Sonntag, 31. Januar 2010

Stag-O-Lee Mixtape auf Byte-FM Vor Monaten weilte ich in einem kleinen Studio in Bochum, ganz nah an der Zeche, in der wir manch glückliche Stunde verbracht haben. Das Studio gehörte dem Internet-Sender Byte-FM und ich durfte dort mit einem Fragensteller aus Hamburg eine Sendung in der Mixtape-Reihe aufnehmen. Die Sendung wir nun am Montag von 12-13 Uhr ausgestrahlt. Sagt man ja so, ist wahrscheinlich technisch veraltet, der Begriff. Wer also mal meine liebliche Stimme hören möchte und jede Menge brandheisser Stag-style Tunes, der sollte das mal anklicken. (R-man)

Samstag, 30. Januar 2010

Stag-O-Lee Shakedown in Beverungen Nächsten Samstag! 21 Uhr! It's Soul time! Am 6. Februar steigt der Stag-O-Lee Shakedown im feinen Stadtkrug in lovely Beverungen. Eine neue Veranstaltungsreihe, die sich hoffentlich vom in die ewigen Jagdgründe eingegangenen shake baby shake positiv unterscheiden wird. Zumindest versuchen wir optisch einige Dinge zu verändern und dem Etablissement ein wenig den Vibe eines Rhythm`n´Soul Clubs zu verleihen. Natürlich können wir eine Dorfkneipe nicht auf links drehen, dazu fehlt auch das Geld, aber wir arbeiten dran. Die musikalische Marschroute ist klar: raw 50s & 60s wild style. Das heißt Rock`n´Roll, Rhythm & Blues, frühen Soul, eine Prise Funk, etwas Sixties Garage und was sonst noch so passt. Dass das voll in die Tanzbeine geht, haben wir erst letzte Woche in der Mutter in Kassel bewiesen. Chrispop reist extra aus Paderborn an und wird wahrscheinlich jede Menge Bernd Spier B-Seiten im Anschlag haben, aber ganz sicher auch ne coole Mischung aus Ska, Soul, R&B und Tittyshakern. Stag-O-Lee Allstar K-Nut flüchtet vor dem Kölner Karneval und wird es sich nicht nehmen lassen, den einen oder anderen funky Tune zu droppen. Auch Axel scharrt schon mit den Hufen. Wird er uns mit dem 300er Singleskoffer überraschen? Tja, und ich denke, daß ich für einen alternden Amateur-DJ eine ziemliche Mörder-Selection zusammen habe, dazu extrem verdichtet über die letzten paar Monate. Die eine oder andere Inspriation meines Mutter-DJ-Kumpanen Jens-O-matic habe ich mittlerweile auch in der Tasche, das geht dann teilweise schon von den frühen 50ern in die 40er... Come one over and do the hully gully, the watusi, the twist, the nitty gritty, the slop, the slauson, the cootie snap, the oo-mi-liddi, the monkey, the dog, the mashed potato, the boogaloo, the uncle willie, the chicken, the robot, the sho flo, the shing-a-ling... see you there. (R-man)

Freitag, 29. Januar 2010

Light: On The South Side
Im Mai 2008 veröffentlichte die Chicago Tribune in ihrer Sonntagsbeilage ein Photo-Portfolio, das einen seltenen Blick in die Clubs der Chicago Southside in der Zeit von 1975 bis 1977 ermöglichte. In den Clubs wie Perv's House, Pepper's Hideout, The High Chaparral, The Patio Lounge und The Showcase Lounge richtete Michael Abramson (er soll ein schmächtiges Weissbrot gewesen sein) seine Kamera nicht etwa auf die Musiker auf der Bühne sondern hielt viel mehr die rumhängenden und sich sich inszenierenden Zuschauer und Tänzer für die Ewigkeit fest. Nur dank seiner Kamera wagte er sich überhaupt in die fast ausschliesslich von Afro-Amerikanern bewohnten Ghetto's vor in denen die angesagten Clubs lagen.
"Meine Kamera hat mir die Berechtigung gegeben überall hin zu gehen." Bald war er Stammgast, verschoss jeden Abend einige Filmrollen und wurde von der Bluesgröße Lonnie Brooks "The Picture Man" genannt. Die Macher des in Chicago ansässigen Labels Numero Group waren von diesen neun Seiten so begeistert, dass sie sich auf die Suche nach den dazu passenden Tondokumenten und weiteren Photos von Michael Abramson machten. Gegen jegliche rechtlichen Hindernisse ankämpfend veröffentlichten sie im März 2009 ein absolutes Schwergewicht, bestehend aus der Doppel-LP “Pepper’s Jukebox” und einem 132-Seite dicken Buch mit über 100 Photos. Im Trailer ist ein Teil der Bilder ersichtlich und er vermittelt auch gleich einen Einblick in die Qualität der mitgelieferten Songs.
Der verwendete Track "No Better Time Than Now" passt auch vom Titel her perfekt (das muss wirklich eine grossartige Zeit gewesen sein) und kommt von Ricky Allen. Weitere 17 superfette Chicago Blues-Funk Groovers werden geboten. Das reicht von einer Instrumentalversion von Syl Johnsons "Is It Because I'm Black", Bobby Rush oder Artie White zu unbekannten Namen wie Walter "Butterball" Davis oder Little Mac Simmons. Generell liegt der Fokus klar auf dem Funk, klassischen Chicago Blues gibt es nicht zu hören. Von sämtlichen Tracks gibt es auf der Webpage von Numero 30 Sekunden Hörproben. Und die machen süchtig und erzeugen ein unwiderstehliches Verlangen nach den ganzen Tracks.
Was euch erwartet wenn ihr dieses Teil ordert ist eindrücklich aus dem Film ersichtlich, der in den Räumen des Labels anlässlich der der ersten Lieferung entstanden ist. Labelgründer Ken Shipley packt das monumentale Teil zur Musik von Hugh Hawkin's "Bring It Down Front" aus. Was da zu sehen ist, erklärt und rechtfertigt dann auch den respektablen Preis dieses Zeitdokuments.
Auf meine Mailanfrage ob es das Teil denn auch jemals auf CD geben würde, lautete die kurze aber eindeutige Antwort vom Label: "No way!"
Also muss ich wohl über meinen Schatten springen und entgegen meinen Absichten doch wieder Vinyl kaufen. Aber damit gehe ich ja mit der Zeit!
(bluetwang)

Mittwoch, 27. Januar 2010

Tru Thoughts - 10th Anniversary/Various Artists

Mit Verspätung ist jetzt doch noch ein Promoexemplar dieses gediegenen Schätzchens eingetroffen, mit dem das britische Label nicht nur seinen zehnten Geburtstag - als Indie! - feiert, sondern auch souverän dokumentiert, dass es die Nummer eins im offenen Feld zwischen Soul, Funk und Jazz im UK ist.

Die 2-CD-Version bietet insgesamt zweieinhalb Stunden mit Tunes aus allen Schaffensphasen von Tru Thoughts, zusammengestellt von der Label-Crew, sortiert in je eine Downtempo- und Club-CD, wobei die Unterschiede letztlich verschwimmen.

Der Schwerpunkt liegt insgesamt eher bei neueren Produktionen, geht aber insgesamt voll in Ordnung – der Jazz-Faktor ist übrigens recht gering. Es bestätigt sich auch hier wieder, dass Quantic und Alice Russell die besten Pferde im TT-Stall sind, aber auch Namen wie Bonobo, Nostalgia 77, Lizzy Parks oder TM Juke haben ja auch im Glitterhouse-Universum mittlerweile Freunde gefunden.

