Dienstag, 29. Mai 2012


...ein ausführlicher OBS-Bericht folgt natürlich zeitnah (sobald unsere Regeneration etwas weiter fortgeschritten ist.) Es war übrigens mal wieder ganz wundervoll!

Schnellere Berichterstattung (die Kollegen hatten ja auch mehr Schlaf) gibt es unter anderem auf gaesteliste und beim Rolling Stone

(K-Nut)

Sonntag, 27. Mai 2012


The Black Seeds - Dust And Dirt

Die beiden Vorgänger-Alben dieser neuseeländischen Reggae-Band hat euch an dieser Stelle zuletzt Glitzer-Chef Reinhard präsentiert – der war zurecht sehr angetan vom Glitterhouse-tauglichen Reggae, durchaus auf den Spuren der Genre-Götter Fat Freddys Drop.
Black Seeds sind allerdings ein wenig traditioneller orientiert und nicht ganz so soulig und floortauglich wie FFD. Aber ebenso laidback funky, auf dem neuen Album phasenweise auch durchaus rockig inklusive fetter Gitarre. Nennen wir es einfach Openminded-Reggae der neueren Generation, mit dublastigen Digi-Bässen, aber auch durchaus oldschooligem Lovers-Feeling.
Dazu kommen Bläser und wechselnde Vokalisten, eine blitzsaubere Produktion und ein extrem upliftender Vibe, der wie bei der Single „Pippy Pip“ sogar ein wenig discolastig gerät. Nach 125.000 verkauften Einheiten haben The Black Seeds jetzt als ihre eigenen Produzenten mit eigenem Label und somit kompletter künstlerischer Freiheit ein zeitgemäßes Reggae-Album gemacht, das gekonnt und elegant Tradition mit Moderne verbindet.

(Whirlyjoe)

Freitag, 25. Mai 2012

The Impellers – This Is Not A Drill

Heavy Soul & Funk aus Brighton/UK, die zweite. Die zehnköpfige Truppe kommt vom fetten Deep Funk, wechselt aber auch undogmatisch Richtung Afrobeat und Latin.
Charakteristisch ist die sehr satte Bläser-Power, das hat mal richtig Dynamik – wie auch die brodelnde Percussion-Basis. Um hier stimmlich nicht unterzugehen braucht es schon eine echte Soulröhre wie die von Claire Witcher, die nicht nur beim unkonventionellen Cover des Ting Tings-Hits „That’s Not My Name“ brilliert –wie auch bei der einzigen Soul-Ballade „Signs Of Hope & Happiness“.
Mastermind Glenn Fallows setzt aber überwiegend auf brodelnden Funk alter Schule, hinreichend dreckig und extrem druckvoll produziert. Toll ist auch der zornige Funk von "Politiks Kills People" mit souveränem Zitat von Ewin Starrs Klassiker „War“.

Will ich unbedingt live erleben.

(Whirlyjoe)

Dienstag, 22. Mai 2012

OBS-Vorfreude

Ha, nur noch ganz wenige Tage bis zum Orange Blossom Special 16.

Zeit der explodierenden Vorfreude und dem häufigeren Blick auf das Pfingstwetter im Weserbergland. Und wie Veranstaltungsprofis das nun mal machen: das Wetter wird gut, vielleicht sogar perfekt. Man muss also auch dieses Jahr keine Gummistiefel einpacken, eher schon Sonnenhut und Lichtschutzfaktor.

Der Herr K-Nut hat noch einen Vorbericht zur Spannungssteigerung angeregt, weshalb wir uns jetzt mal gemeinsam die feine Hömma-Compilation vornehmen, die Glitterhouse Records sinnvollerweise vorab veröffentlich hat – zum lächerlich geringen Selbstkostenpreis. Gibt’s hier und auch beim Festival.

01. Erland & The Carnival – This Night
Indie-Darlings fürs jüngere Publikum. Finde ich sehr einnehmend, sonnig und gutgelaunt. Kriegt wahrscheinlich zu Recht den Headliner-Platz am Samstag.
Da habe ich beim Intro ja kurz vermutet ich hätte versehentlich ein Archive-Album eingelegt. Der Eindruck verflüchtigt sich aber innerhalb weniger Sekunden. Klingt schon innerhalb eines Songs abwechslungsreich genug um aus dem üblichen Indie-Schema auszubrechen. Bin gespannt.

