Donnerstag, 26. Mai 2011

Abt.: Jesus lebt!
The Juke Joint Pimps & The Gospel Pimps - If You Ain’t Got The Greens    
Absolut famos! Das Duo aus Köln klingt nach der Southside Chicago’s in den Fifties. Rau, ungezügelt, mit einem gewissen Trashfaktor, aber eben genau den richtigen Bluesfeeling. T-Man’s Gitarre ist der entscheidende Vorteil gegenüber vergleichbaren Truppen, der Mann kann spielen und haut die Riffs mit einer verzerrten Energie raus, dass sie direkt im Lustzentrum stecken bleiben. Völlig egal, dass man das alles schon mal gehört hat, der Boogie ist und bleibt als Stimulanz unübertroffen. Und als hätten sie geahnt, dass ihr Gitarre/Drums-Sound auf Albumlänge sein Limit erreicht, haben sie für die Flipside die Gospel Twins erfunden. Die zelebrieren auf 8 Stücken eine ekstatische Rockin‘ Blues-Messe mit allem was dazugehört – unter anderem einem Gospelchor und Drummer/ Sänger Mad Mike als manischen Prediger. Holy moly! Klasse Platte! (R-man)

LP/CD

Mittwoch, 25. Mai 2011


Abt.: Topfrisch
The Pepper Pots - Train To Your Lover 
Auch so eine Band, deren internationaler Durchbruch ja wohl unmittelbar bevorsteht. Wobei es sicher ein Standortnachteil ist, dass die neuen Supremes, Marvelettes und Martha & The Vandellas zugleich ausgerechnet aus Spanien kommen. Denn auf diesem vierten Album des retroschicken Trios regiert nur noch eine Geschmacksrichtung, nämlich der Soul – von Stax bis Motown. Vor allem Motown. Während früher gerne auch Ska und Reggae eingemeindet wurden, setzt man diesmal ganz auf betörende Girl-Vocals zu extraknackigen Bläsern, überwiegend uptempo und hochgradig tanzbar. Für den Sound verpflichtete man mit Bob Ohlsson gar einen waschechten Motown-Veteranen an die Controls, was man definitiv hören kann. Die drei Mädels singen wunderbar frisch und dynamisch und klingen dabei auch keinesfalls zu perfekt, sondern irgendwie genau richtig. Auch wenn dem Album vielleicht der ganz große Hit fehlt, kann man sich doch an so gut wie allen Nummern erfreuen, die im Kontrast zur reifen Klasse von Sharon Jones & The Dap Kings eher den frühen Motown-Jahren als dem klassischen Spätsechziger-Soul huldigen. Und das machen sie ganz hervorragend. Der perfekte Sound für einen sonnigen Soul-Sommer. (Whirlyjoe)
PS: Aktuell sind sie mit Eli Paperboy Reed im Studio.

Mittwoch, 18. Mai 2011

Coming soon:
Kitty, Daisy & Lewis – Smoking In Heaven

Nach zirka 10-maligem Hören der am 30.5. erscheinenden 2. KDL Scheibe habe ich mir folgendes abgerungen. Bin auf Joe's Konterreview gespannt. Aber erstmal ich:

Die Teenage Geschwistertrio Sensation ist zurück. Mit Spannung erwartet, zumindest in diesem Haushalt. Das Debüt der archaisch musizierenden Jungspund-Familie erschien 2008 und schlug ein wie eine Bombe. Es gab viel zu erzählen, blutjunge (15-17) Kids lieben Country, Blues, R&B, Swing und Rock & Roll der 40er und 50er Jahre, Papa und Mama sind auch mit on the road und das Heimstudio ist vollgestopft mit analogem Vintage Equipment. Die Platte, obwohl nur aus 50s/60s Covertunes bestehend, wirkte frisch und mitreissend und dürfte sich auch wegen des Hypes und toller Livepräsentation um ein vielfaches besser verkauft haben, als das Label es sich in seinen kühnsten Träumen erhofft hatte. Es reichte gar zu einer US-Tour im Vorprogramm von Coldplay.

Das zweite Album war nun mehr als fällig. Die Kids waren viel beschäftigt in den letzten zwei Jahren, aber in einem Haus voller Instrumente wird wahrscheinlich ständig gejammt und irgendwas auf 4 Spuren mitgeschnitten. Aber so ein wenig ist er ab, der Lack. Oder zumindest das Überraschungsmoment verpufft. Oder die Erwartungen zu hoch gehängt?

