Sonntag, 31. Januar 2010
Samstag, 30. Januar 2010
Freitag, 29. Januar 2010
Mittwoch, 27. Januar 2010
Mit Verspätung ist jetzt doch noch ein Promoexemplar dieses gediegenen Schätzchens eingetroffen, mit dem das britische Label nicht nur seinen zehnten Geburtstag - als Indie! - feiert, sondern auch souverän dokumentiert, dass es die Nummer eins im offenen Feld zwischen Soul, Funk und Jazz im UK ist.
Die 2-CD-Version bietet insgesamt zweieinhalb Stunden mit Tunes aus allen Schaffensphasen von Tru Thoughts, zusammengestellt von der Label-Crew, sortiert in je eine Downtempo- und Club-CD, wobei die Unterschiede letztlich verschwimmen.
Der Schwerpunkt liegt insgesamt eher bei neueren Produktionen, geht aber insgesamt voll in Ordnung – der Jazz-Faktor ist übrigens recht gering. Es bestätigt sich auch hier wieder, dass Quantic und Alice Russell die besten Pferde im TT-Stall sind, aber auch Namen wie Bonobo, Nostalgia 77, Lizzy Parks oder TM Juke haben ja auch im Glitterhouse-Universum mittlerweile Freunde gefunden.
Für einen überschaubar höheren Preis gibt es die Deluxe-Version mit einer zusätzlichen 60-minütigen CD und zwölf Exklusiv-Tunes, eigens für dieses Projekt aufgenommenen, darunter ganz frische Highlights von Quantic, The Bamboos, Stonephace und einer betörenden Akustik-Version von Kylie Auldists wunderschönem „No Use“. Insgesamt also ein echter Grund zu feiern, mit diesem Basispaket in Sachen Tru Thoughts auch der perfekte Einstieg für Neugierige, ganz ähnlich wie gerade auch mit der „Daptone Gold“-Compilation der amerikanischen Kollegen.
(whirlyjoe)
Dienstag, 26. Januar 2010
The Bamboos feat. Kylie Auldist - On The Sly
Das neue, chronologisch “4” benannte Album der australischen Top-Funkateers The Bamboos steht in den Startlöchern, vorab erscheint diese feine 12-Inch-Single, veredelt mit der grandiosen Soulstimme der alten Weggefährtin Kylie Auldist.
Bamboos-Mastermind Lance Ferguson gelingt hier als Writer und Producer ein erdiger Midtempo-Groover mit bestens austarierten Bläsern und einer fetten Orgel, darüber Kylies mächtige Vocals.
Auf der Flipside findet sich neben dem Instrumental auch ein Uptempo-Stomper mit den Vocals des ehemaligen Westcoast-Rappers Lyrics Born aus dem Quannum-Umfeld, der sich zu einem veritablen Soul-Shouter entwickelt hat. Deepest Funk Shit für die Heavy Rotation!
(whirlyjoe)
Samstag, 23. Januar 2010
Relativ frisch (VÖ: 2. November '09) via Mr. Bongo wiederveröffentlicht ist dieses funky Novelty-Album von 1976. Yep, hier gibt es coole Seventies Floorfiller im karibischen Steeldrum-Sound: „Theme From Shaft“, Barry White und „Papa Was A Rolling Stone“ auf Ölfässern geklopft, damit kann man als Kneipen-DJ durchaus punkten.
Mastermind Michael „Bubbles“ Oliviere aus Trinidad hatte ein sicheres Händchen in Sachen Selbstvermarktung, denn auch die lässigen Outfits auf dem Album-Cover können als Zeitdokument überzeugen. Auf dem Originalalbum fand sich neben einigem belanglosem Füllmaterial dann aber auch ein echter Smasher aus eigener Feder, denn „Heaven And Hell On Earth“ ist nicht nur für sich eine rare Funk-Perle mit relativ wenig Steeldrums, dafür aber einem mächtigen Bass/Handclap-Groove, der zuletzt 2002 dank eines höchst markanten Samples von Jennifer Lopez („Jenny From The Block“ - tatsächlich eine ziemlich gute Nummer) wieder ins Gedächtnis der Funkateers gebracht wurde.
Reissue mit vier Bonus-Tracks aus den goldenen 70ern.
