Tav Falco & Panther Burns live in Stuttgart
Die Memphis-Legende ist wieder unterwegs. Ich durfte ihn in den späten 80ern schon einmal bei einem denkwürdigen Konzert erleben (vor allem an den während eines Solos volltrunken auf die Bühne kotzenden Gitarristen kann ich mich erinnern), zuletzt dann wieder beim legendären Stag-O-Lee Shakedown 2009, wo sein Auftritt in der Nachmittagshitze allerdings für meinen Geschmack etwas schlaff geriet.
Meine Erwartungen waren also begrenzt, umso schöner, dass es dann doch ein rundum gelungener Konzertabend im prall gefüllten Stuttgarter Goldmark’s wurde. Die Besucherschar bestand etwa zur Hälfte aus jüngeren Stammgästen mit Punk- und Rock’n’Roll-Background, sowie auffallend vielen Herrschaften Ende 40, die den Meister halt noch von früher kennen.
Zu echtem Ruhm hat es Tav Falco letztlich nicht gebracht, dafür aber zu echtem Kultstatus. Und dem wird er auch heute noch gerecht. Nachdem der Abend von der ebenso reizenden wie leicht geschürzten Drummerin Giovanna Pizzorno mit einem kleinen Burlesque-Tänzchen eröffnet wurde, zeigte sich der Meitser anfangs noch etwas zickig, weil ihm der Monitor-Sound nicht passte. Die Laune besserte sich aber schnell, denn der Laden brodelte, die Gäste waren begeisterungsfähig und in den vorderen Reihen wurde eifrig getanzt.
Im Folgenden spielt man sich dann durch ein feines Programm mit vielen Klassikern von „Funnel Of Love“ bis zu „Brazil“, auch die lässig mit Partnerin getanzte Tangoeinlage durfte nicht fehlen. Auch die neueren Songs passten gut, am besten gefällt mir ja das komplett stehenbleibende „Gentleman In Black“ vom letzten Studioalbum „Conjurations“ auf Stag-O-Lee Records, hier in voller Länge und mit ausführlichem Gitarrengegniedel in einem coolen Video vom letzten Jahr zu sehen.
Vor der Show durfte ich Tav Falco im Backstage-Bereich beobachten, wo er sich vor einem kleinen Handspiegelchen frisierte. Minutenlang. Aber die Mühe hat sich gelohnt, der coole Styler steht wie aus dem Ei gepellt auf der Bühne und schafft es sogar, sich während eines Gitarrensolos das Halstuch zu richten. Das nenne ich Stil.
Das Konzert funktionierte letztlich auf der Rock’n’Roll-Ebene, auch wenn die Band eigentlich etwas anders will (glaube ich), denn letztlich will Tav auf der Bühne doch so aussehen wie Dean Stockwell, der in David Lynchs „Blue Velvet“ Roy Orbisons “In Dreams” intoniert. Selbst das Retro-Mikrophon stimmt. Aber egal, die Show dauerte letztlich deutlich über zwei Stunden und alle hatten reichlich Spaß – vor und auf der Bühne.
Ein technisch versierter Besucher des Konzerts hat sogar schon ein 3D-Video gepostet. Der Sound ist auch gut.
Die neuesten Releases von Tav Falco & Panther Burns gibt es auf Stag-O-Lee Records und sind unbedingt zu empfehlen:
Tav Falco & Panther Burns - Behind The Magnolia Curtain/Blow Your Top (Deluxe Edition)
Das rohe Debütalbum erweitert um die „Blow Your Top EP“, meines Erachtens, das Beste, was Tav je aufgenommen hat. Edel aufgemacht als 30th Anniversary Deluxe Reissue vor, tontechnisch überarbeitet vom damaligen Engineer Larry Nix, der für seine Arbeit auf die Originalbänder zurückgreifen konnte, dazu ein 24-seitiges Booklet mit drei Essays von Zeitzeugen und Tav Falco selbst.
Tav Falco & Panther Burns - Live In London
Doppel-10-Inch-Vinyl only, ein komplettes Konzert von 2011. Streng limitiert auf gerade mal 500 Stück!
(Whirlyjoe)
4 Kommentare:
War es das?
Traurig, aber ich glaube, es ist besser so. The fire isn't burning anymore...
wenn ihr wüsstet was so brennt. das letzte statement kann ich so nicht stehen lassen, denn eigentlich brenne zumindest ich lichterloh - an beiden enden sozusagen.
aber der eine blogmacher kämpft gegen S21, der andere fotografiert den karneval in köln und ich versuche gerade, 15 sachen gleichzeitig nach vorne zu treiben. da bleibt der blog leider auf der strecke.
natürlich kann es sein, dass irgendwann dafür die zeit fehlt, nichts ist für die ewigkeit. es kann aber auch sein, dass wir hier demnächst wieder verstärkt aktiv werden - das muss ich mit Meister K-Nut noch besprechen. Der karneval ist ja vorbei...
greets - r-man
Karneval ist definitiv durch! (gottseidank!)
- und hier geht es auf jeden Fall weiter! Größere Pausen werden wahrscheinlich immer mal wieder entstehen. Wir führen ja alle noch ein Leben ausserhalb des blogs.
Weiterhin gilt: Gastbeiträge sind grundsätzlich willkommen! Wenn Ihr das Bedürfnis habt eine Platte, ein Konzert oder ein Festival zu besprechen, zu loben, zu bewerben: Bericht an top-10 at live.de
(Das sollte natürlich schon halbwegs in den Shake Baby Shake -Kosmos passen!)
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