02. Nive Nielsen & The Deer Children – Good For You
Ganz neu auf Glitterhouse – und aus Grönland stammend! Der Song klingt für mich wie maßgeschneidert für einen sonnig-entspannten Nachmittag im Glitzergarten. Das lebt natürlich etwas vom Niedlichkeits-Bonus, aber ich bin überraschenderweise ganz angetan. Das gefällt mir sehr! Ich hoffe Frau Nielsen fühlt sich auch bei Beverunger Sommer-Atmosphäre wohl.

03. Spain – Because Your Love
Fassen wir und hier besser kurz, lieber K-Nut. Sind uns wohl einig, dass Spain das Highlight des OBS 16 sind. Lieblingsband seit jeher, jetzt nach längerer Pause dieses fabelhafte neue Album – auf Glitterhouse. Ergreifend schöne, über alles erhabene Musik mit garantiertem Gänsehautfaktor. Da werden wir Sonntagnacht wohl beide mit Verspätung im Stadtkrug einlaufen. YES! Die könnten von mir aus an allen drei Tagen spielen! Dann bliebe auch Zeit für Songs der anderen Alben (obwohl das erste und das neue tatsächlich die besten sind). Große Kunst! Das ausgesuchte "Because Your Love" ist für Spain-Verhältnisse übrigens beinahe Speedmetal...

04. Christian Kjellvander – Transatlantic
War der nicht schon mal beim OBS? Scheint mir ja ein ganz klassischer OBS-Act zu sein, wobei dieser Song in seiner in sich ruhenden, weisen Gelassenheit tatsächlich einer der schönsten dieser Compilation ist. Reife Größe möchte ich das mal nennen. Da hätte ich Dir spontan zugestimmt – beim Stöbern im OBS-Archiv habe ich ihn aber nicht gefunden. Mag ich auch sehr gerne. Klassisch gut!

05. The Travelling Band – Sundial MMXI
Die bärtigen Briten durfte ich vor einigen Wochen schon live sehen, fand ich in ihrer erstaunlich frischen 70er Jahre-Fixierung ganz großartig. Haben live Momente von Fleet Foxes ebenso wie von Lynyrd Skynyrd und Crosby Stills & Nash. Nicht verpassen, auch wenn man sie hierzulande noch nicht kennt. Fand ich beim ersten Anhören doof. (Die Bärte hört man förmlich.) Inzwischen haben sie auch mich erwischt – das wird irgendwann zum Ohrwurm. Sehr sehr hübsch!

06. Amanda Rogers – The Best Things In Life Aren’t Things To A Fugitive
Da weiß ich jetzt schon, dass ich am Samstagmittag (hoffentlich nur leicht) verkatert in der Beverunger Mittagssonne stehen werde und mich des Lebens an sich erfreue. Nicht nur wegen dieser charmanten Folk-Elfe. Da muss ich Rembert bezüglich des perfekten Timings loben. Die Mittags-Zeit ist perfekt. Da sitze ich nämlich backstage und esse gerade ein dickes Schnitzel.

07. The Flying Eyes – Overboard
Von dieser Ami-Band hatte ich noch nie etwas gehört, dabei spielen sie tatsächlich den angkündigten „Psychedelic Blues Rock“, der mich hier an Bad Company mit Lap Steel erinnert. Mein „Hömma“-Song-Favorit, freue mich schon sehr auf den Auftritt zur Prime Time am Sonntagabend. Genau da hätte ich die auch auftreten lassen, Rembert. Da bin ich als alter Freund der horizontalen Gitarre auch sehr positiv überrascht. Toller Song! Das mit der passenden Frisur zum Haareschütteln bekomme ich bis Sonntag wohl nicht mehr hin, aber auf die Flying Eyes freue ich mich sehr.

