Montag, 30. November 2009

Abt. Konsumterror

Schwäbisches Outletstore-Shopping

Am Samstag Mittag ruft Peter HtH an, ob ich mit nach Metzingen am Fuße der Schwäbischen Alb käme, Home of Hugo Boss und Standort von diversen Outletstores für Klamotten – kennt jeder Schnäppchenjäger in Baden-Württemberg. Bin dann mit Peter in seinem nagelneuen Sportwagen (von null auf hundert in drei Sekunden, ungelogen) los, das Navi führte uns mitten in den vorweihnachtlichen Samstagskonsumrummel. Eigentlich wollten wir ja feine Glitzeranzüge im Elvis-Stil fürs SBS-Jubiläum kaufen, da fanden wir dann allerdings diesen seltsam-trashigen Indoorflohmarkt in einem ehemaligen Baumarkt und gleich im Eingangsbereich stießen wir auf Plattenhändler Robert, dessen Cheapo-Sortiment wir in zwei Stunden nicht mal ganz durchgesehen hatten.

Es gab dann reiche Beute, wir legten beide jeweils um die 50 Euro an für einen Riesenstapel Zeugs, das man allerdings größeren Teils wohl nicht zwingend braucht, aber Plattenkaufen macht eben Spaß. Für mich sprangen 15 Seven-Inches und ein Haufen LPs heraus, viel Partykram, aber auch so schöne Sachen wie

Elvis - Kiss Me Quick

Blondie - The Tide Is High (Knut, wie wäre es mal mit einem Blondie-Special?)

Led Zeppelin - Immigrant Song

Gary Glitter - Rock’n’Roll Part 1 & 2

Supremes - Back in My Arms Again

und auch die von Chrispop geschätzte Daisy Door - Du lebst in deiner Welt aus der alten Kommissar-Episode, gab es gleich mehrfach.

Und das Beste: dazu erhielt ich als Bonus ein kleines 7-Inch-Köfferchen für ca. 40 Scheiben in schlichtem, klassischem Kunststoffschwarz, damit ich als DJ nie mit einem Beautycase rumlaufen muss.

Der LP-Stapel wurde auch recht groß, diverse billige Soul-, Brazil- und Rock’n’Roll-Compilations plus

Trini Lopez - At PJs

Carpenters - A Kind Of Hush (ich hätte ja auch mal Lust auf ein kleines SBS-Carpenters-Special…)

Barbra Streisand - Je m’apelle Barbra (wegen des schönen Covers)

Bob Wills & Tommy Duncan (Deluxe Doppel-LP im Kartoncover)

Jose Feliciano - Light My Fire (hoffentlich mit dem tollen Song, den Jensomatik gerne spielt)

Paul Simon - Greatest Hits

Jackie Wilson - Greatest Hits

Joe Jackson - Look Sharp

Und als Krönung die Elvis - 7LP-Box “100 Super Rocks” mit so ziemlich allem drauf, was man haben muss.

Herr Weber, ihre Highlights?

Was gibt es Schöneres für unsereins , als am frühen Samstagnachmittag in Vinylkisten zu stöbern und mit einem Sack voll Platten nach Hause zu kommen und zu wissen, ich habe den Samstagabend frei und kann mich durchhören? Gesagt , getan ... ich habe mich nach unserer Rückkehr für vier Stunden in meinen "Hobbyraum" (Kenner wissen, was ich meine) zurückgezogen. Bald gesellte sich meine Frau Claudia zu mir und schon war eine kleine Party im Gange. Ich konnte für insgesamt 58,- Euro 48 Singles und 16 LP´s abgreifen. Hier ist nicht der Platz um alles aufzulisten, daher nur die "Glanzlichter": 7" Singles: 3 x Eurythmics - "When tomorrow comes", "Sweet Dreams" und "Right by your side" Damit habe ich meine Lücken gefüllt, es war schön das alles noch mal zu hören 3 x Blondie - "Heart of glass", "Call me " und "Dreaming" Ebenfalls Lückenfüller, die aber in keiner Sammlung fehlen sollten. 2 x George McCrae "I can´t leave you alone" (mit einer phantastischen B-Seite) und natürlich "Rock your baby" Sehr warm ums Herz ist mir geworden bei Icehouse - "Hey little girl" , Frank Zappas "Bobby Brown" oder "Mister Sandman" von Emmylou Harris. Einige "Must-Have’s" waren auch dabei :

The Clash - Should I stay ... PIL - This is not a love song Diana Ross - Upside down und viele andere mehr. Was aber immer was ganz Besonderes ist, weil so abgefahren, sind einige deutsche Perlen ... ja ja ... lacht nur! Ist trotzdem "geil!"...

Freddy - Hundert Mann und ein Befehl Daisy Door - Du lebst in deiner Welt Udo Lindenberg - Sonderzug nach Pankow Karl Valentin - Die alten Rittersleut Nilsen Brothers - Aber dich gibt’s nur einmal für mich Wum´s Gesang - Ich wünsch mir ne kleine Miezekatze Wie gesagt, nur eine kleine Auswahl ... Noch kurz einen Abstecher zu den LP´s : Absoluter Höhepunkt und in allerbestem Zustand: The Rolling Stones - "Out of our heads". Da ist einer meiner Alltime-Favorite-Songs dabei , "That´s how strong my love is", oder einer der ersten Songs, den ich auf Gitarre gelernt habe: "Heart of stone". 2 x Bob Marley ("Survival" und "Uprising") waren wieder eher Lückenfüller (das hatte man ja alles schon früher mal auf Vinyl, ging verloren, jetzt nur noch auf CD) Madness, Steven Stills, Blondie , Chuck Berry und Elvis hake ich auch ab unter "Lückenfüller" , während eine Percy Sledge und eine Ike &Tina Turner-Compilation mir gezeigt haben , dass ich sie bisher sträflich vernachlässigt habe. Joe hat mir noch zwei Scheiben "aufgeschwätzt" (hochdeutsch: empfohlen, Joe), die mir dann aber gezeigt hatten, dass der Mann Ahnung davon hat, was man braucht: "Phillysound - the fanstastic sound of Philadelphia" und "Chic - C´est chic" ... letzteres hab ich mich noch nicht getraut anzuhören. Muss ich aber wohl mal nach der Präsentation im Blog... Alles in allem: keine Sensationsfunde , aber eine durchaus gelungene Mischung an Vinyl, die meine Sammlung aufwertet. Für 58 Euro kann ich dann entweder nächsten Samstag mit meiner Frau Essen gehen oder noch mal diesen Flohmarkt besuchen mit anschließender Mini-Party. Ich weiß, was mir mehr Spaß macht! (HtH)

