Donnerstag, 28. Juni 2012


Bobby Womack - The Bravest Man In The Universe

Bobby Womack hat mich bis in die bösen 80er hinein begleitet und ich habe seine Poet-Alben geliebt. Das war zum Teil völlig überarrangierter aber dennoch hochgradig seelenvoller Stoff. Dieser großartigen Stimme konnte einfach kein Produktions-Overkill (und auch kein noch so scheussliches Album-Cover) etwas anhaben.
Dann wurde der Mann irgendwann sehr sehr krank, man hörte lange gar nichts mehr von ihm.
Und jetzt ein neues Album, nach 18 Jahren.

Vorab gab es einen sehr ungewohnten Song zu hören, und ein noch eigenartigeres Video dazu: "Please Forgive My Heart". Seltsame, aber wohl hochmoderne Beats, ein karges Arrangement mit sparsamen Piano-Tupfern und etwas Synth-Begleitung. Zum Ende dann noch ein wenig Gitarre... Ziemlich befremdlich das ganze. Die gealterte, aber immer noch großartige Stimme packt allerdings zuverlässig. Ich habe den Song relativ oft hören müssen - um dann doch in freudiger Erwartung das Album (Vinyl inkl. CD)zu kaufen.
Wäre es doch der einfachere Weg gewesen für ein Comeback einen, für solche Fälle bewährten Produzenten, wie Joe Henry oder Mark Nevers (die ich beide sehr schätze!) zu verpflichten - nein das ganze Album geriet in die Hände von Richard Russel, dem Chef von XL Records, und Damon Albarn. Und die beiden lassen den alten Mann über ein Gerippe von Beats, Synth-Bässen und Spuren-Elementen von Klavier und Gitarre singen. Das hat ähnlich, wenn auch nicht ganz so radikal, bereits bei der letzten Russel-Produktion für das leider letzte Gil Scott Heron-Album funktioniert.


Ich habe zwar ein Weilchen gebraucht um zu dieser Einsicht zu kommen, aber dies ist ein großartiges Album! Das Ding wächst und wächst. Die Kompositionen taugen durchweg, die Stimme ergreift sofort und alles greift irgendwann perfekt ineinander.
Zum Ende hin wird es zwar etwas schwächer, "Love is Gonna Lift You Up" ist mir etwas zu simpel und "Jubilee" geht mir mit seinem stupiden Geballer dann doch gehörig auf die Nerven. Mit der Nummer kann man (trotz mal wieder tollen Vocals) jedem Atzen-3er-BMW an der benachbarten Ampel Konkurenz machen. Ein unwürdiger (und gottseidank sehr kurzer) Abschluss für ein insgesamt überragendes Album.

Meisterwerk!
(K-Nut)

Montag, 25. Juni 2012


shake baby shake vs. Sommerloch

....tja, da hat das jährliche blog-Sommerloch anscheinend etwas früher und heftiger als gewohnt zugeschlagen.
Das mag private oder berufliche Gründe haben, vielleicht liegt es an der EM, am Kackwetter oder einfach daran, daß seit dem OBS eigentlich nix spannendes mehr passiert ist

Und so saß ich nun gestern vor der Glotze und während das England-Italien-Spiel gen Ende immer langweiliger wurde, überlegte ich mir wie man unser blog-Baby mal wieder etwas wiederbeleben könnte.
Online-Mixtapes wurden ja bereits vorgeschlagen - aber aus diversen Gründen haben wir uns ja schon (leider) vor geraumer Zeit davon verabschiedet.

Ein bisschen Mitarbeit von Euch, lieben Lesern, finde ich persönlich ja auch immer sehr hilfreich. Und da ich neben Plattenspieler und Rechner immer einen Zettel liegen habe, auf dem ich mir besonders gelungene Tonträger notiere (damit ich sie bei der "Jahres-Endabrechnung" nicht vergesse), dachte ich mir "Warum nicht einfach mal 'ne Liste zur Halbzeit-Pause?".
Der Guardian macht das ja auch immer im Juni: "best albums 2012 - so far". Und falls im Dezember tatsächlich die Welt untergeht, wären wir unseren Listenpflichten schon längst brav nachgekommen...

