Sonntag, 5. Oktober 2008
Motel California
Spirit
The Spirit Of 76
Das Problem von Spirit war vielleicht, dass sie in ihrer langen Karriere kein wirklich herausragendes Album zustande gekriegt haben – Twelve Dreams Of Dr. Sardonicus ist wohl das konsensfähigste. Mein Favorit ist aber das hier:
The Spirit Of 76 (erschienen 1975) ist ein drogengeschwängerter Trip zur amerikanischen 200-Jahresfeier („America The Beautiful“), von Anfang an gibt es kaum klar abgegrenzte Songs, sondern ein einziges Medley, ein langer, oft träger Fluss, zusammengehalten von Randy Californias wunderbarer, perlender, verhallter Gitarre – niemand klingt wie er. Am Anfang ein ganz zartes „The Times They Are A Changing“, akustisch, sanft und spacy – Randys nasaler Gesang passt perfekt.
Seite 2 des Doppelvinyls beginnt mit „Walking The Dog“ (Rufus Thomas) richtig fett und funky, es gibt Country-Pop („Joker On The Run“), und wie sich dann ganz langsam Dylans „Like A Rolling Stone“ aus der amorphen Masse herausschält, ist eine Offenbarung. Viel Hall, der Beat zunächst nur von so einem handgeschüttelten Schellending, kurz erklingt eine bluesige Akustische, dann magischer Flüstergesang und los geht es. Der Song wächst mit flüssigen, flirrenden und klingelnden Gitarren in höchste Höhen von allem, was Westcoast-Sound für mich ausmacht, getragen von einem sonnigen, schwerelosen Beinahe-Dub-Vibe (finde ich jedenfalls). Tell Me How Do You Feel – Sternstunde.
Randy verlässt hier auch weitgehend das Fahrwasser von Hendrix und findet einen eigenen Sound. Drummer Ed Cassidy (ist er doch?) gibt übrigens lustig-bekifft-verhallte Monologe („Jack Bond“) fast wie Lee Scratch Perry, den er damals wohl eher nicht kannte. Die zweite Hälfte des Albums gerät etwas zerfasert und verdaddelt, hat aber auch Knüller wie eine ziemlich abgehobene „Hey Joe“-Version zu bieten – so viel Hendrix muss dann doch sein.
Als Bonus habe ich mal die 78er Rockpalast-Version von „Like A Rolling Stone“ als Video rausgesucht. (Whirlyjoe)
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