Zum Klamottenkaufen blieb dann leider keine Zeit, aber wir sehen ja auch so gut aus. (Whirlyjoe)

Sonntag, 29. November 2009

Abt.: Brandneu:
This Is DJs Choice -
Vol. 2/feat. Keb Darge
& Lucinda Slim Keb Darge dürfte als Deep-Funk-Hohepriester bekannt sein, aber nachdem er alle Lagerhallen des Mittelwestens durchwühlt hatte und die Suche nach unentdeckten Juwelen erfolglos blieb, erweiterte er seinen Horizont in Richtung Blues/R&B/Rockabilly and ähnliche Fifties-Erstklassigkeiten. Dazu gab es eine Prise Northern Soul. Das legt er zwar bei seinen Freitagabenden im Madame JoJo's nicht auf, da regiert der Funk, aber er ist durchaus mit dem Sound hier unterwegs, oft mit Lucinda Slim im Schlepptau (zB jeden Sonntag im Zensai in Camden).
17 Tracks und 47 Minuten (15 auf LP) haben die beiden hier versammelt, das Spektrum reicht von satten Blues-Grooves (John Lee Hooker, Howlin' Wolf) über mitreissend-voluminöse Frauenstimmen (Blanche Thomas, Big Maybelle, Sarah Dean) zu Rhythm & Blues (Cadets), Jump Blues (Joe Houston) und Rockabilly (Baker Knight, Jesse & The Orbits, Jack Rabbit Slim). Die letzten 6 Tracks sind dann funky Soul vorbehalten: das beste Stück der großartigen Sugar Pie DeSanto, Sharon Jones & die Dap-Kings, Beggin' in der Timebox Version, Don Thomas (upliftend!), General Assembly und schließlich Syng McGowan (beide very Northern). Auf den ersten Blick ein wilder Stilmix, beim genaueren Hinsehen 17 erstklassig tanzbare Killertunes aus der goldenen Zeit! (R-man)
LP und CD hier.

Samstag, 28. November 2009

Abt.: Brandneu
Randa & The Soul Kingdom
Derzeit erfreuen wir uns an gleich zwei mächtigen Funk-Scheiben from Down Under, wo sich scheinbar eine beachtliche Funk-Massive entwickelt hat, man denke nur an die Bamboos und Kylie Auldist. Während die aktuelle Konkurrenz von Deep Street Soul mal richtig lowdown & dirty klingt (Album im Dezember, watch out!), bewegen sich Randa & The Soul Kingdom eher im Fahrwasser der Bamboos, was natürlich an deren Mastermind Lance Ferguson liegt, der auch hier produziert hat. Sängerin Randa ist geborene Jordanierin, wuchs in Perth auf und ging in London (Speedometer) und New Orleans (Eddie Bo) in die Funk-Schule, um jetzt wieder von Australien aus mit eigener, großartiger Band durchzustarten. Ihr Debütalbum bietet zehn überwiegend schnelle und tanzbare Funknummern mit knackigem Bläsereinsatz und einer famosen Rhythmusgitarre (von Herrn Ferguson selbst), dafür sind so gut wie keine Tasteninstrumente zu hören. Randa singt herrlich dreckig und unangestrengt kraftvoll, sie ist eine echte Entdeckung. Und die Band hat gleich mehrere potenzielle Floorfiller im Programm. Für meinen Geschmack sind Randa & The Soul Kingdom damit bereits an den Bamboos vorbei gezogen. Swing it! (Whirlyjoe)
LP und CD hier.

Donnerstag, 26. November 2009

Abt. Jung mit Bart Frisko Viljor live Die schwedischen Indie-Darlings Friska Viljor kannte ich bis vor kurzem auch nicht, was wohl vor allem an meinem fortgeschrittenen Alter liegt. Denn bei jungen Menschen ist die Band schon seit geraumer Zeit richtig angesagt. Mir wurde dann auch immer wieder von tollen, ausverkauften Konzerten und dem souveränen Gewinn der Jägermeister-Rockliga (Respekt!) berichtet, außerdem spielte man mir den wirklich wunderbaren Song „Arpeggio“ zu, den ich seither innig liebe. Grund genug also, mich als definitiv ältester Besucher ins seit Wochen ausverkaufte Stuttgarter Schocken zu wagen. Dort herrschte gute Laune bei ständig steigenden Temperaturen und schon früh am Abend beschlugen die schönen Fensterwände des Clubs – auch weil das enthusiastische Publikum (könnten an die 300 gewesen sein) wild am Hüpfen, Tanzen und Pogen war. Konnte ich von meinem komfortablen Platz oben auf der Galerie bestens beobachten. Mutige Stagediver (auch der Drummer!) fanden kaum mehr einen Platz zur Landung, weil es so voll war. Die Band bestand aus fünf bärtigen jungen Schweden, deren simpel gestrickte Songs live ungeheuer ansteckend wirken. Die Refrains haben den Charme von Trinkliedern, manches erinnert an die jungen Pogues, allerdings ganz ohne Irish-Faktor. Der singende Oberhippiezausel spielt zumeist eine sehr schöne Mandoline. Bestechend ist der hemmungslose Melodienreichtum und der sich gegenseitig befruchtende Enthusiasmus bei Band und Fans. Sie selbst sprechen gerne von „Kindermusik mit erwachsenen Texten“, ich höre ein Amalgam aus den sonnigsten Indie-Bands der letzten 30 Jahre, mit ebenso simplen wie funktionalen Songs, das Ganze wirklich grundsympathisch. In diesem Sinne vielleicht auch viel sagend, dass Friska Viljor trotz beachtlicher Erfolge (noch) nicht bei einem Major unter Vertrag stehen, sondern beim feinen kleinen Haldern Pop-Label. Hört euch also Friska Viljor doch mal an, am besten live – gerade auch weil der eine oder andere sbs-Besucher vielleicht doch den Anschluss an den Sound der Jugend ein wenig verloren hat? Vielleicht täusche ich mich da auch…. Dank an die flinken Handy-Fotokünstler Betti und Chris. (Whirlyjoe)