Angesichts des kürzeren Zeitraumes würde ich um maximal 10 Alben-Nennungen bitten. Singles, Bücher, Filme sind natürlich auch willkommen. Also: welche 2012er Alben haben sich bisher als absolut unverzichtbar und empfehlenswert herausgestellt?
Mails (gerne mit einer separaten Bilddatei des Lieblingsalbums) bitte an top-10 (at) live.de.
Unter 5 Beiträgen fange ich allerdings gar nicht erst an! 
Freue mich über jede Wortmeldung! Haut rein!


(K-Nut)



Sonntag, 3. Juni 2012


"This is Ace!"
OBS16 revisited Teil 3

Der Sonntag:
K-Nut:
Ich verschlafe und versäume den surprise act The Frictions. Das tut mir leid.

Whirlyjoe:
Oh weh, ich auch. Soll wie Crazy Horse geklungen haben, argh! Nächstes Jahr muss ein Wecker mit ins Sarglager in Lauenförde, wo wir wieder höchst komfortabel bei Heike und Axel wohnen durften – tausend Dank noch mal euch beiden!

Pete F.:
Tja Jungs, in Sachen The Frictions habe ich Euch was voraus. Habe allerdings auch, um der Wahrheit die Ehre zu geben, am Vorabend den Stadtkrug geschwänzt.
Aber, oh boy, dieses Konzert war jedes Opfer wert. Chris Eckman und seine slowenischen Kumpels im klassischen Zwei-Gitarren-Bass-Schlagzeug-mehr-braucht-kein-Mensch-Modus reiten das Verrückte Pferd mit einer Begeisterung und Spielfreude, dass es nur so eine Art hat. Selten habe ich Chris so locker und so selig gesehen.
Highlights: der abgespeckte Walkabouts-Klassiker „The Stopping-Off Place“, die Zugabe „Revolution Blues“ (von Neil Youngs epochalem „On The Beach-Album“, einer meiner Top-5-Platten für die Ewigkeit) und eine Handvoll mir bis dato völlig unbekannter Klassesongs von The Frictions.
Long may you run, guys.

K-Nut:
Clickclickdecker finde ich nett und einige mich mit Joe auf „Mädchenmusik“.

Whirlyjoe:
Sag ich doch. Grundsympathisch bei derber Mittagshitze.

K-Nut:
Von Nive Nielsen hatte ich ja im Vorfeld behauptet, ihre Musik lebe auch von einem gewissen Niedlichkeitsfaktor. Da sollte ich recht behalten – das gilt auch live und ebenso für ihre komplette Band The Deer Children. (Besonders auffallend dabei die expressive Drummerin.)
Dennoch überrollt mich diese Niedlichkeits- und Charme-Offensive ohne ernsthaften Widerstand meinerseits. Hach! Sofort das Album gekauft!

Whirlyjoe:
Da sind wir uns völlig einig. Supernette Typen, niedlich und herzlich, die Schlagzeugerin tatsächlich was Besonderes. Mir fehlt es live und auf Platte ja noch an klaren Songstrukturen, so ein Konzert funktioniert aber auch ohne Mitsing-Hits. In der Tat eine vielversprechende Entdeckung, die den zu immer noch früher Stunde erfreulich gut gefüllten Garten ergriffen zuhören ließ.

Pete F.:
Für mich ist Nive Nielsen die Königin der Herzen dieses Festivals. Singt über Staubsauger und darüber, dass ihr Freund ohne Kaffee nicht in die Gänge kommt. Banal eigentlich, doch es klingt, als hätten Engel diese Songs geschrieben.
Im Ernst: Miss Nielsen könnte mir auch das Telefonbuch von Paderborn vorsingen - ich würde fasziniert lauschen.

K-Nut:
The Travelling Band hatte mir Joe sehr ans Herz gelegt. Mit ihm recht weit vorne eine halbe Stunde geschwelgt, weitere zehn Minuten ausgeharrt, dann nach hinten ein Bier holen und nicht zurückgekehrt. Das ist mir schon fast zu schön und darum nicht aufregend genug. Auf dem Weg zur Zinkrinne drei Klappstuhl-Besitzer beim konzentrierten Zeitung-Lesen beobachtet - das finde ich wiederum irgendwie doof.

