„Würden Dir Deine 5 deutschen Lieblingsbands für den blog einfallen?“ fragt mich Whirlyjoe vor kurzem. Da hab‘ ich nach kurzem Nachdenken zufälligerweise genau fünf zusammenbekommen; also nicht meine fünf liebsten sondern eben insgesamt die fünf, die ich richtig gerne mag! …mehr gibt’s da nicht.
Hatte ich doch erst kürzlich ein Gespräch mit R-man, der sinngemäß meinte, dass für ihn Gesang eigentlich ein zusätzliches Instrument sei; er sich mit den Textinhalten also eher nicht beschäftige. Da waren wir uns durchaus einig. Das macht es einem mit deutschsprachigen Liedern natürlich nicht einfach, da einem das „Vorbeihören“ an Inhalten nahezu unmöglich ist. Dennoch gibt es für mich halt genau diese fünf Bands/Interpreten, die mich in erster Linie durch ihre Musik aber eben auch durch ihre Texte begeistern können. Als da wären:
An erster Stelle:
- Fehlfarben
Monarchie und Alltag war für lange Zeit eines meiner Lieblingsalben. Kann man tatsächlich auch heute noch mit Hochgenuss hören! Unschlagbar: „Paul ist tot“ mit tollem Synthie-Geblubber vom Pyrolator. Auch die post-Hein-Phase mit ihren basslastigen Grooves konnte und kann mich begeistern. Highlight hier: die 12“Version von „14 Tage“, fetter Chic-Disco-Funk auf deutsch. Auch nach ihrem comeback mit Peter Hein noch eine der besten deutschen Bands!
Platz zwei:
- Fink
Tolle Musik, tolle Texte – von Country bis Schräg, von Folk bis Groove. Einfach ganz großartiges Zeug! Genau so empfehlenswert: das Soloalbum von Nils Koppruch. Sowohl Fink als auch Koppruch solo konnten auf dem OBS live überzeugen. Da bin ich Fan!
Der Rest unsortiert:
- Element Of Crime: fand‘ ich auf englisch immer doof, seit sie deutsch singen habe ich die Band um den „Bollerkopf“ Sven Regener in mein Herz geschlossen. Mit Chanson hab‘ ich’s eigentlich gar nicht, hier mag ich das! Eine persönliche Best Of wäre bei mir mit Sicherheit eine Doppel-CD.
- Las Mananitas: Erstmalig auf dem OBS gesehen und gehört. …danach das überschaubare Gesamtwerk auf CD gekauft. Die haben ihre Element Of Crime-Phase (die auch durchaus sympathisch war) jetzt hinter sich und machen wundervoll abwechslungsreiche spannende Musik. Die Texte kommen zwar nicht immer ganz an die Qualität der Musik heran, der saloppe Gesangsstil reist’s aber locker wieder raus. ...und auf der aktuellen CD gibt’s sogar einen durchaus spoonful-kompatiblen Song ("SSP").
- Tilman Rossmy: immerhin mal auf Glitterhouse gewesen! Die Alben mit seiner Band Die Regierung kenne ich nicht, das Solowerk habe ich aber komplett, darf ich allerdings nur hören wenn die Familie außer haus ist. Ok, die Stimme ist gewöhnungsbedürftig, die Texte allerdings meistens wundervoll und die Musik auch!
(Außer Konkurrenz: Die Aeronauten: deutschsprachig, lustig, abwechslungsreich und gut aber halt Schweizer.)
...und da ich mal wieder nicht richtig aufgepasst habe, hab' ich mich hier auf deutschsprachige Interpreten beschränkt. Aber meine Auswahl wäre wohl auch unter Berücksichtigung englisch-singender Bands sehr ähnlich ausgefallen. (...da würde ich ev. noch die Kölner Unknown Cases nachreichen wollen.) (K-Nut)
Whirlyjoe sez: Das Ganze kam ja eigentlich so: ich hörte gerade fürs Glitterhouse das neue Livealbum der Düsseldorfer Fehlfarben und erwähnte das eher am Rande einer Mail an unseren Kölner K-Nut, der dann gleich ganz ohne rheinische Rivalität größte Sympathie für Hein & Co äußerte.
Was mich wiederum zu dem Gedanken brachte, mal wieder das vom Rolling Stone patentierte Listenwesen bei shake baby shake zu etablieren. Fünf Lieblingsbands aus heimischen Landen, müssen nicht mal deutsch singen. Einfach so, ohne größere Hintergedanken und politischen Überbau, wobei ich meine Abneigung gegen absolut jede Form von gerade auch kulturellem Patriotismus dennoch kundtun will.
Gute Musik setzt sich auch ohne vorgegebene Radioquote durch, und mit den Texten halte ich es ganz ähnlich wie K-Nut und R-man: in der Regel will ich damit nicht belästigt werden, Ausnahmen sind eben Ausnahmen und der einzige, bei dem ich relativ konsequent zuhöre ist Hank Williams.
Hier also meine eingeborenen Favoriten in chronologischer Reihenfolge:
-
Hildegard Knef.

Der Film ist lauwarm und irgendwie dann doch sehr deutsch, kann Hilde aber nichts anhaben. Natürlich hat sie in vielen Karrierejahren auch reichlich Leichtgewichtiges produziert, oft höre ich bei ihr aber eine vorweggenommene Nico und überhaupt immer wieder seltsam Psychedelisches durch.
- Can.
Muss man nicht mehr viel zu sagen. Zu recht konsensfähig, definitiv eigenständig, konsequent innovativ und gerade heute im Sound vieler Bands (z.B. aus dem DFA-Kosmos) noch immer sehr präsent. „Mother Sky“ raubt mir bis heute jedes Mal den Atem.
- Fehlfarben.
„Monarchie & Alltag“ ist ein zeitloser Meilenstein, der bis heute wächst. Aber – und da bin ich mit K-nut völlig einig – gerade die Funk-Phase nach Peter Heins Ausstieg hatte es in sich. „14 Tage“ ist mindestens so gut wie Chic.
- Blumfeld.
Da mag ich ja tatsächlich vor allem die kitschige Spätphase, „1000 Tränen tief“ war die Wende zum reinen Wohlklang. Da muss man doch gar nicht auf die wahrscheinlich nicht wirklich relevanten Texte hören. Das Zeug ist so was von perfekt produziert und Distelmeyer ein ganz wunderbarer Sänger.
- Tocotronic.
Wahrscheinlich die einzige „jüngere“ deutsche Band, die mich je interessiert hat. Schreiben auf ihrem Weg vom Punk zum Pop betörende, hymnenhafte Songs und stehen dennoch mit allen Beinen fest auf dem Boden. Ohne verkaufsfördendes Image und bemühte Inszenierung. Alltagsnah und echt.
Außen vor bleiben hier leider die von mir hochgeschätzten „Elektroniker“, und zwar Kraftwerk auf Augenhöhe mit Tangerine Dream und auch Klaus Schulze. Popol Vuh sind auch toll. Erwähnen will ich auch noch Acts, die grandiose Debütalben vorgelegt haben, das Niveau dann aber leider nicht halten konnten: Ideal, Trio und Nina Hagen Band.
In den Comments werden wir jetzt hoffentlich auf all jene gestoßen, die wir erst mal vergessen haben. HtH mag Ihre Kinder! Vielleicht erklärt sich auch R-man? Da wäre ich ja mal gespannt.
Haut rein! (Whirlyjoe)