Montag, 23. November 2009

Abt. Sounds to make you get down Daptone-Offensive Am 27. November erscheint die feine Daptone-Compilation und auf ein paar Live-Häppchen darf man sich Anfang nächsten Jahres auch schon freuen. Wer das Premium-Soul/Funk-Label Daptone aus Brooklyn noch nicht kennt, bekommt hier den perfekten Einstieg geboten – aber auch passionierte Fans des wohl wichtigsten US-Labels des aktuellen Soul/Funk-Genres kommen dank einiger rarer Tunes auf ihre Kosten, denn auf Daptone Gold werden 23 Single-Hits und Album-Tracks, aber auch längst Vergriffenes kompiliert. Gabriel Roth und Neal Sugarman bilden mit ihrem typischen Label-Sound die ausgesprochen soulige Seite des aktuellen Funkgeschehens, was sowohl die Vokalisten, als auch die Produktionen betrifft. Ihrer Bedeutung für die Szene entsprechend, hören wir hier gleich sechs mal Sharon Jones & The Dap Kings, ihr männliches Label-Pendant Lee Fields ist mit drei Songs vertreten, darunter einem gediegenen Duett mit Sharon. Die Budos Band spielt instrumentale Grooves im perfekten Retro-Sounddesign, während Naomi Shelton deutliche Gospel-Roots beweist. Aus dem Rahmen fällt das Brooklyn-Afro-Beat-Kollektiv Antibalas mit Gastsängerin Mayra Vega hart auf den Spuren von Fela Kuti, aber eben mit spanischen Vocals. Ganz nach Daptone klingen dagegen die Menahan Street Band vom Daptone-Sublabel Dunham, sowie der großartige Charles Bradley mit dem Downtempo-Burner „The World (Is Going Up In Flames)“, bekanntlich ein Favourite des SBS-Chefs. Vielleicht liegt die Klasse des Daptone-Sounds auch darin, dass man im eigenen Studio konsequent analog produziert? Nicht umsonst hat dort ja auch Amy Winehouse ihr epochales „Back To Black“-Album mit der New Yorker Posse eingespielt. Sounds to make you get down. Doppelvinyl mit Download-Code. Hier. Und dann gibt es noch zwei Deutschlandkonzerte vom Premium-Package Menahan Street Band + Charles Bradley + Lee Fields & the Expressions! 7.2.2010 Köln - Stadtgarten 8.2.2010 Frankfurt - Künstlerhaus Mousonturm (Whirlyjoe)

Samstag, 21. November 2009

Jahres Top-10 her oder ich erschieße diese Katze! Wie jedes Jahr wollen wir den shake baby shake Blog im Dezember mit persönlichen Nachlesen füllen. Ich nenne es hier mal Top-10, aber im Prinzip muss das keine Listung sein, es kann auch im fließenden Text wiedergegeben werden, was bei euch in diesem Jahr so hängen geblieben ist. Wer jetzt mehr der Listentyp ist, sollte zumindest kurz erklären, warum nun gerade diese Platte oder sonst was in den Top-10 sind. Kinofilme, Liveauftritte, Festivals, TV-Ereignisse usw. dürfen natürlich auch genannt und bewertet werden. Dazu rufe ich alle auf, die hier hin und wieder mal schreiben, aber auch die, die nur mal so reinschauen und Lust haben, sich mal mit ihrem Rückblick zu beteiligen. Wir würden uns kollektiv extremst freuen! Bitte Eure Jahrescharts einfach an top-10@live.de schicken, wir bringen das dann optisch in Form und veröffentlichen die Charts im Laufe des Dezembers. Dann wollte ich mich auf diesem Wege für das slacking im Blog entschuldigen. Wir sind zwar nicht verpflichtet, hier ständig was zu „posten“ (Bloggerlatein), schließlich haben wir alle noch kleine Nebenjobs, aber wir wollen diesen Blog schon am Leben halten. Schließlich ist ja demnächst auch wieder der Rolling Stone Leserpoll… und da wäre es schön, wenn wir nicht aus den Top-10 fliegen würden. Wir versprechen also Besserung! Und wo ich gerade so schön im Flow bin: am ersten Samstag im Dezember steigt das letzte shake baby shake im Stadtkrug zu Beverungen. Dafür werden diverse Gast-DJ’s eingeflogen, der Soundcruiser aufgebaut und nur Vinyl aufgelegt. Das war es dann für uns. Allerdings arbeiten wir gerade fieberhaft an einem Neuanfang, mit geändertem Namen, frischen Konzept und einem dritten DJ, dessen Zusage für mich entscheidend war, überhaupt weiter zu machen. Details dann nächstes Jahr. Und: Am 23. Januar (müsste ein Samstag sein) steigt in der Mutter in Kassel der Stag-O-Lee Shakedown: an den Decks Duke Jens-O-Matic (extra aus Stuttgart!) und Prince R-man, die dem kultigen Club im Norden der Stadt mal so richtig einheizen werden. Auch da gibt es noch eine genaue Ankündigung, Flyer und alles Mögliche. Das war es dann von hier. (R-man)

Mittwoch, 18. November 2009

Abt. Leichen im Keller Oha! ...da hat sich Freund Whirlyjoe ja wohl ziemlich verschätzt bezüglich der "Konsenzfähigkeit" von ABC. Nichtsdestotrotz geht's wohl noch ein wenig weiter mit unserer kleinen Serie. Da müsst Ihr durch! Als kleine Wiedergutmachung für das Zwangsbetrachten von Martin Fry im Goldanzug mit seinen Mitstreitern über mehrere Tage gibt es als nächsten Beitrag ein wirklich fantastisches Video (ausgesucht von Joe). (k-nut)

something completely different

Die Youngsters aus dem stag-o-lee-Stall:

Samstag, 14. November 2009

Abt. Leichen im Keller

ABC Lieber Knutster, bei Heaven 17, unseren zuletzt hier abgehandelten Eighties- (Schein-) Helden hast du mit kritischem Ohr deutliches Altern auch ihrer besten Produktionen attestiert – verspürst du das auch bei den ja weithin konsensfähigen ABC? Interessanterweise kamen ja beide Bands eben nicht aus London, sondern aus Sheffield. War ich da etwa zu streng? Ich attestiere Heaven 17 hiermit aber ein deutlich stringenteres Gesamtwerk im direkten Vergleich zu ABC. Zeitloser erscheinen mir allerdings die Produktionen von ABC. Dabei war die gestylte Soul-Lässigkeit und der perfekt produzierte Sound anno 1981 ja schon ein ziemlicher Affront gegenüber der dominierenden Punk/Wave-Kultur. Ich fand ja immer ABC waren ihrer Zeit ständig ein klein wenig voraus. Das hat ihnen jedoch nicht immer nur Pluspunkte eingebracht. Wobei Martin Fry und Kollegen ja eigentlich nur ein wirklich überdauerndes Meisterwerk geschaffen haben, nämlich das Debütalbum „The Lexicon Of Love“ von 1981. Da sind wir uns vermutlich einig, oder? Da sind wir uns mal völlig einig, mein lieber Joe! Das halte ich tatsächlich für ein Meisterwerk. Produktion, Songs, Gesang, sogar die Texte finde ich auch heute noch ganz vorzüglich! Alles mit einem Gewissen Mut zur Peinlichkeit, manchmal etwas cheesy, aber dermaßen charming präsentiert – ein großartiges Album! Produziert hat ja erstaunlicherweise Trevor Horn, hier der richtige Mann zur richtigen Zeit, und für seine Verhältnisse doch relativ dezent, will ich meinen. Okay, die Keyboards sind manchmal schon ein wenig aufdringlich, dazu aber der dominante Bass und die saftigen Bläser, schon okay, finde ich. Ich gehöre ja nicht zu den Trevor Horn-Hassern; meiner Meinung nach hat dieser Mann ein paar wirklich tolle Alben produziert. Bei aller Opulenz finde ich seine Arbeiten seltenst überproduziert – durchproduziert bis ins kleinste Detail schon. Und wenn ich mir ein komplettes Pop-Album aus dem Jahre 1981 von vorn bis hinten schmerzfrei durchhören kann, ohne dass mir eine zweifelhafte Sound-Ästhetik den Spaß verdirbt, ist das schon eine echte Ausnahme! (Übrigens finde ich sowohl das Cover als auch die Videos äußerst gelungen. …womit wir wieder beim Mut zur Peinlichkeit wären.) Und das Album bietet eben eine ganze handvoll feiner Hits, neben dem Titelsong vor allem auch das ansteckend euphorische „Poison Arrow“, „Show Me“ und „Tears Are Not Enough“. Für mich definitiv eines der wichtigsten, archetypischen und bis heute hörbaren Eighties-Alben. Sind ABC eigentlich Blue-eyed Soul oder doch nur verchromte Poppermusik? Weder noch: für mich ist das Debut einfach nur der Prototyp eines rundum gelungenen Pop-Albums! Von den beiden folgenden Alben hat mir erstmal keines gefallen, habe ich alle wieder aussortiert. Was bleibt von „Beauty Stab“ und „How To Be A Zillionaire“?

Was mir ja immer imponiert hat: ABC hätten ja locker ein “Look Of Love Pt.2” abliefern können; aber nein, sie servierten uns eine Platte, die zwar nicht völlig vom bewährten Rezept abwich, aber plötzlich mit schmierigen Rock-Riffs und komischem Reggae angereichert daher kam. Das war ein zielsicherer Karriere-Killer. Album drei dann plötzlich mit synthetischem Plastik-Pop. Ich konnte da auch irgendwann nicht mehr folgen… Aber dann: 1987 raffte sich Martin Fry mit dem einzig verbliebenen Mitstreiter Mark White zum einem zweiten großen Wurf auf, es entstand „Alphabet City“, koproduziert von Chics Bernard Edwards. Sind wir uns einig, dass dieses Werk beinahe die Größe des Debüts erreicht? Hier jagen sich doch die Hits: „When Smokey Sings“ ist ein würdiger Motown-Tribute, auch „King Without A Crown“ hat diese Klasse, und dann ist da natürlich „The Night You Murdered Love“. Letzteres ist auch meiner Meinung nach ein echtes Pop-Monster! Tolle Nummer! …und auch hier rate ich erneut zur Maxi-Single (trotz Rap-Einlage)! Yep, als 12-Inch ein absolutes Muss, denn nicht nur die achtminütige „Whole Story“ taugt, sondern vor allem auch „The Reply“, auf dem Label als „The Night You Murdered Love Rap“ angekündigt, auf dem die mir ansonsten unbekannte Rapperin Contessa Lady V. eine bewundernswert coole Performance abliefert. The Night You Murdered Love (kurz, aber mit trendy Video) und die lange Version, ein Knaller! …die kurze Version mag ich eigentlich lieber, die ist aber auch auf der 12“. Könnte man wieder ganz nostalgisch werden, was? Allerdings nicht so nostalgisch, sich den noch immer durch die Lande tingelnden Martin Fry heute noch live anzusehen, die Videos bei Youtube versprechen jedenfalls nichts Gutes.

Naja, irgendwoher muss die Altersversorgung ja kommen. (Auf der 2009er „Night Of The Proms“-Tour sind/waren übrigens auch Heaven 17 dabei.) Und hübscher, schlanker und besser bei Stimme werden wir wohl alle nicht, gell? Aber ob ich meinen alten Helden unbedingt beim Altern auf der Bühne zusehen muss ist wirklich 'ne gute Frage. Ich habe ABC damals in Düsseldorf live gesehen. Da hatten sie gerade mal das erste Album draußen und spielten das in großer Besetzung einmal komplett durch und wiederholten als Zugabe zwei-drei Songs. Das war’s! …hat einen etwas schalen Nachgeschmack hinterlassen. Was muss man also unbedingt von ABC im Schrank stehen haben? Das erste Album und die späte Maxi? Ich hab‘ noch zusätzlich Album Zwei „The Beauty Stab“ behalten. Das höre ich immer mal wieder und staune und wundere mich. Ansonsten mal wieder d’accord: „The Lexicon Of Love” und “The Night You Murdered Love” müssen, der Rest kann. …um es mit Martin Fry zu sagen: ”Yippie ay yippie ay yeah – be lucky in love!” (whirlyjoe + k-nut)