Die Truppe bewegt sich noch immer zwischen den gewohnten Eckpfeilern, ein paar mehr Ska-Partikel sind auszumachen, sicher der Einfluß von Trompeter Tan Tan Thornton. Dazu jazzig geschrubbte Gitarre und schön vorwärts treibendes Simpel Schlagzeug, eine gut passende, rachitische Orgel gibt die letzten Töne von sich, die soeben erwähnte Trompete heizt den einen oder anderen Tune gut vor. So weit, so gut.

Der springende Punkt scheint mir das Songwriting zu sein. Da fehlt es doch etwas an Substanz. Klar, der eine oder andere durchschlagende Kracher ist dabei (I’m Going Back), aber mit 13 eigenen Songs und 60 Minuten Musik auf hohem Niveau scheint mir das Durham Trio doch etwas überfordert. Da hätte eine Qualitätskontrolle beim eigenen Material zur Verbesserung beigetragen. Und warum ganz auf Coverversionen verzichten, wo das erste Album (fast) vollständig aus Fremdmaterial bestand? Es gibt doch genug obskure Tunes, deren imaginative Bearbeitung etwas Druck von den jungen Menschen genommen hätte. Und wenn man schon aufnahmetechnisch so puristisch unterwegs ist wie der gute Lewis, warum dann 60 Minuten abliefern und nicht die klassische LP-Länge von maximal 40 Minuten? Doppelalben haben doch mit der von der Band so geliebten Phase absolut nichts zu tun. Da wäre ein Ratgeber von aussen besser gewesen als die so oft beschworene künstlerische Freiheit.

Aber ich will jetzt mal aufhören zu meckern. Ich denke, viel liegt an meinen leicht übersteigerten Erwartungen. Anfangs hatte ich wie gesagt ein ziemliches Problem mit Smoking in Heaven, mittlerweile habe ich mich dran gewöhnt und bin auf dem Weg zum „gut finden“. Wahrscheinlich ist Smoking In Heaven demnächst zu meinem Lieblingsalbum gereift ... (R-man)

Samstag, 14. Mai 2011


Coming soon: More Spoonful

Yo, Spoonful machen funktioniert im Augenblick wie bei den Kanninchen. Beim diesjährigen Orange Blossom Special werden wir am Stag-O-Lee Stand nicht nur mit dem Soundcruiser die Massive beschallen, sondern auch die Spoonful-Serie feilbieten.

Bis dahin folgen noch drei neue (und vorerst letzte) Volumen der Sin City Jukebox. Für Volume 50 der Spoonful Reihe wollten wir natürlich etwas Besonderes machen und konnten dafür den von uns heiß geliebten und sehr geschätzten Jens-O-Matic als Compilanten gewinnen. Wir sind uns sicher, dass der Stuttgarter Alleskönner uns ein veritables Brett (hoffentlich inklusive Cover) liefern wird.

Last but not least trenne ich trotz erhöhter Pollenbelastung gerade die Spreu vom Weizen. It’s dirty job, but someone’s got to do it. Summer‘s here und es ist Zeit für einen Reggae-Mix. Unter dem Titel Boss Reggae –oben der fabulöse Coverentwurf von Chrispop- wühle ich mich zur Zeit durch Tonnen von jamaikanischem Material aus der Zeit von 1968 bis 1972. Nach dem Ende des Rocksteady kam das, was man heute Early Reggae (oder auch Skinhead Reggae) nennt. Big In Britain – Double Barrel ging bis auf #1. Das Tempo wurde wieder angezogen und der vorwiegend von Bass und Gitarre getragene Rhythmus stand im Vordergrund. Der Sound war rau und geprägt von der schlechten wirtschaftlichen Lage Jamaicas. By the way – die ersten Skinheads dieser Zeit, eine Abspaltung der Mods mit eigenem Dresscode aber ähnlicher Musik, hatten mit Rassismus nichts im Sinn. Ganz im Gegenteil, sie verbrüderten sich mit der westindischen Einwandererjugend in Britannia.

