Country Got Soul
Jim Ford ist tot. Er wurde am 18. November tot in seiner Wohnung in Fort Bragg aufgefunden. Er wurde 66 Jahre alt.
Jim Ford werkelte kurzzeitig im Untergrund des Country-Soul und wurde von mir damals entdeckt, als Edsel sein Harlan Country wiederveröffentlichte. Das passte gut in die Ecke Dan Penn, Delaney & Bonnie und Tony Joe White (mit denen er auch Country Got Soul zu hören ist). Irgendwann ist mir die CD dann abhanden gekommen und als ich wieder beim White Soul angekommen war, war sie nicht mehr aufzutreiben. Heute soll sogar die Edsel CD für 200 Dollar gehandelt werden!
Erst 2006 hat das Bear Family Label das gesamte Harlan Country Album mit jeder Menge Singles und 10 unveröffentlichten Songs aus Ford’s Privatarchiv zu einem absoluten Leckerbissen geschnürt. Perfekt remastert, im stilsicheren Digipak und mit 40-seitigem Booklet noch dazu. Das sollte erst der Anfang einer Serie werden.
Ford war ein Drifter. Er wuchs in Harlan Country, Kentucky auf, zog über Louisiana an die Westküste, freundete sich mit Pat und Lolly Vegas (später Redbone) an, schrieb den Song Niki Hoeky für P.J. Proby (#22 der Charts) und war der Boyfriend von Bobbie Gentry. Er spielt in dem Film Bongo Wolf’s Revenge, zog Marlon Brandos Kinder auf (weil er mit dessen ex-Frau zusammen lebte) und war in einer Playboy-Fotostory mit nackten Mädels abgebildet (im Booklet zusehen). Sly Stone („Jim Ford is the baddest white man on the planet“) war sein bester Freund (sie wohnten gar zusammen und Ford ist auf There's A Riot Going On zu hören)), Nick Lowe nennt ihn seinen größten Einfluß und seine Songs fanden sich auf Platten von Aretha Franklin, den Temptations und Bobby Womack.
Harlan Country spielte er 1969 bei Wally Heider in L.A. ein, im Studio waren Dr. John, Jim Keltner, James Burton und Gerry McGee zugegen. Das Resultat ist ein funky Southern Country-Soul Album mit einem Muscle Shoals R&B-Groove. Damals nicht ganz perfekt, aber ganz nahe dran. In der Bear Family Edition zu einem glänzenden Edelstein des Genres herausgeputzt!
Zwischendurch war Ford völlig abgetaucht und wurde schließlich 2006 von den Bear Family-Scouts in einem Trailer-Park an der Westküste aufgespürt. Dank der Schecks aus Norddeutschland ging es ihm zwischenzeitlich etwas besser.
Der Lebengeschichte nach wäre Jim Ford ein Mann gewesen, der am 1. Samstag im Monat ganz gut an die Theke des Beverunger Stadtkrugs gepasst hätte. So wie ich ihn einschätze, hätte er sich einen Spass daraus gemacht, unseren Wirt Lollo zur Weissglut zu bringen. Wir bei shake baby shake danken ihm noch für die tolle Version von Spoonful, die unser K-nut auf seinem Mix verewigte. Rest in peace. (R-man)
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