Felkels Liste
Um mal wieder Frank Sinatra zu zitieren: "It was a very good year", musikalisch und - wen's denn interessiert - auch familiär. David ist mittlerweile knapp zweieinhalb und seine persönliche Top 5 des Jahres waren, wenn ich das richtig verstanden habe: "Heart Of Gold" von Neil Young, "You'll Never Walk Alone" von Gerry & The Pacemakers, "Another One Bites The Dust" von Queen, "Yellow Submarine" von den Beatles und "A Whiter Shade Of Pale" von Procul Harum. Oldschool, but he loved it. Die Favoriten seines Daddys haben im Verlauf des Jahres so oft gewechselt wie kaum je in der vergangenen Dekade - siehe dazu auch die Shake-Baby-Shake-Blog-Halbjahresliste und meine Top-5-Liste im Musikexpress. Genug der Vorrede, hier sind sie nun - Felkels Lieblinge eines tollen Jahres:
01. Bob Dylan - Tempest
Der
Meister knarzt und knurrt sich als Moritatensänger der Apokalypse durch
zehn hochgradig faszinierende Songs, die das alte unheimliche Amerika
beschwören. Nicht nur die Lennon-Hommage "Roll On John" rührt zu Tränen.
02. Neil Young - Psychedelic Pill
Noch
so ein alter Held, der sich auf seine alten Tage aufschwingt zu neuen
Höhenflügen: Das 28-minütige Epos "Driftin' Back" ist Youngs bester Song
seit "Like A Hurricane", "Psychedelic Pill" sein bestes Album seit
"Ragged Glory" und - um eine Binsenweisheit zu wiederholen - Crazy Horse
ist die beste Garagenrock-Band der Welt.
03. Scott Walker - Bish Bosch
Diese
neun Klangskulpturen tragen nicht nur seltsame Titel, zum Beispiel
"SDSS1416+13B (Zercon, A Flagpole Sitter)" oder "Epizootics!", sie sind
auch Lichtjahre entfernt von allen musikalischen Konventionen. Hört sich
an, als würde die Sonne nie wieder scheinen.
04. Andrea Schroeder - Blackbird
Für
mich die Entdeckung dieses Jahres: erst der famose nachtschwarze
Auftritt an einem sonnendurchfluteten OBS-Nachmittag, dann das grandiose
Album, das alles hält, was der Gig versprach. Diese betörende Stimme.
Dieses filigrane Gitarrenspiel. Diese wundervollen Songs. Bitte ein
Riesenstrauß rote Rosen nach Berlin. Danke Andrea, danke Jesper.
05. Dexys - One Day I'm Going To Soar
Das
Comeback des Jahres, ein mitreißendes, elegisches, überkandideltes,
wahnsinniges Album und dabei so urenglisch, dass es der perfekte
Soundtracks für die Lektüre von Charles Dickens' neu übersetztem
Klassiker "Große Erwartungen" war.
06. Spain - The Soul Of Spain
Neben
Andrea Schroeder der zweite Glitterhouse recording artist in dieser
Liste, und das aus gutem Grund: Mein schönster OBS-Moment ever - falls
sich die vielen schönen OBS-Momente auf einen reduzieren lassen - war,
als Midnight Choir "Will You Carry Me Across The Water?" spielten. Doch
gleich danach kommt der komplette Spain-Auftritt beim 2012er OBS. Welch
eine Magie. Welch großartige Melodien. Welch süße Melancholie. Und all
das gilt auch für "The Soul Of Spain".
07. Tindersticks - The Something Rain
Stuart
Staples und seine Nachtschattengewächse haben 2012 ihren besten
Longplayer seit den schon legendären Frühwerken "Tindersticks" (mit der
Tänzerin auf dem Cover) und "Tindersticks" (mit den lustigen Anzügen auf
dem Cover) aufgenommen. Ein Vier-Uhr-morgens-Wunderwerk,
bernsteinfarben wie erlesener Maltwhiskey.
08. Kid Kopphausen - I
Keine großen Worte, nur: Goodbye, Nils. Mag es wunderschön sein, wo immer Du jetzt bist. Und möge es dort die beste Musik geben.
09. Mary Epworth - Dream Life
Heiß
ersehnt, lang erwartet - und es ist tatsächlich eine wahnwitzig
facettenreiche Platte geworden, in der man sich verlieren kann und die
einen in jedem Moment zu überraschen vermag.
10. Michael Kiwanuka - Home Again
Meine
zweite Entdeckung des Jahres, seelenvolle Songs, herzerwärmender
Gesang, ultrarelaxtes Backing - Terry Callier (Rest in peace!), Marvin
Gaye und andere Soul-Brethren wären stolz auf ihn.
Außer Konkurrenz:
Can - The Lost Tapes: was für ein langer, seltsamer, wunderbarer Trip
Jethro
Tull - Thick As A Brick: einer der besten Momente des Progrock, endlich
wiederveröffentlicht - und dieses Album bezaubert mich noch immer so
wie beim ersten Hören anno 1972.
Van
Morrison - Born To Sing: No Plan B: Mein Lieblingssänger hat sein neues
Album leider mal wieder auf Autopilot eingespielt. Dennoch gibt's auch
hier magische Momente.
The
Doors - Live At The Bowl '68: Endlich - der komplette Gig. Jim Morrison
randvoll mit LSD, die Band so tight wie selten. Die Doors im Zenit
ihres (Live-) Schaffens.
Aztec
Camera - High Land Hard Rain: In den 80ern sorgten die Bands des
Postcard-Labels für etwas Glanz im Dunkel dieser Dekade. Roddy Frame ist
ein begnadeter Songwriter, und das hier ist sein Meisterwerk.
Was sonst noch Freude machte:
Die
TV-Serien - selbstredend nur echt auf DVD - "Boardwalk Empire", "The
Wire", "Mad Men" und "Game Of Thrones", Wolfgang Doebelings großartiges
Interview-Buch "Pleased To Meet You", "No More Sad Refrains", die
Biographie der unvergessenen Sandy Denny, Pete Townshends Autobiographie
"Who I Am", das Gesamtwerk von Don Winslow und Florian Illies'
faszinierender Bilderbogen "1913".
3 Kommentare:
Hach !!! Endlich mal eine Liste wo ich alle 10 Alben nicht nur kenne, sondern auch besitze
Peter hth
Lieber Peter F.
auch mit Deiner Top Ten viele Übereinstimmungen. Von Aztec Camera werde ich mal wieder meine alte Vinyl LP rausfischen, danke für die Anregung. Deine wunderbaren Reviews im ME: immer wieder gerne gelesen!
Schönes neues Jahr von
Günter Ramsauer
Lieber Pete,
danke für die Tips!
und ich freu mich auf die dritte Staffel von Boardwalk Empire bald im TV...
BadaBing!
Kommentar veröffentlichen