Whirlyjoe:
Ich bin gegen Klappstühle. Die bärtigen Briten finde ich dennoch großartig, selten zwei so prächtig harmonierende Singstimmen gehört. Ihr Auftritt vor einigen Wochen in der schwäbischen Diaspora war noch ein wenig deftiger in Richtung Southern Rock gegangen, dennoch verschaffte mir die Travelling Band schon beim Einstieg den OBS-typischen Gänsehautmoment.
Einer der Sänger gab in seiner Begeisterung dann auch das Motto für diesen Festivalbericht aus: „This Is Ace!“


Pete F.:
Gänsehaut, that‘s it: Als der Sänger sich langsam vom Mikro wegbewegte und die komplette Band loslegte, habe ich, glaube ich, gejauchzt vor Glück. Tolle Harmonies und alles - aber ein paar mehr memorable Songs wären schon schön gewesen.

K-Nut:
Bei den Fog Joggers eine enorme Girlie-Dichte vor der Bühne festgestellt. Wo kommen die plötzlich alle her? Die unbeschuhten Bengels klingen mir inzwischen fast etwas zu erwachsen und abgehangen. Gute Songs und Bühnenpräsenz dennoch. Weitermachen!

Ich bezeichne The Flying Eyes backstage unflätig als „Kinder mit Bärten“. Auf der Bühne fliegen keine Augen sondern Haare, viele Haare! Das rockt wie in den Siebzigern, seitdem aber nicht viel dazugelernt. Aber ganz große Live-Qualitäten, zweifellos! Leider viel zu wenig Pedalsteel gespielt. (Der beste Song war der von der Hömma-Compi.) Dennoch sehr angetan!

Whirlyjoe:
Nach ausgiebigem Chillen an der lauschigen Weser (und dem Verpassen der Fog Joggers und Orph) waren The Flying Eyes dann aber ein echter Knaller. Psychedelischer Boogie’n‘Blues-Hardrock wie anno 73. Freut mich immer sehr, dass auch nachwachsende Generationen von Langhaarigen diesen unverwüstlichen Sound pflegen. Stilistisch zwischen der ersten Bad Company, Blue Cheer und „Stranglehold“ von Ted Nugent.

Pete F.:
Mein Tipp war ja Cobo Hall, Detroit, 1971: Das ging aber auch mächtig los. Songs wie Lava, Gitarrensoli wie ein Güterzug, den keiner stoppen kann, und Vocals in der Tradition großer Shouter (sagt man das heute noch so?). Machen wir‘s kurz: Solange es noch junge Menschen gibt, die so eine Musik spielen, kann diese Welt nicht ganz schlecht sein.

K-Nut:
Die Spain-LP (die CD habe ich schon) kaufe ich mir schon vor dem Auftritt, nötige Josh Haden ein kurzes Gespräch auf, lasse mir das Cover signieren – so benehmen sich nur Fanboys? Ok, ich gestehe.

Hätte mir vor einem Jahr jemand erzählt Spain machen ein neues Album und spielen auf dem OBS. Ich hätte es niemals geglaubt! Seit Anfang an bin ich ein echter Fan von Josh Haden, der sich als extrem netter und höflicher Mensch erweist.
Kündigt mir Andread vor dem großen Finale noch an: „Josh Haden spricht auf der Bühne kaum ein Wort.“ (Das war beim Berliner Gig – vor 61 Gästen; schämt Euch, Ihr Ferngebliebenen! – wohl so) gibt der Mann auf der OBS-Bühne die Festival-Rampensau. Wen und was er da so hochleben lässt: nette Geburtstags-Kinder (die WDR-Tonfrau), Boote, Papa Charlie, Rembert, Lutz, das Glitterhouse, etc.; das ergibt ein tolles Spannungsfeld zwischen befreiendem Gelächter und ergreifenden Tränenziehern.
Musikalisch ist das in meinem Universum kaum noch zu toppen und löst Michael J. Sheehy/The Miraculous Mule als bisheriges OBS-Highlight ab. (...sorry Michael) Das war für mich kein Konzert, das war so etwas wie eine Messe! Mein bisheriger OBS-Höhepunkt in immerhin 14 Jahren.
Ich bin tatsächlich zwischenzeitlich den Tränen nahe und lache anschließend mit den Umstehenden um die Wette. Nuff said!