Also Stoff, den man gerade wegen des Grooves (oft wird stur ein Riff durchgehalten) und des Tempos in einen Spoonful-Set in bereits bestehende Sounds und Genres einbasteln kann. Das hat mir bis dato oft Probleme bereitet, da die Tunage entweder zu hektisch (Ska) oder zu schluffig (Rocksteady) war.
Und wie es so war in Jamaica – Zeit und Aufnahmeband muss es im Überfluss gegeben haben, denn offensichtlich durfte jeder Mal einen Riddim voicen. Dann wurden die Rückläufer einfach mit dem Papierlabel wieder eingeschmolzen und neue 7“-es gepresst, egal ob der Holzgehalt immer höher wurde oder nicht. Und natürlich veröffentlicht.

Don’t get me wrong, ich liebe diesen Sound. Aber eine gewisse Qualitätskontrolle hätte nicht geschadet… wer sich jetzt in dem Genre zuhause fühlt, der kann gerne den einen oder anderen Vorschlag absondern. Seltsamerweise sind meine Favoriten der Selection-in-progress eher von der mittelschnellen Variante – Rough Rider von Prince Buster, Heartbeat von Ernest Ranglin oder The Ethiopians mit The Whip.
Soon come. In diesem Theater. Watch it, man!  (R-man)

Freitag, 13. Mai 2011

Partytipp, Teil 2: The Bruise Cruise

Wem das Guilty Boat Party Festival auf dem Schiff in Venedig nun zu kurzfristig war, der kann sich ja langfristig auf den Februar 2012 vorbereiten. Dort startet unter dem Namen Bruise Cruise ein Rock & Roll Dampfer ab Miami und schippert zu den Bahamas. Mit an Bord King Khan & The Shrines, The Soft Pack, Dirtbombs, Quintron, The Oh Sees usw. – liest sich verdammt noch mal sowas von gut. Langsam beginne ich Facebook zu hassen, denn dank sorgsamer Wahl meiner „Freunde“ erreichen mich jeden Tag Nachrichten über formidable Veranstaltungen, zu denen ich nicht fahren kann.

Habe grad mal geschaut, Flug ab Frankfurt kostet in der billigsten Variante 550 Euro, das Cruiseticket 760 US-Dollar (aktuelle 530 Euro) pro Person für die Aussenkabine mit Balkon (das muss sein) bei Doppelbelegung, plus vorher ein paar Tage Florida... wer teilt sich mit mir eine Kabine?
(R-man)

Donnerstag, 12. Mai 2011


Partytipp für’s Wochenende!
Sehen wir uns am Freitag in Venedig? Freitag, Samstag und Sonntag mit einem Schiff und 200 Partytigern durch die Lagune vor Venedig schippern? Um 20 Uhr ablegen und um 2.30 Uhr wieder anlegen? Danach zur Afterparty? Mit King Khan & His Shrines, Thee Spivs, Mark Sultan und DJs wie Crypt-Honcho Tim Warren, Toerag Studio-Eigner Liam Watson und Khan selbst? Sounds like fun? Yes, it does. Für die spontösen unter euch – Guilty Boat Party Cruise. Garantiert kein Grund, sich schuldig zu fühlen.
(R-man)

Mittwoch, 11. Mai 2011

Galoppierende Konzertsaison:
O’Death

Selbst im von so vielen tollen Bands ignorierten Südwesten Deutschlands jagen sich zur Zeit die Konzert-Highlights: am Sonntag spielten in der Schorndorfer Manufaktur (ein kommunales Kulturzentrum 30 Minuten außerhalb Stuttgarts mit wirklich überragendem, genreübergreifenden Booking) die glorreichen O’Death, mit ihrem eigentümlichen Bürgerkriegs-Folk-Punk. Wer dabei war (20 Leute, beschämend), hat sein Kommen garantiert nicht bereut.

Der Support war allerdings heikel, denn die Burschen von Capillary Action spielten einen superschrägen, unlocker-akademischen Noise-Punk-Stilmix, der einfach nur nervte.

Ganz anders dann O’Death, nach krankheitsbedingter Pause mit mehr Power denn je zurück. Der Drummer begann das Konzert stehend auf seinen Trommeln und dann wurde es gleich richtig wild, mit pogotauglichem Highspeed-Folk, getragen von Banjo, Gitarre und Fiddle, dazu ein wirklich mächtig pumpender Bass. Im Kontrast zu diesem eher grobgestrickten (aber sehr präzise gespielten) Sound steht die sanfte Stimme von Greg Jamie, der für die intensiveren, ruhigen Momente sorgte.