(whirlyjoe)
Freitag, 22. Januar 2010
Wir brauchten abenteuerliche vier Tage um hinzukommen und natürlich genauso lange um wieder zurück zur "Zivilisation" zu gelangen. Wir erlebten unbeschreiblich romantische Szenen, aber ebenso gefährliche wie absurde Situationen. Zu viel um hier zu berichten, vielleicht schreibe ich das ein oder andere Anekdötchen in den Comments.
Das von uns inzwischen fertig gestellte Album "Adagh" lief quasi pausenlos während der Fahrt. Bei einer Pinkelpause fingen einige von uns spontan an zu der Musik zu tanzen. Geistesgegenwärtig zückte ich meinen Photoapparat und drehte ein kleines Filmchen der Szene.
Das Album "Adagh" von Tamikrest wird am 1.März bei Glitterhouse erscheinen. Mehr Hörproben gibt es auf http://www.myspace.com/tamikrest.
(Peter HtH)
Dienstag, 19. Januar 2010
Obwohl ich hier in Hyderabad, Indien auch auf Schritt und Tritt Elend und Armut begegne, hat mich die Katastrophe in Haiti tief betroffen gemacht. Weil mein Bruder und seine Frau zwei Mädchen aus Haiti adoptiert haben, liegen mir und meiner Familie dieses Land und die Bevölkerung ganz besonders am Herzen. Seit vielen Jahren engagiert sich meine Familie für dieses so bitterarme Land und die leidgeprüfte Bevölkerung.
Die schreckliche Lage in Port-au-Prince und Umgebung zwingt zu außergewöhnlichen Maßnahmen. Auch in diesem Blog soll für einmal nicht die Musik im Mittelpunkt stehen. Ich rufe deshalb an dieser Stelle zu Spenden für Haiti auf. Sie können zu Gunsten jedes der großen Hilfswerke geleistet werden.
Ich lege Euch aber eine Spende zu Gunsten des Vereins "Help a Child" http://www.helpachild.de ans Herz. Meine Familie kennt die Leiterin des Vereins, Frau Bea Garnier-Merz, seit mehreren Jahren persönlich. „Help a child“ ist in erster Linie eine Adoptionsvermittlungsstelle, die Kinder, unter anderem auch aus Haiti, nach Deutschland zur Adoption vermittelt. Daneben werden in den verschiedenen Ländern auch Hilfsprojekte unterstützt.
Aus aktuellem Anlass ruft der Verein zur Spende für die betroffenen Kinderheime in Haiti auf. Sämtliche Kinderheime aus denen Kinder vermittelt werden, wurden durch das Erdbeben stark beschädigt. Die Kinder eines Heimes mussten evakuiert werden, weil die Einsturzgefahr zu groß ist. Ob sie in ein anderes Gebäude umziehen konnten oder ob sie momentan draußen in improvisierten Zelten leben, konnte noch nicht in Erfahrung gebracht werden. Die Not ist riesig, es fehlt an allem.
Die Kinder brauchen dringend Spenden für Nahrung, Wasser, Medikamente und den Wiederaufbau ihres Zuhauses.
HELP a child e.V.
Hauptstr. 26
56220 Kaltenengers
"Erdbeben Haiti"
Kontonummer 117 507
Sparkasse Koblenz 570 501 20
Jeder Cent, der für die Kinder und die Kinderheime gespendet wird, gelangt nach Haiti und wird dort für dringend benötigte Nothilfe, Wasser, Essen, Medizin und zu einem späteren Zeitpunkt für den Wiederaufbau und die Instandstellung der in Mitleidenschaft gezogenen Kinderheime eingesetzt. Dafür übernimmt „Help a Child“ die Verantwortung. Direkter und ohne administrative Abgaben kommt eure Spende nirgends den Bedürftigen zu Gute.
Der Verein informiert auf der Seite http://www.helpachild.de/index.php/de/hilfsprojekte-/erdbeben-in-haiti über die aktuelle Situation rund um die Kinderheime.
Ganz herzlichen Dank im Namen der Kinder in Haiti!
