Montag, 2. November 2009
Ethiopian Soul
Apollo Music Night @ Astra Berlin 29.10.2009
Das Sonar Kollektiv (mit Conferencier Daniel Best) veranstaltete die Woche ein Minifestival mit starkem Line-Up: Mulatu Astatke & Heliocentrics, Lisa Bassenge & Micatone, Boozoo Bajou sowie Jazzanova als DJ-Pausen-Set. Das war natürlich die Gelegenheit, die neue angesagte Concert-Location in Berlin-Friedrichshain aufzusuchen: von außen eine Bruchbude auf dem RAW-Gelände, von innen schön hergerichtet. Alles holzvertäfelt im 50’s Design, große hohe Bühne, toller Sound, Lounge-Bereiche drinnen & draußen (auch zum sitzen), zudem gibt es Astra (sic!) vom Fass und Luckies aus dem Automaten.
Besonders gefreut hatte ich mich auf den Opener Boozoo Bajou (hatte mal in Köln vor Jahren ein phantastisches DJ-Set erlebt), musste dann aber zur Überraschung feststellen, dass eine 7-köpfige Band die Bühne betrat (laut Daniel Best das erste Band-Konzert außerhalb Nürnbergs). Dass der Mac des öfteren abstürzte tat dem Set aber keinen Abbruch, denn es gab Acoustic Soul pur, überwiegend vom Grains-Album: Schlagzeug, Kontrabass, Pedal Steel, überhaupt Gitarren, Sängerin. So stellten die Herren etwas nervös aber musikalisch souverän ihren neuen Westcoast-Sound vor. Sehr schön laid back, etwas für den Sommer.
Ein Heimspiel hatte die Berliner Chanteuse Lisa Bassenge mit ihrer Souljazz-Combo Micatone. Das mittlerweile vierte Album auf dem Sonar Kollektiv sollte angemessen vorgestellt werden. Ich kannte die Band vorher eher im „light“ Jazz-Sound, nun versuchen sie etwas poppiger und souliger zu werden. Gelungen waren die Songs an sich (sogar ein gekonnter Reggae war dabei), wie immer Lisas starke Stimme, aber als Jazz-Interpretin nicht deep genug zum neuen Arrangement. Aber das Gesamtergebnis zählt: das Publikum feierte zu recht enthusiastisch die neuen Songs.
Highlight war gegen Mitternacht (nach einer Stunde Umbaupause, kein Wunder bei ein dutzend Musikern und noch mehr Instrumenten) der äthiopische Großmeister am Vibraphon Mulatu Astakte mit den australischen Heliocentrics. Mulatus Musik aus den 60ern kennen die meisten aus dem letzten Jim Jarmusch Film Broken Flowers, die Zusammenarbeit mit den Heliocentrics aus dem bemüht vertrackten Inspiration Information Album.
Aber live war das Ganze eine Offenbarung: Mulatu souverän altersehrwürdig und glücklich versunken in seinem Spiel, die Heliocentrics eine hinreissende Live-Band, äthiopischer Bläser-Sound, mellow Grooves, ausgefeilte Percussion, tighte Rhythmusgruppe, selbst der Cellist (!) spielte unglaubliche Soli. Das alles wie aus einem Guss. Ein Erlebnis. Bin gespannt, ob Fat Freddys Drop das an gleicher Stelle in vier Wochen noch toppen können.
(An-Dréad)
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