Die meiste Zeit rocken die New Yorker aber mit ironischem Hinterwäldler-Charme, getragen von einem grandios-wuchtigen Powersound (in der Manufaktur immer ein echter Genuss) , der ein besser besuchtes Venue garantiert in ein brodelndes Inferno verwandelt hätte.

Und ich weiß, dass ich mich wiederhole, aber auch O’Death wären eine absolut perfekte Band fürs Orange Blossom Special.

Foto wie gewohnt von Chris und seinem schlauen Telefon.

(Whirlyjoe)

Dienstag, 10. Mai 2011

Brandneu:
Holly Golightly & The Brokeoffs - No Help Coming

Jedes Jahr ein neues Holly Golightly-Album – Praise the Lord! Und immer bewegt sie sich ein kleines Stück weiter. Zusammen mit One-Man-Band Lawyer Dave (aka The Brokeoffs) ist sie einen beachtlichen Weg von fast lupenreinem Country-Blues doch wieder ein gutes Stück in Richtung Garagen-Rock gegangen, also zurück zu den eigenen Roots ihrer Ausbildung bei diversen Bands um Tausendsassa Billy Childish.

Ihre fortschreitende musikalische Reife schlägt sich aber konsequent in einem souveränen Rootsbewusstsein nieder, das auch auf diesem vierten Album in dieser Konstellation so manchen Song wie einen verschollenen Klassiker aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts klingen lässt. Dabei hört man schon deutlich, dass die Britin nun schon seit einigen Jahren in Georgia lebt. Die Instrumentierung ist gar nicht mal so karg wie zuletzt, die produktionstechnischen Bezugspunkte heißen zumindest gelegentlich Jack White oder Dan Auerbach, aber natürlich bleibt Holly immer ganz sie selbst.

Und ihre schneidende Stimme liebe ich über alles, wobei diesmal auch Dave als Sänger markante Akzente setzen kann. Gecovert werden Bill Anderson und Wendell Austin (Yep, “L.S.D. Made A Wreck Of Me”). Eigentlich ist hier schon alles perfekt, aber wenn ihr Jack White dann tatsächlich mal ein ganzes Album produziert, ist der internationale Starruhm garantiert nicht mehr aufzuhalten. Good Girl.

(Whirlyjoe)

Montag, 9. Mai 2011

Spoonful Wochen bei shake baby shake
Out now: Spoonful #46 – Sin City Jukebox Vol. One

Das ist ein ziemlicher Hammer! Lange in Arbeit und eine etwas längere Geschichte, die ich dann besser mal über die nächsten Volumen strecke, von wegen kurze Lunte und so.

In a nutshell: ich traf Herbert H. Franklin während meines Aufenthaltes in New Orleans 2004. Da war er bereits 74 Jahre alt. Keine Ahnung warum wir uns so gut verstanden haben, vielleicht weil mein Vater auch Herbert mit Vornamen hieß? Wir trafen uns jedenfalls jeden Tag und das ist das Ergebnis…

Die Geschichte der Jukebox im Sin City ist auch die Story von Herbert H. Franklin, kurz Herb genannt. Sin City war der Name einer Bar in Biloxi, Mississippi. O-Ton Herb: “Biloxi liegt direkt am Golf von Mexiko, 60 Meilen östlich von New Orleans auf dem Weg nach Florida. Gulfport, Biloxi, Mobile, Pensacola, Talahassee und dann Florida. Die meisten sind direkt am Wasser lang gefahren, am Beach Boulevard und haben erst nach Biloxi die Interstate 10 genommen. Da war immer schwer was los!“

Die Bar war ein schlichter, quadratischer Raum und mit 200 Leuten gut gefüllt. Links an der Wand war eine lange Theke, rechts Stühle und Tische und am Ende eine Bühne, hinten links die Waschräume, rechts ein extra Raum mit zwei Tischen für die Poolsharks. 1947 von einem Iren, den alle nur Boss nannten, unter dem Namen The Smithwick‘s eröffnet, stieg Herb 1950 im zarten Alter von 20 als Barmann ein, übernahm den Laden 1955 in Eigenverantwortung und taufte ihn in Sin City um.

