The Fabulous Penetrators – Ein Tourbericht!
Auf der Strasse mit einem wilden, 5-köpfigen Tier. Und ich dabei als Dompteur und Schwinger der Peitsche, schließlich galt es, Flurschaden zu vermeiden, der später
Stag-O-Lee hätte zugeordnet werden können.
Also stellte ich meinen Ford Tourneo Van und bediente das Volant mal gleich selbst. Eine meiner leichtesten Übungen, denn das Fahrzeug ist eines der coolsten, das ich je bewegen durfte, trotz Jahren in der automobilen Oberklasse.
Zum Auftritt in Köln hat Kollege K-Nut ja schon alles geschrieben, nur das vom Clubkoch präsentierte Abendessen muss noch erwähnt werden. Zwei Schalen: eine mit kleinen, verkohlten Bratwurststücken, die andere mit einer Art Auflauf, bestehend aus Kartoffelspalten mit Schale, die noch gut 15 Minuten gekonnt hätten, dazu vereinzelt aufblitzende Paprikastreifen und vor allem: Sauerkraut! Das alles mit Käse überbacken und mit einer Sauce aus Milch unterlegt. Ein ganz spezieller Geschmack, wie man sich denken kann und eigentlich hatte ich in Verbindung mit dem doch reichlich verklappten, ungewohnten Kölsch eine nächtliche Dünndarmexplosion erwartet. Es blieb aber alles gut.
Die 90 Minuten nach Münster am nächsten Tag legten wir natürlich auf der oft erwähnten „einen Arschbacke“ zurück. Das Gleis 22 hatte ich aus grauer Vorzeit als punkigen Schuppen in Erinnerung, mittlerweile ist es ein sauberer Jugendzentrumsraum mit Bar und großer Bühne (die Aufteilung hatte sich nicht geändert). Für den Abend jedoch teilte man die Hälfte des Raumes ab und spielte auf der Seite. Genug Platz für die beherzt rockenenden Penetrators, die an dem Abend allerdings das Vorprogramm abgaben für eine Band namens Curlee Wurlee! Aus verletztem Stolz legte die Band satt los und bewies sich wieder einmal als Powerhouse, schließlich wollte man die Latte für den Hauptact so hoch wie möglich legen. Dieses beim Soundflat Label des mitreisenden Traxman unter Vertrag stehende Quartett spielte dann die erwartete Mischung aus orgellastigem Sixties Garage-Pop mit Mädchenstimme. Voll retro eben. Mit Blick auf den bevorstehenden 6-Stunden Trip nach Berlin am nächsten Tag wurde der Partyfaktor unter 5 auf der nach oben offen Partyskala gehalten.
Auf den Bassy Cowboy Club an der Schönhauser Allee habe ich mich besonders gefreut. Ganz klar einer der schönsten Clubs, die ich in meinem doch schon langen Leben gesehen h
abe und nach dem Umbau des Rauchersalons nun noch schöner. Auch die Fabulous Penetrators zeigten sich hocherfreut über das Ambiente und mich beherrschte eine Art Mischung aus Vorfreude und Angst, ob sich denn nur eine Handvoll Fans zur Show einfinden würden. Der Gedanke, daß die Band vor einem leeren Haus spielen würden, war der Antiklimax. Gegen 23 Uhr war noch nichts los, zur Showtime eine halbe Stunde später meinten die Veranstalter mit sorgenvoller Miene, man solle doch erst um Mitternacht anfangen. Unwohlsein macht sich breit im Backstagebereich und als die Mannschaft kurz vor O Uhr Richtung Bühne vorrückte, hatte sich das Bassy in 30 Minuten richtig gut gefüllt. Uff – auf Erleichterung folgte Ekstase, denn das Publikum reagierte auf den High-Energy Rock & Roll der Band mit wilden Körperzuckungen, was widerum die Band anstachelte, noch einen Zahn zuzulegen.
Die Penetrators sind mittlerweile zur echten Rock & Roll Maschine zusammengewachsen, nach vorne g
epeitscht von einem heftigen Drummer, der mit dem swingenden Bass die perfekte Grundlage für die beiden Gitarristen liefert. Die lassen es mächtig krachen (zudem ist Crispin’s Gretsch Billy Bo Gitarre (mit Bigsby Wimmerkralle) die schönste Klampfe ever), nehmen sich aber auch mal zurück und lassen die Rhythmusgruppe grooven. Mit Liam haben sie zudem einen Frontmann, der den Namen wirklich verdient, so eine Art Mutation aus Elvis und Screamin’ Jay Hawkins im Matador-Outfit.