Whirlyjoe:
Ich hab’s ja nun nicht so mit Gottesdiensten, habe mich aber auch schon sehr auf Spain gefreut, denn das neue Album auf Glitterhouse ist wirklich sensationell und die alten Sachen der Band eh über jeden Zweifel erhaben. Hadens Performance geriet dann für einen gottesfürchtigen Amerikaner doch ein wenig eigentümlich („…in the motherfuckin‘ house!!!“), in einem Interview während des Festivals bezog er sich ja lustigerweise auf Ozzy Osbourne, was tatsächlich ein wenig Licht in die Sache bringt. Die Musik war jedenfalls einfach nur ganz wunderbar. Gänsehaut pur, erhabene Schönheit und als letzte Zugabe „Spiritual“. Wow, besser geht’s nicht – auch wenn die Meinungen zu Spain anscheinend weit auseinander gehen.

Pete F.:
Dem ist ganz wenig hinzuzufügen. Auch für mich das - neben Midnight Choir (die Älteren werden sich vielleicht erinnern) - wohl schönste Konzert der 13 OBSe, die ich bisher besuchen durfte. Wie Knut stehen mir beim Spain-Auftritt Tränen des Glücks in den Augen. Es ist ergreifend. Wunderschön. Unvergesslich. Ein magischer Moment. Danke, Josh Haden. Danke, Euch allen für ein Festival, das ich immer in meinem Herzen tragen werde. Und dann fließen die Tränen doch, auch weil ich meinen Freund Reinhard noch selten so emotional erlebt habe wie bei seinen Abschiedsworten.

K-Nut:
Rembert und Reinhard sprechen die famosen letzten Worte des OBS16. Rembert dankt, Reinhard erzählt Interna, während Rembert um Jahre altert. Alle sind bewegt, alle lachen – wie bei Spain. Ich bin schon wieder (oder immer noch) gerührt. Was für ein Finale!
Bevor ich tatsächlich noch anfange in mein Bier zu weinen, ab in den Stadtkrug!

Ca. 80% der Gäste sind auf der Tanzfläche. Der Sänger der Flying Eyes tanzt sturzbetrunken, aber unfallfrei, auf seinem Barhocker stehend, und lässt sich anschließend von den Umstehenden den nackten Oberkörper signieren. Um kurz nach Sieben verabschiede ich mich, während die Glitterhäusler zum traditionell letzten Song „Smells Like Teen Spirit“ abheben.
R-man meint: „Ich würde sonst was geben, hätte ich jetzt John Miles’ Music dabei!“
Ich gehe und sehe, dass Jens seinen Plattenkoffer wieder ausgepackt hat.
Die Sonne scheint.
Ich bin glücklich.


Pete F.:
Glücklich ist das Stichwort: Ich halte zwar nur bis zwei Uhr morgens durch, aber als ich gehe, fühlt es sich an, als würde ich eine Familie verlassen. Für ein ganzes langes Jahr. Auf dem Weg zum Hotel schon wieder Tränen. Aber Tränen der Freude. Über die Musik. Und darüber, Euch alle kennen zu dürfen. Danke.


Whirlyjoe:
Danksagungen gehen wie immer an Alle: Macher und Gäste, Künstler, DJs und Dienstleister. Extrapunkte verleihe ich an die Sound-Crew (High Fidelity live!), das ebenso wunderbare wie hartschuftende Stadtkrug-Team, sowie den Bäcker am Eingang für den Käsekuchen. Den schönsten Sailorgirl-Pulli trug – Sailorgirl.

K-Nut:
Käsekuchen hatte ich keinen, ansonsten kann ich mich nur in allen Punkten anschliessen. Rembert, Yannick: alles richtig gemacht!
R-man: Danke!!! Die famosen Richters und die restliche Stadtkrug-Crew - Ihr seid großartig.
Give it up to OBS!

Samstag, 2. Juni 2012

"This is Ace!"
OBS16 revisited Teil 2

Der Samstag:

K-Nut:
Auch wenn es schwerfällt: Für Rocco Recycle geht es früh aus dem Bett. Gefrühstückt wird am Weserufer. Die Sonne knallt auf den Schädel. Rocco hat sich die große Bühne absolut verdient. Er bestreitet, sich im Glitterhouse hochgeschlafen zu haben. Ich glaube ihm.
Blues, Garagenrock und durchaus mal ein paar poppige Töne, alles höchst unterhaltsam. Ein perfekter Start in den Samstag.