Für einen überschaubar höheren Preis gibt es die Deluxe-Version mit einer zusätzlichen 60-minütigen CD und zwölf Exklusiv-Tunes, eigens für dieses Projekt aufgenommenen, darunter ganz frische Highlights von Quantic, The Bamboos, Stonephace und einer betörenden Akustik-Version von Kylie Auldists wunderschönem „No Use“. Insgesamt also ein echter Grund zu feiern, mit diesem Basispaket in Sachen Tru Thoughts auch der perfekte Einstieg für Neugierige, ganz ähnlich wie gerade auch mit der „Daptone Gold“-Compilation der amerikanischen Kollegen.

(whirlyjoe)

Dienstag, 26. Januar 2010

The Stag-O-Lee Shakedown! Mutter Kassel Letzten Samstag waren der alte DJ-Haudegen Duke Jens-o-matic und yours truly (als Prince R-man) in der Mutter in Kassel als Plattenleger tätig. Die Mutter, von Beverungen verkehrsgünstig in der Nordstadt der hessischen Metropole gelegen, ist als Kneipe/Club/Bar eine Punk`n´Roll-Institution, die ich schändlicherweise nie zuvor besucht hatte. Dabei ist das Programm (DJs an den Wochenenden) durchaus schwer interessant. Gegen 20 Uhr traf ich den extra aus Stuttgart angereisten Duke in der Bahnhofskneipe auf zwei Pilslängen. Am Telefon fragte ich ihn noch, wieviel Zeug er mit habe? Darauf er: „Vier Europaletten!“ Letztlich waren es aber „nur“ zirka 200 7“-es und 100 LPs, dazu eine CD-Mappe. Alles verschnürt auf einer Art Sackkarre und somit gut gerüstet für drei Jahre auflegen. Nach einem Wagenrad von Pizza trafen wir gegen 22 Uhr gleichzeitig mit Wirt Udo vor dem Etablissement für die Nacht auf. Udo kommt aus Warburg (also um die Ecke) und hat Beverungen mit seinem angelnden Vater schon früh erkundet, man verstand sich also auf Anhieb. Der Laden füllte sich alsbald mit Jungvolk, derweil lief eine hauseigene Compilation mit dem Titel Negermusik. Gegen 23 Uhr übernahmen wir dann die Wheels Of Steel. Die waren von Technics, der Doppel-CD-Player hatte allerdings seine Macken und die Regler des Mischpults hatten wir alsbald auf 11 ½ geschoben. Ohne viel Warm Up ließen wir es gleich ganz gut krachen, R&B, Rock`n´Roll und Früh-Soul bestimmten die Szene. Dazu einige Bopper von’ Lightnin Hopkins und John Lee Hooker. Wir hatten unseren Spass und Jens’ Befürchtung, ich würde zu viel Funk auflegen, war da schon in alle Winde zerstreut. Der Laden füllte sich nur spärlich, man warnte uns vorher vor diversen Gegenveranstaltungen, aber gegen 2 Uhr morgens war die Mutter endlich rammelvoll. Ach ja, die Mutter. Wer noch nicht da war, dem sei erklärt, daß der Laden so etwas wie der Punk`n´Roll Himmel auf Erden sein muß. Leicht angeranzt, aber nicht ranzig, bunt geschmückt mit vielen Flohmarktfunden und kitschigen Wandteppichen, in die man zur Auflockerung schon mal ein UFO eingeklebt hat. Der Laden ist eher eine Art langer Schlauch, mit großzügiger Theke gleich links vom Eingang. Nach ein paar Metern gibt es zwei Durchgänge, von denen aus man in den Hauptraum gelangt. Gemütliche Sitzecken und eine kleine Tanzfläche bestimmen das Bild, das DJ-Podest hinten am Ende ist großzügig gestaltet. Danach kommt noch ein Raum mit zwei Kickern. Wir fühlten uns jedenfalls auf Anhieb wohl und dieses Gefühl sollte sich im Laufe des Abends eher verdichten. Gegen drei tauchten dann die Leute von den Mad Sin und Speed Chicken Konzerten auf, deren Geschrei nach „Rockabilly“ der Duke kurz mit einer Cramps-Single erstickte, bevor wir zu dem zurückkehrten, was wir tatsächlich auflegen wollten. Besonders schön der Übergang von Looking For My Baby (Nightriders) zu Artibella (Ken Boothe) und die nachfolgende Reggae-Selection. Ab vier Uhr spielten wir dann mit etwas größerer Hitdichte, um die Tanzfläche am Kochen zu halten und gegen 5 Uhr liefen die letzten Rausschmeisser. Balladen oder Tränenzieher hatte Jens nicht dabei, da war ich besser bestückt. Aber der Duke zauberte immer mal wieder eine Genialität aus seinem Singles-Koffer, um nach 6-8 R&B-Krachern locker in ein anderes Genre zu schalten. Ist halt ein Profi. So haben wir mehr als 6 Stunden konsequent Ping-Pong aufgelegt und hatten einen Mordsspass dabei. Nach dem Besuch in der Mutter muß ich meine Vorurteile über Nordhessen auf jeden Fall revidieren. Gar schee wars! (R-man) PS: Der junge blaue Mann dort oben ist übrigens King Khan, der zu Kasseler Zeiten hier sein Unwesen trieb. KK Gitarrist Till ist der zweite Besitzer der Mutter und war am Samstag gerade frisch von einer Australien Tour heimgekehrt.

The Bamboos feat. Kylie Auldist - On The Sly

Das neue, chronologisch “4” benannte Album der australischen Top-Funkateers The Bamboos steht in den Startlöchern, vorab erscheint diese feine 12-Inch-Single, veredelt mit der grandiosen Soulstimme der alten Weggefährtin Kylie Auldist.

Bamboos-Mastermind Lance Ferguson gelingt hier als Writer und Producer ein erdiger Midtempo-Groover mit bestens austarierten Bläsern und einer fetten Orgel, darüber Kylies mächtige Vocals.

Auf der Flipside findet sich neben dem Instrumental auch ein Uptempo-Stomper mit den Vocals des ehemaligen Westcoast-Rappers Lyrics Born aus dem Quannum-Umfeld, der sich zu einem veritablen Soul-Shouter entwickelt hat. Deepest Funk Shit für die Heavy Rotation!

(whirlyjoe)

Samstag, 23. Januar 2010

20th Century Steel Band - Warm Heart, Cold Steel

Relativ frisch (VÖ: 2. November '09) via Mr. Bongo wiederveröffentlicht ist dieses funky Novelty-Album von 1976. Yep, hier gibt es coole Seventies Floorfiller im karibischen Steeldrum-Sound: „Theme From Shaft“, Barry White und „Papa Was A Rolling Stone“ auf Ölfässern geklopft, damit kann man als Kneipen-DJ durchaus punkten.

Mastermind Michael „Bubbles“ Oliviere aus Trinidad hatte ein sicheres Händchen in Sachen Selbstvermarktung, denn auch die lässigen Outfits auf dem Album-Cover können als Zeitdokument überzeugen. Auf dem Originalalbum fand sich neben einigem belanglosem Füllmaterial dann aber auch ein echter Smasher aus eigener Feder, denn „Heaven And Hell On Earth“ ist nicht nur für sich eine rare Funk-Perle mit relativ wenig Steeldrums, dafür aber einem mächtigen Bass/Handclap-Groove, der zuletzt 2002 dank eines höchst markanten Samples von Jennifer Lopez („Jenny From The Block“ - tatsächlich eine ziemlich gute Nummer) wieder ins Gedächtnis der Funkateers gebracht wurde.

Reissue mit vier Bonus-Tracks aus den goldenen 70ern.

