Sonntag, 26. August 2007

Shake Bobby Shake

Wir steigern uns, die Aufgaben werden anspruchsvoller. Nach den eher intuitiven Untersuchungen halbwegs tanzbarer Songs von Pink Floyd bis Alan Parsons Project war unser Frühjahrsprojekt Van Morrisson in a Dancehall Style dann schon etwas ambitionierter, die Resonanz dazu jedenfalls sehr zufriedenstellend – auch im Beverunger Stadtkrug, wo sich unsere Compilation beachtlicher Nachfrage erfreut.

Ein Exemplar landete auch bei OBS-Veteran Peter Weber (aka Hard_to_Handle - hier links bei der Meditation) aus Stuttgart, seines Zeichens leidenschaftlicher Sammler und kompetenter Experte speziell für Neil Young und Bob Dylan. Gerade erst veranstaltete er auf heimischem Grund das elfte jährliche Rust-Fest, ein international besetztes Fantreffen von Young- und Dylan-Fans in relaxter Atmosphäre, mit mehrsprachigen Fachsimpeleien und gitarrensatten Jams bis in den frühen Morgen. Ein Ereignis, sage ich euch.

Bei der OBS-Afterhour im Stadtkrug erwuchs in Peter der wilde Entschluss, sich seinem Helden Bob Dylan in klassischer SBS-Perspekive anzunähern und aus hunderten (tausenden?) von Dylan-Songs ein Set mit möglichst tanzbaren Nummern auszuwählen. Ich durfte den Entstehungsprozess begleiten und kann euch sagen: keine leichte Aufgabe. Schließlich hat der Meister nun nicht gerade den Funk erfunden und als sprudelnder Quell euphorischer Partylaune ist er auch nicht unbedingt bekannt.

Peter hat aber das Unmögliche möglich gemacht, sich in seine ausufernde Dylan-Sammlung versenkt, Entwürfe gemacht und wieder verworfen, um schließlich mit dieser Selection zu reüssieren: Shake Bobby Shake. Beim erwähnten Rust-Fest wurde der Mix dann auch in der Party-Praxis im Weberschen Rock’n’Roll-Keller getestet (wo by the way schon erstaunlich prominente Rock-Größen im kleinen Kreis aufgespielt haben).

Hier also nun Peters tanzbare Dylan-Songs mit seinen eigenen Kommentaren... ab jetzt O-Ton:

Tja, zunächst einmal möchte ich kurz erläutern, wie ich mich an die Aufgabe herangearbeitet habe: Es sollten ja „irgendwie“ tanzbare Songs dabei herauskommen. Für den Hardcore-Dylan-Fan sind ja alle Dylan Songs „irgendwie“ tanzbar. Dylan hat sich ja mal selbst als „Song-and-Dance man“ bezeichnet. Sollte also gar nicht so schwer sein....

Ich habe daraufhin ca. 30 – 35 Songs zusammengestellt und gemeinsam u.a. mit Joe unter dem shake baby shake-Aspekt angehört. Schnell wurde mir klar, dass bestimmte Songs unter Dylan Fans sicher funktionieren (The Man In Me, Wigwam oder Brownsville Girl zum Beispiel), dass sie aber für die eher allgemeinen Musikhörer und Tanzbären doch nicht so gut geeignet sind. Es reicht eben nicht, wenn ein Song zum „Füssewippen“ oder zum Schunkeln animiert. Wobei ich mich schon wundere, wieso bei shake baby shake so wenig langsam tanzbare Songs auftauchen (stell dich mal selber dahinter, dann kommt das Tempo von alleine. -R-man). Ich habe ja fast keine Disco-Erfahrung. Nur Anfang der Siebziger Jahre war ich ein paar Mal in einer Disco, aber damals war der Groove dann doch ein anderer als er heute ist. Wir haben damals ja sogar zu Stairway To Heaven getanzt...

O.K. , zu einem anständigen Groove gehört nach meiner jetzigen Auffassung ein treibender Bass und ein knackiges Schlagzeug. Das sollte doch auch bei Dylan zu finden sein ... Also ran an den Speck:

1. Everything Is Broken vom 89er Album Oh Mercy hat diesen Groove. Daniel Lanois hat dieses „Comeback“ Album von Dylan sehr eingängig produziert.

2. Gotta Serve Somebody vom 79er Album Slow Train Coming war Joe wohl etwas zu langsam in seinem Groove. Ich hab´s trotzdem mit reingenommen eben wegen den „drum`n´bass“

3. Wiggle Wiggle aus 1990 von dem Album Under The Red Sky, ist ein selbst unter hartgesottenen Dylan Fans umstrittener Song. Slash von Gun´s & Roses spielt Gitarre, und wahrscheinlich geht das vielen gegen den Strich... aber der Twist ist astrein.

4. Hurricane, der Eröffnungssong aus dem 75er Album Desire, ist der wohl am ehesten als tanzbar definierte Dylan Song. Ich habe einen Freund in Spanien, der dort eine Musik-Kneipe hat, nach tanzbaren Dylan Songs gefragt und der sagte spontan „Hurricane“. Der federnde treibende Groove wird magisch von Scarlett Rivera´s Violine verziert.

