Samstag, 2. Juni 2012

"This is Ace!"
OBS16 revisited Teil 2

Der Samstag:

K-Nut:
Auch wenn es schwerfällt: Für Rocco Recycle geht es früh aus dem Bett. Gefrühstückt wird am Weserufer. Die Sonne knallt auf den Schädel. Rocco hat sich die große Bühne absolut verdient. Er bestreitet, sich im Glitterhouse hochgeschlafen zu haben. Ich glaube ihm.
Blues, Garagenrock und durchaus mal ein paar poppige Töne, alles höchst unterhaltsam. Ein perfekter Start in den Samstag.

Whirlyjoe:
Verflucht – ich hab Rocco verpennt. Bin aber auch mit schwerem Schlafdefizit angereist. Asche auf mein Haupt, ich könnte mir jetzt noch in den Hintern beißen.

K-Nut:
Amanda Rogers hat abgesagt. Ich bin nicht traurig. Als „Ersatz“ kommt Scott Matthew. Ich bin begeistert. Scott singt ausschließlich Coversongs zu Gitarre oder Ukulele. Die Auswahl der Songs ist hochgradig eklektisch, alles wunderschön und very charming.

Whirlyjoe:
Also ich hätte mir Frau Rogers sehr gerne angesehen. Scott Matthew schätze ich ja sehr, aus dem hinteren Garten genossen, erschließt sich der Reiz seiner superentspannten Performance aber nur bedingt. Erneut mein Fehler, aber immerhin habe ich Songs von Sex Pistols und Whitney Houston erkannt. Der Mann hat einfach Stil und Charisma.

K-Nut:
Das "Opfer" der unpassenden Uhrzeit und des schönen Wetters ist diesmal Andrea Schroeder, sind ihre Musik und Stimme doch eigentlich für düstere und späte Augenblicke prädestiniert.
Aber lassen wir dieses Luxusproblem mal beiseite, ich sehe und höre einen wundervollen und bewegenden Auftritt. Einige finden Frau Schroeder zu „divenhaft“, ich finde ihr Auftreten äusserst passend. (Abseits der Bühne ist mein Eindruck auch ein völlig anderer.) Ich ergattere das Album und liebe es. Die Dame hat einen neuen Fan.

Whirlyjoe:
Hui, da war‘s aber mal richtig heiß. Das hatte ich gut durchgebraten vor der Bühne aber schnell vergessen. Gemeinsam mit Pete F. genossen wir die dunkle Schönheit ihrer noch dunkleren Musik, hörten deutliche Einflüsse von Nico, Cowboy Junkies und Mazzy Star heraus. Das Album will ich als Vinyl.

Pete F.:
Wo, bitteschön, darf ich die roten Rosen hinschicken? Im Ernst: Andrea Schroeder und ihre fabelhafte Band sind für mich die Entdeckung dieses OBS. Eine charismatische Sängerin, kongeniale Begleiter, wundervolle Songs, eine Atmosphäre, als träfen sich Nico und Nick Cave, Margo Timmins und Beth Gibbons zur Séance - Andrea und ihre Jungs würde ich für mein Leben gern in einem in blaues Licht getauchten Club erleben, wenn sie schon im sonnendurchfluteten Glitterhouse-Garten so zu betören wissen.
Achtung: Anfang September erscheint das Album offiziell. Kaufen!

Und Scott Matthew war natürlich so großartig wie immer.

K-Nut:
The Fuzztones auf dem OBS. Sie sind tatsächlich da und rocken das Haus bzw. den Garten. Den Saxophonisten, der sie auf dem Stag-O-Lee-Shakedown noch begleitete, haben sie gnädigerweise daheim gelassen.
Die Herrschaften machen einen überaus gut gelaunten Eindruck. Ein Teil der Gäste ist irritiert, der Rest begeistert.

Pete F.:
Genau deswegen höre ich seit 40 Jahren Rock and Roll: Cool, calm and collected legen Rudi und seine Spießgesellen einen Wahnsinnsauftritt hin. Und die gute, alte Vox treibt mir immer noch und immer wieder Tränen der Begeisterung ins Auge. Weiß übrigens wer, wo Lana Loveland ihren einteiligen Zebra-Suite herhat?

Whirlyjoe:
Ich hatte auch befürchtet, dass das mit den Garagen-Legenden im sonnigen Garten nichts wird. Aber ganz im Gegenteil – Rudi und seine Mistreiter strahlten mit der Sonne um die Wette, gaben sich während des gesamten Festivals freundlich, volksnah und handzahm – und legten ein total souveränes Konzert hin.

Das Publikum blieb leider ein wenig misstrauisch, während ich dann doch sehr froh war, ein tolles Konzert privilegiert vom seitlichen Backstage-Bereich zu erleben. Am Durchgang zum Instrumentenkeller war es fast ein wenig zu kühl….

K-Nut:
Auch Kill It Kid mussten absagen. Das finde ich sehr schade. Ihren Platz übernehmen Navel aus der Schweiz. Gefällt mir größtenteils sehr gut. Einige Menschen aus meinem Umfeld, die ansonsten ganz andere Musik hören, sind gar begeistert und kaufen Navel-Schallplatten.
Erland & The Carnival gefallen mir trotz latent vorhandener Indie-Hype-Allergie meinerseits erstaunlich gut. So abwechslungsreich wie erhofft. Sie spielen sogar eine Stagger-Lee-Version.

Whirlyjoe:
Von meinen Indie-Freunden vorab in höchsten Tönen gepriesen, wurden die hohen Erwartungen dennoch problemlos erfüllt. Zweifellos ist die Band mit dem Gitarristen von The Verve ein Fall für das jüngere Drittel des Publikums, aber wie sie das mit sonnigen Mitsing-Melodien, hüfenden Beats und tollen Plinker-Gitarren gemacht haben, finde ich ganz famos. Die perfekte Stimmungsband zur Primetime.


Pete F.:
Das kann ich nur unterschreiben, Joe, bis auf einen Punkt: In meinem Fall war‘s auch ein Fall für das älteste Viertel im Publikum. Großes Kino. Nuff Said.



K-Nut:
Immanu El brauchen eigentlich keine Dia-Schau im Hintergrund. Sie haben trotzdem eine.
Ich denke zu Beginn an die betörenden Holmes aus dem Vorjahr. Auf Dauer wird mir das aber zu drängend, zu dräuend und zu ähnlich in der Struktur.
Wir brechen auf.

Im Stadtkrug brennt die Hütte. Alle DJs in Bestlaune und Höchstform. Lustige Musikwünsche nur vereinzelt – es trifft Stompin Johnson mit: „Das ist die Nummer Eins der Deutschen Charts! Das kennst Du nicht?“
Alle anderen tanzen. Der Schweiß tropft mal wieder von der Decke. Das Thekenteam schwitzt solidarisch mit.

Whirlyjoe:
Oh ja. Das war voll. Und laut, heiß und verraucht. Stadtkrug eben. Der Sound: strictly spoonful auf Anweisung des Chefs. Bekannte Hits muss man dort nicht mehr spielen, damit die Massen tanzen. Hier wurde tatsächlich über die Jahre etwas aufgebaut. Ein Beweis für die Klasse des OBS ist ja immer wieder auch die Tatsache, dass teils prominente Musiker im überfüllten Stadtkrug ihre Hüften schwingen – am Samstag wurde mehrere Fuzztones gesichtet, am Sonntag wie immer auch Chris Eckman.


- to be continued -

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