“Zur Neueröffnung spielte Ike Turner & His Kings Of Rhythm und aus New Orleans hatte ich ein paar erstklassige Tänzerinnen besorgt. Das Sin City machte an diesem Abend seinem Namen direkt alle Ehre. Ein Tollhaus, bis in jede Ecke gestopft gefüllt mit Gamblern, Lowlifes, amüsiersüchtigen und immer streitlustigen Seeleuten, Trinkern, heissen Bräuten und jede Menge dieser Typen, die aussehen wollten wie James Dean, der 5 Monate später dann ja auch weg vom Fenster war. Es waren großartige Jahre, Whiskey und Bier flossen in Strömen, das Sin City war auch in den Wochentagen immer rammelvoll. Es hatte sich rumgesprochen zwischen New Orleans und Mobile, dass man in seinem Leben mindestens eine Nacht im Sin City verbracht haben muss. Und wer einmal da war, der kam immer wieder. Ich hatte sie alle auf meiner Bühne, ganz egal ob Chitlin Cicuit oder Upscale, im Sin City haben sie alle immer gerne gespielt. Hatten wir keine Band, dann lief die Jukebox. Mir war schnell klar, dass die üblichen Seeburgs und Wurlitzer dem Geräuschpegel im Sin City nicht gewachsen waren. Also verkabelte ich das Ding mit einem Extraverstärker und hängte in jede Ecke eine Box. Das hatte damals keiner und Oh boy, war das ein Sound! Fuckin' monster!“ (Herb)

Schon seit Anfang der 50er war die Jukebox Herb's Hoheitsgebiet. Immer am Anfang des Monats kam ein Vertreter, der die neuesten Hits einstellte, die Titlecards schrieb und die alten Singles mitnahm. „Meine Favoriten habe ich dem Kerl dann immer für ein paar Cents abgekauft und direkt archiviert. Den Schrott konnte er mitnehmen. Als ich dann Mitte der Fünfziger das Sin City übernahm, lief in unserer Jukebox nur schwarzer Rock`n´Roll und Rhythm & Blues. Elvis und Johnny Cash dürften die einzigen Bleigesichter gewesen sein, die bei uns in der Box waren. Was der Typ von der Jukebox Firma nicht hatte, das besorgte ich mir in New Orleans selbst. Wenn der Kerl kam - ein ziemlich windiger Bursche, der nicht nur mit Vinyl dealte - dann gab ich ihm ein paar Dollar und übernahm die aussortierten 45er komplett. Schließlich hatten sie uns gute Dienste erwiesen, so manche durchzechte Nacht befeuert und zu spontanen Aktionen angeregt, über die ich mal besser den Mantel des Schweigens lege. Die 45er packte ich dann in eine Papiertüte, klebte sie zu, schrieb das Datum drauf und stellte sie im Büro ins Regal zu den anderen. Es wurde jeden Monat ungefähr die Hälfte ausgetauscht, also packte ich jeden Monat 40 bis 50 Singles zur Seite, 15 Jahre lang.“

1967 schloss die Sin City Bar die Türen. Und auf dieser CD finden sich die ersten Schätze aus der Sin City Jukebox, vorwiegend Black R&R, 50er Rhythm & Blues und ein paar schräge Dinger - eigens für die Spoonful Massive digitalisiert.

…story to be continued.... und Danke an Chrispop fürs Cover! (R-man)

CD

Sonntag, 8. Mai 2011

Spoonful Wochen bei shake baby shake
Out now: Spoonful #45 – Gibble Gobble


Ein Traum von mir… Ein Weekender in der Sonne irgendwo zwischen Rimini und Las Vegas (von mir aus auch am Timmendorfer Strand). Am besten in einer Art Resort, in dem alle Gäste und Bands untergebracht sind. Am Vorabend haben uns eine Handvoll der besten Soul/Garage/Rock & Roll Bands dieses Planeten eingeheizt und es wurde bis zum Morgengrauen gefeiert. Ab 15 Uhr schält man sich aus dem Hotelbett, irgendwo im 5. Stück und Luftlinie keine 100 Meter vom Main Event entfernt. Runter zum Frühstück und den Restalkohol verjagen. Die Sonne zeigt sich von ihrer besten Seite, also sitzt man am Pool… im Schatten natürlich, wie die anderen lichtscheuen Gestalten, die so langsam eintrudeln. Die ganze Anlage um den Pool ist aufgemacht wie grosser Tiki/Exotica-Wunschtraum… dieser Tag dürfte nie vergehen.