5. Political World aus 1989 von Oh Mercy. Hier gilt im Prinzip das gleiche was ich für Track #1 geschrieben habe.

6. Things Have Changed bekam als Musik zu dem Film “Die Wonder Boys” einen Oskar. Noch heute steht der Oscar bei allen Shows von Dylan mit auf der Bühne. Wer einmal den Videoclip zu der Filmmusik gesehen hat, sieht Bob mit tänzelnden Schritten über die Leinwand laufen. Alleine schon deshalb muss er als „tanzbar“ eingestuft werden.

7. The Tweeder And The Monkey Man ist eigentlich kein Dylan Song, sondern stammt von Lucky Wilbury und ist auf dem grandiosen Garagenalbum The Travelling Wilburys Vol.1. Also wer da nicht drauf tanzen kann....

8. Thunder On The Mountain vom aktuellsten Album Dylans aus 2007, Modern Times, steht direkt neben dem ältesten Song dieser Compilation. Dies macht doch deutlich welch grandiose Karriere Dylan hingelegt hat. Und dass er mit seinen 65 Jahren noch so abrocken kann ist einfach nur bewundernswert.

9. Highway 61 Revisited aus dem gleichnamigen 1965er Album. Wenn die Sirenen auf dem Highway heulen, geht die Post ab...

10. Dignity ist erschienen auf der Greatest Hits Vol.3 von 1994, aufgenommen wurde der Song aber schon 1991.

11. Changing Of The Guards von Street Legal (1978). Der wohl umstrittenste Song der Compi. Als ich angefangen habe die Songs zusammenzusuchen, war der Song von Anfang an dabei. Ich habe behauptet, dass man sehr gut darauf tanzen kann. R-man sagte daraufhin „Das möchte ich sehen“. Der Song bleibt drauf und ich werde bei einer der nächsten shake baby shake Partys beweisen dass er tanzbar ist.

12. I Want You (1966 Blonde on Blonde). Ich muss gestehen, ich hätte den Song nicht verwendet, wenn Whirlyjoe nicht so überzeugt gewesen wäre. Sicher ist es ein tanzbarer Song, aber „Groove“ hat er keinen ;-)

13. Man Gave Names To All The Animals (1979 Slow Train Coming). Fast ein Kinderlied mit Reggae Anleihen. Leicht tänzelbar...

Bonus Tracks: Ursprünglich wollte ich die compilation auf 10 Songs beschränken. Letztendlich bin ich bei 13 unverzichtbaren gelandet, aber diese beiden Bonus Tracks müssen trotzdem auch noch draufgepackt werden. Es sind keine Original Bob Dylan Aufnahmen, aber sie passen so wunderbar hier her.

14. I and I (dub mix): Das Original stammt aus 1983 vom Album Infidels. In 2004 hat Sly Dunbar , der als Drummer dem Original schon einen leichten Reggae-Touch verliehen hat, einen vom Meister selbst sanktionierten Remix erstellt. Er ist auf “Is It Rolling Bob ? A Reggae Tribute To Bob Dylan“ enthalten.

15. In My Time Of Dying (Remix) ist 1962 auf der ersten LP von Bob Dylan erschienen. In meinen Archiven habe ich diesen remix gefunden. Keine Ahnung, ob er authorisiert ist oder nicht, auch nicht woher er kommt. Auf jeden Fall witzig...

So ... wie Joe schreibt, wurde die Compilation bereits bei meinem letzten sog. RustFest der Feuertaufe unterworfen. Danach war ich mehr denn je überzeugt dass es funkt(ioniert). Ich bin gespannt auf die Reaktionen und möchte mich nochmals bei Joe für die Unterstützung und guten Ratschläge bedanken. (Peter HARD_to_HANDLE)

Das shake baby shake-Team bedankt sich herzlich und zieht den Hut vor diesem mutigen Beitrag zur Dylan-Forschung. Wer mittanzen will, kann ein Exemplar der schwer limitierten CD via shake baby shake-Merchandise (der Karton unter den Decks im Stadtkrug) preiswertst erwerben oder sich hier hier melden. (Whirlyjoe)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Alle Achtung! Die Woche fängt ja gut an. Mir fällt da spontan noch der Jokerman ein, und "I want you" ist in der Dylan/Dead Variante recht groovy, wenn man auch über den Rest der Platte weitestgehend das Mäntelchen des.... aber das gehört ja schon nicht mehr hier her. Schönen Gruß am Montagmorgen. F-stone

Anonym hat gesagt…

...der Peter...
gutes Gastspiel!

Wie der gute alte Bobby wohl mit der Tittenbrille ausgesehen hätte, die Du beim letzten SBS von den reizenden Junggesellinnen auf Abschied gekooft hast? (achtung: Sakrileg! Gotteslästerung!)

Bob zum Gruße,
Fruity