(bluetwang)
Montag, 18. Januar 2010
Das Buch der Bücher. Damals jedenfalls. 1827 Kritiken aus der ersten Sounds-Generation, geprägt von Jazz, Prog- und Hippie-Idealen der verantwortlichen Schreiber. Erschienen ist das kompakte Brikett mit seinen über 1500 Seiten anno 1979, zu spät geborene wie ich haben immerhin noch die im Vergleich zum nachtschwarzen Original rot eingefasste Zweitauflage von 1982 bei Zweitausendeins erwischt.
Wobei Sounds ja eigentlich erst ab 77 und der Wende zum Punk bis zum unrühmlichen Ende der Eigenständigkeit anno 83 (zwangsfusioniert mit dem Musik Express) richtig spannend wurde, als Leute wie Hans Keller, Andreas Banaski und vor allem Diedrich Diederichsen die Regie übernahmen. Eine Forstsetzung wäre schon was Feines, wobei ich die guten Sounds-Punk/New Wave-Jahrgänge eh alle nachgekauft habe. Auch heute noch ein echtes Lesevergnügen.
Als Teenager war das Soundsbuch für mich aber wirklich wichtig, ich habe es ziemlich sicher komplett gelesen und tausendmal zum Nachschlagen benützt, weshalb es mittlerweile stark an Seitenausfall leidet. Da das Werk seither nicht mehr neu aufgelegt wurde, sollte ich es vielleicht doch mal neu binden lassen. So sieht das billige Paperback eben mindestens so verschlissen wie die Bibel eines fundamentalistischen Mormonen aus.
Selbst beim ziellosen Blättern stößt man auf ebenso erhellende Analysen wie auf bodenlosen Schwachsinn, was vor allem dann sehr unterhaltsam ist, wenn man die schreibenden Protagonisten (u.a. Ingeborg Schober, Karl Lippegaus, Jürgen Legath, Jörg Gülden) zu unterscheiden gelernt hat. Auch das seinerzeit gerne gepflegte hochkulturelle Ideal möglichst komplexer, womöglich improvisierter Musik von Jazz bis Prog wirkt in der Post-Punk-Ära doch ziemlich lächerlich, immerhin schrieben die meisten Kollegen aber doch mit Herzblut und Leidenschaft. Und deren oft beherzten Mut zur Meinung würde man sich in aktuellen Publikationen gerne öfters wünschen.
Als musikalische Sozialisationsinstanz ist die Soundsbibel jedenfalls von kaum zu unterschätzendem Einfluss. Holt sie euch im Antiquariat eures Vertrauens. Bei Ebay ist sie sicher auch gelegentlich zu kriegen.
(Whirlyjoe)
Sonntag, 17. Januar 2010
Samstag, 16. Januar 2010
Freitag, 15. Januar 2010
Abt.: Kamingespräch
Little Feat im Trialog
Part 2
Da sind wir wieder. Alphörner rocken bzw. können ganz schön funky sein. Vielleicht lassen wir euch irgendwann unsere hochalpine „Cissy Strut“-Version (im Nordwand-Echo-Mix) mithören. Bluetwang wurde übrigens gerade beruflich nach Indien abberufen, hat aber alle Feat-Alben auf dem I-Pod und kommentiert jetzt ungelogen aus Hyderabad, während wir auf seinen Weinkeller aufpassen.
Dixie Chicken (1973)
Bluetwang: Immer noch mäßig erfolgreich veröffentlichten Little Feat 1973 mit "Dixie Chicken" ein Meisterwerk. Einer der ganz großen Favoriten für einen Spitzenplatz auf meiner Inselliste. Der von mir sehr geschätzte New Orleans-Groove ist auf diesem Album sehr viel ausgeprägter als zuvor. War da der Einfluss der neu in die Band gekommenen Sam Clayton and Paul Barrere, beide stammen aus New Orleans, zu spüren? Mit "On Your Way Down" wird zudem ein Song der Big Easy-Legende Allen Toussaint gecovert. Einen neuen Aspekt ins Soundgefüge bringen die vermehrt eingesetzten Frauenstimmen im Background. Vor allem bei "Two Trains" sorgen sie für zusätzlichen Druck. Das Gegenteil davon ist "Roll Um Easy" ein äußerst ruhiger und gefühlvoller Song, bei dem Lowell George zeigen kann, welch respektabler Sänger er war. Für mich ist dieses Album ein absolutes Highlight, ich finde keine Schwächen.
