Mittwoch, 4. Januar 2012



shake baby shake drives a hot rod!
Pt. 2: Das Hangar Rockin‘ in Sankt Stephan!

Am ersten Juli-Wochenende treffen sich US Custom Car Enthusiasten, Hot Rodder und Rock & Roller nicht nur nördlich von Berlin beim Race 61, sondern auch in der Schweiz beim Hangar Rockin‘. Beim Schweizer Festival würde ich die Balance zwischen Blut-im-Benzin und Musik-an-jeder-Ecke bei etwa 50/50 sehen, wo beim Race eher die Autos im Vordergrund stehen und die Musik eine nette Beigabe ist.

Wenn man in der Mitte der Republik lebt, dann ist Berlin sicher näher als das Simmental, aber der Weg in die Schweiz ist irgendwie aufregender und exotischer, auch wenn er weiter ist. Die Autobahn nach Berlin kenne ich mittlerweile zur Genüge und ich will nicht verhehlen, dass Süddeutschland schon einen gewissen Reiz auf mich ausübt. Und dann die Schweiz erst. Gerade wenn man hinter der Grenze die Autobahnen verlässt und sich etwas Zeit nimmt, um sich auf teilweise einspurigen Pisten von Bergdorf zu Bergdorf zu hangeln.

Kommt man in Zweisimmen an, findet man ein verschlafenes, mittelgroßes Touristendorf vor. Am Ortseingang standen direkt drei Strassenkreuzer vor dem Aldi, erstere gut zum Einstimmen, letzterer gut für Einkäufe/Frischware (ein echtes Plus). Fährt man dann die paar Kilometer Richtung Sankt Stephan, sucht man das Hangar Rockin‘ Gelände wahrscheinlich vergeblich und lässt den kleinen Wegweiser garantiert erst mal links liegen. Irgendwann habe ich meinen Transit dann an eine Horde Hot Rods gehängt und bin schließlich durch eine Sägerei, über eine Bahntrasse und eine kleine Brücke auf dem alten Flugplatz angekommen, der malerisch im Tal liegt. Groß, aber recht übersichtlich, ein Hangar, eine Landebahn und viel Wiese. Und unglaublich viele großartige Autos.

Vom eigentlichen Event zum eigenen Auto sind es nur ein paar Minuten (zwei bei meinem Parkplatz), was ich immer sehr praktisch finde. Gezeltet wird gar mittendrin im Geschehen zwischen Rennbahn und Hangar. Es gibt reichlich Buden und Stände für allen möglichen Klimbim zwischen Rock & Roll und Automobilia, an denen man sich mehrere Stunden vergnügen kann. Im an den Hangar angepappten Zelt gibt es zudem mehrere Plattenstände (u.a. Voodoo Rhythm) und die Großküche irgendeines Sterne-Restaurants aus der Nachbarschaft. An die Mischung aus Essensgerüchen und dem typischen Schmier/Benzin/Abgas-Gestank einer Garage (was anderes ist ein Hangar ja nicht) muss man sich erst gewöhnen. Aber man muss sich dort ja auch nicht aufhalten, open air gibt es genug zu sehen und zu essen und gerockt wird später im eigentlichen Hangar und dann ist man gewöhnlich ja alkoholisch aufgeladen und merkt es irgendwann nicht mehr.

Die Mischung aus Custom Cars, Klassikern, Hot Rods und tätowierten Geezern und Geezetten ist schwer beeindruckend und die Liebe zu den 50er Jahren ist bei vielen extrem tief und linientreu. Nicht immer ganz mein Style, aber trotzdem saucool. Auf so einem Platz ist dann immer Bewegung, irgendeine coole Kiste cruist vorbei, es wird unter die Haube geguckt oder ein V8 wird röchelnd angeworfen. Am Samstag wird dann die klassische 1/8 Meile gefahren, immer zwei Fahrzeuge gegeneinander. Das war in der Schweiz leider etwas unstrukturiert, zu gerne hätte ich über den einen oder anderen Rat Rod Infos gehabt, aber es gab eben keinen MC. Trotz allem hat das Rennen Spass gemacht, weil man direkt am Geschehen ist (3 Meter zirka), die Sonne ihr Bestes gab und ich einen jungen und netten Schweizer traf, der seinen mit Bier gefüllten Rucksack mit mir teilte.

Schon nachmittags spielten erste Bands, abends ging es dann beide Abende richtig rund mit Dollar Bill und den Staggers am Freitag, JD McPherson, Voola & The Jayhawks, Starliters etc. am Samstag. Natürlich wird zwischen den Bands aufgelegt, es gibt aber noch die eine oder andere Bar mit DJs – besonders sind mir die Capital Soul Sinners im Gedächtnis geblieben, die die neue Voodoo Cocktail Bar auf dem Gelände mit ganz heißem Spoonful-kompatiblem Zeug beschallten.

Hangar Rockin‘ Pluspunkt: heiße Duschen in der örtlichen Turnhalle, zirka 800 Meter vom Flugplatz entfernt.

Auf dem Heimweg habe ich den Transit dann über den Jaunpass geprügelt, nochmal 900 Höhenmeter überwunden und mich einfach wohl gefühlt.

Fazit: am Hangar Rockin‘ gibt es nichts auszusetzen. Auf 1.000 Höhenmeter richtet die Sonne zwar echte Schäden auf der Kopfhaut an und nachts wird es bitterkalt (aber dagegen kann man ja was machen), ansonsten kann ich da kein Haar in der Suppe finden. Das Publikum in Finowfurt war schon großartig, aber im Süden läuft dann alles noch eine Spur relaxter ab, so hatte ich zumindest den Eindruck. Das Video oben gibt im Prinzip in 6 tollen Minuten viel von dem wieder, das ich mir mühsam aus den Fingern gesaugt habe... schaut es euch an.

Letztlich hängt gerade so eine Party extrem vom Wetter ab. Bei Regen werden auch keine Rennen gefahren, da der Hot Rodder auf Reifenprofil nicht viel Wert legt. Mein Herz schlägt im Augenblick klar für das Hangar Rockin‘, denn ich weiß jetzt was ich optimieren muss, um zur Perfektion zu gelangen. Aber vorher schaue ich mir die Wetterkarte an. Man sieht sich. (R-man)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

JD McPherson: toller name!!
BadaBing!