Neben der Bar haben zwei verwegen aussehende, schwerst tätowierte Geezer ein DJ-Set aufgebaut, mit Bambusmatten dekoriert und von zwei riesigen Tiki-Statuen gesäumt. Sie spielen 50s Rhythm & Blues mit Mambo-Grundierung, Rumbas, sleazy Tittyshaker und exotische Weirdotunes, die die mittlerweile zur Hundertschaft angewachsene Meute in Wallung bringt. Dazu etwas Rock & Roll, gut swingendes, belgisches Popcorn und nach ein paar Stunden wundervollster Musik auch ein paar Cumbias und Bugaloos, um die mittlerweile gut groovende Menge so langsam auf den Abend einzustimmen. Denn in ein paar Stunden geht es wieder auf der Bühne rund. Zu dem Zeitpunkt ist man längst auf Cocktails umgestiegen, von der fruchtigen Sorte, die erst erfrischt und dann kickt. Yes!

Der Soundtrack zu diesem Traum: Crawfish, Shrimps & Gumbo (Spoonful #33), Do The Crazy Mambo (#36), Mo‘ Taters! (#41), Voodoo Woman (#44) und diese hier – Gibble Gobble, der spirituelle Nachfolger zu Mo‘ Taters und prall gefüllt mit Popcorn, Mambo, Exotica & Tittyshakern. Soooo cool! (R-man)

CD

Samstag, 7. Mai 2011

Spoonful Wochen bei shake baby shake
Out now: Spoonful #44 – Voodoo Woman


Kaum etwas hat mich in den letzten 12 Monaten musikalisch mehr bewegt als die Entdeckung des Mambo-Rhythmus als Grundlage von 50s Rhythm & Blues. Keine Ahnung was es genau ist, mit kubanisch-südamerikanischen Klängen konnte ich bis dato wenig anfangen, aber diese Synkopierung (Betonung der Schläge zwei und vier eines Taktes) geht mir direkt durch die (zugegeben mittlerweile recht dünne) Haut ins Herz.

Mit #33 (Crawfish, Shrimp & Gumbo) und #36 (Do The Crazy Mambo) hatte ich bereits zwei Spoonful Volumen zum Thema in die Meute geworfen und da in dieser Richtung reichlich Nachschub auftauchte, brauchte ich für Voodoo Woman nur die Spreu vom Weizen zu trennen. Da ich kurz nach dem ersten Mambo-Anfall mittels einiger Jukebox Jam 45er auch Gefallen an Dancefloor-kompatibler Exotica-Schräglage gefunden habe, hatte ich auch keine Angst mehr vor Cumbia und Bugaloo, die auf Spoonful #44 ebenfalls in kleiner Dosis zu finden sind. Ich sage nur: Cyril Diaz & His Orchestra! Ansonsten dabei: Ray Charles, Laurel Aitken, Martin Denny, Albert King, Elmore James & reichlich Obskuritäten.

Ganz klar: der Sound des Sommers! (R-man)

CD

Freitag, 6. Mai 2011

Spoonful Wochen bei shake baby shake
Out now: Spoonful #43 – Shake That Thing!

Der Blues… seit dem Urknall fester Bestandteil des Spoonful Universums. Jetzt natürlich nicht die I Woke Up This-Morning-Variante, sondern Uptempo und Rockin‘. Schon beim Debüt, der 6-CD-Box, findet man Tunes von Lightnin‘ Hopkins, Freddie King, John Lee Hooker, Slim Harpo, Bo Diddley oder Muddy Waters. Männer wie Junior Wells, Hound Dog Taylor, Howlin‘ Wolf usw. mussten auf den Volumen 7 bis 42 immer wieder als Songspender herhalten und für Shake That Thing habe ich sie alle noch einmal zur Ader gelassen.

Inspiriert hat mich die Shake Em On Down-Serie, aber meine Maxime beim Zusammenstellen der Spoonful Volumen ist immer: „Würde ich das auflegen?“ Und auf Shake Em On Down ist viel, was bei mir nicht auf den Teller käme und deshalb musste ich destillieren und in den Untiefen meiner Foundation suchen. Die eingangs erwähnten Herren sind bis auf Freddie King wieder dabei, dazu J.B Hutto & His Hawks, Louisiana Red, Otis Spann, Billy Boy Arnold und jede Menge mehr.