(whirlyjoe)

Freitag, 22. Januar 2010

HtH in the desert Peter HtH war schon wieder in Afrika und hat seine Kamera mitgenommen. Das hier hat er uns freundlicherweise übermittelt: Im Juli 2009 sind Chris Eckman und ich nach Bamako, Mali geflogen um mit der Tuareg Band Tamikrest im berühmten Studio Bogolan (Ali Farka Touré) ein Album zu produzieren. Tamikrest hat uns daraufhin eingeladen, sie in Kidal, ihrer Heimatstadt zu besuchen. Am 28. Dezember sind wir mit unseren Frauen und einem weiteren befreundeten Paar in den Süden Algeriens nach Tamanrasset geflogen. Ousmane (Bandleader von Tamikrest) und drei weitere Freunde haben uns mit zwei Jeeps abgeholt und in die Wüste geführt. Kidal liegt inmitten der Sahara und das bedeutete für uns einen ca. 2.000 Kilometer langen Trip durch endlose unbevölkerte Wüste.

Wir brauchten abenteuerliche vier Tage um hinzukommen und natürlich genauso lange um wieder zurück zur "Zivilisation" zu gelangen. Wir erlebten unbeschreiblich romantische Szenen, aber ebenso gefährliche wie absurde Situationen. Zu viel um hier zu berichten, vielleicht schreibe ich das ein oder andere Anekdötchen in den Comments. Das von uns inzwischen fertig gestellte Album "Adagh" lief quasi pausenlos während der Fahrt. Bei einer Pinkelpause fingen einige von uns spontan an zu der Musik zu tanzen. Geistesgegenwärtig zückte ich meinen Photoapparat und drehte ein kleines Filmchen der Szene.

Das Album "Adagh" von Tamikrest wird am 1.März bei Glitterhouse erscheinen. Mehr Hörproben gibt es auf http://www.myspace.com/tamikrest.

(Peter HtH)

Dienstag, 19. Januar 2010

....aus gegebenem Anlass heute mal ein zweiter post vom unserem Schweizer Freund bluetwang
SBS zeigt sich solidarisch mit Haiti

Obwohl ich hier in Hyderabad, Indien auch auf Schritt und Tritt Elend und Armut begegne, hat mich die Katastrophe in Haiti tief betroffen gemacht. Weil mein Bruder und seine Frau zwei Mädchen aus Haiti adoptiert haben, liegen mir und meiner Familie dieses Land und die Bevölkerung ganz besonders am Herzen. Seit vielen Jahren engagiert sich meine Familie für dieses so bitterarme Land und die leidgeprüfte Bevölkerung.

Die schreckliche Lage in Port-au-Prince und Umgebung zwingt zu außergewöhnlichen Maßnahmen. Auch in diesem Blog soll für einmal nicht die Musik im Mittelpunkt stehen. Ich rufe deshalb an dieser Stelle zu Spenden für Haiti auf. Sie können zu Gunsten jedes der großen Hilfswerke geleistet werden.

Ich lege Euch aber eine Spende zu Gunsten des Vereins "Help a Child" http://www.helpachild.de ans Herz. Meine Familie kennt die Leiterin des Vereins, Frau Bea Garnier-Merz, seit mehreren Jahren persönlich. „Help a child“ ist in erster Linie eine Adoptionsvermittlungsstelle, die Kinder, unter anderem auch aus Haiti, nach Deutschland zur Adoption vermittelt. Daneben werden in den verschiedenen Ländern auch Hilfsprojekte unterstützt.

Aus aktuellem Anlass ruft der Verein zur Spende für die betroffenen Kinderheime in Haiti auf. Sämtliche Kinderheime aus denen Kinder vermittelt werden, wurden durch das Erdbeben stark beschädigt. Die Kinder eines Heimes mussten evakuiert werden, weil die Einsturzgefahr zu groß ist. Ob sie in ein anderes Gebäude umziehen konnten oder ob sie momentan draußen in improvisierten Zelten leben, konnte noch nicht in Erfahrung gebracht werden. Die Not ist riesig, es fehlt an allem.

Die Kinder brauchen dringend Spenden für Nahrung, Wasser, Medikamente und den Wiederaufbau ihres Zuhauses.

Helft bitte mit!

HELP a child e.V.

Hauptstr. 26

56220 Kaltenengers

"Erdbeben Haiti"

Kontonummer 117 507

Sparkasse Koblenz 570 501 20

Jeder Cent, der für die Kinder und die Kinderheime gespendet wird, gelangt nach Haiti und wird dort für dringend benötigte Nothilfe, Wasser, Essen, Medizin und zu einem späteren Zeitpunkt für den Wiederaufbau und die Instandstellung der in Mitleidenschaft gezogenen Kinderheime eingesetzt. Dafür übernimmt „Help a Child“ die Verantwortung. Direkter und ohne administrative Abgaben kommt eure Spende nirgends den Bedürftigen zu Gute.

Der Verein informiert auf der Seite http://www.helpachild.de/index.php/de/hilfsprojekte-/erdbeben-in-haiti über die aktuelle Situation rund um die Kinderheime.

Ganz herzlichen Dank im Namen der Kinder in Haiti!

(bluetwang)

TV-Tipp Freund Heino schickte uns kürzlich diesen Hinweis auf ein mal wieder recht spätes TV-Vergnügen. Ich wollte mir diese beiden Bands eigentlich damals live in Bonn ansehen, aber irgendwas kam dazwischen... Laut meinem Junior waren dies die beiden besten Bands des Stag-O-Lee-Shakedowns; bei den Fuzztones gab es da doch sehr unterschiedliche Meinungen, bei den Sweet Vandals waren aber alle gleichermaßen begeistert. Also viel Kaffee trinken oder den Recorder programieren: Freitag auf Samstag, 22. auf 23. Januar 2010, 02.00 - 03.30 Uhr auf 3sat 02.00 Uhr Crossroads THE FUZZTONES (Bonn, Harmonie, am 10.10.09) Als wahre Legenden des Garage Rock haben The Fuzztones in den frühen 80er Jahren nicht nur das Sixties-Garage-Revival maßgeblich aus der Taufe gehoben, sondern den Geist des dreckigen, sich nie auf Kompromisse einlassenden Sounds seitdem immer wieder belebt. Was die Seeds, Music Machine, die Sonics oder hunderte anderer Keller-Combos vor über vier Jahrzenten als sinnstiftenden Aufschrei gegen einengende Konventionen formulierten, das hat bei Rudi Protrudis Fuzztones nach wie vor Bestand und Geltung: Rotziger Gesang, Fuzz-verzerrte Gitarren und fiepende Sixties-Orgeln, ein ständiges Toben und Tosen, dazu eine Haltung, die schon von weitem verdeutlicht, dass hier keine Gefangenen gemacht werden. Das Gute daran: Es macht höllisch Spaß! 02.45 Uhr Crossroads THE SWEET VANDALS (Bonn, Harmonie, am 10.10.09) Klassischer Funk, authentischer Soul. Aus Spanien. Auf der Bühne ein nie versiegender Quell organischen Grooves, nennen The Sweet Vandals ihren Stil selbst "Dirty Club Sound": Warm, energiegeladen, uneben, dabei zielstrebig bis ins Mark. Mit Mayka Edjole steht bei The Sweet Vandals eine Persönlichkeit im Mittelpunkt, deren stimmliche Fähigkeiten an Dusty Springfield und deren Entertainer-Qualitäten an James Brown erinnern. Ein Energiebündel par excellence, getragen von knarzigen Hammond-Sounds, dezent verschwitzten Gitarren und einem monsterhaften Deep-Funk, der noch jeden, der ihren Konzerten beiwohnte, zum überzeugten Fan und schweißgebadeten Tanzbündel hat werden lassen. (k-nut)

Montag, 18. Januar 2010

Abt. Bibelfest Sounds Platten 66-77 - 1827 Kritiken

Das Buch der Bücher. Damals jedenfalls. 1827 Kritiken aus der ersten Sounds-Generation, geprägt von Jazz, Prog- und Hippie-Idealen der verantwortlichen Schreiber. Erschienen ist das kompakte Brikett mit seinen über 1500 Seiten anno 1979, zu spät geborene wie ich haben immerhin noch die im Vergleich zum nachtschwarzen Original rot eingefasste Zweitauflage von 1982 bei Zweitausendeins erwischt.