Alles in allem ein erstklassiger Abend. Im Rauchersalon mühte sich derweil Traxman, so etwas wie Stimmung aufkommen zu lassen. Mehr als ordentlich, aber die Leute kamen eben nur zum rauchen und nicht zum tanzen. Letzteres passierte im Main Room, allerdings hätte ich die Mischung aus Spät-40er Bigband Zeugs und Jump Blues auch hinbekommen.
Nachdem kein Tannenzäpfle mehr reinpassen wollte, stoppte ich auf dem Weg zum Hotel noch auf eine Portion Pommes Schranke. Zusammen mit einer türkischen Jugendbande, ein paar sturzbesoffenen britischen Hooligans und eine bunten Schar an Nachtschwärmen ließ ich es mir schmecken, bevor ich mein Haupt niederlegte.
By the way, sowohl im Gleis 22 als auch im Bassy lief Stag-O-Lee's Roll Your Moneymaker zum Warm-Up, sozusagen die Rettungs-Disc für die Plattenleger-Jungs und -Mädels.
Am Samstag stand ausschlafen und rumgammeln auf dem Plan, denn die Fahrt nach Dresden sollte nur zwei Stunden dauern. Wegen einer Strassensperre und einem unmo
tiviert arbeitenden Navi kamen wir leicht verspätet bei Rosi’s Amüsierlokal an. Irgendeine Investorengruppe hatte hier ein Haus in der Neustadt mit reichlich Kohle zu einem Club mit Restaurant umgebaut. Ersterer erwies sich als grosses Rechteck mit geschmackvoller Fifties-Deko, bestimmt von einer raumfüllenden, mittig platzierten Theke und kleiner Bühne und Dancefloor am Kopfende. Gefühlte 200 Leute zahlen willig den Eintritt, sicher nicht alle wegen der Band, sondern eher weil das Rosi’s wohl ein angesagter Laden ist. Brav rockten sich die Penetrators durch ihr Programm, aber bis auf ein Dutzend Ausnahmen blieb das Publikum recht reserviert, was auch DJ Traxman zu spüren bekam, der sich bis 7.30 Uhr alle Mühe gab, den Dancefloor in Bewegung zu halten. Maximum Respekt dafür (Liam über Traxman: "You sir have the patience of a saint and the constitution of king kong.") Und allergrössten Dank an den Rosi’s Promoter für dessen unfassbare Gastfreundschaft, die es an nichts fehlen ließ.
Eine halbe Stunde nachdem Traxman die Nadel ein letztes Mal geliftet hatte, sollte Abfahrt sein. Schließlich sollte es quer durch die Republik nach Krefeld zu einer Nachmittagsshow gehen. Für 13 Uhr war das Eintreffen terminiert, was möglicherweise hätte klappen können, wenn um 8 Uhr alle am Start gewesen wären. Als wir um 10 Uhr endlich alle beisammen waren und die Backline eingeladen hatten, war jedem klar, dass es eine knappe Sache werden würde. So prügelte ich den Ford durch den Osten bis zu meinem Heimatort, denn hier sollte ich die Tour verlassen. Für die Übernahme der silbernen Blitzes in Krefeld sorgte dann dankenswerterweise der gute Martin.
Um 16.30 war Showtime. 15 Minuten vorher bekam ich noch einen Anruf von Traxman, der das Steuer für den Rest des Trips übernommen hatte. In heimischen Gewässern fragte er sich langsam, ob ich das Navi wohl richtig eingestellt hätte, er würde sich nämlich wundern, wo ihn das Ding gerade hinschickt?!? Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, was ich im eiskalten Morgengrauen in Dresden eingetippt hatte. Aber letztlich hat noch alles geklappt, denn die Band meinte, es wäre noch ein toller Nachmittag geworden, mit guten Leuten in einem tollen Club. Ende gut, fast alles gut.
Fazit: würde ich jedes Mal wieder machen. Weil die fünf Penetrators durchweg einfach richtig liebe, nette und witzige Kerle sind. Da wird nie gemeckert, sich nicht beschwert, da gibt es keinen Stinkstiefel, der schlechte Vibes verbreitet, da wird sich höchstens gegenseitig auf die Schippe genommen oder mal Liam’s I-Phone komplett umgestellt, wenn er mal wieder nicht aufpasst (4x am Tag). Oder die Geschichte von Les McKeown, dem Sänger der Bay City Rollers... "When I was ten I went to a holiday camp in Mallorca with my parents. Les McKeown worked there as a magician... a baaaad one." (Steve) "He wanted the Penetrators to play at a party. He luvd us. But he got busted on a reststop in Huddersfield for selling cocaine." (Liam) - sowas bekam ich den ganzen Tag zu hören... und ich bereue keine Sekunde.
The Fabulous Penetrators – long may you run! (R-man)