08. The Miserable Rich – Fear Of The Dark
Da tue ich mich jetzt ein wenig schwer, das liegt aber wohl nur an diesem Geigen- und Cello-seligen Song, der mir ein wenig zu arty geraten ist. Müssen mich dann eben live überzeugen. Lustigerweise habe ich da auch „arty“, aber auch „operettenhaft“ auf meinem Notiz-Zettelchen stehen. Dafür bin ich anscheinend zu sehr Kultur-Banause. Die haben mich schon auf dem OBS13 ziemlich unbeeindruckt gelassen. Ob ich wohl kurzfristig von Bier auf Rotwein umsteigen sollte?

09. The Fog Joggers – Forever and A Day
Die junge Truppe aus Krefeld hat sich vor zwei Jahren ja schon in die Herzen des OBS-Publikums gespielt, hier klingen sie süffig und vollreif wie alte Americana-Hasen. Die CCR-Einflüsse scheinen verschwunden zu sein. Klingt auch Dank der tollen Stimme ziemlich abgehangen (im positiven Sinne). Ihre Nervosität dürften sie inzwischen auch abgelegt haben.

10. Andrea Schroeder – Dark Nightingales
Auf das Debütalbum auf Glitterhouse warten wir ja noch, dieser einzige mir bekannte Song verspricht dunkle Atmosphäre und spannende Dynamik. Da gibt es weitere wunderschöne Songs auf ihrer facebook-Seite zu hören. Bin sehr gespannt ob und wie das im Glittergarten funktioniert. Auch hier allergrößte Vorfreude!

11. The Moon Invaders – Different Strokes For Different Folks
Endlich! Reggae beim OBS, und gleich eine der besten europäischen Bands zum Thema. Wer damals beim Stag-O-Lee Shakedown in der Beverunger Eisbahn dabei war weiß, dass die Moon Invaders den Glitzergarten zum Tanzen und Hüpfen bringen werden. Also unbedingt schon am Freitagabend dabei sein und keine Zeit im Anreisestau verschwenden. Über dieses Booking war ich so erfreut wie überrascht! Das wird großartig, garantiert!

12. Israel Nash Gripka – Baltimore
Der Song des Blue Rose-Künstlers beginnt natürlich original wie Ol‘ Neal zu „Harvest“-Zeiten. Womit dann wahrscheinlich exakt die Geschmäcker der OBS-Veteranen im Publikum bedient werden. Diese generationsübergreifende Programmgestaltung muss ich wieder einmal sehr loben. Das wird dann auch die OBS-Besucher der frühen Jahre zufrieden stellen. Die bunte Mischung des Line-Ups macht für mich einen der Hauptgründe aus, warum ich das OBS so liebe.

13. ORPH – Morgue – Die Unbekannte Aus Der Seine
Die singen trotz des Titels nicht deutsch, obwohl sie aus Weimar kommen. Für mich ist das ein wenig umständlich inszenierter Indie-Folk-Prog für jüngere Leute, die auch Get Well Soon mögen. Dieser Song lässt mich etwas ratlos zurück. Da habe ich auch schon ganz andere Nummern von Orph gehört. Das verspricht sehr spannend zu werden! (Und ich mag Get Well Soon so gar nicht...)

14. Alamo Race Track – Shake Off The Leaves
Die Holländer haben die Ehre, das OBS 16 am Freitagnachmittag zu eröffnen, sie tun das mit aufgeräumtem Indie-Rock, zu dem ich nicht allzu viel sagen kann. Auch hier gilt: Sehr abwechslungsreiche Band/Musik! Da ist es nahezu unmöglich einen „typischen“ Song für eine Compi auszusuchen. Ich freue mich auf die Niederländer.

15. Rocco Recycle – Living Dead
Das Unikum hat sich verdientermaßen letztes Jahr vom Garten auf die große Bühne gespielt – und zwar nicht nur als schräge One-Man-Showband, sondern auch mit so tollen, klassischen Songs wie diesem hier. Guter Typ! Den guten Rocco hätte ich bei dieser Nummer wahrscheinlich gar nicht wiedererkannt. Kurzweil und Spaß pur. In meinen Augen die bisher beste Besetzung unter den Pausen-Beschallern. Zu Recht dieses Jahr auf der großen Bühne.