Wobei Sounds ja eigentlich erst ab 77 und der Wende zum Punk bis zum unrühmlichen Ende der Eigenständigkeit anno 83 (zwangsfusioniert mit dem Musik Express) richtig spannend wurde, als Leute wie Hans Keller, Andreas Banaski und vor allem Diedrich Diederichsen die Regie übernahmen. Eine Forstsetzung wäre schon was Feines, wobei ich die guten Sounds-Punk/New Wave-Jahrgänge eh alle nachgekauft habe. Auch heute noch ein echtes Lesevergnügen.

Als Teenager war das Soundsbuch für mich aber wirklich wichtig, ich habe es ziemlich sicher komplett gelesen und tausendmal zum Nachschlagen benützt, weshalb es mittlerweile stark an Seitenausfall leidet. Da das Werk seither nicht mehr neu aufgelegt wurde, sollte ich es vielleicht doch mal neu binden lassen. So sieht das billige Paperback eben mindestens so verschlissen wie die Bibel eines fundamentalistischen Mormonen aus.

Selbst beim ziellosen Blättern stößt man auf ebenso erhellende Analysen wie auf bodenlosen Schwachsinn, was vor allem dann sehr unterhaltsam ist, wenn man die schreibenden Protagonisten (u.a. Ingeborg Schober, Karl Lippegaus, Jürgen Legath, Jörg Gülden) zu unterscheiden gelernt hat. Auch das seinerzeit gerne gepflegte hochkulturelle Ideal möglichst komplexer, womöglich improvisierter Musik von Jazz bis Prog wirkt in der Post-Punk-Ära doch ziemlich lächerlich, immerhin schrieben die meisten Kollegen aber doch mit Herzblut und Leidenschaft. Und deren oft beherzten Mut zur Meinung würde man sich in aktuellen Publikationen gerne öfters wünschen.

Als musikalische Sozialisationsinstanz ist die Soundsbibel jedenfalls von kaum zu unterschätzendem Einfluss. Holt sie euch im Antiquariat eures Vertrauens. Bei Ebay ist sie sicher auch gelegentlich zu kriegen.

(Whirlyjoe)

Sonntag, 17. Januar 2010

Drei Tage London Ein Reisebericht! In Sachen Stag-O-Lee war ich mal wieder drei Tage in der Metropole London unterwegs, eigentlich unter dem Strich meine favorisierte Stadt unter all denen, die in ein paar Stunden erreichbar sind. Am Mittwoch bin ich zu vernünftiger Zeit (10 Uhr) nach einem 45 Minuten Ritt von Paderborn gestartet (grosses Plus in PB: Parken frei!). Meine Hotelwahl fiel dieses Mal erstmals auf das Cheshire, trotz gigantischer Lage nur 200 Meter von der Tottenham Court Road Station im unteren Budgetbereich angesiedelt. Ein Zimmer in Beverungen ist teurer. Das Cheshire erwies sich nicht nur von der Lage her als absoluter Glücksgriff, auch die Zimmer (klein, aber cool) und das Bad (groß und sauber) übertrafen meine Erwartungen bei weitem. Mein erster Gang führte mich zu Regent Sounds in der Denmark Street, einen Steinwurf vom Hotel entfernt. Auf heiligem Boden -in den Räumlichkeiten entstand z.B. You Really Got Me, das Debütalbum der Rolling Stones und die ersten beiden Black Sabbath Platten- ist nun ein Musikalienladen, in dem Fabulous Penetrators Gitarrist Crispin Gitarren verkauft. Nach reichlich Hallo ging es gegenüber in einem anderen Instrumenten-Shop, in dem Penetrators Bassist Clem Bässe verkauft. Danach stromerte ich durch Soho, checkte den HMV-Laden in der Oxford Street aus, danach Phonica, Sister Ray, den ehemaligen Reckless Laden, Record & Tape Exchange und das Soul Jazz Haus. Ohne auch nur einen Tonträger zu kaufen. Ist mir auch selten passiert. Um 20 Uhr sollte es dann zu Eli Paperboy Reed & The True Loves in den 100 Club gehen. Vorher droppte ich noch in Peter Parker's Rock`n´Roll Club auf einer Bierlänge vorbei. Ein cooler Kellerclub direkt unter dem Regent Sounds Laden, leider gegen 19 Uhr nur von einem Franzosen bevölkert, dessen Rock`n´Roll Dance Class wohl nicht die gewünschte Resonanz erfuhr. Den legendären 100 Club in der Oxford Street hatte ich ganz anders in Erinnerung, schließlich hatte ich vor gefühlten 25 Jahren dort The Prisoners live gesehen. Mir bot sich ein funktionaler Kellerclub, der eigentlich aus nicht viel mehr als ausser einer schmucklosen Bar und Bühne bestand. Über das Vorprogramm decke ich den Mantel des Schweigens und als der True Loves Dummer die Setliste aufhing, wunderte ich mich schon. "Introduction" plus 10 weitere Songs. Dementsprechend war nach 40 Minuten alles vorbei, dann eine Zugabe und nach 45 Minuten endültig Schluß. Der Set war routiniert, aber irgendwie auch nicht mehr ganz so beseelt wie ich das eigentlich in Erinnerung hatte. Das Publikum bestand wie in Hannover übrigens aus größtenteils sehr alten Leuten, ich habe mich tatsächlich zu den Frischlingen gezählt, die Soulies und Souletten, die Modernist und Jung-Soul-Fans sind zu Hause geblieben. Um 22.30 Uhr geht man natürlich in London nicht ins Hotel. Zurück zu Peter Parker's und als ich dort in den Keller kam, legte eine DJane pre-War Zeugs auf, ich tippe jetzt mal auf Duke Ellington und Count Basie, wozu gut 30 der Ära entsprechend gekleidete junge und mittelalte Menschen den Jitterbug (oder sowas ähnliches) tanzten. In die runtergeklappte Kinnlade schüttete ich direkt ein Corona, danach hatte ich aber genug von dem Big Band Getröte. Zwei Querstrassen weiter ging es fast ebenso bizarr weiter. Im Keller eines Privathauses tagte The Stag O Lee Drinking And Preservation Society (!!) - a weekly gathering for the enjoyment of ribald rhythm and blues and rock'n'roll records of an unusual and exciting nature. Die klitzekleine Bar im Keller muß in den 50er Jahren errichtet worden sein, in den 60ern hat man höchstens ein paar Bilder hinzugefügt, der Laden hatte defintiv den Vibe eines illegalen Juke Joints in Chicago direkt nach WWII. In einer Ecke legten zwei Typen mit einem Soundcruiser lupenreinen Rhythm`n´Blues auf. Sehr cool.
Als ich gegen 3 Uhr in der Früh nach Hause wankte, schob eine glückliche Fügung einen Burger King recht nah an mein tolles Hotel und so konnte ich dem vegetarischen Beanburger Meal nicht widerstehen.
Der Donnerstag begann mit einer Überraschung. Aus dem Brausekopf, der die Form einer Protonenkanone aus Raumschiff Orion hatte, kam mit ohrenbetäubendem Lärm ein Wasserdruck, wie ich es noch nie erlebt habe. Schon mal garnicht in London, wo man normalerweise unter den Tropfen hin- und herspringen muß, um überhaupt nass zu werden. Danach ging es nach Camden Town, Sounds That Swing, Camden Lock und Record & Tape Exchange - allerdings ohne Einkäufe. Abends traf ich dann auf die Fabulous Penetrators und Michael Sheehy und Bruder Patrick, ganz großartig unter so vielen herzlichen Menschen zu sein. Nach mehreren Pints traten The Fabulous Penetrators Upstairs @ The Relentless Garage auf. Mit der Brutalität meines Brausekopfs mischte das neu formierte Quintett die drei Folkbands auf, musizierte doppelt so laut und drei mal so schnell. Mit dem neuen Gitarristen Steve sind die Penetrators noch besser geworden, da gibt es keine Frage.
Nach ein paar Bierchen im The Famous Cock (!) und der Buffalo Bar im Keller des Cock's spazierte ich mit Michael noch zu Gaz's Rockin' Blues in der Wardour Street. Der wöchentlich stattfindende Club ist eine wahre Goldgrube, gefühlte 300 vorwiegend junge Leute hatten die 8 Pfund abgedrückt, um zu Gassenhauern wie Yakety Yak und Tunes von Fats Domino oder Connie Franics zu tanzen. Das wurde uns dann auch schnell zu öde und nach einem kurzen Beanburger Stop lag ich dann endlich gegen 4 Uhr morgens in meinem Hotelbett.
Der Freitag ist schnell erzählt. Kurz bei JB's in der Hanway Street nach Platten geschaut, aber wieder nichts gekauft. Danach in Dalston in einem Pub mit den Penetrators getagt und gespeist und schließlich mit 3/5 der Band noch im Dirty Water Club gelandet, um die Buff Medways beim erteilen diverser Garage-Punk-Lektionen erlebt. Billy Childish ist und bleibt eine Schrulle und sein Sound scheint sich seit den legendären Milkshakes Tagen nur unwesentlich verändert zu haben.
Um Mitternacht war ich aber platt, den Shing-A-Ling Club musste ich leider streichen. Schließlich klingelte um 4.15 Uhr der Wecker. (R-man)

