Part 1: Mittwoch – Kitty Daisy & Lewis @ LKA
Puh, 28 Euro und ein absehbar proppenvolles Konzert in Stuttgarts allergrösstem, äh, Club. An die tausend hippe Stuttgarter standen sich dann auf den Füßen rum und trauten sich nicht wirklich zu tanzen. Ich auch nicht. Denn wir standen ganz außen am Notausgang, neben der Bühne. Mieser Sound dort, aber immerhin ein bisschen was zu sehen. Die gute Gemma Ray im Vorprogramm hatten wir da schon verpasst, weil irgendein Schussel an der Kasse unsere Tickets verschlampt hatte.
Das heitere Sehen und Gesehen werden im Publikum war aber auch ein Spaß, das Konzert hat mir insgesamt gut gefallen, auch wenn der Rahmen einfach zu groß war und ich in Erinnerungen an ihren Auftritt beim Stag-O-Lee Shakedown vor zwei Jahren schwelgte, wo die drei Geschwister ja ca. fünf Minuten vor Erreichen endgültigen Weltruhms einen furiosen Auftritt hinlegten und auch Backstage und bei der anschließenden Party für Trubel sorgten.
Diesmal also alles wesentlich professioneller, anonymer und distanzierter. Die Hits saßen dennoch, das neue Album hat meines Erachtens auch einige zu bieten, dazu eindeutig mehr Abwechslung in Richtung Ska und sogar ein wenig Funk. Dass die (zahlreich vertretenen) beinharten Rockabillies im Publikum dies nicht goutierten, war kein Wunder. Die Mainstream-Leute amüsierten sich aber umso besser. Ich mich auch, denn im Gegensatz zum Kölner Auftritt, von dem K-Nut berichtete, fand ich die Instrumentenwechsel nicht weiter störend. Die kleinen Jams gefielen mir sogar richtig gut, nur in Sachen Showmanship und Dramaturgie wirkte der Familienclan ein wenig unlocker, was man ja fast schon wieder sympathisch finden kann.
Fazit: ein grundsolides Konzert einer einzigartigen Band, die es wohl immer noch nicht so richtig glauben kann, derart große Hallen zu füllen. Die ganz große Stimmung und enthemmte Begeisterung wollte sich allerdings nicht einstellen, dazu war das Publikum aber von vornherein einen kleinen Tick zu cool.
Einen ganz hervorragenden Konzertbericht mit noch besseren Fotios haben übrigens mal wieder die verehrten Kollegen vom Gig-Blog abgeliefert.
Part 2: Donnerstag - The Stag-O-Lee Allstars @ Palast der Republik
Die Stuttgarter Kneipen-Institution Palast der Republik fand an dieser Stelle ja schon häufiger Erwähnung, auch weil ich dort gerne donnerstags Platten auflege, was im Sommer vor mehreren hundert Gästen im Freien ein ziemlicher Spaß sein kann. Den wollte die weserbergländische Fraktion der Stag-O-Lee Allstars schon seit längerem mit mir teilen und nach mehreren Absagen fanden sich King Axel 45 und Prince R-man dann gegen halb zehn tatsächlich ein – gut gelaunt und mit einem kleinen Säckchen frisch gebrannter CDs unterm Arm.
Es war dann auch sehr ordentlich besucht für einen Abend im späten September, wo es bei Dunkelheit doch gerne schnell recht frisch wird. Das Wetter war toll, alle Fenster und Türen geöffnet, dazu Massen von jungen Menschen unterwegs, die sich zum größeren Teil aus Erstsemestern der nahen Stuttgarter Uni herausstellten, die von ihren Fachschaften ins Stuttgarter Nachtleben begleitet wurden. Lustig, zu meiner Studienzeit mussten wir die Kneipen ja noch selbst erkunden.
Zeitgleich stand mit Duke Jens-O-Matic gleich noch ein Stag-O-Lee Allstar an der Theke, weshalb ich dann meinen Dienst an den Decks wie üblich fast alleine absolvierte, die beiden Herren aus Beverungen mit den auffallenden Hemden aber auch die eine oder andere coole Nummer einspeisten. Biertrinken und musikalische Fachgespräche prägten dann den Verlauf des sehr entspannten Abends. Als ich mich um halb zwei auf mein Rad in Richtung Heimat schwang, standen die restlichen Allstars noch bei einer letzten Runde Bier am Eingang. Ein ebenso schöner wie beruhigender Anblick.
Part 3: Freitag – Ray Collins Hot Club @ Zwölfzehn
Dieses von Herrn Omatic veranstaltete Konzert war dann auch der eigentliche Grund für R-man und Axel, die weite Reise nach Stuttgart zu unternehmen. Und das erwies sich als weiser Entschluss. Denn die Kölner Bigband kam, sah und siegte. Mit neun Männern auf der kleinen Bühne, darunter vier Mal fettes Gebläse. Und schon deshalb ein Bombensound im gut gefüllten kleinen Club.
Ray ist ein sehr lässiger Entertainer, der das tanzfreudige Publikum von Anfang an im Griff hatte. Der Sound der Band ist konsequent retro, way back in die Nachkriegszeit mit Jump Blues und Swing, R&B und Rock’n’Roll. Und mit tollen Songs in teils atemberaubender Hitqualität („Bye Bye Paris!“) – soweit ich weiß alles Eigenkompositionen, die aber eben wie steinalte Klassiker klingen – große Kunst!. Die Meute (von Rocker bis Rockabilly, einer kam sogar im authentischen US Army WWII-Outfit) war begeistert und das schweißtreibende Konzert dauerte schließlich fast zwei Stunden. Im Anschluss legte Jens-O mit zwei kompetenten Kollegen den dazu passenden Sound auf, während wir draußen bei schönstem Spätsommerwetter unser Bier tranken.
Ein fantastischer Abend mit einer grandiosen Band – im direkten Vergleich mit Kitty, Daisy & Lewis lag der Hot Club in allen Bereichen klar vorne. Wobei man natürlich zugestehen muss, dass die Durham-Geschwister in einem coolen kleinen Laden natürlich auch anders abgeschnitten hätten. Insgesamt 3 Days of Rock’n’Roll, sowas sollte man öfters machen.
Handyfotos wie immer von Chris, heißen Dank mal wieder.
(Whirlyjoe)
1 Kommentar:
"...was man ja fast schon wieder sympathisch finden kann."
GENAU!
badaBing!
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