Als nächstes habe ich alle Doubletten zu früheren Spoonful Volumen eliminiert und Chrispop hat wie so oft ein stylishes Cover spendiert. Auf Shake That Thing finden sich 25 Cuts mit hot rockin' Blues - urwüchsig und elektrisch, rau und ungezügelt, pechschwarz und funkensprühend! Hey baby, shake that thing! (Mojo Hand R-man)

CD

Donnerstag, 5. Mai 2011

Spoonful Wochen bei shake baby shake
Out now: Spoonful # 42 - Cut You A-Loose


42 Spoonful Volumen mit mindestens je 30 Tunes. Inflationär? Völliger Käse. Wer jetzt meint, das gute Material sei aufgebraucht und spätestens jetzt würden die Ecken ausgekehrt, dem kann ich nur ein lockeres „Paperlapapp“ entgegnen.

Wir haben die Spoonful Mixe immer ohne Druck rausgebracht. Gab es Phasen ohne Motivation oder war die Materialsichtung nicht weit genug fortgeschritten, war auch im Hause Spoonful Pause. Dass jetzt gleich 8 (i.W.: acht) Mixe auf einmal – also quasi in den nächsten 4 Wochen – erscheinen, ist einfach ein Zeichen von Motivation, Spass an der Sache und hoher Trefferquote. Denn, und das sage ich mit Überzeugung, Spoonful wird immer besser. Bis Volume 30 waren das im Prinzip Probebohrungen, erst jetzt sprudelt die Quelle richtig.

Und unter den nächsten acht Releases finden sich eben auch drei Specials (Blues Bopper, Mambo, Popcorn/Mambo/Exotica), sowie vier Volumen der Sin City Jukebox, die lange vorbereitet wurden und nun endlich mal raus müssen (mehr dazu am Montag, ein echter Kracher).

Dagegen ist #42 Cut You A-Loose fast oldschool – vier Compilanten hatten je 20 Minuten, um sie mit ihrn letzten tanzbaren Fundstücken zu füllen. Den Auftakt besorge ich mal gleich selber, u.a. mit der grandiosen Spoonful Version von Etta & Harvey und Krachern von Shorty Long und dem immer formidablen Prince Buster. Chrispop beschreibt seine Selection direkt selbst: „Et voila, von allem was, Rhythm, Blues, Souliges, nen dreckiges Instrumental und sogar was mit Cajun-Einschlag!“ Aus Heinos multiplen Einsendungen neun Dancefloor Kracher rauszufiltern war easy, so drängten sich z.B. Little Walter, Amos Milburn und Hank Ballard auf. Und warum zur Hölle hat vorher noch keiner Mr. Hot Shot von Lonnie Brooks compiliert? Den Abschluß macht K-Nut, der neben einigen Rhythm`n´Rollern zum Funkateer rückmutiert und eine Handvoll süffige funky Southern Tunes beisteuert. Hope you dig. (R-man)

CD

Mittwoch, 4. Mai 2011


Tav Falco & Panther Burns   -   live im Bassy, Berlin 29.04.2011

Trotz Sommergrippe hab ich mich letzten Freitag in den Bassy Cowboy Club („music only before 1969“) geschleppt, um den recht exklusiven Deutschland-Auftritt der Panther Burns-Combo im würdigen Clubrahmen nicht zu verpassen. Um es vorweg zu sagen: Das Warten bis Mitternacht in der mehr als gut gefüllten Venue hat sich gelohnt. Tav Falco gab ein professionelles und unglaublich gutes 2-Stunden-Set.

Eröffnet mit einer schon fast ortsüblichen, bejubelten Burlesque Performance von Drummerin Giovanna (mit Jack Daniels Catering für den Maestro) spielte sich die Band zunächst recht zurückhaltend durch einen Mix von gepflegtem 50’s & 60’s Pop. Es musste erst einmal klar gemacht werden, wer der wahre Crooner in diesem Universum ist: auf keinen Fall vergessen, sich regelmäßig die Haare zurückzukämmen. Mit gesteigerter Spielfreude taute der Meister auf und unterhielt mit Kurzvortägen über US Southern Music im Allgemeinen und Konzerterlebnisse in Westberlin der 80er Jahre („special atmosphere“) im Besonderen das Publikum, viel Eigenwerbung für das aktuelle Conjurations Album inklusive.