Samstag, 16. Januar 2010

Die GastkritikBlues – wahrlich nicht meine Paradedisziplin und deshalb bin ich auch immer dankbar über manche Tips (Little Barrie, Otis Taylor, etc.) der hier regelmäßig schreibenden Experten. Zufällig bin ich nun aber auch mal an ein Kleinod gelangt, dass unter der Rubrik ‚Neoblues’ durchaus besticht. Don Cavalli – ein 35-jähriger in Paris lebender Franzose mit italienischem Namen, der auf seinem Album Cryland einen sehr souligen, psychedelischen Wah-Wah-Blues abliefert. Anscheinend war er früher auch mal als namhafter Rockabilly-Artist unter dem Namen ‚The Lone Drifter’ bekannt, heute tritt er unter seinem eigenen Namen auf und huldigt dem Blues. Mich erinnert es zeitweise sehr an Tony Joe White oder JJ Cale. Weitere große Vergleiche will ich erst gar nicht anstellen, weil man mir dann schon gleich das Laientum anmerken würde. Höret und entscheidet selbst: CD (black caesar)

Freitag, 15. Januar 2010

Abt.: Kamingespräch

Little Feat im Trialog

Part 2

Da sind wir wieder. Alphörner rocken bzw. können ganz schön funky sein. Vielleicht lassen wir euch irgendwann unsere hochalpine „Cissy Strut“-Version (im Nordwand-Echo-Mix) mithören. Bluetwang wurde übrigens gerade beruflich nach Indien abberufen, hat aber alle Feat-Alben auf dem I-Pod und kommentiert jetzt ungelogen aus Hyderabad, während wir auf seinen Weinkeller aufpassen.

Dixie Chicken (1973)

Bluetwang: Immer noch mäßig erfolgreich veröffentlichten Little Feat 1973 mit "Dixie Chicken" ein Meisterwerk. Einer der ganz großen Favoriten für einen Spitzenplatz auf meiner Inselliste. Der von mir sehr geschätzte New Orleans-Groove ist auf diesem Album sehr viel ausgeprägter als zuvor. War da der Einfluss der neu in die Band gekommenen Sam Clayton and Paul Barrere, beide stammen aus New Orleans, zu spüren? Mit "On Your Way Down" wird zudem ein Song der Big Easy-Legende Allen Toussaint gecovert. Einen neuen Aspekt ins Soundgefüge bringen die vermehrt eingesetzten Frauenstimmen im Background. Vor allem bei "Two Trains" sorgen sie für zusätzlichen Druck. Das Gegenteil davon ist "Roll Um Easy" ein äußerst ruhiger und gefühlvoller Song, bei dem Lowell George zeigen kann, welch respektabler Sänger er war. Für mich ist dieses Album ein absolutes Highlight, ich finde keine Schwächen.

Whirlyjoe: Genau! Jetzt geht es erst richtig los mit Little Feat: die Band hat ihren Sound gefunden und liefert ihr Meisterstück ab. Die Basis verschiebt sich eindeutig vom Blues zum Funk, die Gitarren harmonieren prächtig und bei aller Liebe zu Lowells Slide läuft das hier doch besser zusammen, wenn er sich etwas zurücknimmt. Dazu Chormädels und überhaupt fantastische Chorgesänge, funky Percussion und dazu Bill Payne endlich mit richtig Groove in den Fingern.

Und da stimme ich dir völlig zu: der deutliche New Orleans-Funk-Vibe des Albums lässt sich am offensichtlichsten beim Allen Toussaint-Cover erkennen, insgesamt wohl mein allerliebster Feat-Song, den man auch als DJ zumindest zum atmosphärischen Ein- oder Ausklang droppen kann. Neulich haben das bei HtH im Keller auch die ansonsten ja eher rockorientierten Rainravens ganz vorzüglich gecovert. Toll sind ja die seltsam-psychedelischen Elektronik-Sounds, die auch aus „Kiss It Off“ einen wirkungsvollen Trip machen. Und „Two Trains“ ist tatsächlich brodelnd-heißer Funk.

R-man: Ja, da stimme ich euch vorbehaltlos zu, endlich eine Little Feat-Platte wie aus einem Guss. DIE Little Feat Platte. In sich stimmig, kein einziger Ausfall, schön laidback funky und sehr soulvoll (Lowell’s Stimme!). Alles im warmen, von Meister Lowell produzierten, Klangbild. Hier würde sich ein ordentlich remasterter Reissue sicher richtig lohnen.

Die neuen Mitglieder fügen sich durchweg nahtlos ein, Chormäuse sorgen für zusätzlichen Soul, cool rollende Percussion für Extra-Groove, sogar Mr. Payne gibt sich funky (B3, E-Piano, Clavinet) und ordnet sich dem Bandsound unter (das sollte noch anders werden). Teilweise zu low im Mix: die gigantische Slide von Lowell George. Kurze, bissige Licks, in jedem Solo liegt mehr Herzblut als in 80 Minuten CDs aktueller Gitarrenhelden. Und – das hatte man auch nicht alle Tage – zum Abschluss mit Fat Man In The Bathtub (cooler N’awlins Percussion-Groove im Intro), dem ins Mark gehenden, abgefahrenen Juliette (Flöte!) und dem instrumentalen Lafayette Railroad noch mal eine Steigerung. 10 Songs, 37 Minuten. Mehr brauchte man damals nicht zur völligen Zufriedenheit.

Bluetwang: Was Kurioses am Rande: der Titelsong ist für jeden Schweizer in der Version von Polo Hofer's Rumpelstilz ein Begriff. 1976 nahmen sie "Kiosk" als Lückenfüller für ihre damalige LP auf. Daraus ist einer der großen Klassiker des Schweizer Mundart Rocks entstanden. Heute wird er in der Schule gesungen. Obwohl nie offiziell als Coverversion deklariert, ist die Nähe zu „Dixie Chicken“ nicht zu verleugnen.

Hochdeutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=Jy5W5Tlxn3E

Feats Don’t Fail Me Now (1974)

Whirlyjoe: Den Zenit haben Little Feat mit Dixie Chicken also erreicht. Jetzt tritt eine Phase zunehmender Sophistication ein. Der latente Dr.John-Vibe verlagert sich vorsichtig in Richtung Steely Dan. Alles wird ein wenig slicker, der Funk gerät abstrakter. Macht aber eigentlich nichts, denn wenn Lowell seine Slide singen lässt, ist das gerade in diesem etwas polierteren Kontext ein umso erhebenderer Moment. Auch hübsch: die Background-Vocals von Emmylou und Bonnie Raitt.

Bluetwang: Der Vergleich mit Steely Dan drängt sich hier auf. Gerade das Intro von „Skin It Back“ könnte genau so auch einem Album der zweiten großen Band der 70er kommen. Wenn ich mir das jetzt in der indischen Wärme anhöre, beginnen sich auf der Stirn augenblicklich Schweißperlen zu bilden und die Füße zucken. Auch daneben hört man jede Menge deep-fat, southern-fried greasy funk. Beim von heißem Gebläse angetriebenen „Spanish Moon“ ganz low and easy, aber mit der so typisch mitreißenden und vorwärtstreibenden Kraft. Ein Ausfall ist „The Fan“, ein Relikt aus der Zeit des Debütalbums und bislang wohl zurecht nicht veröffentlicht.

R-man: Steely Dan die zweite große Band der Siebziger? Naja, die habe ich damals auch gehört und geliebt, ich war ja eh Sklave des Sounds-Magazins, die Pretzel Logic damals sowas von abgefeiert haben. Feats Don’t Fail Me Now taugt definitiv. Ích hatte die Band ja auch nicht mit dem Debüt entdeckt, wahrscheinlich war FDFMN oder Dixie Chicken meine erste Feat-Scheibe. Die frühen Lücken habe ich dann direkt gefüllt, wahrscheinlich per Mailorder, wie das damals auf dem Dorf so Usus war. Apropos Usus, kennt ihr eigentlich den: Kommt ein Grieche in eine Bank und sagt „Ich möchte ein Gyroskonto eröffnen!“ Erwidert der Bankangestellte: „Das ist bei uns nicht Ouzo!“ Aber ich schweife ab. Tolle Platte, dazu ein cooles Neon Park Cover. Runde Sache.

Whirlyjoe: Zwei Songs möchte ich besonders hervorheben: „Spanish Moon“ brodelt doch ziemlich funky vor sich hin, zum DJ-Spinning reicht es aber auch hier wieder nicht. „Skin It Back“– produziert von Van Dyke Parks! – taugt aber tatsächlich zum Auflegen in einem Funk-Set. Nicht als schweißtreibender Höhepunkt, aber zum entspannten Eingrooven. Der Beat ist schleppend, aber treibend, die Bläser messerscharf, der Bass pumpt stoisch. Da lässt sich gut drauf tanzen, will ich meinen.

Bluetwang: Wie schon „Dixie Chicken“ ist auch „Feats don’t fail..“ ein Album das man in jeder Situation hören kann und das auch nach unzähligen Hörgenüssen einfach nicht langweilig wird! Für mich immer noch fast auf der Höhe von „Dixie Chicken“. Danach begann aber definitiv der langsame Abstieg. Ein erstes Anzeichen dafür dürfte auch das Aufwärmen von zwei Songs von „Sailin’ Shoes“ in einem Medley gewesen sein. Offenbar gab es bereits einen akuten Mangel an neuem, gutem Material.

The Last Record Album (1975)

Bluetwang: So richtig schlecht ist da ja nicht. Aber es fehlt der Druck, der Zug und das Feuer. Einfach so ein bisschen Durchschnitt, auch die Songs. Mit Ausnahme des wundervollen „Long Distance Love“. Einem, für meine Begriffe, der schönsten Liebeslieder überhaupt. Dazu kommt noch „Mercenary Territory“ mit einem (dem letzten?) genialen Slidesolo von Lowell George. Der Opener lässt den Groove der letzten Alben noch etwas erkennen, daneben driftet der Sound beeinflusst von Barrere und Payne immer mehr in Jazz und Fusion ab. Besonders störend diesbezüglich vor allem die Keyboards in „Day Or Night“. Schrecklich!

Mit dem Album im Rücken haben sie es 1976 auf einige der grossen, europäischen Festivals (in Stuttgart zusammen mit den Rolling Stones) geschafft. Daneben wurde in Amerika weiterhin ausgiebig getourt. Für den DJ gib’s hier nichts mehr. Oder findest du noch was Whirly?

Whirlyjoe: Nee, hier dominiert ein betulicher Altherren-Groove, ohne Saft und Kraft. Die Songs haben keinen Biss und die Produktion keinen Dreck unter den Fingernägeln. Irgendwie so aufs FM-Radio ausgerichtet. Da kann man auch Eagles hinterher spielen.

R-man: Ganz klar, Lowell George war da schon auf dem absteigenden Ast und steuerte nur noch zwei Songs zum Album bei. Keine Ahnung ob er nur exzessiv gesoffen oder auch andere Sachen eingeschmissen hat. Die anderen waren nicht in der Lage, ihn adäquat zu ersetzen, wie auch? Spätestens zu dem Zeitpunkt begann ich Bill Payne zu hassen, denn in meinem jugendlichen Ungestüm habe ich ihn damals zum Alleinverantwortlichen für den Niedergang der Band gemacht, schließlich wollte ich diese ganze Jazz-Grütze im Feat-Sound nicht hören.

Beim CD-Reissue kam man auf den unsäglichen Gedanken, zwei Stücke, die auf dem Single-Disc-Reissue des Live-Albums keinen Platz fanden, hinten dran zu hängen. Das machte das Album nicht besser.

Whirlyjoe: Ich finde, The Last Record Album klingt, wie wenn die ganze Band während den Aufnahmen ausschließlich Evian getrunken hat. Jazz ist das auch nicht, eher so ein L.A.-Fusion-Mucker-Mißverständnis. Schwamm drüber.

Ob Little Feat aus diesem Tief noch mal rauskommen, erzählen wir euch im letzten Kapitel. Demnächst hier.

Donnerstag, 14. Januar 2010

SBS-Fashionweek ...dieses hübsche Video schickte uns Whirlyjoe kürzlich, was umgehend zu einer lebhaften Diskussion über einen möglichen künftigen Dresscode für die Stag-O-Lee-Allstars führte. Zu einem verbindlichen Ergebnis kam es dabei nicht. Wir wurden uns noch nicht mal darüber einig ob dicke Männer ihr Hemd in oder über der Hose tragen sollten... Bleibt also die erneute Betrachtung dieses Videos: ganz klar eher was für's Auge als für's Ohr - unbedingt bis zu den Tänzerinnen durchhalten! (k-nut)

Mittwoch, 13. Januar 2010

Der Beatles Starschnitt Bei meinen einsamen Trails durch das www stosse ich immer wieder auf interessante Sachen. Der Twenty Flight Rock Blog hat jetzt tatsächlich die saucoole Idee, den Bravo-Starschnitt der Beatles per Download anzubieten. Wie im Heft Stück für Stück, die ersten drei Teile gibt es schon. Viele werden sich nicht mehr erinnern, aber auch vor mehreren Jahrzehnten gab es schon das Bravo Magazin und der Starschnitt war schon ein echter Clou. Im Prinzip ein lebensgroßes (?) Poster eines angesagten Rock/Popstars oder einer Band. Im jeden Heft ein ganzseitiges Teil zum ausschneiden und irgendwann mal eine Anleitung, wie die Teile denn zusammenzufügen sind. Ich habe das damals auch mal versucht, ich weiß ums verrecken nicht mehr um welchen Act es sich handelte, aber es war ein ziemliches Gematsche und sah nicht wirklich so aus, wie ich es erhofft hatte. Also, wer noch eine Wand in seinem Wohnzimmer frei hat und Fan der Fab Four ist, der sollte hier mal schauen. (R-man)