Mittwoch, 11. November 2009

Hangin’ around with the lads sbs-Alumni Black Caesar hat in seiner kargen Freizeit einen hörenswerten Mix gebastelt und uns diese Linernotes mit auf den Weg gegeben – heißen Dank dafür! Hangin’ around with the lads – eine explosive Mischung, gar nicht mal so un-spoonful-ig! Was war passiert: Im Sommer diesen Jahres hatte ich mit stark nostalgischen Gefühlen die ‚Summer of the 80s’ – Themenreihe auf ARTE verschlungen. Kurz darauf war mir dann noch die Joe Strummer-Bio ‚The future is unwritten’ in die Finger gekommen (sehr empfehlenswert übrigens!). Und zu guter letzt hab ich dann, eigentlich mehr beiläufig als wirklich motiviert, beim Mediamarkt eine Specials-CD und die erste Stray Cats vom Grabbeltisch zu den Senseo-Pads dazu gepackt (hat man zwar alles auf Vinyl, aber bei 5 Euro greift man dann doch konsumgetrieben zu). Diese Mixtur hatte irgendwie gewirkt und mich angetrieben, mal wieder einige Scheiben der Prä-Punk, Pubrock, Two Tone, Rockabilly, Punk, Ska, Neo Mod, Stiff-Ära aus meinem Regal zu ziehen, angeordnet alles irgendwo zwischen 75-85. Eigentlich auch alles gar nicht so mein Jahrgang, aber dank meiner damaligen DJ-Residency in meinem Stamm-Club, damals in den tiefen 80ern, hatte man auch aus dieser Zeit noch einiges mitgekriegt und der eigenen Vinyl-Sammlung Stück für Stück hinzugefügt. Heraus kam jetzt dieses 2 CD-Konglomerat mit bekannten und weniger bekannten Namen, populären Hits und Rarem. Und während des Kompilierens fiel mir dann auf, dass das phasenweise auch ziemlich spoonful klingt. Natürlich nicht so wie ein Track aus den 50ern bzw. 60ern spoonful-mäßig klingen kann, aber die rohe Dynamik, die bei manchen Songs mit rüberkommt, der britische Ska, der Neo-Rockabilly der Stray Cats oder der Swamp-Punk-Blues vom Gun Club können schon ganz schön voran treiben und den Arsch zum Zucken bringen. Schwarz-Souliges ist nicht vertreten. Kenn ich mich zu wenig aus (gab’s da überhaupt was?) und S.O.S. Band, Chaka Khan, Sylvester oder anderes aus der Zeit hätten dann doch nicht so in den Mix gepasst. Nachdem wir ja schon irgendwann die Compi ‚Son of Spoonful’ in der legendären Reihe hatten, wollte ich diesen Mix schon fast ‚Early Sons of Spoonful’ betiteln. ‚Hangin’ around with the lads’ wurde es dann doch, dank seiner für mich nostalgischen Note. Mir hat der Mix die letzten Wochen viel Spaß gemacht. Laden könnt ihr ihn hier, zwei Downloads (im ersten ist das Cover mit dabei). Gerne nehme ich auch Anregungen auf, was sonst noch gut drauf gepasst hätte. Packt eure Ideen in die Comments! CD1 und CD2
(black caesar)

