Kitty, Daisy & Lewis vs. Fat Freddy’s Drop
Dass gewöhnlich im Herbst die Konzert-Dichte steigt ist ja kein Geheimnis. Dieses Jahr ist aber anscheinend ein besonders gutes - zumindest für meinen Geschmack. So gab es gleich zwei Highlights in der vergangenen Woche.
Am vergangenen Mittwoch besuchte ich die Herren von Fat Freddy’s Drop in der Live Music Hall und am Sonntag gab’s Kitty, Daisy & Lewis in der Essigfabrik. ...und da ich mich in letzter Zeit öfter mal über mich selbst geärgert habe weil ich mich bei Konzerten auch gerne im hinteren Drittel (in Thekennähe) rumtrieb und anschließend überlegte ob ich nicht vor der Bühne mehr Spaß gehabt hätte, hieß es nun: früh da sein und ab in die erste Reihe!
Fat Freddy’s Drop ließen das Publikum eine Stunde auf sich warten und vertrieben ihm die Zeit mit einem recht gelungenen Mixtape (Reggae, HipHop, 80s-Soul und diverse Hybriden über die Bühnen-PA) und geschäftigen Roadies, die Handtücher und Bühnengetränke auch gerne mal einzeln auf der Bühne verteilten.
Um 21:00 ging’s dann los. Mir wurde innerhalb von wenigen Sekunden erstmal speiübel. Das lag nicht am gewohnt überteuerten Konzert-Bier sondern an den enormen Bassfrequenzen die mir in heftiger Lautstärke den Magen massierten. Ich hatte mich aber recht zügig dran gewöhnt und in der Folge so viel Spaß, wie schon lange nicht mehr.
Die, nicht gerade kleine, Live Music Hall war rappelvoll mit feierwütigem, sehr gut gelauntem und eher jungem Publikum. Ab dem ersten Beat wurde ausgelassen getanzt.
Auf der Bühne immer mindestens sieben Musiker, wobei das Fehlen eines Bassisten und eines Schlagzeugers nicht wirklich störte - Beats und Bassläufe steuerte der mächtige DJ Fitchie bei.
Alle Musiker hatten ganz offensichtlich Spaß an ihrem Job und freuten sich über ein lautstark und textsicher mitsingendes Publikum. Für die Show-Einlagen war hauptsächlich der Posaunist zuständig, eine echte Rampen-Sau, die auch gekonnt Mundharmonika, Tuba und E-Bass (2 Songs) bediente.
Nach zwei Stunden mitreißendem Reggae mit 4/4-House- und leichten Space-Rock-Exkursionen war das Set beendet.Das Publikum erklatschte sich natürlich noch eine hochverdiente Zugabe, die auch noch mal eine gute halbe Stunde dauerte.
Nassgeschwitzt und euphorisiert machte ich mich dann auf den Heimweg und hatte dabei sogar an den ansonsten ungeliebten öffentlichen Verkehrsmitteln irgendwie Spaß.
Sonntag dann zu den britischen Teenies. Wieder, dank früher Anreise, in der ersten Reihe. Ich hatte mich natürlich auch sehr auf’s Vorprogram gefreut. Das bestritt Gemma Ray, die zur Zeit nur von Organist (steinalte Hammond mit Leslie-Speaker) und Schlagzeuger begleitet auftritt. Ich finde diese Besetzung großartig. Ich habe Gemma Ray bisher Solo sowie mit großer Band gesehen, finde aber diese aktuelle Kombination perfekt. Ihr Set war nach 30 Minuten beendet, was für einen Support-Act ja nicht unüblich ist, aber da die Hauptband ziemlich lange auf sich warten ließ, hätte ich gerne noch ein wenig mehr gehört.
Um Punkt 21:00 betraten die Geschwister nebst Eltern die Bühne und wurden vom bunt gemischten Publikum frenetisch begrüßt. Ich hatte K,D&L ja schon einmal vor ein paar Jahren gesehen und hatte das sehr verhaltene Bühnen-Gebaren ihrer Jugend und Schüchternheit zugeschrieben. ...da hat sich in den letzten Jahren aber leider so gar nichts geändert. Da wird wenig gesprochen und kaum gelächelt, nach Spaß sieht das nur ganz selten aus. Und - bei aller Sympathie: Die Sinnhaftigkeit der ständigen Platz- und Instrumenten-Wechsel werde ich nie begreifen! Die Umbauerei (Snare nach rechts, Snare nach links, Schlagzeug-Schemel rauf und wieder runter, Kabel umstöpseln, neu stimmen, Effekt-Pedale neu stellen und verkleben...) kostet nur Zeit, reißt unschöne Löcher ins Programm und ist auch einem vernünftigen Sound nicht recht bekömmlich. Ich verstehe es einfach nicht! Macht auch klanglich keinen Unterschied wer da gerade am rudimentären Schlagzeug sitzt...
