Wunderbar. (An-Dréad)
Mittwoch, 30. September 2009
Unsung Hero:
Arto Lindsay’s Penny Parade, Berlin 26.06.2009
Ein Musiker, der mich schon seit fast drei Jahrzehnten begleitet, ist der amerikanische Gitarrist, Sänger und Produzent Arto Lindsay. Ende der 70er mit den legendären DNA auf Eno’s „No New York“-Compilation vertreten, war er Anfang der 80er Gründungsmitglied von John Luries Lounge Lizards und Anton Fiers Golden Palominos. Seine brasilianischen Wurzeln konnte er mit seinem Weird-Brasil-Funk-Projekt Ambitious Lovers ausleben: irgendwo zwischen smartem Pop, Noise-Gitarren und angedeutetem Bossanova (z.B. „Greed“, 1988). Klingt heute noch erstaunlich frisch. Große Verdienste erwarb er sich mit der Produktion einiger Caetano Veloso-Alben und der Entdeckung der besten Brasilianerin: Marisa Monte. Solo überzeugt er auf Platte (z.B. „Mundo Civilzado“, 1997) und vor allem live: ein begnadeter Entertainer und extrem sympathischer Typ.
Da war ich also gespannt, was Arto Lindsay mit seiner Penny Parade auf die Beine stellen wollte. Im Rahmen des 20jährigen Jubiläums des Hauses der Kulturen der Welt durfte er einen Rave durch Berlin-Mitte nach seinen Vorstellungen organisieren. Das Ergebnis waren zwei Musik-Trucks mit DJs und Live-Percussion an Kopf und Ende der Parade, eine Roma-Blaskapelle, ein Chor, Spoken-Word-Performer und etwas Kunst mittendrin.
Samstag Nachmittag ging der Umzug von der Humboldt-Uni über Unter den Linden zum Brandenburger Tor, weiter zum Reichstag und schließlich zum HKW an der Spree. Einreihen konnte sich jeder, der Lust hatte, auf dieser Route natürlich viele Studenten und zufällige Touristen aus aller Welt. Die DJs auf der Kanzel brachten soliden Dub, etwas Baile Funk und mixten das alles live mit besagter Roma-Blaskapelle, die zwei Stunden durchspielte, in eine Endlos-Schleife. Dazu sprang Lindsay mit seiner Gitarre auf den vorderen Wagen und improvisierte. Es klang erstaunlich gut (fetter Sound aus dem Soundsystem) aus einem Guss (könnte man als Remix-Album verkaufen) und stiftete bei wunderbarem Wetter zum Tanzbeinschwingen an. Techno-Bossanova für Kunstliebhaber und Arto Lindsay als Clown auf einem Kindergeburtstag: was für ein herrlicher Sommertag war das.
Sound Cruiser scheinen überhaupt immer mehr in Mode zu kommen, wie z.B. im Juli diesen Jahres in Manchester. Dort spielte eine Steel Drum Combo auf einem Truck Joy Division-Cover:
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