16. The Fuzztones – Between the Lines
Hoffentlich kriegt Rudi Protrudi, der Erfinder des Garagenrocks, am Samstagnachmittag keinen Sonnenbrand. In Erinnerung an ihr Konzert beim Shakedown vor zwei Jahren freue ich mich schon sehr auf die noch immer fitten Legenden, auch wenn sie den eigentlichen OBS-Rahmen dann vielleicht doch sprengen. Ist mir aber recht so, ich mag Abwechslung.
Zweite Band des Stag-O-Lee-Shakedown-Line-Ups und auch zweite große Booking-Überraschung. Das glaube ich erst wenn die vor mir auf der Bühne stehen.

17. Horst With No Name – Grandma
Kerniger Trash-Rock’n’Roll einer Hamburger One-Man-Band. Damit der evolutionäre Nachfolger von Rocco und hier mit einem Song vertreten, den ich gerne auch im Stadtkrug spielen werde. Spoonfull Baby! Da ist mir der Herr Recycle etwas näher, da deutlich abwechslungsreicher. Macht aber auf der Kurzstrecke durchaus Spaß.

18. ClickClickDecker – Einbahnstraße
Dafür bin ich wahrscheinlich zu alt.
Finde ich gar nicht übel! Tolle Gitarrenarbeit auch. Da lasse ich mich mal überraschen.

19. Immanu El – On Wide Shoulders
Der melancholische Ausklang für Samstagnacht – der Schwede liebt es episch und melancholisch, vermutlich wird mal wieder der ganze vollgepackte Garten in Ergriffenheit hingerissen sein. Tatsächlich schwelgerisch schön. Nicht ganz im Holmes-Format, aber ähnlich berührend. Das wird himmlisch, ich sag’s Dir! 

20. ???
Dann gibt es ja noch einen Hidden Track, den ich mal dem streng geheimen Surprise Act zuordnen will, der am Sonntag zur Mittagszeit die Show eröffnen wird. Diese altgediente OBS-Band erkennt man schon am ersten Ton von Stimme und Gitarre und selbstredend hätte sie auch einen gebührenden Headliner abgegeben. Wisst ihr jetzt Bescheid?
Das ist doch inzwischen so gar nicht mehr geheim, oder? Mit der altgedienten OBS-Band liegst Du übrigens falsch! Das ist das neueste Projekt eines OBS-Veteranen. Fällt wohl deutlich rockiger aus als die Stammband... 

Wo sind eigentlich Kill It Kid?
Die Briten haben es leider nicht auf die Compilation geschafft und spielen lauten, deftige und richtig dreckigen Bluesrock. Gefällt mir ganz ausgezeichnet.
Wahrscheinlich hat das lizenzrechtliche Gründe. Am Erscheinen dieser Band bin ich möglicherweise nicht ganz unschuldig, das war mal ein ganz früher Vorschlag. Bluesrock ist ja eigentlich ziemlich pfui, aber was diese blutjungen Engländer da hinlegen klingt, zumindest im Studio, ganz ganz großartig! Und ich habe mir sagen lassen, dass das auf der Bühne genau so gut funktioniert. Kann’s kaum erwarten!

Verdammt, jetzt ist die OBS-Vorfreude doch tatsächlich noch größer geworden…. Wir sehen uns im Glitzergarten, sagt auch mal Hallo zum Shake Baby Shake-Team, das sein Bier wohl wieder gerne hinten am Stag-O-Lee-Stand trinkt.

Cheers!
(Whirlyjoe & K-Nut)

Montag, 21. Mai 2012


Dojo Cuts feat. Roxie Ray – Take From Me

Drei Jahre nach dem auch schon sehr guten Debütalbum der Australier nun das Meisterstück.
Die Band aus Sydney ist die Speerspitze des australischen Retro-Soul/Funk-Movements und macht hier einfach alles richtig. Die Landsleute von Bamboos über Kylie Auldist bis zu Deep Street Soul und Randa & The Soul Kingdom sind ja alle sehr gut, aber dieses Album klingt eben auch ein gutes Stück nach New York, genauer: nach Daptone. Denn am Album waren die Daptone-Dons Gabriel Roth, Neil Sugarman und Homer Steinweiss beteiligt, und das hört man mehr als deutlich.