Insgesamt war es allerdings ein richtig schöner Abend. Meiner Gattin und meinen Freunden hat es zwar deutlich mehr Spaß gemacht als mir, aber ich habe das Konzert dennoch sehr genossen. Mit ca. 90 Minuten Brutto-Spielzeit (netto ca. 15 Minuten weniger) eine Stunde weniger als Fat Freddy’s Drop, aber bei denen dauern die Songs ja auch gerne mal zehn Minuten und mehr. Bis auf (das in dieser Länge ziemlich nervige) What Quid? alles schön auf den Punkt gespielte Songs, bei denen es kaum Unterschied machte ob diese aus der Coverphase oder vom selbstkomponierten zweiten Album stammten.
Die beiden Konzerte sind natürlich schlecht vergleichbar, aber die zehn Euro mehr für Fat Freddy’s Drop habe ich im Nachherein sehr gerne bezahlt. Vom Auftritt der Neuseeländer werde ich sicherlich noch länger zehren. Falls Ihr noch Gelegenheit habt Euch ein Konzert von Fat Freddy's Drop oder Kitty, Daisy & Lewis anzuschauen: Tut es!
Ich bin als gelernter Fotograf offensichtlich zu blöde um mit einem Telefon zu fotografieren. Drum gibt’s von mir nur ein verwackeltes Bild der Fat-Freddy-Bläser. Die Handy-Bilder vom Kitty, Daisy & Lewis-Konzert hat der liebe badabing! gemacht (Danke dafür).
(K-Nut)
8 Kommentare:
Eigentlich ein schöner Bericht von Herrn K-Nut. Eigentlich!
Zu Fat Freddy’s Drop kann ich nix sagen, da war ich nicht dabei und die Art von Musik ist für mich wie Dressurreiten…
Gemma Ray, da bin ich mit K-Nut absolut einer Meinung, hat ein schönes, leider viel zu kur-zes Konzertchen gegeben was mir viel Spaß gemacht hat, das hätte wirklich länger sein können.
Aber mein lieber K-Nut: mit den Kindern, KD&L, geht’s du in der Tat zu hart ins Gericht, klar „die Umbauphasen“ sind völlig überflüssig, aber mangelnde Spielfreude hab ich wirklich nicht festgestellt im Gegenteil, da ging schon die Post ab! Was sollen die sich auch groß auf der Bühne unterhalten, Mensch das sind GESCHWISTER!
Erwähnenswert für die Damen: Bruder Lewis ließ sich nach dem Konzert brav mit den weiblichen Fans fotografieren…
Der liebe BadaBing!
lieber knut, lieber badabing- vielen dank für den tollen bericht und die scharfen fotos. kdl spielen morgen bei uns in stuttgart, dazu am freitag der großartige ray collins hot club. vielleicht schreibe ich ja auch mal wieder einen bericht....
Mensch, endlich mal wieder ein Lebenszeichen von euch! Wat freu ich mich dass ihr noch da seid!!!
@whirlyjoe: unbedingt!!!
Vielleicht wirken die Blagen in Stuttgart ja weniger mürrisch. (...oder ich stand einfach zu nah dran?!?)
Bei Ray Collins wäre ich gerne dabei - klappt aber leider nicht!
- dafür eventuell morgen The Branded im Sonic Ballroom.
@joe: ich freu mich drauf!
@K-nut: muß ich wiederholen?
die waren weder mürrisch noch warst du zu nah dran! BASTA!!
(außerdem als Stadtbekannter Gentleman hat du die Damen vorgelassen. Dafür noch ein EXTRA Bravo!)
BadaBing!
@BadaBing!:
Wenn Du auf Deinem Job die ganze Zeit so 'ne Fresse ziehen würdest, hättest Du bald gar nix mehr zu tun!
Ich dachte ja es hätte an meinen Fat Freddy-geschädigten Ohren gelegen, aber nein - auch Herr Maurer von gaesteliste.de fand es bei KD&L zu leise.
Heute abend im Sonic Ballroom wird es dafür wahrscheinlich wieder SEHR laut.
Contenance, mein lieber Herr K-nut!
Contenance!
1.-ich zieh nur bei meiner monatlichen Gehaltsabrechnung „so`ne Fresse“.
2.-Herr M. ist auch nicht mehr der Jüngste...
3.-geh mal zu einem Hörgeräteakustiker!
4.-du warst gar nicht in der ersten Reihe (in der zweiten) da du ja ganz Gentleman, die Damen vorgelassen hast. dafür noch ein Bravo!
5.-Die Kinder waren gut! Basta!
BadaBing!
@BastaBing!
...mal sehen was Herr Joe so zu erzählen hat.
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