Whirlyjoe:
Verflucht – ich hab Rocco verpennt. Bin aber auch mit schwerem Schlafdefizit angereist. Asche auf mein Haupt, ich könnte mir jetzt noch in den Hintern beißen.

K-Nut:
Amanda Rogers hat abgesagt. Ich bin nicht traurig. Als „Ersatz“ kommt Scott Matthew. Ich bin begeistert. Scott singt ausschließlich Coversongs zu Gitarre oder Ukulele. Die Auswahl der Songs ist hochgradig eklektisch, alles wunderschön und very charming.

Whirlyjoe:
Also ich hätte mir Frau Rogers sehr gerne angesehen. Scott Matthew schätze ich ja sehr, aus dem hinteren Garten genossen, erschließt sich der Reiz seiner superentspannten Performance aber nur bedingt. Erneut mein Fehler, aber immerhin habe ich Songs von Sex Pistols und Whitney Houston erkannt. Der Mann hat einfach Stil und Charisma.

K-Nut:
Das "Opfer" der unpassenden Uhrzeit und des schönen Wetters ist diesmal Andrea Schroeder, sind ihre Musik und Stimme doch eigentlich für düstere und späte Augenblicke prädestiniert.
Aber lassen wir dieses Luxusproblem mal beiseite, ich sehe und höre einen wundervollen und bewegenden Auftritt. Einige finden Frau Schroeder zu „divenhaft“, ich finde ihr Auftreten äusserst passend. (Abseits der Bühne ist mein Eindruck auch ein völlig anderer.) Ich ergattere das Album und liebe es. Die Dame hat einen neuen Fan.

Whirlyjoe:
Hui, da war‘s aber mal richtig heiß. Das hatte ich gut durchgebraten vor der Bühne aber schnell vergessen. Gemeinsam mit Pete F. genossen wir die dunkle Schönheit ihrer noch dunkleren Musik, hörten deutliche Einflüsse von Nico, Cowboy Junkies und Mazzy Star heraus. Das Album will ich als Vinyl.

Pete F.:
Wo, bitteschön, darf ich die roten Rosen hinschicken? Im Ernst: Andrea Schroeder und ihre fabelhafte Band sind für mich die Entdeckung dieses OBS. Eine charismatische Sängerin, kongeniale Begleiter, wundervolle Songs, eine Atmosphäre, als träfen sich Nico und Nick Cave, Margo Timmins und Beth Gibbons zur Séance - Andrea und ihre Jungs würde ich für mein Leben gern in einem in blaues Licht getauchten Club erleben, wenn sie schon im sonnendurchfluteten Glitterhouse-Garten so zu betören wissen.
Achtung: Anfang September erscheint das Album offiziell. Kaufen!

Und Scott Matthew war natürlich so großartig wie immer.

K-Nut:
The Fuzztones auf dem OBS. Sie sind tatsächlich da und rocken das Haus bzw. den Garten. Den Saxophonisten, der sie auf dem Stag-O-Lee-Shakedown noch begleitete, haben sie gnädigerweise daheim gelassen.
Die Herrschaften machen einen überaus gut gelaunten Eindruck. Ein Teil der Gäste ist irritiert, der Rest begeistert.

Pete F.:
Genau deswegen höre ich seit 40 Jahren Rock and Roll: Cool, calm and collected legen Rudi und seine Spießgesellen einen Wahnsinnsauftritt hin. Und die gute, alte Vox treibt mir immer noch und immer wieder Tränen der Begeisterung ins Auge. Weiß übrigens wer, wo Lana Loveland ihren einteiligen Zebra-Suite herhat?

Whirlyjoe:
Ich hatte auch befürchtet, dass das mit den Garagen-Legenden im sonnigen Garten nichts wird. Aber ganz im Gegenteil – Rudi und seine Mistreiter strahlten mit der Sonne um die Wette, gaben sich während des gesamten Festivals freundlich, volksnah und handzahm – und legten ein total souveränes Konzert hin.

Das Publikum blieb leider ein wenig misstrauisch, während ich dann doch sehr froh war, ein tolles Konzert privilegiert vom seitlichen Backstage-Bereich zu erleben. Am Durchgang zum Instrumentenkeller war es fast ein wenig zu kühl….