Whirlyjoe: Genau! Jetzt geht es erst richtig los mit Little Feat: die Band hat ihren Sound gefunden und liefert ihr Meisterstück ab. Die Basis verschiebt sich eindeutig vom Blues zum Funk, die Gitarren harmonieren prächtig und bei aller Liebe zu Lowells Slide läuft das hier doch besser zusammen, wenn er sich etwas zurücknimmt. Dazu Chormädels und überhaupt fantastische Chorgesänge, funky Percussion und dazu Bill Payne endlich mit richtig Groove in den Fingern.
Und da stimme ich dir völlig zu: der deutliche New Orleans-Funk-Vibe des Albums lässt sich am offensichtlichsten beim Allen Toussaint-Cover erkennen, insgesamt wohl mein allerliebster Feat-Song, den man auch als DJ zumindest zum atmosphärischen Ein- oder Ausklang droppen kann. Neulich haben das bei HtH im Keller auch die ansonsten ja eher rockorientierten Rainravens ganz vorzüglich gecovert. Toll sind ja die seltsam-psychedelischen Elektronik-Sounds, die auch aus „Kiss It Off“ einen wirkungsvollen Trip machen. Und „Two Trains“ ist tatsächlich brodelnd-heißer Funk.
R-man: Ja, da stimme ich euch vorbehaltlos zu, endlich eine Little Feat-Platte wie aus einem Guss. DIE Little Feat Platte. In sich stimmig, kein einziger Ausfall, schön laidback funky und sehr soulvoll (Lowell’s Stimme!). Alles im warmen, von Meister Lowell produzierten, Klangbild. Hier würde sich ein ordentlich remasterter Reissue sicher richtig lohnen.
Die neuen Mitglieder fügen sich durchweg nahtlos ein, Chormäuse sorgen für zusätzlichen Soul, cool rollende Percussion für Extra-Groove, sogar Mr. Payne gibt sich funky (B3, E-Piano, Clavinet) und ordnet sich dem Bandsound unter (das sollte noch anders werden). Teilweise zu low im Mix: die gigantische Slide von Lowell George. Kurze, bissige Licks, in jedem Solo liegt mehr Herzblut als in 80 Minuten CDs aktueller Gitarrenhelden. Und – das hatte man auch nicht alle Tage – zum Abschluss mit Fat Man In The Bathtub (cooler N’awlins Percussion-Groove im Intro), dem ins Mark gehenden, abgefahrenen Juliette (Flöte!) und dem instrumentalen Lafayette Railroad noch mal eine Steigerung. 10 Songs, 37 Minuten. Mehr brauchte man damals nicht zur völligen Zufriedenheit.
Bluetwang: Was Kurioses am Rande: der Titelsong ist für jeden Schweizer in der Version von Polo Hofer's Rumpelstilz ein Begriff. 1976 nahmen sie "Kiosk" als Lückenfüller für ihre damalige LP auf. Daraus ist einer der großen Klassiker des Schweizer Mundart Rocks entstanden. Heute wird er in der Schule gesungen. Obwohl nie offiziell als Coverversion deklariert, ist die Nähe zu „Dixie Chicken“ nicht zu verleugnen.
Hochdeutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=Jy5W5Tlxn3E
Whirlyjoe: Den Zenit haben Little Feat mit Dixie Chicken also erreicht. Jetzt tritt eine Phase zunehmender Sophistication ein. Der latente Dr.John-Vibe verlagert sich vorsichtig in Richtung Steely Dan. Alles wird ein wenig slicker, der Funk gerät abstrakter. Macht aber eigentlich nichts, denn wenn Lowell seine Slide singen lässt, ist das gerade in diesem etwas polierteren Kontext ein umso erhebenderer Moment. Auch hübsch: die Background-Vocals von Emmylou und Bonnie Raitt.
Bluetwang: Der Vergleich mit Steely Dan drängt sich hier auf. Gerade das Intro von „Skin It Back“ könnte genau so auch einem Album der zweiten großen Band der 70er kommen. Wenn ich mir das jetzt in der indischen Wärme anhöre, beginnen sich auf der Stirn augenblicklich Schweißperlen zu bilden und die Füße zucken. Auch daneben hört man jede Menge deep-fat, southern-fried greasy funk. Beim von heißem Gebläse angetriebenen „Spanish Moon“ ganz low and easy, aber mit der so typisch mitreißenden und vorwärtstreibenden Kraft. Ein Ausfall ist „The Fan“, ein Relikt aus der Zeit des Debütalbums und bislang wohl zurecht nicht veröffentlicht.