Dienstag, 12. Januar 2010

Spoonful #29 O How She Dances Nach Spoonful #14 und #27 nun der dritte Solo-Mix von Mad Daddy. Das Grundgerüst bildet eine CD, die mir der Sammler und Jäger neulich schickte, wobei ich eine Handvoll Tracks (z.B. eine nicht auflegbare 7 ½ Minuten Version von Paint It Black) gegen einige noch immer brandheiße Cuts aus einem früheren Päckchen des Meisters ausgetauscht habe. Wie gewohnt mit der typischen Mad-Daddy Schräglage und hohem Rock`n´Roll-Anteil (Bobby Moore, Clarence Frogman Henry, Little Junior Parker) und viel Garage (Chocolate Watch Band, The Animals, The Wailers, The Kaisers, The Sparkles), dazu solche Großartigkeiten wie The Delmonas gefolgt von Keith Blake (godlike Übergang!), einen völlig losgelösten Hound Dog Taylor, Jewel von T. Rex, Sish Kebab Yéyé oder den fast (aber nur fast) akzentfreien Johnny Cash. Wildstyle. Hope you dig. (R-man) hier

Montag, 11. Januar 2010

Im gesegneten Alter von 84 Jahren ist diese Woche Memphis-Producer-Legende Willie Mitchell gestorben. Der Mann prägte den Southern Soul und speziell den klassischen Label-Sound von Hi Records wie kein anderer. Wenn man die größten Aufnahmen von Al Green und Ann Peebles hört, hört man vor allem auch die grandiose Produktionskunst von Mitchell. Tight & together ist hier keine Untertreibung, über viele Jahre perfektionierte er diesen speziellen, knarztrockenen Minimalismus, der schon mit den allerersten Tönen jedes einzelnen Songs identifiziert werden kann. Der Mann ist ein verdienter Held der Soul History.

Diese ebenso schöne wie angemessene Würdigung erreichte uns aus dem Daptone-Headquarter:

Willie Mitchell 1928-2010

On Tuesday morning, January 5th, producer, musician, arranger Willie Mitchell died of a heart attack. He was 81 years old. For everybody here at Daptone, myself in particular, Willie Mitchell is a legend and an inspiration in our daily work.

Born in Ashland, Mississippi, Mitchell began playing trumpet at age eight and later studied music at Rust College in Holly Springs. After a stint in the army, he moved to Memphis in 1954 where he found employment as a bandleader for the Manhattan Club and a producer for the Home of Blues label. In 1961 he joined Hi Records as a producer and artist, and throughout the sixties released a number of R&B instrumentals in his own name alongside countless records he arranged and produced for other artists.

In 1970, Mitchell stopped touring as a bandleader and took the reins of Hi Records as executive vice-president. He met and signed Al Green in 1971, and began an era of prolific hit-making. He put together a historic rhythm section by matching the Hodges brothers (Charles on organ, Teenie on guitar, and Leroy on bass) with drummers Howard Grimes and Al Jackson Jr. (when the latter was not busy cutting sides with the MG’s down the way at Stax.) As a songwriter, arranger, producer, and engineer, it was Mitchell who truly crafted the “Hi Sound” in his humble little studio at 1320 South Lauderdale. When you listen to great Hi recordings – not only Al Green, but Ann Peebles, OV Wright, Otis Clay, Syl Johnson – the distinct sound of Mitchell’s productions is unmistakable: sweet and warm, tough and dry, beautifully simple, and divinely soulful.

In 2007, friend and journalist Matt Rogers accompanied fellow Daptone producer Michael Reilly and myself on a trip down to Como, Mississippi to record some local gospel. On the way down, we made a brief detour in Memphis to drop in on what was by then renamed 1320 Willie Mitchell Boulevard. Not only did we find Royal Studios up and running in a state nearly unchanged since it’s early-seventies heyday, but we were fortunate enough to meet Willie Mitchell there, still making records, albeit with a little support from his godson Boo and his cane. With his thin moustache, his wiry hair, his walnut complexion, and his penchant for profanity, he reminded me very much of my own grandfather. His eyes and his smile, however, assured me that he was in fact the genuine article, shining at me mischievously just the way they had from the cover of his Solid Soul album. Though I don’t normally tend to be much of a fanatic, it was all I could do to keep from gushing. Here stood the man who had produced I Can’t Stand the Rain, A Nickel and A Nail, Any Way the Wind Blows, and Let’s Stay Together (the last of which he co-wrote). As I began to bury him in a flurry of mundane questions about how he had mic’ed drums, whether Syl Johnson had influenced Al Green or the other way round, how he had modified his mixing console, what had inspired his horn charts and what mic he used on them, he interrupted me. He looked me in the eyes and told me, “The only thing you need to make a record are these… and this.” He pointed to his ears and to his heart. With that one sentence he taught me more about making records than I could have learned from any engineering or arranging school in the world. To this day, whenever I find myself frustrated or thwarted by the challenges I meet at the mixing board or at the piano, I remember his words, and though I can’t always find the answers, I always know where to look.

When someone dies, people always say, “He’ll live on in our hearts”. Willie Mitchell, however, will live on not only in our hearts, but also in our ears, because we plan to listen to his records for a long, long, long time. Rest in Peace Papa Willie.

-Gabriel Roth, aka Bosco Mann

Sonntag, 10. Januar 2010

Abt.: Kamingespräch Little Feat im Trialog Part 1 Sonniges Wetter und beste Schneeverhältnisse in den Schweizer Alpen, da nahmen R-man und ich die Einladung unseres eidgenössischen SBS- und Spoonful-Mitstreiters Bluetwang gerne an, packten unsere Snowboards ein und verbrachten ein lustiges Wochenende in Bluetwangs herrlich gelegenem Chalet. Mit dem Fernglas konnte man sogar Roman Polanski mit der Fußfessel erkennen. Neben exzessivem Trendsport wollten wir uns aber auch dem schönen Thema Little Feat annehmen, quasi als Fortsetzung unseres Steely Dan-Wochenendes vom Februar 08. Dies geschah dann tatsächlich am wärmenden Kamin, leckeres Raclette gab uns die Kraft für kontroverse Diskussionen und auch Bluetwangs gutsortierter Weinkeller sorgte für Inspiration. Und dazu die Musik von Lowell George und seinen Mitstreitern, kann man tatsächlich ein Wochenende lang anhören. Schnell einigten wir uns darauf, das Oeuvre nach Lowells Tod 1979 zu ignorieren, obwohl sich K-Nut als Nachlassverwalter angeboten hat. Er hat dann aber leider kein Visum für die Schweiz gekriegt. Ich habe die Band in den frühen Neunzigern mal live erlebt, da hat man auch echt nichts verpasst. Nehmen wir uns also die acht Alben bis zu „Down On The Farm“ vor, chronologisch geordnet und immer mit einem offenen Ohr für mögliche DJ-Tauglichkeit im Spoonful-Modus – vielleicht finden wir da ja tatsächlich was.

