Freitag, 16. Juni 2006
Bei uns auf dem Teller, Teil 1:
Chess Club Rhythm & Soul
Ich bin ein Compilation-Mann! Früher war ich mal ein Live-Album-Mann! Später ein Artist-Album-Mann! Seit einigen Jahren kaufe ich vorzugsweise Compilations, von 50er R&B bis zu aktueller Electronica, gerne zusammengestellt von einem erfahrenen Crate-Digger. So wie die Herren der Ace Records Group, die sicher ihr halbes Leben damit verbracht haben, sich durch Kisten mit angeranzten 45s zu wühlen. Und das ist gut so, wenn so was dabei raus kommt: Eine meiner All-Time-Lieblingscomps:
Chess Club Rhythm & Soul ist eine saubere Auswahl aus den Archiven des Labels aus Chicago (deren Sublabels Checker, Cadet und Argo), mit dem Hauptaugenmerk auf erdigen midtempo R&B. Aber tanzbar, so wie die Mods ihn mochten. Alles eingespielt zwischen `64 und `67 (mit wenigen Ausreissern nach oben und unten).
Die Bandbreite der 25 Sides ist groß, Blueser entdecken den Soul, Soulies haben den Blues, nur eins haben sie alle gemein: sie sind durchweg erstklassig bis genial. Little Walter („My Babe“) und Sonny Boy Williamson („Help Me“ – groß) bieten puren Blues, Ramsey Lewis, Brother Jack McDuff und Lou Donalson mixen etwas Funk und leichte Jazz-Grooves in den Soul, gerne auch mit Hammond und noch lieber instrumental. Etta James hören wir gleich zweimal, mit dem robusten Opener „Mellow Fellow“, zum anderen im Duett mit Sugar Pie DeSanto. „Wade In The Water“ kommt in mitreissender Version von Marlena Shaw, Muddy Waters´ „Messin With The Man“ wird von einem messerscharfen Bläsersatz vorangetrieben, durch Bo Diddley´s „Ooh Baby“ kratzt sich eine rachitische Geige (!). Mitty Collier befielt „Get Out“ (und so wie sie es singt, tut man es besser), Maurice & Mac warnen „Your Left The Water Running“ (von Dan Penn, später von ihm selbst und den Burritos aufgenommen), „Who´s That Guy“ von den Kolettes wird von einem astreinen Bo Diddley-Beat befeuert und Komödiant Pighead Markham erfand nicht nur den Rap (`68), sondern trat mit „Here Comes The Judge“ gleich eine Reihe von „Richter“-Songs los. Mein Liebling Little Milton ist natürlich mit „Grits Ain´t Groceries“ am Start (Killer), direkt dahinter folgt mit „Must I Holler“ von einem mir bis dahin völlig unbekannten Jamo Thomas einer meiner all-time-faves (welch ein Song! Welch eine Stimme! Welch eine Basslinie!). Die alte Perle „Summertime“ muß man in der überkandidelten Version von Billy Stewart gehört haben, sie wird sich ins Gehirn einfräsen.
Zirka 5-7 Songs will ich hier unerwähnt lassen, aber sicher nicht, weil sie qualitativ abfallen, ein paar Favoriten sollt ihr selber entdecken.
Chess Club Rhythm & Soul ist sicher eine der coolsten, fingerschnippendsten Compilations, die je das Licht der Welt erblickt hat. Eine mit der man eine (Shake Baby Shake) Party zum kochen bringen kann, die aber ebenso gut am Sonntag morgen als Stimmungsaufheller funktioniert. (R-man)
Kaufen kann man das Ding zB hier.
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