Hier klingt alles so wunderbar deep und transparent wie bei Sharon Jones, Charles Bradley oder der Menahan Street Band, und auch Vokalistin Roxie Ray kann da mithalten, denn sie singt exakt so, wie ihr Name verheißt. Der Sound ist warm und organisch, der Vibe überwiegend laidback - man kann aber auch richtig funky wie beim Marva Whitney-Cover „What Do I Have To Do“.
Die Bläser sind weniger fett als sehr pointiert eingesetzt, ebenso die butterweich hingetupfte Orgel. Das allerbeste ist aber die Gitarre, ein Traum von subtiler Effizienz und elegantestem Flow. Die Songs sind überwiegend Mid- bis Downtempo, je langsamer desto besser, sage ich ganz entgegen meinen sonstigen Hörgewohnheiten. Gecovert wird übrigens auch „I’d Rather Go Blind“ von Etta James. Für mich das beste Soul-Album seit Charles Bradleys Meisterwerk vom letzten Jahr.

(Whirlyjoe)

Dienstag, 8. Mai 2012

Samstag, 5. Mai 2012

 
Darf man eigentlich Dr. John remixen?

Zweifellos eine in philosophischen Voodoo-Zirkeln vieldiskutierte Frage.

Meine Antwort auf diese ethisch wie ästhetisch heikle Frage: man muss es am Resultat messen. Und angesichts dieses butterweichen, voodoosumpfig schwebenden Versuchs von J. Spaceman – genau dem von Spacemen 3 – aus dem Jahr 1998 kann ich nur sagen: man muss es sogar!
"Modern Psychedelic Spacerock meets des Doctors New Orleans Swamp Funk in a mellow Style" würde ich das mal nennen. Kann man sich hier holen.

(Whirlyjoe)

Donnerstag, 3. Mai 2012

Dirty in Deutschland
The Fabulous Penetrators 

Am Freitag sollten die Fabulous Penetrators im Subrosa in Dortmund spielen, bei freiem Eintritt als Teil einer Rockabilly Night und um 20 Uhr sollte ihr Auftritt beginnen. Das Subrosa ist eine nette Kneipe im Hafengebiet von Dortmund, Chef Cornel ist ein rühriger Kauz, aber der Laden ist bei mir nicht unbedingt als Epizentrum des Rock & Roll gespeichert. Noch dazu hätte ich keinerlei Verbindung zwischen Subrosa und dem Genre Rockabilly vermutet und warum muss die einzige Liveband um 20 Uhr auf die Bühne gehen? Was ist das denn für ein Konzept?
Das alles ging mir durch den Kopf, als wir um 18 Uhr in einem alten Ford Mondeo gen Ruhrpottmetropole preschten. Da meine Begleiter an dem Abend noch fahren mussten, entfuhr mir im 10-Minuten Abstand ein „Mann, habe ich heute einen Durst!“ Was sich später rächen sollte.

 Im Subrosa angekommen, hätte ich mal direkt fast die Schiebetür zum Nebenraum aus der Verankerung gerissen, weil ich sie halt „normal“ öffnen wollte. Dahinter traf ich dann auf Sänger Liam, einen der nettesten Menschen dieses Planeten. Die anderen drei Penetratoren tauchten kurz danach auf und wieder einmal badete ich in der so famosen Wohlfühl-Bandchemie. Und verklappte eifrig DAB von Fass. Rockabilly – oder was Cornel dafür hielt – lief auf Shuffle vom Laptop und als die vier Kämpfer aus London gegen 21 Uhr die Winzbühne des Subrosa betraten, setzten sich die acht offensichtlichen Rockabillysten und – bellas auf die Raucherveranda. Das war egal, denn der schmale Schlauch zwischen Bar und Wand hatte sich bis dahin ganz ordentlich gefüllt.