R-man: Steely Dan die zweite große Band der Siebziger? Naja, die habe ich damals auch gehört und geliebt, ich war ja eh Sklave des Sounds-Magazins, die Pretzel Logic damals sowas von abgefeiert haben. Feats Don’t Fail Me Now taugt definitiv. Ích hatte die Band ja auch nicht mit dem Debüt entdeckt, wahrscheinlich war FDFMN oder Dixie Chicken meine erste Feat-Scheibe. Die frühen Lücken habe ich dann direkt gefüllt, wahrscheinlich per Mailorder, wie das damals auf dem Dorf so Usus war. Apropos Usus, kennt ihr eigentlich den: Kommt ein Grieche in eine Bank und sagt „Ich möchte ein Gyroskonto eröffnen!“ Erwidert der Bankangestellte: „Das ist bei uns nicht Ouzo!“ Aber ich schweife ab. Tolle Platte, dazu ein cooles Neon Park Cover. Runde Sache.
Whirlyjoe: Zwei Songs möchte ich besonders hervorheben: „Spanish Moon“ brodelt doch ziemlich funky vor sich hin, zum DJ-Spinning reicht es aber auch hier wieder nicht. „Skin It Back“– produziert von Van Dyke Parks! – taugt aber tatsächlich zum Auflegen in einem Funk-Set. Nicht als schweißtreibender Höhepunkt, aber zum entspannten Eingrooven. Der Beat ist schleppend, aber treibend, die Bläser messerscharf, der Bass pumpt stoisch. Da lässt sich gut drauf tanzen, will ich meinen.
Bluetwang: Wie schon „Dixie Chicken“ ist auch „Feats don’t fail..“ ein Album das man in jeder Situation hören kann und das auch nach unzähligen Hörgenüssen einfach nicht langweilig wird! Für mich immer noch fast auf der Höhe von „Dixie Chicken“. Danach begann aber definitiv der langsame Abstieg. Ein erstes Anzeichen dafür dürfte auch das Aufwärmen von zwei Songs von „Sailin’ Shoes“ in einem Medley gewesen sein. Offenbar gab es bereits einen akuten Mangel an neuem, gutem Material.
The Last Record Album (1975)
Bluetwang: So richtig schlecht ist da ja nicht. Aber es fehlt der Druck, der Zug und das Feuer. Einfach so ein bisschen Durchschnitt, auch die Songs. Mit Ausnahme des wundervollen „Long Distance Love“. Einem, für meine Begriffe, der schönsten Liebeslieder überhaupt. Dazu kommt noch „Mercenary Territory“ mit einem (dem letzten?) genialen Slidesolo von Lowell George. Der Opener lässt den Groove der letzten Alben noch etwas erkennen, daneben driftet der Sound beeinflusst von Barrere und Payne immer mehr in Jazz und Fusion ab. Besonders störend diesbezüglich vor allem die Keyboards in „Day Or Night“. Schrecklich!
Mit dem Album im Rücken haben sie es 1976 auf einige der grossen, europäischen Festivals (in Stuttgart zusammen mit den Rolling Stones) geschafft. Daneben wurde in Amerika weiterhin ausgiebig getourt. Für den DJ gib’s hier nichts mehr. Oder findest du noch was Whirly?
Whirlyjoe: Nee, hier dominiert ein betulicher Altherren-Groove, ohne Saft und Kraft. Die Songs haben keinen Biss und die Produktion keinen Dreck unter den Fingernägeln. Irgendwie so aufs FM-Radio ausgerichtet. Da kann man auch Eagles hinterher spielen.