Little Feat (1971) Whirlyjoe: Das Debüt hat den eigentümlichen Feat-Groove noch nicht zu bieten, manches klingt nach erdigem Blues und auch ein wenig nach The Band. Zwei Songs für die Ewigkeit sorgen für Ergriffenheit – allerdings in Countryfolk: „Willin’“ und „Truck Stop Girl“, beide auch beim zweihundertsten Hören eine einzige Freude. Nicht nur weil Lowell ein toller Sänger ist. Der allererste Eindruck ist jedoch: zur Hölle, was für eine superfette Slideguitar. Die macht Lowell bis heute niemand nach, erstaunlich auch, dass sie im Soundbild so weit vorne wie höchstens noch bei Captain Beefheart steht. Wobei hier auch Ry Cooder als Gast mitmischt. Punktabzüge gibt es für Bill Paynes zu aufdringliches Boogie-Piano. Bei Little Feat nicht wegzudenken, mir aber aus heutiger Sicht zu viel. Und die ruhigeren Songs haben zum Teil so einen leichten Randy Newman-Latenight-Balladeur-Touch, den ich eher uncool finde. Daumen hoch dafür für das Howlin’ Wolf-Cover „Forty-Four Blues / How Many More Years“, das mit dreckigem Blues-Harp und blechernen Vocals wie eine Kreuzung aus dem Original und Dr. John klingt. Im Sound definitiv spoonful, wegen der langsamen und vertrackten Rhythmik aber dann doch nicht tanzbar. R-man: Als beinharter Sounds-Leser konnte man damals nicht vorbei an der Band, die von der ersten Platte an von der Redaktion favorisiert wurde. Ich wünschte, ich hätte mein Sounds-Plattenkritiken-Buch hier und könnte das Review nachlesen bzw. hier präsentieren. Im Prinzip muss ich Joe bei den Songs recht geben, die ersten beiden passen auf jedes Country Rock/West Coast Tape und so manch anderes nicht mehr so richtig ins Jahr 2009. Die Willin‘-Version auf Sailin‘ Shoes geht allerdings tiefer. Habe ich heute verlangen nach Little Feat, würde ich wohl eher zu einem anderen Album greifen. Genau so, wie ich Cahoots (von The Band) wahrscheinlich nie wieder hören werde, was aber nichts über die Qualität beider Alben sagt. Letztlich ist wenig vom 71er Debüt in die klassischen Live-Shows der Band gewandert. Schändlich und unverständlich finde ich es, dass die Firma Warner Bros. Records Inc. nie (das Box-Set mal außen vor) die Tochterfirma Rhino an das Frühwerk gelassen hat, um uns ordentlich remasterte Reissues zu liefern. Fact Nr. 1: Schon vor den Mothers Of Invention war Lowell George der Flöte und Oboe zugetan und spielte die Instrumente so gut, dass er bei mehreren Frank Sinatra-Sessions mitwirken durfte. Bluetwang: Gerade der erste Songs packt mich immer wieder wenn ich dieses Debüt höre. Perfekter Country-Rock mit der von Joe erwähnten superfetten Slide, ein Song für die Ewigkeit. Geschrieben von Billy Payne, ganz ohne die Hilfe des großen Lowell. Schon bald folgt dann mit Truck Stop Girl das nächste Highlight. Die Stripped-Down Version von Willin' gefällt mir auch ganz gut. Die Version auf dem Nachfolgealbum ist dann schon fast ein anderer Song. Tatsächlich hätte es im Rückblick an vielen Stellen nicht geschadet, den klassisch ausgebildeten Billy Payne am Piano etwas zu bremsen. Für mich überwiegt aber klar die Freude an diesem Album. Ein klassisches Rockalbum aus den frühern Siebzigern, aber nicht unbedingt ein klassisches Little Feat-Album. Sailin’ Shoes (1972) Bluetwang: Mit genau solch einem klassischen Rocksong startet dann auch der Zweitling. Könnte auch von vielen anderen zeitgenössischen Band eingespielt worden sein. Als Bluesfan stelle ich fest, dass die reinen Bluessongs von Little Feat nicht unbedingt meine Favoriten sind. Das war auf dem Debüt mit dem Howlin' Wolf-Cover so, und ist hier mit dem Political Blues auch nicht anders. Typischen Feats-Groove gibt's dann mit Sailing Shoes. Schleppend und trotzdem mitreissend. Teenage Nervous Breakdown könnte auch von den Stones sein. Nicht mein Ding. Lässig schleppend und mit viel Slide geht’s dann bis zum Schluss weiter. Für mich sind die drei letzten Songs eine versöhnlicher Abschluss eines Albums, das nicht zu meinen Feats-Favoriten zu zählen ist. R-man: Für mich ist Sailin‘ Shoes das offensichtliche Bindeglied zwischen dem ersten Album und Dixie Chicken. Den 3. Schritt hätte man ohne Sailin‘ Shoes nicht machen können. Was die Bluessongs betrifft, so sehe ich es wie Bluetwang, der Apolitical Blues hat mir nie gefallen und heute schmerzt er so richtig. Mit Teenage Nervous Breakdown konnte ich auch nie was anfangen. Warum? Ich kann es mir nicht erklären. Aber die ersten fünf Songs des Albums taugen ohne Abzug, meine Favoriten sind hier der Tripe Face Boogie (von Hayward/Payne) und die Version von Willin‘. Und hinten raus, da schließe ich mich ebenfalls Bluetwang’s Meinung an, holen sie noch einige Punkte. Aber so mit 20 Jahren Abstand würde ich die zweite Scheibe einer meiner damaligen Top-5 Bands (The Band, die Allman Brüder, Skynyrd…) auch eher als „solide“ einordnen. Brauche ich auch nicht mehr hören, Sailin‘ Shoes hat sich damals in mein Hirn eingefräst. Funktioniert jetzt über total recall. Fact 2: Nach zwei Alben waren Little Feat zwar Kritikerlieblinge, aber die Verkäufe waren nicht der Rede wert. Nach Sailin‘ Shoes löste sich die Band auf und Bassmann Roy Estrada schulte zum Computer-Programmierer um. Whirlyjoe: Also ich finde schon, dass die Band hier schon vorsichtig zu ihrem typischen Fusion-Groove findet. Hier sind die Songs noch überwiegend langsamer und ziemlich blueslastig, aber es steckt schon mehr drin: New Orleans-Swamp-Funk, Bill Payne zumeist an einem ziemlich coolen E-Piano (zum Beispiel am Ende des Videos) und der Slide-Anteil noch immer hoch. Allein - es fehlt an herausragenden Songs, weshalb ich die etwas üppigere Willin’-Version hier sehr zu schätzen weiß. Insgesamt noch nicht der große Wurf. Das Wichtigste an Sailin’ Shoes ist für mich aber wohl das Cover-Artwork, hier vom großen Neon Park erstmals in typischer Manier gestaltet, der Beginn einer wunderbaren Zusammenarbeit mit Little Feat. Bei klassischen 70er Jahre-Alben schlage ich ja immer gerne bei Village Voice-Großkritiker Robert Christgau nach, der hier interessanterweise schon auf die inhaltlichen Dimensionen eingeht und je einen Marijuana- und Kokain-Song heraushörte. Das sollte ja noch Folgen haben. Übrigens hat die angesprochene Sounds-Redaktion Lowell & Co erst mit dem 74er Album „Feats Don’t Fail me Now“ wahrgenommen, zu den ersten drei Alben finden sich dort keine Besprechungen.

R-man: ...Reviews vielleicht nicht. Aber jetzt muß ich zu meiner Ehrenrettung dann doch mal in den alten Ausgaben wühlen. Ich erinnere mich noch an eine Feat-Story, da stand unter jeder Coverabbildung: "Wherever you see that record, grab it!" So jetzt aber ab zum Alphorn-Workshop, schließlich wollen wir im Ausland auch was lernen. Fortsetzung folgt.