Freitag, 27. April 2007

Bill Withers
Der Melitta-Mann des Soul

Dass wir alle Ain’t No Sunshine lieben, hat man ja jetzt gesehen, aber wie verhält es sich eigentlich mit dem sonstigen Schaffen von Bill Withers, der ja einen durchaus eigentümlichen Status im Black Music-Genre hat. Seit ich ihn vor Urzeiten mal in Formel Eins im Achtziger-Jahre-TV erleben durfte, hatte ich ernsthafte Zweifel an seiner Coolness: hatte er doch einen unglaublich peinlichen Seniorenpullover an und gab auch sonst den guten Onkel, der in Verbindung mit seiner smoothen Karamell-Stimme doch tatsächlich so etwas wie den sanften Melitta-Mann des Soul darstellte.

Sein Spätwerk war ohnehin weitgehend auf weichgespülten Schmuse-Soul abonniert, gerne auch zusammen mit Leuten wie Grover Washington Jr, aber in den Siebzigern fanden sich auf seinen Platten zwischen all den Lovesongs und Balladen (darunter auch einige ziemlich herzergreifende) auch immer wieder kleine Ausflüge in Richtung Funk und Tanzbarkeit.
Ich habe die ersten fünf Withers-Alben mal schnell quergehört, darunter Live At Carnegie Hall, das ich aus DJ-Perspektive (wie alle Livemitschnitte) mal außen vorlasse. Gehen wir mal chronologisch vor:


Das von Booker T. Jones 1971 produzierte Debütalbum Just As I Am ist natürlich unverzichtbar – bietet es neben den Klassikern Harlem und Ain’t No Sunshine doch weitere Hits wie Grandma’s Hands und das typisch schnulzig-dramatische I’m Her Daddy. Der heimliche Funker kommt aber erst am Schluss: Better Off Dead mit Laidback-Akustikgitarre und Congas – sehr southern-soulig.

Fast genauso gut ist der 72er-Nachfolger Still Bill: die Hits heißen Who Is He (And What Is He To You) und Use Me, funky und tanzbar fallen aber auch Missing My Love mit dieser edlen WahWah-Gitarre zu satten Streichern und das sich eher heimlich anschleichende Lonely Town, Lonely Street aus. Ganz klar auch ein Album, das man haben sollte, als Bonus gibt es dazu den Edelkitsch Lean On Me.

Es folgte das sehr gute Livealbum und 1974 Justments – für mich die tendenzielle Wende zum eher Seichten, trotzdem hat das Album mit The Same Love That Made Me Laugh und Ruby Lee noch zwei grundsolide Groover mit warmer Bassline zu E-Piano zu bieten.

1975 folgte Making Music mit dem wiederum ganz typischen She’s Lonely, einer ganz dramatischen Slow-Funk-Ballade mit Streichern und textlichen Untiefen, aber auch diesem smoothen, warmen Withers-Flow. Kann man aber nur zum ganz späten Ausklang auflegen. Richtig funky ist dagegen Sometimes A Song, fast schon low down & dirty mit mächtig pumpendem Bass, Bläsern, Streicher und Fuzz-Guitar – also noch ein Geheimtipp.

Schließlich habe ich noch The Best Of Bill Withers zu bieten – ein Must-Have mit allen bekannten Hits, dazu der spätere Chartserfolg Lovely Day, das man bei Hochzeiten und sonstigen seriöseren Veranstaltungen (Ü-30-Disco im Weserbergland?) garantiert immer auflegen kann - die Leute tanzen dann schon mal Disco-Fox! Auch drauf: City Of The Angels vom 76er Naked & Warm-Album, dass ich aus nicht erklärbaren Gründen sehr mag – es ist wohl die psychedelisch flirrende zweite Hälfte des Siebenminüters, wo nur noch Stimme und E-Piano ambientartig wegdriften, ein minutenlanges träges Fließen exakt in Richtung Sweet Surrender von Tim Buckley, falls ihr wisst, was ich meine.

Wie immer freue ich mich auf Alternativmeinungen, Gegendarstellungen, eigene Listen und Geheimtipps: Lasst mal hören! (Whirlyjoe)

PS: Ich habe neulich mal gelesen, daß Withers komplett abgetaucht ist und in irgendeiner Vorortsiedlung an der Westküste lebt. Kleines Häuschen mit Vorgarten, die Nachbarn haben keine Ahnung wer er ist und er muckelt so vor sich hin. So alle 3 Monate kriegt er einen 6-stelligen Tantiemenscheck und dann sagt er zu seiner Frau: " Honey, ich geh mal eben zur Bank und bringe auf dem Rückweg einen Liter Milch mit. I love you!" Es sei ihm gegönnt. (R-man)

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

As I said before: 'Close to me' von 'Naked and warm' finde ich für den früheren Abend auch durchaus Dancefloor-kompatibel. Zwar auch ziemlich mellow, aber das passt schon ganz gut. Grüße nach Budapest - don't eat to much Gulasch!!!

Anonym hat gesagt…

...deine Empfehlung wollte ich auch noch einbauen - ich habe die Platte aber leider nicht, daher vergessen, sorry. aber dafür sind die Comments ja da.

Anonym hat gesagt…

Lieber whirly,

das sollte keineswegs impertinent klingen. Ich wollte nur nochmal an den Track erinnern, auf den ich übrigens über die Compost Radio Show auf Samurai fm von Boozoo Bajou-Fellow Michael Rütten aufmerksam geworden bin. Der radebrecht zwischendurch zwar ziemlich schlimmes Englisch, spielt aber meistens eine exzellente Musikauswahl ;-)