R-man: Ganz klar, Lowell George war da schon auf dem absteigenden Ast und steuerte nur noch zwei Songs zum Album bei. Keine Ahnung ob er nur exzessiv gesoffen oder auch andere Sachen eingeschmissen hat. Die anderen waren nicht in der Lage, ihn adäquat zu ersetzen, wie auch? Spätestens zu dem Zeitpunkt begann ich Bill Payne zu hassen, denn in meinem jugendlichen Ungestüm habe ich ihn damals zum Alleinverantwortlichen für den Niedergang der Band gemacht, schließlich wollte ich diese ganze Jazz-Grütze im Feat-Sound nicht hören.
Beim CD-Reissue kam man auf den unsäglichen Gedanken, zwei Stücke, die auf dem Single-Disc-Reissue des Live-Albums keinen Platz fanden, hinten dran zu hängen. Das machte das Album nicht besser.
Whirlyjoe: Ich finde, The Last Record Album klingt, wie wenn die ganze Band während den Aufnahmen ausschließlich Evian getrunken hat. Jazz ist das auch nicht, eher so ein L.A.-Fusion-Mucker-Mißverständnis. Schwamm drüber.
Ob Little Feat aus diesem Tief noch mal rauskommen, erzählen wir euch im letzten Kapitel. Demnächst hier.
Donnerstag, 14. Januar 2010
Mittwoch, 13. Januar 2010
Dienstag, 12. Januar 2010
Montag, 11. Januar 2010
Diese ebenso schöne wie angemessene Würdigung erreichte uns aus dem Daptone-Headquarter:
Willie Mitchell 1928-2010
On Tuesday morning, January 5th, producer, musician, arranger Willie Mitchell died of a heart attack. He was 81 years old. For everybody here at Daptone, myself in particular, Willie Mitchell is a legend and an inspiration in our daily work.
Born in Ashland, Mississippi, Mitchell began playing trumpet at age eight and later studied music at Rust College in Holly Springs. After a stint in the army, he moved to Memphis in 1954 where he found employment as a bandleader for the Manhattan Club and a producer for the Home of Blues label. In 1961 he joined Hi Records as a producer and artist, and throughout the sixties released a number of R&B instrumentals in his own name alongside countless records he arranged and produced for other artists.
In 1970, Mitchell stopped touring as a bandleader and took the reins of Hi Records as executive vice-president. He met and signed Al Green in 1971, and began an era of prolific hit-making. He put together a historic rhythm section by matching the Hodges brothers (Charles on organ, Teenie on guitar, and Leroy on bass) with drummers Howard Grimes and Al Jackson Jr. (when the latter was not busy cutting sides with the MG’s down the way at Stax.) As a songwriter, arranger, producer, and engineer, it was Mitchell who truly crafted the “Hi Sound” in his humble little studio at 1320 South Lauderdale. When you listen to great Hi recordings – not only Al Green, but Ann Peebles, OV Wright, Otis Clay, Syl Johnson – the distinct sound of Mitchell’s productions is unmistakable: sweet and warm, tough and dry, beautifully simple, and divinely soulful.
In 2007, friend and journalist Matt Rogers accompanied fellow Daptone producer Michael Reilly and myself on a trip down to Como, Mississippi to record some local gospel. On the way down, we made a brief detour in Memphis to drop in on what was by then renamed 1320 Willie Mitchell Boulevard. Not only did we find Royal Studios up and running in a state nearly unchanged since it’s early-seventies heyday, but we were fortunate enough to meet Willie Mitchell there, still making records, albeit with a little support from his godson Boo and his cane. With his thin moustache, his wiry hair, his walnut complexion, and his penchant for profanity, he reminded me very much of my own grandfather. His eyes and his smile, however, assured me that he was in fact the genuine article, shining at me mischievously just the way they had from the cover of his Solid Soul album. Though I don’t normally tend to be much of a fanatic, it was all I could do to keep from gushing. Here stood the man who had produced I Can’t Stand the Rain, A Nickel and A Nail, Any Way the Wind Blows, and Let’s Stay Together (the last of which he co-wrote). As I began to bury him in a flurry of mundane questions about how he had mic’ed drums, whether Syl Johnson had influenced Al Green or the other way round, how he had modified his mixing console, what had inspired his horn charts and what mic he used on them, he interrupted me. He looked me in the eyes and told me, “The only thing you need to make a record are these… and this.” He pointed to his ears and to his heart. With that one sentence he taught me more about making records than I could have learned from any engineering or arranging school in the world. To this day, whenever I find myself frustrated or thwarted by the challenges I meet at the mixing board or at the piano, I remember his words, and though I can’t always find the answers, I always know where to look.