K-Nut:
Auch Kill It Kid mussten absagen. Das finde ich sehr schade. Ihren Platz übernehmen Navel aus der Schweiz. Gefällt mir größtenteils sehr gut. Einige Menschen aus meinem Umfeld, die ansonsten ganz andere Musik hören, sind gar begeistert und kaufen Navel-Schallplatten.
Erland & The Carnival gefallen mir trotz latent vorhandener Indie-Hype-Allergie meinerseits erstaunlich gut. So abwechslungsreich wie erhofft. Sie spielen sogar eine Stagger-Lee-Version.

Whirlyjoe:
Von meinen Indie-Freunden vorab in höchsten Tönen gepriesen, wurden die hohen Erwartungen dennoch problemlos erfüllt. Zweifellos ist die Band mit dem Gitarristen von The Verve ein Fall für das jüngere Drittel des Publikums, aber wie sie das mit sonnigen Mitsing-Melodien, hüfenden Beats und tollen Plinker-Gitarren gemacht haben, finde ich ganz famos. Die perfekte Stimmungsband zur Primetime.


Pete F.:
Das kann ich nur unterschreiben, Joe, bis auf einen Punkt: In meinem Fall war‘s auch ein Fall für das älteste Viertel im Publikum. Großes Kino. Nuff Said.



K-Nut:
Immanu El brauchen eigentlich keine Dia-Schau im Hintergrund. Sie haben trotzdem eine.
Ich denke zu Beginn an die betörenden Holmes aus dem Vorjahr. Auf Dauer wird mir das aber zu drängend, zu dräuend und zu ähnlich in der Struktur.
Wir brechen auf.

Im Stadtkrug brennt die Hütte. Alle DJs in Bestlaune und Höchstform. Lustige Musikwünsche nur vereinzelt – es trifft Stompin Johnson mit: „Das ist die Nummer Eins der Deutschen Charts! Das kennst Du nicht?“
Alle anderen tanzen. Der Schweiß tropft mal wieder von der Decke. Das Thekenteam schwitzt solidarisch mit.

Whirlyjoe:
Oh ja. Das war voll. Und laut, heiß und verraucht. Stadtkrug eben. Der Sound: strictly spoonful auf Anweisung des Chefs. Bekannte Hits muss man dort nicht mehr spielen, damit die Massen tanzen. Hier wurde tatsächlich über die Jahre etwas aufgebaut. Ein Beweis für die Klasse des OBS ist ja immer wieder auch die Tatsache, dass teils prominente Musiker im überfüllten Stadtkrug ihre Hüften schwingen – am Samstag wurde mehrere Fuzztones gesichtet, am Sonntag wie immer auch Chris Eckman.


- to be continued -

Freitag, 1. Juni 2012

"This is Ace!"
OBS16 revisited Teil 1

K-Nut:
 ...und ratzfatz ist das Pfingstwochenende schon wieder rum; das Internet quillt über von OBS-Lobhudeleien. Alle sind hochgradig wohlwollend, alle sind durchgängig positiv, alle sind wahr!
Und wir sind mal wieder ziemlich spät dran. Unsere Ausreden sind aber gut: Wir hatten keine Laptops dabei, wir haben wenig geschlafen, wir haben viel getrunken.

Um es diesmal etwas kompakter zu halten, haben wir uns dazu entschieden, nichts zu Bands zu schreiben, die wir entweder gar nicht gesehen haben oder nicht ganz so aufregend fanden.

Der Donnerstag:
 Anreise aus Köln, zur Abwechselung mal völlig problemfrei. Leider nicht über Paderborn – der liebe Chrispop ist traurigerweise diesjährig nicht dabei. Dafür habe ich mit Martin und Steffi nette Mitfahrer an Bord.
Ankunft am Stadtkrug: großes Hallo, nette Menschen, gute Pizza bei Harry, das erste Bier. Im Stadtkrug ist es mir viel zu heiß, ich verpasse Crocozebra. Alle sind begeistert, sogar der dezent durchnässte R-man. Crocozebra haben viele tanzwütige junge Menschen mitgebracht, der Stadtkrug ist rappelvoll, der Schweiß tropft von der Decke. Das macht Spaß.
Ich verlasse den Laden im Morgengrauen - müde, nass, aber glücklich.