Unterstützt von der der euphorisierten Meute, teils exzentrischen Gestalten in der ersten Reihe (er ließ sogar das Rauchen zu), wechselte die Band in der zweiten Stunde dann endlich in den pre-Jon Spencer Blues Explosion Modus und ließ es richtig krachen. Es macht immer Spaß, eine so gut eingespielte Band zu sehen, die mit tollem Songmaterial dann auch improvisieren kann. Viel Gitarren-Arbeit, ein guter Bassist und eine nicht nur optisch hervorragend groovende Drummerin verschmolzen wirklich zu einem Gesamtpaket, das so schon 30 Jahre auf der Bühne gestanden haben könnte. Das einstudierte Crowd Surfing und Zerlegen des Bühneninventars nimmt dann auch gerne als Showbiz Bonus mit.

Das kleine Podest im Bassy ließ diesmal leider keine Tango-Einlagen zu. Nach mehreren Zugaben sank die ganze Gemeinde glücklich zusammen. Es passte zur tollen Atmosphäre, dass die erschöpfte Panther-Truppe nach dem Gig nicht einfach so in die Katakomben verschwand, sondern glücklich hinterm Mischpult/ DJ Set verweilte. Ein wahrlich gelungener runder Abend.

(An-Dréad)

Dienstag, 3. Mai 2011

Jesse Sykes & The Sweet Hereafter live in Stuttgart.

Es ist wirklich eine Schande, dass zum Stuttgarter Konzert der Band aus Seattle gerade einmal um die 25 Besucher kamen. Okay, zu Walpurgis gibt es diverse Konkurrenzveranstaltungen und der Kellerclub ist auch nicht die passende Location, aber ein paar mehr Leute hätte das rundum fantastische Konzert unbedingt verdient gehabt. Unser Berlin-Korrespondent An-Dread kündigte ja schon beachtliche Lautstärke an und so kam es dann auch – zumindest zeitweise.

Jesse selbst erinnerte mich ein wenig an die junge Patti Smith und ihre Stimme klingt live deutlich dunkler und wärmer als auf Platte. Sehr intensiv geraten die ruhigen Nummern, immer mit viel Twang im Sound von Gitarrist Phil Wandscher, der sich zu sehr später Stunde noch mit dem superlustigen und ebenso bärtigen Bassisten Bill im benachbarten Zwölfzehn beim Bier einfand.

Während mir die eine oder andere ruhige Nummer ein wenig zu feierlich in Richtung Cowboy Junkies ging, entwickelte die Band bei den dynamischeren Songs einen gewaltigen Wall Of Sound, befeuert von den beiden Gitarren von Jesse und Phil. Beim neuen Album "Marble Son“ fiel mir das erst gar nicht so richtig auf, aber live ist eine ganz wichtige Referenz eindeutig Jefferson Airplane. Acid-Rock mit Americana-Vibe – meisterlich.

Somit erlebten die allesamt sehr zufriedenen eben ein hervorragendes Konzert im eher intimen Rahmen. Ein ums andere mal raunten sich die Besucher dann auch ins Ohr, dass Jesse Sykes & The Sweet Hereafter ja eigentlich auch einer perfekte Besetzung für ein zukünftiges Orange Blossom Special wären. Wer will da widersprechen?

Dank an Chris für die schnellen Handy-Fotos.


(Whirlyjoe)

Montag, 2. Mai 2011

Out now: Mondo Memphis! A book by Tav Falco!

MONDO MEMPHIS is a dual, 450-page encyclopedic history and psychogeography of the city of Memphis, written by legendary performer Tav Falco and cultural critic Erik Morse. MONDO MEMPHIS is both an original history of the gothic South and an intertext of the urban legends, rural fables and literary clichés that have made the Bluff City simultaneously a metropolis of dreams and a necropolis of terrors. MONDO MEMPHIS is a major work on American history and culture.


MONDO MEMPHIS will now be published in a strictly limited, numbered hardback edition of 75 copies only, combining both Parts One and Two in a single volume. Each copy will come with a limited, personally signed and numbered photographic print by Tav Falco. This is the only edition which will include both parts of MONDO MEMPHIS in one volume; each part will later be published separately in paperback only – GHOSTS BEHIND THE SUN in November 2011, and BLUFF CITY UNDERGROUND in March 2012.

Out now on Creation Books. More info here.