When someone dies, people always say, “He’ll live on in our hearts”. Willie Mitchell, however, will live on not only in our hearts, but also in our ears, because we plan to listen to his records for a long, long, long time. Rest in Peace Papa Willie.
-Gabriel Roth, aka Bosco Mann
Sonntag, 10. Januar 2010
Little Feat (1971) Whirlyjoe: Das Debüt hat den eigentümlichen Feat-Groove noch nicht zu bieten, manches klingt nach erdigem Blues und auch ein wenig nach The Band. Zwei Songs für die Ewigkeit sorgen für Ergriffenheit – allerdings in Countryfolk: „Willin’“ und „Truck Stop Girl“, beide auch beim zweihundertsten Hören eine einzige Freude. Nicht nur weil Lowell ein toller Sänger ist. Der allererste Eindruck ist jedoch: zur Hölle, was für eine superfette Slideguitar. Die macht Lowell bis heute niemand nach, erstaunlich auch, dass sie im Soundbild so weit vorne wie höchstens noch bei Captain Beefheart steht. Wobei hier auch Ry Cooder als Gast mitmischt. Punktabzüge gibt es für Bill Paynes zu aufdringliches Boogie-Piano. Bei Little Feat nicht wegzudenken, mir aber aus heutiger Sicht zu viel. Und die ruhigeren Songs haben zum Teil so einen leichten Randy Newman-Latenight-Balladeur-Touch, den ich eher uncool finde. Daumen hoch dafür für das Howlin’ Wolf-Cover „Forty-Four Blues / How Many More Years“, das mit dreckigem Blues-Harp und blechernen Vocals wie eine Kreuzung aus dem Original und Dr. John klingt. Im Sound definitiv spoonful, wegen der langsamen und vertrackten Rhythmik aber dann doch nicht tanzbar. R-man: Als beinharter Sounds-Leser konnte man damals nicht vorbei an der Band, die von der ersten Platte an von der Redaktion favorisiert wurde. Ich wünschte, ich hätte mein Sounds-Plattenkritiken-Buch hier und könnte das Review nachlesen bzw. hier präsentieren. Im Prinzip muss ich Joe bei den Songs recht geben, die ersten beiden passen auf jedes Country Rock/West Coast Tape und so manch anderes nicht mehr so richtig ins Jahr 2009. Die Willin‘-Version auf Sailin‘ Shoes geht allerdings tiefer. Habe ich heute verlangen nach Little Feat, würde ich wohl eher zu einem anderen Album greifen. Genau so, wie ich Cahoots (von The Band) wahrscheinlich nie wieder hören werde, was aber nichts über die Qualität beider Alben sagt. Letztlich ist wenig vom 71er Debüt in die klassischen Live-Shows der Band gewandert. Schändlich und unverständlich finde ich es, dass die Firma Warner Bros. Records Inc. nie (das Box-Set mal außen vor) die Tochterfirma Rhino an das Frühwerk gelassen hat, um uns ordentlich remasterte Reissues zu liefern. Fact Nr. 1: Schon vor den Mothers Of Invention war Lowell George der Flöte und Oboe zugetan und spielte die Instrumente so gut, dass er bei mehreren Frank Sinatra-Sessions mitwirken durfte. Bluetwang: Gerade der erste Songs packt mich immer wieder wenn ich dieses Debüt höre. Perfekter Country-Rock mit der von Joe erwähnten superfetten Slide, ein Song für die Ewigkeit. Geschrieben von Billy Payne, ganz ohne die Hilfe des großen Lowell. Schon bald folgt dann mit Truck Stop Girl das nächste Highlight. Die Stripped-Down Version von Willin' gefällt mir auch ganz gut. Die Version auf dem Nachfolgealbum ist dann schon fast ein anderer Song. Tatsächlich hätte es im Rückblick an vielen Stellen nicht geschadet, den klassisch ausgebildeten Billy Payne am Piano etwas zu bremsen. Für mich überwiegt aber klar die Freude an diesem Album. Ein klassisches Rockalbum aus den frühern Siebzigern, aber nicht unbedingt ein klassisches Little