Die Penetrators legten wie gewohnt mit The Hump los wie die Feuerwehr, hatten ansonsten aber nur noch zwei alte Songs im Programm. Die neuen Tunes brauchen noch etwas Arbeit und ich bin mir nicht ganz im Klaren, ob es wirklich eine Ballade braucht, aber das minderte nicht den Spass am Hi-Speed-Rock & Roll der Burschen. Die Reduzierung zum instrumentalen 3-piece mit Sänger hat ihnen nicht geschadet, Joao und Clem grooven wie Hölle und Crispin’s Finger zu beobachten, während er aus seiner Gretsch eine Soundlawine nach der anderen holt, das fordert schon höchsten Respekt ein. Aber was wären die Penetrators ohne Frontbär Liam?!? Der kam in siedend heißen Club üppig bekleidet auf die Bühne. Zuerst entledigte er sich seines Zorro-Capes, dann war das Leopardenjacket dran, schließlich die Weste. Dann stand er da im großgemusterten Blumenhemd, zog die Hose aus und hatte darunter die passende Hose zum Hemd – so eine Art mutiger Pyjama. Wow!

Was soll ich sagen: beste Rock & Roll Unterhaltung! Nach dem Konzert wurde noch stundenlang weitergeschwatzt, wobei sich ihr Roadie Michael –ein australischer Hardrocker- als prächtige Humor-Ergänzung erwies. Leider gingen die beiden auf dem Heimweg eingeschmissenen Veggieburger mit den diversen DAB und dem Mief im Mondeo (Alter Rauch, neuer Rauch, ein Vanille-Raumerfrischer, alte Heizung im roten Bereich) eine sehr unheilige Verbindung ein, sodaß ich back at home noch eine Runde Porzellanbus fahren musste. Egal, wo gehobelt wird, da fallen auch Späne.
Long live the Fabulous Penetrators!
(R-man)

Ein Tag später in Köln. Im Sonic Ballroom wird ja üblicherweise etwas später angefangen. Im Vorprogram gab es Horst With No Name, ein offensichtlich recht schmerzfreier junger Mann, der mich als One-Man-Band zwar nicht über die gespielten 30 Minuten fesseln konnte, aber für zwei Songs einen Mitmusiker/Stargast auf die Bühne bat, der gekonnt ein paar Kuhglocken und ein Theremin bediente. Das funktioniert auf der OBS-Pausen-Kurzstrecke mit Sicherheit besser.

Auch in Köln gab's ein herzliches Wiedersehen mit der Londoner Rasselbande. Clem musste natürlich seinem Ruf gerecht werden und beklagte sich über "too less girls". Die zweite Gitarre fehlt tatsächlich kein bisschen. So sympathisch Steven auch war, auf der Bühne fehlte er mir nicht wirklich. Crispin macht da einen tollen Job. Die Jungs machen aktuell einen unglaublich hungrigen, super eingespielten und druckvollen Eindruck. Die "Ballade" würde ich eigentlich nicht als solche bezeichnen; die Nummer wird nach hinten raus ja doch recht laut, ist aber zugegebenermaßen eher untypisch für die Penetrators. Liam äusserte vor dem Song auch, dass er etwas Angst vor dem Ding hätte.

Dass Liam gerne diverse Teile seiner Bühnenkleidung auf der Bühne ablegt ist ja nicht neu (auch im Ballroom war es ziemlich warm). Als er aber Schuhe und Hose auszog war ich dann doch etwas irritiert. Das Beinkleid unter der Hose würde ich ja eher als Plüschleggins bezeichnen. Mir fällt weder ein Grund für die Herstellung noch für das Tragen eines solchen Kleidungsstückes ein.

