Sonntag, 30. März 2008

No Country For Old Men?
Die Stones und der Funk


Das Thema geistert nun schon ewig durch die virtuellen Räume der shake baby shake-Posse, ich gehe das jetzt einfach mal an. Was taugt von den Stones im Sinn von funky/tanzbar? Mir sind die ganz jungen Stones ja mit Abstand am liebsten, als sie das ganze alte R&B- und Blues-Zeug gecovert haben, was sich dann auch zu recht im Spoonful-Kosmos wiederfand.

Hier soll es aber um die mittlere Schaffensphase (70er/frühe 80er Jahre) gehen, als sich ihr latenter und bis dahin eher rootsiger Funk (z.B. Shake Your Hips von Exile On Mainstreet) tatsächlich ein gutes Stück in Richtung Disco und Dancefloor entwickelte.

Ich bin zwar in Sachen Stones ein ziemlicher Dilettant, versuche hier aber trotzdem mal, die Songs aufzulisten, die in dieses Schema passen.

It’s Only Rock’n’Roll (1974)
Quasi als Prolog für die folgende Entwicklung sehe ich das Temptations-Cover Ain’t Too Proud To Beg, immerhin schon eine Motown/Glimmer Twins-Mutation mit wegweisendem Charakter. Ein echter Startschuss in Richtung Stones-Funk ist aber ganz klar das sechseinhalbminütige Fingerprint File: mit lupenreinem Funk-Bass und einer feinen WahWah-Gitarre, alles schön dreckig und sumpfig - toller Song zum Wiederentdecken.

Black And Blue (1976)
Für mich das Highlight des Stonesschen Funk-Sub-Genres: Hot Stuff – tatsächlich der pure Stoff, mit Harvey Mandel an der Leadgitarre, damit sich Ol’ Keef (der damals ja noch ganz rüstig war) voll auf sein WahWah-Pedal konzentrieren konnte. „Recorded in Musicland, Munich“. Grandiose Nummer.

Some Girls (1977)
Fast genauso gut und kommerziell erfolgreicher: Miss You. Erst hört man ja auf die in diesem Kontext ungewöhnliche Geige, dann sollte man sich aber ganz an Charlie Watts famosen, minimalistischen Beat halten – ein wahrer Meister seines Fachs. Und die Nummer ist bis heute völlig unverschlissen, finde ich.

Emotional Rescue (1980)
Ebenfalls ein sehr zielführendes Album mit gleich zwei funky Tunes, aufgenommen in Paris und Nassau. Beim programmatischen Dance singt irgendwo im Hintergrund Max Romeo mit, man sollte sich aber ganz auf den Groove und die feine Gitarre konzentrieren, am schönsten ist das kurze Break mit den Congas. Von Axel habe ich davon neulich einen feinen Remix bekommen. Auch groß: der Titelsong, der Beat erinnert mich an Grace Jones, Jaggers Falsett ist nicht wirklich schön, aber der Song hat so einen herrlich dekadenten Laidback-Disco-Vibe und der Snare-Sound von Charlie Watts verdient ein Denkmal.

Tattoo You (1981)
Hier war es mit der konkreten Funk-Phase fast schon vorbei, wäre da nicht Slave, das in seiner angenehm behäbigen Untertourigkeit doch einen schön trägen New Orleans Swamp-Groove entwickelt.

Das war es dann meiner Meinung nach. Auf den folgenden Alben fanden sich mit Undercover und One Hit To The Body dann zwar auch noch gute und tanzbare Songs, die aber eher Dance-Rock als Funk waren. Und nach Dirty Work (1986) habe ich dann auch kein Stones-Album mehr angerührt. Eine lobende Erwähnung gibt es aber noch für Keith Richards Soloalbum Talk Is Cheap (1988), auf dem er mit Big Enough noch einmal schwer vom Funk-Vibe erwischt wird.

Insgesamt stelle ich mir ja langfristig eine dreiteilige Stones-Dokumentation als Triple-CD vor: Volume 1 wären die frühen R&B-Tunes – Spoonful-Style, Volume 2 die Funk-Phase und Volume 3 die von R-Man mehrfach angekündigten Remixe. Vielleicht kommen wir in der Sache bald weiter? (Whirlyjoe)

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Auf die R-man'sche Remix-CD warte und hoffe ich ja schon seit Urzeiten. Freu' mich auch weiter drauf!

Tick, Trick und Track hat gesagt…

wie Pavlov sein Hund? ich habe da schon ganz gut Material gesammelt, zum einen jede Menge Zeug von diversen CD-Singles und Maxis (teilweise nicht mal übel) und dann diese Doppel-LP Ultra-Rare 12"-Mixes, die ja sowieso taugt. Die wurde sogar schon mal digitalisiert, aber die hat Fruity wohl im Suff bearbeitet, denn in praktisch jedem Stück kracht er einmal gegen den Plattenspieler und die Nadel springt. Vielleicht kann ich das ja irgendwannmal selber, 2010 oder so? Langfristig denken. -R-man

Anonym hat gesagt…

Die Black and Blue mag überhaupt die unterschätzteste LP im Stones-Gesamtwerk sein. Das wunderschöne Fool to Cry, die zickige Reggaenummer Cherry Oh Baby, das von Billy Preston veredelte Melody ... doch, doch, tolle Platte.
Übrigens mag ich die Bridges to Babylon auch sehr, die letzte StudioCD ist aber schrecklicher Mist.
Thomas K.

Anonym hat gesagt…

Sabber! Inzwischen hab' ich aber wenigstens schonmal reingehört:

http://bloggersdelite.blogspot.com/2008/03/rolling-stones-ultra-rare-12-mixes.html