Montag, 9. November 2009

Abt. Leichen im Keller Heaven 17 Der verehrte K-Nut und ich zerbrachen uns kürzlich mal wieder den Kopf, was denn aus den finsteren 80er Jahren an relativ cooler Musik per Bergungskommando prinzipiell rettenswert sein könnte. Dabei kam uns auch Heaven 17 in den Sinn - berechtigterweise? Sprechen wir darüber. Lieber K-Nut, geht es dir als diplomiertem Eighties-Fachmann auch so, dass der Gedanke an das Trio aus Sheffield erst einmal positive Assoziationen hervorruft? So als die etwas intellektuellere und wagemutigere Variante im Vergleich zu eher stromlinienförmigen Synthiepop-Kollegen jener Zeit wie Human League oder Orchestral Manouvres In The Dark? Woran liegt das denn? So stromlinienförmig waren die beide zu Beginn gar nicht. Heaven 17 bestand ja zu zwei Dritteln aus Ex-Human League-Mitgliedern. Nach der Trennung haben aber zweifelsohne Heaven 17 den intelligenteren Eindruck gemacht, das stimmt. Selbstredend höre ich mich gerade durch das in meinem Plattenschrank verbliebene Heaven 17-Programm – mehr als die ersten beiden Alben und eine vorzügliche späte 12-Inch ist da aber nicht mehr. Zum Debüt „Penthouse & Pavement“ von 1981 fallen mir genau zwei Sachen ein: „(We Don’t Need This) Fascist Groove Thang“ ist ein bewundernswert sperriger Kracher mit notwendiger Message, kommerziell nicht leicht verwertbar und vom britischen Radio seinerzeit bizarrerweise boykottiert. Dazu der Titelsong, eine messerscharfe und höchst rasante Funk-Nummer mit diesen supercoolen Backgroundsängerinnen, die tatsächlich technoiden Appeal mit Soul und Funk fusioniert. Fiese Moog-Sounds treffen auf Funkdaumenbass und klöppelnde Percussion. Lege ich bis heute immer wieder gerne auf. Der Rest des Albums ist allerdings völlig belanglos, oder? Ich hab‘ das ganze Zeug schon seit Ewigkeiten nicht mehr gehört. Im Regal stehen bei mir noch das Debutalbum sowie vier 12“-Singles. Ich fand das Debut ja seinerzeit wirklich großartig, kann das aber heute nur mit Mühe durchhören. Die Musik ist schon ziemlich gealtert. Zeitlos kann man das wirklich nicht nennen. …immerhin kann ich heute noch nachvollziehen, warum mir das so gut gefiel. Den Gesang von Glenn Gregory fand und finde ich noch heute wundervoll! Der Titelsong ragt auch tatsächlich heraus, wogegen mir „Fascist Groove Thang“ noch nie sonderlich gut gefiel. (…und was verflixt ist überhaupt ein Fascist Groove Thang?) Die LP ist auch die einzige mir bekannte Platte mit unendlicher Spieldauer: die Auslaufrille der zweiten Seite läuft ja endlos mit der Textzeile „for a very long time“ weiter. Hübsche Idee! Das ist mir gar nicht aufgefallen - geht nur im Vinyl. Album Nummer zwei war dann das Opus Magnum, auch in kommerzieller Hinsicht. Denn anno 1983 hatte „The Luxury Gap“ gleich zwei fette Hitsingles zu bieten, die ich auch heute noch großartig finde. Da wäre einmal „Temptation“, das so einen tendenziell northernsouligen, motownigen ABC-Vibe entwickelt und bis heute auf jeder Ü30-Disco abräumt, zum anderen das majestätische „Let Me Go!“, für mich einer der unpeinlichsten und trotzdem typischsten 80er Jahre-Songs, wie ansonsten vielleicht nur noch „Being Boiled“ von Human League. Und mit „Crushed By The Wheels Of Industry“ findet sich hier gleich noch ein guter Song, der einiges an zukünftigen Club-Tunes vorwegnimmt. Wenn man also etwas von Heaven 17 braucht, dann dieses Album, oder? …Öh? Die LP hab‘ ich irgendwann mal verkauft und mir dafür 'ne schnöde Best Of-CD gekauft. Und ausgerechnet Deinen liebsten Song mag ich überhaupt nicht: „Temptation“. Alle Heaven 17-Nummern, bei denen sie dieses grausliche Schlagzeug-Geboller einsetzen finde ich furchtbar. OK, da sind Geigen dabei, aber sonderlich elegant kann ich das nicht finden und höre weder Northern Soul noch Motown noch ABC; so sorry! Und die quietschige Damenstimme mag ich auch nicht! (Ja, ich weiß: die hat schon bei Isaac Hayes gesungen! Trotzdem!) Yep, die Soul-Dame ist unerträglich, die hat Isaac wahrscheinlich aus dem Studio geworfen. Den Song hab‘ ich hier seltsamerweise auf 12“ im Dance-Remix rumstehen. Schenke ich Dir bei nächster Gelegenheit. Ich geb dir dafür ein Bier aus! „Let Me Go!“ allerdings finde auch ich noch heute ganz fantastisch und rate stilecht zur 12“Maxi-Version. Der Gesang beginnt erst nach über zwei Minuten und das Ganze wird trotz über insgesamt sechs Minuten kein bisschen langweilig! Spätere Alben habe ich mangels Substanz schon vor vielen Jahren alle aussortiert, nur die 1988er Maxi „The Ballad Of Go Go Brown“ habe ich behalten, denn das ist eine echte Perle mit Soul, Harmonica, Westerngitarre und laidback-funky Groove, die an die besten Zeiten von Wall Of Voodoo erinnert. Wenn ich die Platte auflege, werde ich tatsächlich ziemlich oft gefragt, was das denn ist - also Augen auf beim Flohmarktstöbern. Ich bin mir ganz sicher die auch mal besessen zu haben, aber das Ding lässt sich beim besten Willen nicht mehr finden. Schade! …und auf meiner Best Of-CD ist das auch nicht drauf. Und wie fandest du das kuriose Coverversionen + Gastsänger-Konzept „Music Of Quality And Distinction“ des Nebenprojekts B.E.F.? Ich habe da trotz potenziell lustiger Mitsänger wie Gary Glitter keine einzige gute Nummer gefunden. Tina Turner verhunzt „Ball Of Confusion“ sogar auf ganz grässliche Weise, von Paula Yate’s „These Boots Are Made For Walking“-Version wollen wir lieber schweigen. Irgendwie sind B.E.F./Heaven 17 ja auch am Tina-Revival mitschuldig. Für ihr folgendes Comeback haben sie danach ja (das nur mittelüble) Let’s Stay Together produziert. Ich habe da allerdings nur die zweite B.E.F.-Ausgabe im Regal. Auch mit interessanten Sängern (Mavis Staples, Green Gartside, Billy Preston, Billy MacKenzie, …) aber genau so irrelevant. Was bleibt also von Heaven 17? Wie bei Chic die Singles, hier auch bedenkenlos im kompakten 7-Inch-Format zu empfehlen und auf jedem besseren Flohmarkt für 50 Cent zu haben. Im Fall von „Let Me Go!“ bitte ich Dich mal die 12”-Version gelten zu lassen – ansonsten einverstanden! …und beim Durchhören meiner CD bin ich noch auf „Contenders“ gestossen – schön arrangiert und gar nicht übel! (Whirlyjoe & K-Nut)

