angeheuert und den Laden fünf Jahre später übernommen. Neben den Geschichten über die Livebands, die im Sin City die Bühne unsicher machten,  faszinierte mich vor allem die Jukebox. Herb hatte nämlich alle Singles, die je in der Box gelaufen sind gekauft und archiviert. Jeden Monat kam ein Vertreter, der die Boxen neu bestückte und Herb legte für die alten 45er ein paar Dollar auf den Tisch, packte sie in eine Papiertüte, beschriftete und stellte sie zuhause ins Regal. Zirka 50 Singles waren das pro Monat, knappe 600 im Jahr und was in 17 Jahren (er begann damit schon als Angestellter um 1950) Barbetrieb zusammen kam, kann man sich ja ausrechnen.

Natürlich war ich heiß auf diesen Schatz und nach langen Jahren ist es mir endlich gelungen, Herb dazu zu bringen, zumindest einen Teil davon zu digitalisieren. Das lag auch daran, dass in der Nachbarschaft erst mal jemand gefunden werden musste, der willing und able war. Und kostengünstig. Und nun sprudelt die Quelle und der gute Herb hat offensichtlich Freude am Sound gefunden und gleich mehrere Volumen geschickt.
Und hier sind sie nun, über 30 Kracher zwischen Black Rock & Roll und weißem Rock & Billy-Sound, zwischen groovigen Tittyshaker-Instros und exotischen Schönheiten. Alles allerfeinst in Szene gesetzt! (R-man)

Kriegt man hier oder etwas billiger bei Spoonful Facebook!

Dienstag, 4. Oktober 2011

Coming soon: More Spoonful

Oje, wo war ich die letzten 5 Monate? Auf der Suche nach der letzten Spoonful Post im shake baby shake Blog musste ich tatsächlich bis zum 14. Mai zurückgehen.

Zwischenzeitlich dachte ich, irgendein böser Zeitgenosse hätte die Spoonful-related Posts aus welchem Grund auch immer gelöscht. Und dann habe ich sie gefunden, mit genau der Überschrift dort oben, die ich jetzt mal eben recycle.

Sechs Zeilen später rätsele ich noch immer, wo das (beinahe) halbe Jahr hin ist und kriege direkt einen milden Depressionsanfall beim Gedanken, dass die Zeit zum Ende hin immer schneller vergeht. So wie bei einer Sanduhr, bei der die letzten Körner praktisch durchrauschen.

Dabei war Musik doch eine kontinuierliche Stütze und sprudelnder Quell der Freude in den letzten Wochen und Monaten, das habe ich zumindest positiv in Erinnerung. Am tollen Wetter kann es auch nicht liegen, also war wohl doch die sich nicht gerade befruchtende Mischung aus Antriebsarmut und diversen Lebenstumulten.

Aber ab jetzt wird alles anders. Wir wollen wieder etwas Leben in den Blog zurück bringen und ich gehe dann gleich mal mit gutem Beispiel voran und verspreche, die neuen Spoonful Volumen mundgerecht vorzubereiten – also ab morgen: Spoonful-Woche bei shake baby shake! Sei dabei! (R-man)

Sonntag, 2. Oktober 2011

Re-issue des Jahres:
DARONDO: Listen to My Song - The Music City Sessions.


Vor etwa 4/5 jahren hat die Berliner Plattendealerin meines Vertrauens (Dagmars Laden gibt es leider nicht mehr) Darondo ans Herz gelegt: Die sensationelle Veröffentlichung „Let My People Go“ auf Luv’n’Haight, eine Ansammlung von verschollenen Singles und Outtakes des Funk & Soul Stars aus der Bay Area Ende der 60er. Bevor seine Karriere richtig durchstarten konnte, hat sich der Eigenwillige komplett zurückgezogen, sich mit obskuren Jobs über Wasser gehalten und war mehr oder weniger unauffindbar.

Doch über die letzten Jahre setzte der Hype ein, der mit diesem Album seine Rechtfertigung findet. Die „Music City Sessions“ sind das Album, was Darondo seinen Worten nach damals veröffentlichen wollte. „Listen to My Song“ enthält tatsächlich überwiegend „neues“ Material, das – obwohl nicht richtig fertig – trotzdem fast schon überproduziert klingt. Es ist umwerfend schön geworden, vielleicht das „Smile“ des West Coast Funk.

Darondo schließt quasi die Lücke zwischen James Brown und Prince, ein Crooner vor dem Herrn, der sich nicht scheut, mit Kopfstimme und Sweet Soul die Grenzen das machbaren Kitschs auszuloten „(Didn’t I?“), um dann wieder fast knochentrockenen (Afro-) Funk in die weite Welt zu predigen („Get Up Off Your Butt“). Ansonsten regieren opulente Rhythms irgendwo zwischen Curtis, Isleys und Parliament („I Don’t Understand It“). Die oft zuckersüßen Arrangements sind fast schon verschwenderisch angelegt, er packt meist mehrere Ideen in einen Song, sodass der Hörer (und Tänzer) auf Entdeckungsreise stets mit einer wohligen Überraschung rechnen kann und mit Dauerlächeln (oder offener Kinnlade) zurückgelassen wird.

Die spannenste Re-Edition des Jahres kommt in brown(sic!)-coloured Vinyl, digital gibt‘s wohl noch extra Tracks. „Let My People Go“ und die dazugehörige „Legs EP“ von 2006 sind auch noch zu haben. Unfassbar gut.

(An-Dréad)