Folk im Park in Nürnberg
das zweitschönste kleine Festival der Welt
Letzten Sonntag entschlossen wir uns recht spontan, mit
Wölzlein-Tours von Stuttgart aus ins Frankenland zu fahren, um nach kompaktem Sightseeing und leckerem Esssen (u.a. glutenfreies Scheufele mit Kloß) bei allerschönstem Sonnenschein am Nachmittag das idyllisch gelegene Festivalgelände im Marienpark zu erreichen.
Die Location teilt man sich mit einem improvisierten Open Air Kino, dazu kann man mit dem Auto fast bis an den Eingang fahren. Unser Franken-Guide
Chris berichtete, dass Folk im Park letztes Jahr zur Premiere noch vor rund 300 Leuten stattfand, diesmal hatte man abends beinahe die 1000er Marke geknackt – ein schöner Erfolg für ein extrem liebevoll gemachtes Festival.
Die Wiese am Waldrand verströmt entspannte Freibadatmosphäre, die meisten Gäste haben sich auf bunten Picknick-Teppichen niedergelassen. Man sieht keine Security und den ganzen Abend auch keine Betrunkenen, obwohl man mit extrem leckerem Schanzenbräu (in hell und dunkel) verköstigt wird – sehr zu empfehlen!
Selbstredend trafen wir dann nicht nur diverse Leute, die auch schon beim
Orange Blossom Special in Beverungen dabei waren, sondern sogar eine offizielle
Glitterhouse-Delegation unter Federführung von Rembert S., dessen Aktionsradius sich lustigerweise auf den kleinen Kaffee- und Kuchen-Bereich links neben der Bühne beschränkte, wo man sein Bier auf Tischdeckchen abstellen konnte – mal was anderes als der Balkon der Glitzervilla.
Zur Musik:
die Münchner
Moonband verpassten wir fast komplett, die letzten beiden Songs offenbarten aber feingestrickten Kammer-Folk mit Ausstrahlung.
Dan San aus Belgien konnten die gut gechillten Besucher zwar noch nicht von ihren Picknickdecken reißen, überzeugten aber mit trendgemäßem Indie-Folk in Richtung Fleet Foxes oder Bright Eyes.
Den guten
Denis Jones aus Manchester konnten wir schon vor einigen Tagen in Stuttgart begutachten, sehr sehenswert, was der kauzig-bärtige Brite ganz allein auf der Bühne aus seinem elektronischen Equipment mit ausgefeilter Loop-Technik zaubert. Leider traf Jones erst mal ohne seine Technik ein, Air France hatte sein Gepäck verloren, weshalb er zunächst einen Song zur akustischen Gitarre mitten im Publikum spielte. Später am Abend hat es dann auch mit seinem Bühnenauftritt noch geklappt, was nach dem Headliner Other Lives eigentlich sogar sehr stimmungsvoll war.
Sehr gespannt war ich auf
Ewert And The Two Dragons aus Estland, die sich tatsächlich als die erhofft indie-poppige und endlos melodiöse Gutelaune-Band erwiesen. Das könnte noch etwas Größeres werden, will ich meinen. Denn sie haben richtige Hits wie den hier zu bieten.
Nach dem vorläufigen Ausfall von Denis Jones durften
Other Lives aus Oklahoma schon recht früh am Abend ran, und der Truppe merkte man an, dass so ein familiäres Mini-Festival schon eine willkommene Abwechslung zu Stadiontourneen mit Radiohead ist. Die ersten beiden Nummern der beständig die Instrumente wechselnden Amis waren mir dann auch prompt zu umständlich radiohead-lastig, danach wurde es aber immer besser. Der Sänger ist schon sehr charismatisch, die Dame am Cello singt eine famose zweite Stimme und die vielen Instrumente (Unmengen Keyboards, Glockenspiel, Percussion, Geige, Pump-Organ) sorgen für einen mächtigen, üppigen Breitwand-Sound, der mich aufs Angenehmste an Lieblingsbands wie Decemberists und Portugal The Man erinnerte.
Ein rundum grandioser Auftritt, den man ganz entspannt direkt vor der Bühne geniessen konnte. Das wäre doch mal eine Truppe fürs nächste OBS, Rembert?
Insgesamt war das ein ganz herrlicher Sommer-Sonntag, mit sonnigstem Wetter und keinerlei Gewittergrummeln (wie überall angedroht). Nächstes Jahr sind wir garantiert wieder dabei. Respekt und Komplimente an die
Veranstalter. ...und die Brauerei.
(Whirlyjoe)