Sonntag, 8. November 2009

shake shake baby
eine Nachlese! Haben wir ja früher immer gemacht, einen Nachbericht zum Stadtkrug Event am 1. Samstag des Monats. Da es das vorletzte shake baby shake war, wollte ich die Tradition noch einmal aufleben lassen. Als ich gegen 20.45 Uhr im Stadtkrug eintraf, fand ich Axel bereits hinter den Decks. Sehr ungewöhnlich, denn die erste Schicht habe ich eigentlich immer übernommen. Axel, eigentlich der Welt faulster DJ (beinahe O-Ton), der früher mit zwei gebrannten und bereits lauststärketechnisch angeglichenen CDs anreiste (sodass er nur den Crossfader von links nach rechts ziehen musste), ist mittlerweile völlig auf dem Vinyltrip. Jede Summe hätte ich dagegen gewettet, aber die 7“-Kiste von Liam Penetrator hatte es ihm wohl so angetan, dass er sich via Internet binnen kurzen eine stattliche Sammlung zugelegt hat (seine Freundin Heike: „Bei uns kommt jeden Tag ein Päckchen!“). So hatte er dieses Mal einen mordsmäßigen 300er Alukoffer mit Singles dabei – und keine CD. Der erste Set geriet aber dermaßen konfus, dass Dirk mutmaßte, er würde sie in der Reihenfolge abspielen, in der er sie gekauft hat. Glücklicherweise bereitete er mir mit ein paar Soul-Tunes aus dem Hause Ace/Kent einen guten Einstieg in meinen Spoonful-Set. Was anderes hatte ich eh kaum dabei und so spielte ich halt Rhythm`n´Blues, Soul und Garage. Und –was ich letztens noch bemängelte- es fragte mich jemand, was denn das für ein Song sei, der da gerade lief: „Ist das Michael Bublé?“ (den Namen musste ich googlen) – „Nein, das ist Treat Her Right von Roy Head!“ Axel zweite Schicht geriet dann auch wesentlich stringenter und sorgte für die Erhöhung des Stimmungspegels im mittlerweile gut gefüllten Stadtkrug. Auf die letzten drei Scheiben von Axel (White Stripes, Z.Z. Top und die Death Letters) konterte ich mit Love Potion No. 9. Da das Publikum vor den Decks schon merklich mit dem Hintern wackelte, packte ich unsere Rettungs-CD (Spoonful #13, man erinnert sich?) in den Player und ergänzte das mit meiner Motown-Sammlung. Und es war wie immer – einmal die Hits gespielt, gab es kein zurück mehr. Allerdings war die Meute vor mir allerbester Dinge und jedes Songende wurde frenetisch bejubelt. Das hat man ja auch nicht alle Tage und im Prinzip musste man sich ja für keinen der Songs wirklich schämen. So gab ich 90 Minuten Gas und als ich an Axel übergab, war ich rein Hit-technisch auch so gut wie leer gespielt. Da fragt man sich, warum man sich ewig auf die Suche nach den Juwelen macht? Axel nahm das Tempo dann etwas raus und groovte sich wahrscheinlich bis in die frühen Morgenstunden durch seinen Koffer. Ich bin dann irgendwann gegangen… Fazit: letztlich war es ein okayer Abend mit altbekannten Gesichtern. Was definitiv fehlt, ist eine zweite Rettungs-CD. Whirlyjoe, übernehmen sie! (R-man)

Freitag, 6. November 2009

DJ Concept - 2120 S. Michigan Avenue Erst neulich bin ich in den Genuss des Cadillac Records Films gekommen, den ich wirklich gut und vor allem sehr, sehr inspirierend fand. Bin gleich ziemlich abgetaucht in die Welt von Chess Records und da ist mir doch gerade dieser Mix wieder in die Finger gekommen... Muddy Waters - Rollin’ Stone Robert Marshall - Six Three 0 Memphis Slim - Mother Earth Chuck Berry - Mabellene Bo Diddley - Bo Diddley Howlin’ Wolf - Moanin’ At Midnight Dale Hawkins - Suzie Q TV Slim - Flat Foot Sam Bo Diddley - Gunslinger Willie Dixon - 29 Days Koko Taylor - Tease Your Man Jimmy Ruffin - Tell Me What You Want The Rolling Stones - 2120 South Michigan Avenue Chuck Berry - School Day JB Lenoir - Don’t Touch My Head Jump Jackson & His Orchestra - Hey Pretty Mama Andrew Tibbs - Bilbo Is Dead Etta James - At Last Muddy Waters - Rock Me Shoeshine Johnny - So Glad I Found You bitte hier abholen (R-man)

Donnerstag, 5. November 2009

Spoonful #27 – Shake, Shout And Soul Nur selten bekomme ich unaufgefordert Mix-CDs geschickt. Irgendwann kam dann mal eine und ganz schnell hinterher noch zwei Silberlinge, jeweils mit 90 (!) Minuten Lauflänge. Der Schicker hatte die Initialen DJ, nannte sich aber für das aus den drei Vorlagen verdichtete 14. Volumen von Spoonful dann doch Mad Daddy. Und das war für mich damals eine echte Horizonterweiterung und müsste ich mich für ein Spoonful Volumen entscheiden, dann würde ich wahrscheinlich Vol. 14 nehmen. Das hatte Druck, Cavemen-Drums, scheppernde Schräglage, reichlich Überraschungen und vor allem jede Menge richtig coole Tunes zwischen Rockabilly & -Roll, Garage und Soul. Auf sanftes Nachfragen kam dann vor ein paar Monaten Nachschub in Form von zwei 80-Minütern, aus denen ich mal eben zwei frische Spoonful-Volumen gebastelt habe. Voila, Spoonful #27 ist das erste Resultat, fast 1:1 übernommen, nur zwei vorher schon mal anderweitig compilierte Songs wurden gegen Rest-Feinheiten aus dem Spoonful #14 Fundus getauscht. Das beginnt mit jeder Menge gnadenlosem Rock`n´Roll (Dr. Ross, King Coleman, Jerry McCain), hat den alten Charlie Rich und frühen Otis Rush und gar einen Ohrwurm (!) von Sun Ra, das originale und ach so geniale I Wish You Would von Billy Boy Arnold, mit Graham Bond Organisation, den Animals, Small Faces und ganz frühen Stones eine britische Fraktion, sowie ein mördermässiges Geschoss von Cuby & The Blizzards. Zum Schluß zieht es einem dann die Schuhe gänzlich aus. Messer Chups mit Die Nacht Von Offenen Graben. Die bestehen vor allem aus einem Russen, der eben so gut wilde Surfgitarre wie billige Synthesizer spielt. Und wie aus dem fetten Gitarrenriff ein zirpendes Etwas wird, ohne das man’s merkt, das ist schon der Hammer. Als ich das letztens ins Stuttgart aufgelegt habe, hat Joe es ausgeblendet. Das Weichei. Mad Daddy II. – ein Hammerteil! (R-man)

