Samstag, 26. September 2009
Schon wieder Woodstock – diesmal zum Lesen
Elliot Tiber mit Tom Monte: Taking Woodstock
Dies ist der autobiographische Roman des eigentlichen Woodstockveranstalters Elliot Tiber, der dem aktuellen Kinowerk von Ang Lee zugrunde liegt. Und wie schon die rundum gelungene Hollywoodversion lebt auch Tibers Buch von einem enorm menschenfreundlichen Geist und transportiert auf höchst unterhaltsame Weise die damalige Aufbruchsstimmung. Die Geschichte wird ebenso leicht wie lustig erzählt, anekdotenreich und auch sehr ordentlich übersetzt. Einige amüsante und auch bizarre Episoden haben es gar nicht erst in den Film geschafft, auch erfährt man im Buch weit mehr über Tibers ereignisreiches Leben – so war er kurz vor den Festivalereignissen auch mittendrin in der Schwulen-Revolte im New Yorker Stonewall und hing mit Marlon Brando, Truman Capote, Robert Mapplethorpe, Tennessee Williams und Mark Rothko ab. Er war also keineswegs ein naives Bürschchen wie im Film gezeigt, auch mit Drogen ging er relativ unbefangen um. Geschickt vermischen sich im Buch dann Tibers schwierige Familiengeschichte mit den unglaublichen Ereignissen rund um die Woodstock-Organisationszentrale in Tibers kleinem Motel. Um Musik geht es hier gar nicht und Richie Havens’ ersten Song hört der Held aus mehreren Kilometern Entfernung und ist darüber trotzdem enorm glücklich. Hervorragend gelingt die Schilderung der weltoffenen, friedensliebenden, drogenseligen und einfach nur glücklichen Stimmung des Events – trotz der enormen Schikanen von Verkehrsstaus über Lebensmittelmangel bis zu den reaktionären Kleinbürgern aus dem Dorf, vom notorischen Regen und Schlamm ganz zu schweigen. Das Buch ist ein überzeugendes Plädoyer für Toleranz in jeglicher Hinsicht, dazu ein echtes Lesevergnügen, das man mühelos in einem Rutsch bewältigen kann – gerade auch, wenn man den Film erst ein paar Tage zuvor gesehen hat.
Elliot Tiber mit Tom Monte:
Taking Woodstock
Roman, 256 Seiten, Hardcover
€ 19,95 / sfr 34,50
ISBN 978-3-941376-02-1
(Whirlyjoe)
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