Feat-Album. Sailin’ Shoes (1972) Bluetwang: Mit genau solch einem klassischen Rocksong startet dann auch der Zweitling. Könnte auch von vielen anderen zeitgenössischen Band eingespielt worden sein. Als Bluesfan stelle ich fest, dass die reinen Bluessongs von Little Feat nicht unbedingt meine Favoriten sind. Das war auf dem Debüt mit dem Howlin' Wolf-Cover so, und ist hier mit dem Political Blues auch nicht anders. Typischen Feats-Groove gibt's dann mit Sailing Shoes. Schleppend und trotzdem mitreissend. Teenage Nervous Breakdown könnte auch von den Stones sein. Nicht mein Ding. Lässig schleppend und mit viel Slide geht’s dann bis zum Schluss weiter. Für mich sind die drei letzten Songs eine versöhnlicher Abschluss eines Albums, das nicht zu meinen Feats-Favoriten zu zählen ist. R-man: Für mich ist Sailin‘ Shoes das offensichtliche Bindeglied zwischen dem ersten Album und Dixie Chicken. Den 3. Schritt hätte man ohne Sailin‘ Shoes nicht machen können. Was die Bluessongs betrifft, so sehe ich es wie Bluetwang, der Apolitical Blues hat mir nie gefallen und heute schmerzt er so richtig. Mit Teenage Nervous Breakdown konnte ich auch nie was anfangen. Warum? Ich kann es mir nicht erklären. Aber die ersten fünf Songs des Albums taugen ohne Abzug, meine Favoriten sind hier der Tripe Face Boogie (von Hayward/Payne) und die Version von Willin‘. Und hinten raus, da schließe ich mich ebenfalls Bluetwang’s Meinung an, holen sie noch einige Punkte. Aber so mit 20 Jahren Abstand würde ich die zweite Scheibe einer meiner damaligen Top-5 Bands (The Band, die Allman Brüder, Skynyrd…) auch eher als „solide“ einordnen. Brauche ich auch nicht mehr hören, Sailin‘ Shoes hat sich damals in mein Hirn eingefräst. Funktioniert jetzt über total recall. Fact 2: Nach zwei Alben waren Little Feat zwar Kritikerlieblinge, aber die Verkäufe waren nicht der Rede wert. Nach Sailin‘ Shoes löste sich die Band auf und Bassmann Roy Estrada schulte zum Computer-Programmierer um. Whirlyjoe: Also ich finde schon, dass die Band hier schon vorsichtig zu ihrem typischen Fusion-Groove findet. Hier sind die Songs noch überwiegend langsamer und ziemlich blueslastig, aber es steckt schon mehr drin: New Orleans-Swamp-Funk, Bill Payne zumeist an einem ziemlich coolen E-Piano (zum Beispiel am Ende des Videos) und der Slide-Anteil noch immer hoch. Allein - es fehlt an herausragenden Songs, weshalb ich die etwas üppigere Willin’-Version hier sehr zu schätzen weiß. Insgesamt noch nicht der große Wurf. Das Wichtigste an Sailin’ Shoes ist für mich aber wohl das Cover-Artwork, hier vom großen Neon Park erstmals in typischer Manier gestaltet, der Beginn einer wunderbaren Zusammenarbeit mit Little Feat. Bei klassischen 70er Jahre-Alben schlage ich ja immer gerne bei Village Voice-Großkritiker Robert Christgau nach, der hier interessanterweise schon auf die inhaltlichen Dimensionen eingeht und je einen Marijuana- und Kokain-Song heraushörte. Das sollte ja noch Folgen haben. Übrigens hat die angesprochene Sounds-Redaktion Lowell & Co erst mit dem 74er Album „Feats Don’t Fail me Now“ wahrgenommen, zu den ersten drei Alben finden sich dort keine Besprechungen.
R-man: ...Reviews vielleicht nicht. Aber jetzt muß ich zu meiner Ehrenrettung dann doch mal in den alten Ausgaben wühlen. Ich erinnere mich noch an eine Feat-Story, da stand unter jeder Coverabbildung: "Wherever you see that record, grab it!" So jetzt aber ab zum Alphorn-Workshop, schließlich wollen wir im Ausland auch was lernen. Fortsetzung folgt.