Mittwoch, 4. November 2009

Stag-O-Lee News: The Death Letters
Da wollen wir mal eben ins eigene Horn stossen und nicht immer nur die Veröffentlichungen aus anderen Plattenhäusern loben, schließlich hat das dem shake baby shake-Blog ganz extrem nahestehende Stag-O-Lee Label ein paar hochinteressante Veröffentlichungen:
The Death Letters nämlich, ein Duo aus Dordrecht, einem kleinen Ort bei Rotterdam. Victor Brandt (16 Jahre alt und Drummer) und Jordi "Duende" Ariza Lora (17 Lenzen, Gitarre und Vocals). Seit Ende 2006 spielen sie zusammen und benannten ihre kleine Band direkt nach dem Song "Death Letter" von Duende's favorisierten Bluesmann - Son House. Aber das Alter soll hier keine Extrapunkte geben, die Jungs sind auf Bühne und Platte eine absolute Wucht - jung, ungestüm, aber technisch versiert.
"Denken Sie an Son House, die Sex Pistols und Led Zeppelin, an Moons manisches Getrommel, an das stupende Gitarrenspiel aus der Beck-/Page-/Hendrix-Schule, an Garagenrock aus dem Flugzeughangar, juvenilen Überschwang, konzises Songwriting, diabolische Dynamik. Der Wahnsinn regiert in diesen 13 Blues grundierten, Punkrock informierten, Rock'n'Roll infizierten Killertunes. Never mind The White Stripes here's The Death Letters." (Musikexpress. 5 Sterne)
hier
Die Death Letters als Support für Twilight Sad:
15-11-09 München - Atomic Cafe 17-11-09 Schorndorf - Manufaktur 18-11-09 Heidelberg - Karlstorbanhof 19-11-09 Münster - Gleis 22

Montag, 2. November 2009

Ethiopian Soul Apollo Music Night @ Astra Berlin 29.10.2009 Das Sonar Kollektiv (mit Conferencier Daniel Best) veranstaltete die Woche ein Minifestival mit starkem Line-Up: Mulatu Astatke & Heliocentrics, Lisa Bassenge & Micatone, Boozoo Bajou sowie Jazzanova als DJ-Pausen-Set. Das war natürlich die Gelegenheit, die neue angesagte Concert-Location in Berlin-Friedrichshain aufzusuchen: von außen eine Bruchbude auf dem RAW-Gelände, von innen schön hergerichtet. Alles holzvertäfelt im 50’s Design, große hohe Bühne, toller Sound, Lounge-Bereiche drinnen & draußen (auch zum sitzen), zudem gibt es Astra (sic!) vom Fass und Luckies aus dem Automaten. Besonders gefreut hatte ich mich auf den Opener Boozoo Bajou (hatte mal in Köln vor Jahren ein phantastisches DJ-Set erlebt), musste dann aber zur Überraschung feststellen, dass eine 7-köpfige Band die Bühne betrat (laut Daniel Best das erste Band-Konzert außerhalb Nürnbergs). Dass der Mac des öfteren abstürzte tat dem Set aber keinen Abbruch, denn es gab Acoustic Soul pur, überwiegend vom Grains-Album: Schlagzeug, Kontrabass, Pedal Steel, überhaupt Gitarren, Sängerin. So stellten die Herren etwas nervös aber musikalisch souverän ihren neuen Westcoast-Sound vor. Sehr schön laid back, etwas für den Sommer. Ein Heimspiel hatte die Berliner Chanteuse Lisa Bassenge mit ihrer Souljazz-Combo Micatone. Das mittlerweile vierte Album auf dem Sonar Kollektiv sollte angemessen vorgestellt werden. Ich kannte die Band vorher eher im „light“ Jazz-Sound, nun versuchen sie etwas poppiger und souliger zu werden. Gelungen waren die Songs an sich (sogar ein gekonnter Reggae war dabei), wie immer Lisas starke Stimme, aber als Jazz-Interpretin nicht deep genug zum neuen Arrangement. Aber das Gesamtergebnis zählt: das Publikum feierte zu recht enthusiastisch die neuen Songs. Highlight war gegen Mitternacht (nach einer Stunde Umbaupause, kein Wunder bei ein dutzend Musikern und noch mehr Instrumenten) der äthiopische Großmeister am Vibraphon Mulatu Astakte mit den australischen Heliocentrics. Mulatus Musik aus den 60ern kennen die meisten aus dem letzten Jim Jarmusch Film Broken Flowers, die Zusammenarbeit mit den Heliocentrics aus dem bemüht vertrackten Inspiration Information Album. Aber live war das Ganze eine Offenbarung: Mulatu souverän altersehrwürdig und glücklich versunken in seinem Spiel, die Heliocentrics eine hinreissende Live-Band, äthiopischer Bläser-Sound, mellow Grooves, ausgefeilte Percussion, tighte Rhythmusgruppe, selbst der Cellist (!) spielte unglaubliche Soli. Das alles wie aus einem Guss. Ein Erlebnis. Bin gespannt, ob Fat Freddys Drop das an gleicher Stelle in vier Wochen noch toppen können. (An-Dréad)

Sonntag, 1. November 2009

Abt.: Brandneu
The Killer Meters
Breakin' Out!
Der Bandname ist kein Zufall, denn diese britischen Funker hatten ihr Debütalbum anno 2005 ganz den legendären US-Kollegen gewidmet: "A Tribute To The Meters“ eben. Vier Jahre später kommen sie nun mit eigenem Material (bis auf das Robert Moore/Breakestra-Cover „Cramp Your Style“ - sehr gute Wahl!) und überzeugen mit einem doch ziemlich kernigen Funk-Style, der gelegentlich auch vor härteren Gitarrenriffs nicht zurückschreckt, was der Band manchmal einen lange nicht mehr gehörten Mothers Finest-Touch verleiht. Ist aber nur ein Facette der Killer Meters, bei denen die herrlich dreckige Röhre von Karime Kendra (übrigens die Tochter der Northern Soul-Vokalistin Ty Karim) im Mittelpunkt steht, die sich irgendwo zwischen der Dame von den Bellrays, Betty Davis und Beth Ditto verorten lässt. Drummer Virgil Howe ist der Sohn von Yes-Saitenkönig Steve Howe – der Junge hat sich zumindest musikalisch komplett von seinem Alten emanzipiert. Ein weiterer stilistischer Ausreißer geht mit psychedelischen Keyboard-Sounds und stampfendem Beat tatsächlich in Richtung Gossip, auch ein Funken P-Funk a la Funkadelic ist zu hören. Highlight ist allerdings das zweigeteilte „Stomp“, Part 1 ein superrasanter Handclap-Stomper, Part 2 eine durch die Echokammer gejagte Dub Version. Genau so entkommt man der drohenden Retro-Funk-Falle, wo sich viele Bands beim besten Willen nicht mehr unterscheiden lassen. (Whirlyjoe) cd