Nach zwei Zugaben machte die Band einen ziemlich fertigen aber glücklichen Eindruck. Ich musste mich dann auch leider zeitig verabschieden, da ich Sonntag früh noch arbeiten durfte und zudem mit dem PKW angereist war. Aber wenn man an einem solchen Abend trotz alkoholfreiem Bier und Cola dermaßen viel Spaß haben kann spricht das schon für sich. Ein wirklich großartiger Gig, gute Jungs, toller Laden!
(K-Nut)

Das große Finale der Dirty in Deutschland-Tour fand dann mal wieder in Stuttgart statt, wo die Fabulous Penetrators bereits zum dritten Mal gastierten: nach dem Stag-O-Lee Labelstart 2009 im inzwischen leider verblichenen Beat Club und dem letztjährigen Gastspiel im Zwölfzehn ging es diesmal ins Goldmarks, der eher punk-orientierten Location am Stuttgarter Charlottenplatz.

Kleinere Widrigkeiten taten einem höchst gelungenen Abend keinen Abbruch: so blieb der Bandbus (genauer: R-mans Familienmobil) kurz vor dem Ziel – aber immerhin innerhalb der Stadtgrenzen – liegen, und der eigentlich sehr guten Idee, die Party nach der Show mit den legendären DJs Jens-O-Matik und Reverend Reichsstadt kurzerhand ins Freie zu verlegen, machte dann ein Gewitter einen Strich durch die Rechnung. So wurde also erst draußen zum ausgiebigen Meet & Greet getrunken (Augustiner, das Beste!), die verzweigte Stuttgarter Community fand erfreulich vollzählig zusammen und sorgte für ein sehr gut gefülltes Haus.
Die vielversprechenden Local Heroes The Tremolettes boten als Jungspunde Anfang 20 ein gut abgehangenes Set zwischen Soul, Country und deftigem Rock (und einem sehr coolen Booker T.-Cover) und sorgten für einen perfekten Einstig in ein erneut wildes Set der Penetrators.

Liams wechselnde Outfits schmeichelten dem Auge des Besuchers, die einzige Konstante sind da wie gewohnt die weißen Slipper. Auch ohne einen zweiten Gitarristen (der jüngste Neuzugang an den Saiten ist schon wieder weg) klang die wilde Truppe tight wie immer, mittlerweile zahlt sich das langjährige Zusammenspiel wirklich aus. Das schwäbische Publikum gab sich anfangs gewohnt hüftsteif, aber die zweite Hälfte des Konzerts war dann von großräumigen Pogoaktivitäten geprägt, dass sogar der Türsteher im Einbauschrankformat ein wenig bremsen musste. Die Jungs hatten sichtbar Spaß und gaben wie gewohnt alles, Schweiß und Bier flossen in Strömen – wie immer eben bei einem Penetrators-Konzert.

Anschließend übernahmen Jens und Robin dann die Decks und spielten einen rundum spoonful-tauglichen Freestyle-Mix zwischen Ska, R&B, Punk und Rock’n’Roll, während wir erst mal draußen standen und Sauerstoff tankten. Die Band gesellte sich dann zu uns, inzwischen kennt man sich ja. Normalerweise verspüre ich kein allzu großes Bedürfnis, mich nach Konzerten mit den Musikern zu unterhalten, aber diese Burschen sind einfach sensationell nett, freundlich und kommunikativ. Dazu versorgten sie uns mit reichlich Backstage-Getränken und alle hatten richtig Spaß. Das sind einfach gute Jungs, die auch nicht vergaßen, ihren heldenhaften Tourmanager Yannick verdientermaßen über den grünen Klee zu loben.

Gegen drei standen wir dann wieder im Club, wer noch konnte, tanzte wild und entfesselt zu einem immer mutigeren und rocknroll-lastigeren Stilmix, den Jens dann tatsächlich mit den mir vorher mit verschwörerischer Miene angekündigten Hardrock/Metal-Nummern krönte: „La Grange“ von ZZ Top und „Run To The Hills“ von Iron Maiden. Hell Yeah! Beim Raustaumeln nahm ich im Hintergrund dann schließlich noch „California Über Alles“ von den Dead Kennedys wahr – ein perfekter Abschluss für einen sehr sehr lustigen und wie erwartet auch bierseligen Abend.

 Freuen wir uns alle schon mal aufs OBS 2013, wo die Penetrators laut eigenem Bekunden wieder spielen werden. Hoffentlich stimmt’s auch!
(Whirlyjoe)