Pete F.:
Spätestens wenn Axel im Stadtkrug Buffalo Springfields „For What It‘s Worth“ auflegt, weiß ich: Irgendwie bin ich back where I belong. Und dann auch mal wieder „Spoon“ von Can in aller Öffentlichkeit gehört (und nicht nur in der stillen Music-Lover-Klause daheim) - das hat schon was. R-Man und K-Nut lassen die Temperaturen mit ihren Platten anschließend ins Subtropische klettern. Was für eine Nacht, was für ein Start.


Der Freitag:
K-Nut:
Früh raus – die Arbeit ruft! Der Stag-O-Lee-Stand will aufgebaut werden. Obwohl wir diesmal nur zu zweit sind und entsprechend früh angefangen haben, sind wir überraschend zügig fertig. Zweite Dusche, der Tag kann kommen! Die Stuttgarter trudeln ein, großes Hallo zum zweiten.

Whirlyjoe:
Trudeln trifft es. Vier vollgepackte PKW (die meisten von uns campen ja) wollen erst mal koordiniert sein. Der für früh geplante Start verlief dann doch eher unkoordiniert und entsprechend stauträchtig. Was uns dann gleich mal den Auftritt von Alamo Race Track kostete.
Christian Kjellvander nahm ich dann leider nur im Hintergrund wahr, denn das Hallo im OBS-Garten wird tatsächlich immer größer, länger und breiter – versüßt mit den ersten leckeren Bieren – so muss das sein! 

K-Nut:
Christian Kjellvander klingt tatsächlich, als wäre er schon mehrfach auf dem OBS aufgetreten. Passt wundervoll hierhin. Stimmungsvoll und ergreifend – sehr schön, das!
The Moon Invaders
Irgendwo lese ich, dass Reggae auf dem OBS immer ein Zuhause hatte. Das ist mir neu!
Die Belgier füllen den Garten (siehe Foto vom Dienstag). Seelenvoller und gar nicht eintöniger Spaß. Da könnte man durchaus gerne eine Tradition draus machen.

Whirlyjoe:
Den Quatsch mit der Reggae-Tradition hat der Herr vom Rolling Stone verbreitet. Tsss. Lustiger war da schon die Ansage, dass die Moon Invaders auf vielfachen Wunsch eines einzelnen Herrn an Bord waren – wir wissen, von welchem. Danke R-man fürs Entdecken der famosen Belgier, die diesmal eher noch besser als vor zwei Jahren beim Stag-O-Lee Shakedown waren.

K-Nut:
The Miserable Rich gingen beim OBS13 ja gänzlich an mir vorbei. Ob’s am fehlenden Schlagzeug, der unpassenden Uhrzeit, zu großer Entfernung zur Bühne oder an falscher Gesellschaft lag? Wer weiß – diesmal gefällt mir das irgendwie! Verführt mich zwar nicht zum Plattenkauf, ist aber bei Weitem nicht so verkopft, wie mich der OBS-Compi-Track vermuten ließ.

Pete F.:
„Time is a jet plane“, sang Bob Dylan einst in „You‘re A Big Girl Now“, „it moves too fast.“ Manchmal hat es aber auch was, wenn die Zeit rast: Man behält offenbar nur das Essenzielle in Erinnerung. Und so ist für mich der Freitag - bei allem Respekt vor den sympathischen Alamo Race Track, dem großartigen Christian Kjellvander und den bewährten Miserable Rich - der Tag der Moon Invaders, jenes bläserbetriebenen Ska-, Reggae- und Soul-Kraftwerks, das angeblich aus Belgien stammt. Wo doch jeder, der Ohren hat zu hören, weiß: Die können in ihrer ganzen groovigen Grandezza nur aus Kingston oder New Orleans kommen
Furios. Nicht weniger.

K-Nut:
Der Stadtkrug ist mal wieder gut gefüllt, es bleibt aber Luft zum Atmen. Das Auflegen läuft ganz entspannt, die Stuttgarter Gast-DJs Jens-O-Matik und Stompin Johnson (am Stag-O-Lee-Headquarter leicht an Tattoos und Sonnenbrillen zu erkennen) sind eine echte Bereicherung. Der unkaputtbare Axel übernimmt die Spätschicht bis in den Morgen.

- to be continued -